An das Bundesverwaltungsamt 50728 Köln.

Berlin, den 8. September 2008

IV 06 – 01 1 73 182 6/19
BAFÖG-Rückzahlung

Sehr geehrte Frau ***,

ich beziehe mich auf Ihr Schreiben vom 25. August und darf Ihnen wie folgt antworten.

(…) Aus der Höhe der Beträge ersehen Sie leicht, daß mein Einkommen auch unter Mühen den Sozialsatz nicht erreicht. (…) Insgesamt ist zu sagen, daß ich, auch wenn das in der Gegenwart keinem profanen Selbstbewußtsein mehr entspricht, in einigem Vielen genau das repräsentiere, was man einen genialischen und genau deshalb in unangemessenen Verhältnissen darbenden Künstler genannt hat. Ich mag auch gerne zugestehen, daß ich das kultiviere. Denn das erspart mir manche Scham. Ich kann mir das leisten, weil sie ganz unberechtigt wäre; nämlich stehen meine Arbeitdisziplin und >>>> das aus ihr erwachsene, unterdessen bereits sehr umfangreiche Werk dafür ein. Dieses setzt an die bürgerliche Stelle ökonomischer Scham das arrogante Daseinsrecht der radikalen Produktivität.

Im übrigen lassen die leider fortschreitenden Tatsachen, daß die Öffentliche Hand harte Schnitte in die Kulturförderung gemacht hat und daß die ökonomische Entwicklung insgesamt nicht die Künste, sondern den Mainstream favorisiert, eine Änderung meiner finanziellen Situation auch für die Zukunft nicht erwarten. So muß ich denn darauf aufmerksam machen, daß ich eine Eidesstattliche Versicherung zwecks Offenbarung des Verrmögens bereits abgegeben habe.

Unterm Strich verbleibe ich dennoch höchst zuversichtlich und mit den besten Grüßen:

Ihr
ANH
>>>> Herbst & Deters Fiktionäre

[Hübsch ist auch der Passus, der mir bei der Aufstellung meiner laufenden Kosten eingefallen ist und zudem noch den Vorzug unbedingter Wahrheit hat: “ Wie hoch exakt meine Stromrechnung ist, weiß ich gar nicht, auch nicht, wann ich zuletzt bezahlt habe. Da ich kein eigenes Konto mehr besitze, bitte ich bisweilen Freunde um Ausgleich und gebe denen dann die Rechnung. Welchen es diesmal „getroffen“ hat, weiß ich nicht mehr. Es könnte auch sein, daß hier bald mal wieder der Strom abgestellt wird. Ich sehe dem mit Grundvertrauen entgegen.“]

86 thoughts on “An das Bundesverwaltungsamt 50728 Köln.

  1. vielleicht sollte ich darauf als vordruck zurückgreifen? allerdings müsste ich „das sehr umfangreiche Werk“ und die „radikale Produktivität“ streichen. und ich teile auch nicht ihren eindruck, dass diese sich an die bürgerliche stelle ökonomischer scham setzt, sondern denke, sie argumentieren genau mit den mitteln, die ein bürger zu goutieren weiß: fleiß.
    ich frage mich auch, ob die sachbearbeiter mittlerweile nicht einen ordner ähnlich heroisch beschwörender briefe prekärer existenzen versammelt haben, und sie einmal herausgeben sollten? es zeigt ja eigentlich etwas sehr sympathisches, die scham, die man empfindet bei gleichzeitig trotziger selbstbehauptung („arrogante Daseinsrecht“), es zeigt aber auch, wie wenig man sich so von einem wertesystem gelöst hat, dem man sich eigentlich entschreiben wollte, oder?
    vielleicht sollte man doch einfach die leere lohnsteuerkarte verschicken und die einnahmen und ausgaben auflisten. so hätte kafka es vermutlich gemacht.

    1. @stabigabi5. Ich denke, daß Sie, was den Fleiß anbelangt, irren. Der spielt überhaupt keine Rolle im bürgerlichen Wertesystem des Hochkapitalismus; eine Rolle spielt in Einkunft meßbarer Erfolg; es ist ganz wurscht, ob der „erarbeitet“ wurde; es reicht, wenn er da ist. Dieses ist das Eine. Man kann das übrigens auch ästhetisch betrachten im Vergleich von Kunsthandwerk einerseits, zu dem der Pop gehört, und Kunst andererseits.
      Zum zweiten, Kafka. Der lebte – geldbezüglich – in einer besseren Situation als ich (in anderen Bezügen geht es m i r deutlich besser); immerhin hätte er Einnahmen auflisten können, und da er kinderlos war, wären seine Ausgaben auch deutlich geringer gewesen als die meinen. Zudem habe ich seit bestimmt anderthalb Jahrzehnten keine Lohnsteuerkarte mehr gesehen, geschweige selber gehabt.
      Und schließlich zu einem Dritten: Ich denke, daß Briefe wie der meine tatsächlich nur aufgrund von Leistung legitimiert sind; die Vorstellung eines leistungslosen Daseins ist mir grundfremd und auch unangenehm. Ich halte nicht viel vom Geist über den Wassern, sofern nicht ich selbst ihn tätig schweben lehrte.

    2. waren das nicht sie, der andere wertesysteme gerne bemüht? wie machen sie dann das einem buddhisten klar: „die Vorstellung eines leistungslosen Daseins ist mir grundfremd und auch unangenehm.“ und was macht ein erwerbsloser mathematiker? soll der auf eine handvoll formeln verweisen? glauben sie, die leistung eines schriftstellers bemisst sich allein in regalmetern? ich habe begriffen, es gehört zu ihrem selbstverständnis unbedingt dazu.
      und, mit verlaub, aber mit dem bundesverwaltungsamt haben sie es wohl kaum mit dem hochkapitalismus zu tun. ansonsten haben sie recht. nur finde ich ihre mittel, wie so oft, einfach unverhältnismäßig. aber das ist scheinbar ein wesen ihrer kunst, die auch einen rückstellungsbrief mit einbeziehen kann. ihren seitenhieb auf den pop verstehe ich in diesem zusammenhang nicht.

    3. @stabigabi5 Mir ist der Buddhismus fremd; deshalb würde ich keinem Buddhisten je meine Vorstellung von leistungsorientiertem Leben nahebringen wollen; mir ist auch Lebensverneinung oder der Versuch fremd, sich seiner Bedürfnisse zu begeben; im Gegenteil will ich ja so viel Lust wie nur möglich von diesem Leben haben; für den Verzicht ist nach dem Tod, da bin ich mir sehr sicher, noch Jahrtausende Zeit.
      Was ein erwerbsloser Mathematiker macht, weiß ich nicht; immerhin hätte er doch Zeit zu forschen oder seine Kunst – ich halte die Mathematik für eine und habe viel Achtung vor ihr – auf etwas anzuwenden, das sich lohnt. Das gleiche gilt selbstverständlich für erwerbslose Handwerker; die könnten Wundervolles bauen in ihrer erwerbslosen Zeit. Finden Sie nicht?
      Und was Sie an meinem Brief unverhältnismäßig finden, müßten Sie mir schon erklären. Unverhältnismäßig ist die ökonomische Sorge, in der ich trotz meines Werkes existieren muß, während Leute mit minderer Begabung und minderer Kraft mit Geld und Anerkennung vollgespuckt werden. Unverhältnismäßig ist die rigorise Form von Ablehnung, mit der ich seit meiner Schulzeit unentwegt zu tun gehabt habe und weiter zu tun habe.
      Was meinen Seitenhieb auf den Pop anbelangt, so setze ich Einkunft zu kompositorischem Vermögen in Beziehung.

    4. was lohnt das leben? die lust? wo die einen verzicht sehen, sehen die anderen gewinn. gehen sie nicht doch insgeheim davon aus, das wir, alle menschen, doch auf diese und jene weise funktionieren, und lustgewinn nur auf sehr wenigen wegen möglich sei, und, ergo, alles andere selbstverleugnung wäre?
      mir ist der buddhismus auch fremd, aber er kommt mir in den momenten meines lebens entgegen, wo mir mein eigenes wollen nicht minder fad und fremd vorkommt, da hat er eine antwort, scheint mir. ich finde es manchmal erstaunlich, wie eins sie mit sich sein müssen. kein bisschen zerrissenheit trotz so vieler avatare?
      so viel wie möglich von diesem leben haben. hm. ist das nicht auch eine form von individuellem hochkapitalismus?
      sehen sie, berufe sind dazu da, dass sie über sich selbst hinaus weisen, ein handwerker ist unter umständen mit seinem handwerk nicht besonders identisch, er übt es aus, weil er es gelernt hat, weil er es kann, weil es ihn und vielleicht seine familie ernährt, vielleicht sollte er lieber mit dem surfen beginnen, in seiner erwerbslosen zeit.
      ja, diese ablehnung, die sie zu spüren vermeinen, liest man hindurch. es ist die art vorauseilenden erklärungsnotstands, die ich, verzeihung, in ihrer unverhältnismäßigkeit so komisch wie bezeichnend finde. ich glaube, ich verstehe das ganz gut, frage mich nur, ob man so nicht letztlich die angriffsfläche vergrößert?

      begabung und kraft, darauf zählen sie, nun, ich würde sagen, analyse und stil, wenn ich auf etwas setzen sollte, was ich besonders schätze.
      auch ihren groll verstehe ich ganz gut, allein, es gibt nur einen weg der würde dabei, scheint mir: kill them with kindness.
      (viele asiatische kampfsportarten kreieren ihre abwehr nicht aus dem widerstand, sondern aus dem, was man als ein hindurchgleiten lassen des aggressors bezeichnen könnte. es ins leere laufen lassen.)

    5. @stabigabi5. Japanische Kampfkunst. Das ist richtig, aber ich bin kein Asiate, sondern durch und durch, und mit Leidenschaft, Europäer. So fasziniert ich bisweilen von Asien auch bin – mehr allerdings von Indien, das eigentlich nach Asien gar nicht gehört, sondern sehr viel mehr vom mir ebenfalls nahen Orient hat. Wobei to kill them with kindness hübsch gesagt, aber realitätsfremd und, zumindest auf meine Belange, kenntnislos ist. Dagegen hielte ich Kohlhaas – man mag sagen, was man will, das Wort „würdelos“ trifft ihn sicher ebenso wenig wie Penthesilea; ich halte ihn bis heute für im Recht.
      Im übrigen handelt es sich nicht um einen Erklärungsnotstand, sondern schlicht um eine Erklärung, die ihre Berechtigung deshalb so polemisch vorweist, weil die Situation an sich eine unangemessene ist.

    6. stabigabi, irgendwie schwingt in Ihrem hier zur Schau gestellten Amüsement ein wenig Hochmut mit, nein? – Analyse und Stil sind Ihre „Steckenpferde“. nun: Herbst scheint mir seine finanzielle Lage gänzlich analysiert zu haben, und daß sein Schreiben oben keinen Stil besäße, können Sie nicht wirklich behaupten.
      Wohlgemerkt: Nicht jedem muß eine Rhetorik der Selbstvergewisserung, die es ja ist, gefallen. Andererseits, da hat >>> sumuze etwas getroffen, gibt es in der Gesellschaft insgesamt immer mehr Menschen – nicht unbedingt Künstler – die sich eben der Unverhältnismäßigkeit zwischen Selbstanspruch und Arbeits“markt“situation ausgesetzt sehen, welche Herbst hier formuliert.

      Mutig, finde ich, daß er das öffentlich macht.

  2. frau *** hat glück gehabt bedenke, lieber herbstzeitloser, dein schreiben ist so etwas wie ein geschenk für sie. sie, die in deinen zeilen nach haltung, trost und leidenschaft sucht, ist vor allem beglückt von deinen „besten grüßen“. bleibt abschließend anzumerken, daß es ein (!) bester auch getan hätte. aber wir leben in inflationären zeiten.

    1. Bedenken Sie, g.emiks. Daß ich hier wie anderswo mit meiner realen Existenz spiele. Dies ist kein Nintendo.

      [bester gruß wäre aus klanglichen Gründen nicht gegangen; die Mehrzahl ist heller; der eine, beste, zöge hinab.]

    2. nin|tenz immerhin, mit einem nintendo können sie spielen, mit ihrer existenz, zumal ihrer realen, sollten sie es besser nicht.

      [und was den gruß angeht: ein satz voller „singularitäten“ (strich, ich, ihr) sollte nicht durch die „pluralisierung“ inflationär denaturiert werden. also, nichts für ungut und mit bestem gruß]

  3. Das ist sehr anrührend, auch wenn die Stundung von Zahlungsverpflichtungen aufgrund akuter Zahlungsunfähigkeit längst zum täglichen Brot sowohl in Handwerk wie unselbstständiger Beschäftigung gehört. Und andernorts dem Mehrwerthecken ein Wasser seiner Mühlen wurde.

    Leistung aber ist ein Wort, dessen Facettenreichtum zu oft unterschätzt wird. Ihre ein wenig naive Verwendung hier (Geist über Wasser = leistungsfrei?) hoffe ich doch (demnächst?) aufgehoben zu finden.

  4. das arrogante Daseinsrecht der radikalen Produktivität »das arrogante Daseinsrecht der radikalen Produktivität« erhält Verfassungsrang und findet Aufnahme in die Menschenrechts Charta der Vereinten Nationen. (Die Hauptforderung der GPP Global Poetry Party)

    Der Tag wird kommen, an dem die Reinkarnation Andy Warhols Sie in seiner factory – Ihrer Pop-Definition wegen – handwerklich kunstvoll eindosen wird 😉

    Möge sich der Segen des Buddha erfüllen.
    Mögen alle Wesen glücklich sein.

  5. hochmut liegt mir fern, zumal ich, wie viele andere auch, jährlich nämlichen antrag zu stellen habe, und ich könnte wetten, meine restschuld übertrifft die eines anh, aber wir sind hier ja nicht beim künstlerarmtusquartett. mutig finde ich ehrlich gesagt was anderes. die klagen der künstler übers fehlende geld sind mittlerweile zum eigenen genre geworden (artmann brauchte einen neuen wintermantel, kafka fragte, ob bei einer veranstaltung straßenanzug genüge, und setzte gleich hinterher, ach, was frage ich eigentlich, ich habe keinen anderen etc) die bitternis, die jeder kennt, der keinen vermessenen welterfolg vorweisen kann, denke ich, ist vielfach festgehalten worden. es ist in gewisserweise poetologisch sehr konsequent, diesen bettel hier einzustellen, aber mutig? konsequent, weil es dem kosmos herbst entstammt, und weil sich bei herbst eben alles um herbst dreht. ich stelle mir nur die sachbearbeiterin vor, ist sie vielleicht belustigt, ist es ihr egal, wollte sie das wissen, muss sie überhaupt dahingehend aufgeklärt werden, was es oft bedeutet, als künstler zu arbeiten? hätte es nicht eben auch eine leere lohnsteuerkarte (lässt sich beantragen und bekommt man jährlich zugeschickt) und der schlichte hinweis auf das fehlen von ausreichenden einkünften getan? muss man sich aus allem einen, wie ich finde, narzisstischen kranz winden? aber gut, es ist eine frage des stils, sicher, mir kommt er eben manchmal operettenhaft und ausgeplüscht vor, aber, warum nicht, ja. dagegen erscheint mir das arbeitsjournal viel näher an einem kruden eingeständnis der erfolglosigkeit, was für mich, in seinem resignativen ton, genialischer klingt, weil es sich sein versagen nicht mehr in einen persönlichen gewinn umschreibt. mir scheint, dies ist um ein vielfaches moderner, als das genie herauszustreichen, so kommt es mir zumindest vor. aber, ich sehe, die räume sind hier in vielen stilen ausgestattet. das hat methode, aber mir ist ein messerscharf analysierter wahnsinn manchmal lieber. mit preisen bespuckte kollegen, denen man pauschal begabung abspricht, halte ich für danebengegriffen. gleichwohl verstehe ich den groll, der wenig nützt.

    1. @stabigabi5. „denen man pauschal begabung abspricht“. Wo hab ich das pauschal je getan? Weil ich bekanntlich keine Verrisse schreibe oder das doch nur sehr sehr selten getan habe in meinem Leben, vielleicht waren es zwei, vielleicht drei – – sind eher Loblieder bekannt, die ich auf Kollegen singe, und es ist mir dabei wurscht, ob sie bepriesen sind oder nicht. Was n i c h t geht, allerdings, sind nach Döblin benannte Preise für Zweisiebteltalente wie Kumpfmüller, weil er SPD-Wahlkampf mitgeführt hat und dafür entlohnt werden soll. Auch nach Kleist benannte Preise für Dirk von Petersdorffs und Hölderlin-Preise für Robert Gernhardts halte ich für Kulturkatastrophen. Umgekehrt, ich schrieb das bereits, würde ich für mich selbst, und darbte ich noch so sehr, aus Gründen meiner ästhetischen Haltung keinen Heinrich-Böll-Preis annehmen und hätte bei einem Friedenspreis, des Preis-Namens wegen, zumindest schwere Bedenken.

    1. gabi stabigabi , warum gehen sie bloss so scharf ran ?
      ( ich möcht mich hiermit auch nochmal bei ihnen, anh, für meine groben takes entschuldigen – diese waren echt völlig überzogen )
      ich meine gabi, haben wir hier wirklich etwas auszufechten ?
      ich meine herbst weiss doch garantiert mit was er sich in der – vor allem literarischen – öffentlichkeit anlegt.
      ist das sympathie was uns da treibt ?
      ich weiss es für mich jedenfalls echt nicht mehr und deshalb gehe ich zumindest hier so gut wie raus – als kommentator.
      sorry nochmal : hommeautomne …

    2. ich find mich eher milde. scharf sähe anders aus.
      nun gut, die frage ist berechtigt. die wahrheit ist, ich fände es einfach schöner, wenn so ein begabter selbstdarsteller irgendwie, hm, also, ja, sich selbst besser beim verfertigen der gedanken beim bloggen beobachtete, wenn man das so sagen kann, weil das für mein begriffe, aber, ach, sie haben recht, why should i care. es war nur meine eitelkeit, die dachte, sie hätte was zu sagen, was vielleicht das schreiben hier etwas bereichern könnte. hat sie nicht. ich sollte wieder löschen, oder wollen sie?

    3. was – meine entschuldigung ?
      ich machs kurz gabi – ich kann doch nur mein zeugs löschen.
      ich meine ich fand ja ihre beiträge der letzten tage auf meine echt gut –
      sie haben mich da irgendwie mental zurückgeholt.
      danke an dieser stelle

  6. och, doch nicht den gernhardt hauen, bei so wenig ernstzunehmenden spaßmachern, die deutschland hat/te. schnuffis abenteuer, welt im spiegel, wer hat denn seit busch das bildgedicht so würdig beerbt?
    ja, die preise, gerade erst wurde ein nicht unbedeutender für lyrik eingestellt. beinahe bei jedem kreuzworträtsel lässt sich mehr gewinnen als im deutschen literaturbetrieb. der, soll mans beklagen, wirklich nicht zufällig verfährt. dazu sind preise und stipendien in vielen fällen auch bloß ein schlecht getarntes sponsoring. wenn ich das richtig deute, war bamberg ihnen doch zugetan, und man hört, bamberg sei ein schöner ort. und was hat es erst für symphoniker. andererseits, dafür muss man auch gemacht sein. was hätte gernhardt wohl über bamberg verfasst? nicht hätte er schreiben können: „Dich will ich loben Hässliches, / Du hast so was verlässliches.“ dich will ich loben fränkisches, du hast so was beschtändisches? oder: mir liegt eher provisorisches, anti-inquisitorisches?

    1. @stabigabi5. Ich habe gar nichts gegen Gernhardt, überhaupt nicht und habe nie etwas gegen ihn gehabt. Nur Hölderlin ist nicht angemessen. Einen Valentin-Preis, jederzeit, Kästner-Preis, jederzeit; sogar ein Jean-Paul-Preis oder Wieland-Preis – allenfalls – wäre denkbar gewesen, nicht aber Hölderlin, nicht Kleist, nicht Celan, nicht Benn und Döblin usw. Meine Kritik setzt h i e r ein. (Für mich selber gilt das auch, daß bestimmte Autoren schlichtweg ausgeschlossen sind, weil sie für eine Haltung stehen, die nicht die meine und auch nicht mit ihr kompatibel ist. Deshalb nähme ich sehr wohl einen Ernst-Jünger-Preis, aber auf gar keinen Fall einen Heinrich-Böll-Preis an. Ich nähme auch einen Jan-Carl-Raspe-Preis, aber keinen Dalai-Lama-Preis an. Es geht um Bedeutungshöfe.)

    2. ach was. literaturpreise jetzt richtig sortiert! ruckediguh. der rechte autor sitzt noch daheim…
      soso, den jan-carl-raspe preis, ok, sie müssen handwerklich begabt sein dafür, das wissen sie schon, oder? und direktive befolgen können, ersteres traue ich ihnen durchaus zu, zweiteres, nun ja.
      wissen sie, ich nähme auch den störspülpreis deutscher geschirrspüler an. wenn man narr ist, ist einem jeder hof von bedeutung recht, der sich unterwandern lässt. und hölderlin hätte gegen gernhardt vermutlich wenig einzuwenden gehabt. bei ernst jünger hätte nun ich ein problem, außerdem müsste der zunächst einmal an wolfgang herrndorf gehen, danach könnte ich damit leben, oder ich würde ihn in der bio immer etwas falsch schreiben. und bei böll, so ein mann-mit-den-messern-preis, der stünde ihnen doch gar nicht schlecht, oder? ich würd da vielleicht doch erst mal auf den scheck lugen, bevor sie da nein sagen, nein?

    3. @stabigabi5. Sehen Sie, das genau ist der Punkt. Ich sehe nie, und habe nie gesehen, zuerst einmal auf den Scheck. Der Punkt ist, daß ich nicht bestechlich bin. Und in der Tat lieber umkommen würde, als es zu werden. Ich meine das in allem pathetischen Ernst. Man kann mich töten, aber nicht beugen.
      Sie mögen das veraltet finden, die meisten Menschen finden es veraltet und finden es unpragmatisch, ja dumm. Eigentlich aber finden sie es unbequem und letztlich – gefährlich.

      [Michael Kohlhaas hatte – r e c h t. Bis ganz zuletzt.]

    4. so, sie unverbogener. ganz und gar nicht finde ich das veraltet, aber es gibt dolle sachen, dinge, die, egal in welche richtung man sie schon gebogen hat, immer wieder in ihre ursprüngliche form zurückfinden. die frage ist doch, wem oder was beugt man sich. sie fordern den aufrechten gang, ich halte mich ans bucklicht männlein und übe glaszersingen. jedem stolz wohnt etwas sehr erwartbares inne, finden sie nicht? und joseph k.? hatte der nicht auch recht?

    5. eine berliner anekdote geht so: die sieben-seen-rundfahrt beginnt am kleinen wannsee mit den worten: wenn sie nun nach links schauen, sehen sie die stelle, wo sich heinrich von kleist und henriette vogel umbrachten. dann sagt man lange nichts mehr.

    6. @Heimlicher Weggucker. Sie sind wirklich ein mieser Charakter; es ist schon sehr sinnvoll, daß Sie anonym hämen. Aber da Ihr Zeug auch von anderen mitgelesen wird, denen vielleicht Hintergründe nicht klarsind:
      1) Selbstverständlich gab es diese Versteigerung bei ebay. Nur weshalb hatte das etwas mit Bestechlichkeit zu tun? Ich habe ein Rolle verkauft, und man konnte sich dabei noch nicht einmal wünschen, wie sie ausfiel.
      2) Ich habe keine Sponsoren für den Laptop gesucht, sondern Mäzene. Das ist ein Unterschied. Aber selbst bei Sponsoren wäre es ein offener Handel gewesen. Also für den Fall, daß mir >>>> moobicent meinen Internetzugang sponsorte, wäre es keine Bestechlichkeit, wenn ich für moobicent Werbung machte. Sondern eine Selbstverständlichkeit. Zumal ich – anders als andere – mit den erbrachten Leistungen sehr zufrieden bin.
      3) Und natürlich will ich etwas erreichen, und natürlich bin ich stolz auf meine Besucherzahlen. Sogar s e h r stolz. Aber auch das hat mit Bestechlichkeit nichts zu tun. Sondern mir geleisteter Arbeit. Das interessante daran ist ja eben, daß die Besucherzahlen zustande kommen, ohne daß ich Mainstream und Pop auch nur den kleinsten Magerfinger reiche.
      4) Übrigens n i c h t in Ordnung; aber man kann sehen, was Sie sind.

    7. Der Vogel & der Kleist. Ich bin bisweilen hingegegangen, um am Grab zu stehen. Kleist ist mir sehr viel näher als Kafka. Mehr mag ich dazu nicht sagen.

      [Doch. In Kleinschrift. Meiner Kinder wegen ist Freitod einstweilen ausgeschlossen. Ansonsten empfinde ich seine Möglichkeit als eine große Option der menschlichsten Illusion die wir haben: der Freiheit.]

    8. so wollte ich es nicht verstanden wissen. leben sie lange und wohlbehalten!

      mit preisen besticht man in der regel nicht und sie erhalten sie für ihre leistung. worin bestünde denn die bestechung mittels eines hölderlin preises? man sollte nach den preisgebern fragen, ja, man sollte immer fragen, woher. ariane mnouchkine tat es, obwohl der preis dem namen nach einem tadellosen dichterfürsten, gegen dessen namen sie sicher nichts eingewendet hätte, gewidmet ist. seit ihrer ablehnung vergibt die stiftung keine preise mehr, heißt es.
      kennen sie die globale schwarze liste? und, wissen sie, warum man in die grundlagenforschung zur heilung von aids weniger investiert, als in die lebensverlängernden medikamente? glauben sie wirklich, sie seien nicht verstrickt und die freiheit zum tode sei noch eine heldentat unserer zeit?
      und, wo bitte schön reicht denn ein andreas neumeister etwa (den man im besten sinne wohl zu den ersten des pop in deutschland zählen darf) den kleinsten magerfinger?
      besucherzahlen schnellen auch bei jeder neu gegründeten glaubensgemeinschaft in die höhe, bei allem, was irgendwie mit fester stimme den navi mimt, ist gefolgschaft nicht fern.
      wie viele heizer verkaufte kafka? ach. es ist ihr reich hier. ganz klar.
      kafka oder kleist, kleist oder kafka, ich kenne einen, dem waren beide wohl sehr nahe. und ich halte es für verkehrt, sie gegeneinander auszuspielen. sie müssen die zeiten bedenken, und vielleicht sehen, dass sie wohlmöglich aufeinander aufbauen.

    9. @Heimlicher Weggucker. Wieso verstehen Sie das nicht? Ich will nicht überleben, wenn ich mich dazu beugen muß. Ich werde mich nicht beugen. Und genau das ist eben nicht wahr: „also machen Sie das was alle machen“. Sie hätten es nur gerne so, offenbar. Deshalb meine Bemerkung zum Charakter, die vielleicht unmenschlich war. Wenn, daß man sich beugt, zur Menschlichkeit gehört.

    10. @stabigabi5. Ich spiele Kafka und Kleist nicht gegeneinander aus, sondern sage, daß mir der eine näher, der andere ferner ist. Das ist alles.
      Was Neumeister anbelangt, so mag ich ihn ja persönlich gerne, habe aber mit ihm und dem Pop noch weniger zu tun als mit, hm, sagen wir, Verena Stefan. Daß jemand „zu den ersten des Pop“s gehört, ist in meinen Augen nichts, was ich erstreben wollte, eher im Gegenteil; mir ist Pop bekanntlich nicht erträglich oder nur in ganz seltenen Erscheinungen, wo er Allianzen mit Kunstformen eingegangen ist (ich finde auch das meiste von Warhol schon ganz furchtbar, und in der Musik ist Pop für mich überhaupt nicht auszuhalten, sondern macht mir das Gefühl, mit akustischer Buttercreme zwangsernährt zu werden, und wenn ich kotzen muß, stopft man mir meine Kotze dazu hintennach).
      Im übrigen habe ich einen naiveren Satz als diesen seit langem nicht gelesen: „mit preisen besticht man in der regel nicht und sie erhalten sie für ihre leistung.“

    11. gut, sie erhalten sie für das, was andere dabei als leistung anzuerkennen bereit sind. besser? aber wie wollen sie mit 10 000 euro jemanden bestechen im literaturbetrieb und zu was? und zumal in deutschland? stimmt irgendjemand danach ein hoch auf den ottomotor an, wenn daimler den preis gestiftet hat? und schreibt künftig nur noch autogedichte? ich warte ja schon lange auf einen solchen preis. opel ist mir was schuldig, finde ich. zum pop, später.

    12. @stabigabi5. Sie verstehen Bestechlichkeit hier falsch. Und es sind nicht die Autoren, die bestochen werden. Bezeichnenderweise verdienen die Vermittler an den Preiskarussells ja nun mehr als die „Geförderten“, und wenn es wirklich mal um eine g r o ß e Preissumme geht, etwa bei Breitbach, dann splittet man sie auf. Nein, meine Attacken gehen nicht oder doch nur kaum auf Autoren. Einmal abgesehen davon, daß auch oft solche Dichter Preise bekommen, die es verdienen – aber sie bekommen sie nicht selten aus Gründen, die mit ihrem Werk lediglich a u c h zu tun haben. Man muß sie mögen, sie müssen gut Gitarre spielen zum Beispiel und Gemeinschaftsgeist haben, dann kommen sie zum Beispiel beim LCB immer gut raus; der Rest ist Nebensache. Es ist etwa ein ziemlicher Skandal, daß ein solch großartiger Schriftsteller wie Helmut Krausser bei Preisvergaben seit Jahren übergangen wird, und zwar allein deshalb, weil man ihn persönlich nicht mag.

      Ihre Idee mit einem von Opel gestifteten Preis finde ich ja entzückend, aber nicht den Zusammenhang zu dem, was hier in der Diskussion ist. Ich meinerseits hätte kein Problem, solch einen Preis anzunehmen und würde dafür auch ein Oper-T-Shirt auf Lesungen tragen; das kann ich nicht als Bestechung empfinden, es sei denn, ich wäre der Meinung, daß ein Opel ein schlechtes Auto ist. Im übrigen könnte es Opel passieren, daß ich auf Lesungen nachher zwar das Opel-T-Shirt trage, aber einen Sticker von Austin Martin dazu, weil ich Austins w i r k l i c h schöne Autos finde.

    13. jetzt doch noch das, anh / pop 1. sie müssten generell etwas gegen preise haben.
      warum bin ich jetzt zu faul darzulegen.
      2. in zeiten in denen stockhausen eine pop-ikone ist und leute wie quincy jones
      und viele andere komponisten im popsektor arbeit(et)en – weil der popsektor nämlich nach qualität verlangt ! – oder sehen sie da einen anderen grund ? – irgendwie einen verquasten elitären anspruch hochzuhalten über den jedes teen lacht, weil es vielleicht sich diesen pop über kopfhörere anhört und arrangements zuhört, die man manchmal gar nicht mehr als partituren begreifen – sprich dirigieren – kann : ist man da nicht irgendwie etwas ignorant wenn man pop generell schlecht macht ?
      meinen sie echt dass laurie anderson qualitativ hochwertigere musik dargeboten hat als grace jones ?
      ……………………..
      sie hören sinfonien ( ohne text ) und opern ( mit text )
      was wäre eine sinfonie mit ein paar fundamental eingestreuten schlagwörtern ?
      das wären für sie dann parolen ?
      als kleines beispiel das forellenquintett :
      muss man da nicht auch ersteinmal an forellen denken ?
      wo wäre da der gravierende unterschied zu slave to the rhythm ?
      sagen sie bloss nicht in dem schwierigkeitsgrad z.b. der partitur.
      und sagen sie bloss nicht dass da harmonisch gesehen etwas ultramässig
      divergierte.
      ich gebe ihnen noch die kleine hilfe –
      im pop hat sich z.b. die harmonik in richtung rhythmik verlagert –
      die harmonik wurde abgebaut, die rhythmik wurde ausgebaut.
      warum ?
      die musik wurde unter umständen sexueller.
      die musik mwurde internationaler / interkultureller.
      usw.
      es gibt sicherlich auch propagandistische gründe auf die sie sicherlich negativ abzielen …
      frage mich aber echt, was das soll.
      geh noch einen schritt weiter :
      das kind das das forellenquintett das erste mal hört, liefert sich der komplexität der musikalen struktur aus bis es erwachsen wird und womöglich darüber steht –
      diese komplexität irgendwie erfasst.
      nicht anders geht es bei komplexeren pop-strukturen zu, die ihre komplexität mitunter
      aus dem tonstudio schöpft.
      was beiden allerdings gemeinsam ist, ist oft eine art sorge – die sich durch die verwendung von harmonischem klangmaterial ausdrückt.
      ich sehe da ersteinmal keine grossartige differenz – es sei denn man geht in grössere formen – orchestralere und schon „entharmonisiertere“ – über.
      naja ich führe diese diskussion dahingehend dann nicht mehr denn sie landet dann beim unbewussten.
      möchte aber wirklich mal wissen, wie sie das sehen.
      ( ich höre nämlich erstmal so gut wie alles, wenn es handwerklich gut gemacht ist )
      aber wenn ich mich alleine daran erinnere dass adorno damals stravinsky eine
      hebephrenie antextete.
      oder wolfgang rihm heiner göbbels als jahrmarktsmusiker bezeichnen kann.

      naja – so ist das halt.
      ich meine ihre beschäftigung mit etta scollo – derer musik ich nicht kenne aber die
      wohl auch eher dem popsektor zuzuschreiben wäre ( ? ) sagt es ja eigentlich wieder
      mal ganz genau : sie lieben es halt geistreich zu provozieren.
      mannomann herbst – was nehmen sie da auf sich ?
      glauben sie echt, dass wir kleine kommentatoren hier nicht auch verantwortwung tragen können ?

    14. @ knotscher + stabigabi Zwei Sätze haben mich in dieser Diskussion – die ansonsten recht um Kaisers Bart kreist – hellhörig werden lassen:

      1. „sie müssten generell etwas gegen preise haben.“ –– Müßte er? Gemäß welcher Vorschrift? Und wie stellen Sie, knotscher, diese auf? Sie scheinen nicht zu faul zum Erklären zu sein, sonern belassen es lieber bei einer nortmativen These.
      Ganz im Ernst: Das uns zusammen mit >>> Ihrem tollen Satz von den allzeit bereiten Frauen(!!!)! läßt mich an einer scheinbar doch reichlich vorhandenen Intelligenz schon zweifeln.

      2. „besucherzahlen schnellen auch bei jeder neu gegründeten glaubensgemeinschaft in die höhe, bei allem, was irgendwie mit fester stimme den navi mimt, ist gefolgschaft nicht fern.“

      Interessanter Vergleich. Die Dschungel als Bible-Camp mit Herbst als Hohepriester und der Anderswelt als heiligem Buch? So etwa? Und dann sind wir alle die hinterweltlerischen Schafe aus dem Bibel Belt, ja? und wenn ja: Was sind Sie denn dann, stabigabi?

      Anders gesagt: Habe Sie auch einen Punkt, auf den Ihre Kommentare zulaufen oder wollen Sie den dafür bekanntlich anfälligen Herbst nur provozieren?

      NB: Sie können Josef K. mögen statt Kohlhaas (und das auch noch literaturwissenschaftlich begründen), Sie können sich krümmen, wenn Sie ein Haken werden wollen (Vorsicht mit dem Kreuz!), und zersingen, was Sie wollen… Aber mit welchem Grund sollte eine solche Haltung reflektierter, einsichtsvoller, ehrlicher sein als die Herbst’sche? Oder bilde ich mir dieses (diesen?) innuendo nur ein?

    15. femme – so aus dem bauch heraus –
      wie kann ich den einen preis gegen einen anderen ausspielen wollen ?
      und wer bitte verdiente einen bachmannpreis anderes als bachmann selbst ?
      also in diese richtung würde ich argumentieren, wäre ich nicht zu faul.

      ansonsten sprach ich sicherlich nicht vor der allzeit bereiten frau und sie sprachen
      von der jederzeit verfügbaren frau als domstizierte .. – weiter gingen wir dann nicht,
      weil sie das sicherlich langweilt und mich auch.

      mit ihrem zweifel hatten sie also imgrunde recht.
      das liefe letztlich auf eine diskussion um des kaisers bart hinaus – sagt mir so mein gefühl.

    16. ich bin nur ein schaf ohne stall mit falscher fellfarbe. dies ist nicht meine herde. ich hätte meine gitarre mitbringen sollen, einen einfachen albeniz oder au claire de la lune hätte ich ihnen ehrlich hingezupft. der preis der femme geht trotzdem an den wolf, der meiner großmutter ähnlich sieht. und ich frage, großmutter, warum fährst du so ein schönes auto? (just kidding)
      punkt punkt komma strich, fertig ist das kommunikationsgesicht. ich weiß nicht, ich habe etwas zeit, ich liebe die ablenkung, und es ist halt nett, wenn jemand antwortet. manchmal erfährt man was neues, manchmal kommt man ins grübeln. manchmal möchte man etwas gerade rücken und manchmal liebt man die schiefe bahn, ist das punkt genug? oh, sie verstehen nicht, wer sich biegt, rechtwinkelt nie. das können sie bei thonet sehen.

    17. @gabi stapler Ach, jetzt kommen Sie schon gabi, lassen Sie es doch mal wirklich krachen, das könnte eine befreiende Wirkung haben, bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie aber bitte ihren Arzt oder Apoteker, nicht mich, vielleicht ist Freiheit sich einfach nur mal für etwas zu entscheiden auch wenns wehtut, wer hat Sie denn hier so angefixt, war ich das etwa? Ich hefte das dann in meinen Aktenordner unter „Was soll´s!“ ab.

    18. kraaawumm hasse gesehen, boah! oh, sorry, herr herbst, ich glaub es hat den aston erwischt. doch kafka und kleist sind beide wohlauf.

    19. @gabi Tja, Multiple-Choice-Fragebögen waren schon immer am schwierigsten. Ich nehm das „oder“ in der Mitte. Oder beides, und nicht, oder nicht.

    20. jetzt laufen sie doch nicht weg. sie könnten ihn wenigstens mal probe fahren, die sitze hat schon steve mcqueen gewärmt.

    21. also wirklich, die moden. ich bin seit zwanzig jahren im geschäft, und dann kommt so ein dahergelaufenes sternchen und macht den ganzen markt kaputt.
      ich meine, nicht jeder wird mit so einem getriebe fertig. da denken sie, sie sind jung, sie können das fahren, aber ich sag ihnen, nein, mein freund, und es ist nicht mal eine sache der innovation, es ist eine frage des stils, ja, aber ich frage sie, welche funktion hat er denn noch, der stil. ich sag es ihnen, das ist wie polo spielen, sie setzen sich mit einem aston auf ein pferd und schlagen den ball mit einem ziemlich langen schläger. wenn sie mich fragen, aber gut, sie wollen polo spielen, ganz wie sie wünschen. ich denke, nächste woche kriege ich wieder einen rein. nein, schneller geht es wirklich nicht.

    22. hat jemand heathcliff gesehen? der soll mir mal nach haus kommen. der pontiac hätte gewaschen und gewachst werden müssen. morgen kommt der kunde.
      er ist ja ein guter junge und begreift schnell, aber so läuft das bei mir nicht.

    23. @stabi Sie müssen aber auch immer gleich persönlich werden.
      Lernt man das nach 20 Jahren im Geschäft, in welchem sind Sie denn oder ist die Frage zu persönlich?

    24. also, da machen sie die gucker aber mal gaaanz weit auf. und? wat sehen se? gebrauchtwagen. die besten weit und breit, das brauchen sie mir gar nicht glauben, das werden sie dann schon feststellen. und jetzt bring mir einer den rotzlöffel her. sie entschuldigen, kundschaft.

    25. @ knotscher, was… … soll ich dann von dem Satz halten:

      „potenz – sexuell betrachtet : der mann erschlafft früher oder später ( innerhalb der 24 h eines tags ), die frau kann ( theoretisch ) „immer“…“ ?

      Anführungszeichen hin oder her.

      Was Preise angeht: Wer meint, daß Preise die Person repräsentieren, nach dem sie benannt sind, meint auch, daß Zitronenfalter Zitronen falten, nein?

      Darüber ärgert sich Herbst ja so…

    26. fölten und lacher ich habs gesehen, die machen das wirklich. im baumarkt falten sie die zitronen, gleich bei der gärungssägenabteilung.
      der satz hält sich nicht. praktisch.

    27. wäre vielleicht echt besser du würdest mich jetzt etwas an die lei-heyheyhey–ne nehmen,
      hallo readAn :
      mir ist es lustig und meinetwegen zitronig jetzt auch lieber, wie du weisst.
      irgendwie hat sich meine geistige inhaltlichkeit auch schon so ziemlich erschöpft,
      dass ich mich eigentlich frage ob es noch sinn macht, dir zuzuposten.
      sollte mir vielleicht eher die flasche wein öffenen und dann mal schauen.
      habe ich dich da damals richtig verstanden :
      zitrone ist ein symbol für fruchtbarkeit ?

    28. Hallooo knos Ja, habe ich zumindest irgendwo gelesen aber die Zitrone ist auch so eine Nuss, die ich immer noch nicht geknackt habe. Aber ich ahne den Witz im Voraus, also überrasch mich mal!

    29. @femme : was immer sie wollen, femme können sie von dem satz halten.
      sie können ihn wie er steht anatomisch / medizinisch auffassen – so ich das tun würde –
      sie können aber damit auch entsetzlich über die aussage hinaus spielen – so es ihnen gefallt 🙂

      sicher weiss ich was herbst meinte, femme.

    30. würdigung eines alten (kunst)handwerks früher wurde die zitrone (literatur) gefaltet,
      damit was vom sommer (leben) bleibt.
      heute bleibt der sommer,
      zitronen falten macht also
      keinen sinn.

    31. readAn readAn – da war kein witz im spiel meinserseits.
      und g-mix ( ist da der g-punkt gemeint ? ) speilt auf den klimatisierten
      alptraum an.
      ich dachte du wolltest die zitrone ausbrüten – ein quirliges schätzchen wohl.

    32. @knos Wer wollte die ausbrüten, ich? Ich arbeite immernoch an dem aufgesetzten Vertrag, dauert warscheinlich noch etwas länger, muss man ja mitunter lange drauf warten, auf das Früchtchen!!! Ein Vertrag der Geschlechter ist ein Vertrag der Verträglichkeiten, vertraktester Dimensionen der Unverträglichkeit, juristischer Verträglichkeiten.., macht das irgend einen Sinn? Ich glaube: Nein!

    33. sprach im vom sommer? und meinte den herbst? oder vom herbst? und meinte den sommer? gleichwie. der von ihm installierte poesie-blog vermittelt minütlich wechselnde programme. sättigend, gewiss, aber so unübersichtlich. und so wenig auf den punkt gebracht.

    34. geschlechter passen nun einmal – nomen est omen – schlecht zusammen. verträglichkeiten lassen sich kaum über verträge zusammenzimmern. wäre es nicht zielführender von geschlachtern zu sprechen. dann hätten beiden seiten doch wenigstens etwas zu lachen. oder so.

    35. doch bei harten spielarten exisiert schon etwas wie eine stillschweigende vereinbarung -womöglich mündlich zustandegekommener vertragsabschluss.
      wie aber in der blümchensex oder der flowerpower – ultranische auch.
      so seh ich das zumindest.

    36. @knos da müssen wir dann aber vorher Wunschlistenbestellungen entgegennehmen, egal was man schriebt irgendwer steht trotzdem vor der Tür und klingelt.

    37. @ read An Wahrscheinlich hast Du recht. Will ja auch niemanden „abbügeln“. Vermutlich hat mich ein schlechter Wochenstart nur leichter provozierbar gemacht.

      Und da ich hier nicht weiter mit Zitronen handeln will, hier noch Information aus dem Nähkästchen der old ladies (denen mit leinenener Unterwäsche):

      Zitrone, Limone, ليمون

      Dem Buddhisten (liebe stabigabi) eine gesegnete Frucht,
      für den Juden als לימון ein Symbol für das menschliche Herz,
      seit dem Mittelalter auch im Westen Symbol für das Leben, daher für allerhand Grabbeigaben, Abwehrzauber etc. verwendet. Schließlich – wie so vieles Grüne – über die Reinheit zum Mariensymbol geworden.

      Außerdem gut in Sours und Collinses aller Art. Cheers!

    38. sehen sie femme das ist doch echt müssig für uns :
      sie kennen sich aus, ich habs irgendwie mitbekommen und die anderen störts.
      cheers 2

    39. @femme100têtes. Da ich gerade mit dem Berliner Technikmuseum kommuniziere

      (…) in Anbetracht einer offenbar bereits erfolgten Zusage über die kostenfreie Nutzung unseres Nebelkammer-Schemas zur Verwendung im Rahmen Ihres Literarischen Weblogs DIE DSCHUNGEL. ANDERSWELT kann ich Ihnen – nach Rücksprache mit dem Leiter unseres Historischen Archivs, Herrn Schmalfuß – die Genehmigung zum Abbilden des beigefügten Bildes in dem von Ihnen erwähnten Horen-Band erteilen (…)
      manchmal kann man nur den Kopf schütteln

      als wäre das Schema einer Nebelkammer eine geschützte Erfindung

      fand ich eben, auf der Suche nach >>>> Nebelkammerszenen >>>> dieses, das vielleicht mithilft, aus Ihrem miesen Wochenstart eine schöne Mittelstrecke in der Wochenmitte zu machen.

    40. @femme100têtes und Sabine. Den „Tiefschlag“ verstehe ich nicht, also wenn es einer sein sollte; auch nicht, sowieso, warum… selbst wenn er gegen den proletarischen Ede-Namen gerichtet wäre. Meines Wissens habe ich meine nobilitierte Herkunft nie zu einem Arroganzgrund gemacht, anders als meine Arbeit.

    41. @ Ede Kowalski (cc Sabine) Meinen Sie jemanden bestimmtes? Dann sprechen Sie diesen doch an und benutzen keinen Feigheits-Plural…
      Ich habe in meinem Kommentar an Sabine lediglich auf ihren Verweis auf das „von“ in Herbsts „bürgerlichem“ Familiennamen reagiert. Kritsch, da z.B. >>> dieser Beitrag und >>> jene Diskussion zeigen, wie mit diesem Namen widerlich polemisiert wird.
      Allerdings ziehe ich die Kritik jetzt beim dritten Lesen zurück, denn eine solche Spitze würde nich zu Sabines posting hier passen.

      Also: Pardon, Sabine!

      Ja, da geht er hin, der Ede. (folgendes in contumaciam gestrichen…)
      Was Schachtelsätze angeht: Sie, Ede, haben sich mit Ihrem letzten Fragesatz schon ganz gut geschlagen, sind schließlich aber doch in den Syrten der grammatikalischen Korrektheit (war das pseudo-literarisch genug?) auf Grund gelaufen*!
      Falsches Deutsch = „einfaches, alltägliches“ Deutsch?

      [* Hier die Erbsen einzeln gezählt:

      1) „eigenverliebt“. korrekt: selbstverliebt

      2) „Bombardement von“ meint das direkte Objekt: Bombardement von Magdeburg] – korrekt: Bombardement mit…

      3) „pseudoliterarischer Satzbauweisen und verquerer Bedeutungshöfe“: entweder vom Bombardement abhängig, dann: -rischen und -queren, -höfen oder ein neues Nomen neben B., dann: -rische und -quere

      4) „Schachtelsätze,“: auch nach neuer Rechtschreibung werden Präpositionalfügungen wie „Durch…“ nicht mit Komma abgetrennt.

      So what? Jeder macht mal Fehler. Aber gleich vier in einem sprachkritischen (Grund-)Satz!?!]

    42. @femme100têtes zu Kowalski. die Sicht auf einfaches, alltägliches DeutschMan muß nur d a s einzweimal lesen, um zu ahnen, was hier beschworen wird – und aus welcher vorgeblich Warte – ->> „auf… herunter„! – und welche (unbewußt weiterwirkende) Ideologie dahintersteckt. Ich wollte mich deswegen auf eine Diskussion mit Herrn Kowalski gar nicht einlassen, sondern finde, daß er Derartiges mit seinen Eltern und Großeltern ausmachen müßte – vielleicht nicht gleich so radikal, wie ich selbst das in meiner vierjährigen Psychoanalyse angegangen bin, aber doch ein wenig in diese Richtung getastet. Im übrigen hat Herr Kowalski >>>> eine meiner Eingangsthesen zu den Heidelberger Poetik-Vorlesungen entweder nicht verstanden oder gar nicht erst gelesen, jene ab dem vierten Absatz, der mit „Sprachentschlackung“ beginnt. Sie steht in subkutaner Verbindung mit Hegels Zurückweisung eines „Unmittelbaren“, der Benjamin mit der Zweiten Natur eine urbane Entsprechung formuliert hat.

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