4.54 Uhr:
[Am Terrarium.]
Das ist gestern >>>> ein schöner Gesprächsnachmittag im LCB gewesen. Dann die hübsche Geschichte, die jemand über einen berühmten Kollegen hintertrug, der in einem der vorigen Jahre zu dieser Art Veranstaltung eingeladen war. Also das Procedere ist dieses: jeder der beteiligten jungen Autoren wünscht sich einen sagen wir: „gestandenen“ oder zumindest standfähigen Autor des laufenden Betriebs, um mit jenem, also diesem sagen wir langjährigen-Autor-für-das-Finanzamt über seinen Text zu sprechen… also man kann bei diesem Autor nicht mehr recht von „Nachwuchs“autor sprechen, da sind schon mehrere Bücher, da sind Hunderte Veranstaltungen mit ihm gewesen, da gibt es vielleicht auch längst Sekundärliteratur… also s o einer, der andere hingegen, der einladen läßt (das LCB einladen läßt), i s t Nachwuchsautor, auch wenn vielleicht e r der Dichter (sie die Dichterin) ist, der andere, aber, der sagen wir’s doch: Professionelle steht noch am Anfang seiner Möglichkeiten und/oder ist schon lang über deren Ende hinaus… ach, Leser, es ist alles derart relativ! Gut, Sie wissen, was ich meine, und wer’s nicht weiß, dem kann und will ich eh nicht helfen, wurscht… aaaaaaa’lora: Jedenfalls ist da einer der gestandendsten Dichter, die wir so in der Gegenwart haben, berühmt und angesehen, und der ist nun gebeten gewesen, über einen Nachwuchstext zu sprechen, er reist an mit allem Brimbamborium, macht den Mund auf und redet Gescheites. Nur daß sich in der Runde allmählich oder peinlicherweise-fast-schon-sofort die Erkenntnis herausfläzt: Verdammt, dieser Typ, dieser berühmte Mann, der auch noch Honorar bekommt für das, was er hier tun soll, einem anderen ein wenig helfen mit Kritik & Tip, der… nee nich? doch doch! nichts ist so eklig, als daß es nicht dennoch passiert: also der hat den Text überhaupt nicht gelesen!! und spricht dennoch im Angesicht des jungen hoffnungsfrohen oderund wahrscheinlich auch ängstlichen Nachwüchslers über dessen Nachwüchslertext, als wüßte er alles davon… und doziert…. und doziert… – Nein, ich sag den Namen n i c h t. Echt nicht. Aber bizarr ist das s c h o n, oder? Ich hab ja nun auch nicht geschuftet, um meine Arbeit zu tun; wer mit Textarbeit befaßt ist und dann eine Stunde lang mit einem jungen Autor reden soll, der braucht wirklich bloß einmal zu l e s e n, ein paar Striche an den Textrand zu machen, das war es doch schon… und dann muß er aufmerksam sein und zuhören und erklären können, das ist alles.
Das Gespräch lief sehr schön, sehr ruhig, auch einverständig, so bitter die Pillen für den jungen, im übrigen sehr klugen Autor auch waren. Es ist Sitte, daß danach der eingeladene Autor liest. Ich fand es fair, den jungen Autor zu fragen (insgesamt sind es neun Jungdichter/innen), ob er sich etwas Bestimmtes zu hören wünsche. Nun ja, ich hatte einige Bücher mitgenommen, aber wirklich nicht damit gerechnet, daß es der >>>> WOLPERTINGER würde, den ich auch gar nicht mithatte, weil man sich nicht ein Zusatzkilo einpackt, wenn es auch eine Tüte Gummibärchen (200 gr, >>>> Sizilien) tut. So las ich dann aus dem Laptop. „Das ist eine Premiere im LCB, daß jemand das tut“, sagte Mitveranstalter und als am LCB mitarbeitender Projektleiter Dönges. Die hernach geöffnete Bar des Hauses führte zu einer Flasche Bier, nicht mehr, dann wollte >>>> Ulrike Draesner, die das Projekt in diesem Jahr mitleitet, heimfahren, im Auto, so daß ich gut davonkam. Im übrigen gab es 300 Euro Honorar, bar auf die Kralle.
Keine Musik jetzt, weil ich „Kinderdienst“ habe; K. ist für die Nacht zum Tanzen in Clubs unterwegs und wird sicher nicht vor acht Uhr morgens hier wieder einrollen. Die Babies, die unterdessen deutliche Kleinkinder geworden sind, schlafen wieder, aber können jeden Moment erwachen; das muß ich hören, weshalb sich Kopfhörer verbieten; und machte ich s o Musik an, wären die beiden sofort wach und ich könnte kaum ruhig tippen. Hab wieder ein Gedicht im Kopf, sogar gestern nacht noch es zu skizzieren begonnen. Nachdem ich sah, was >>>> d a losgewesen ist, erst recht. Es muß noch viel mehr losgewesen sein, aber offenbar hat stabigabi5 ihre Kommentare wieder gelöscht und damit alle anderen Kommentare mit, die sich auf ihre bezogen; ich schließe das, zum Beispiel, aus >>>> diesem Kommentar, der sich u.a. auf etwas bezieht, das jetzt deutlich nicht mehr dasteht. Falls jemand, >>>> wie schon einmal, „mitgeschnitten“ haben sollte, wär ich doch interessiert daran, das Protokoll einzusehen und hier wieder, rückeinstellend, Gestrichenes nachzutragen. Ich halte es für eine Form des Diebstahls, anderen die Kommentare zu löschen, und zwar auch dann, wenn man sich in seinen eigenen Kommentaren, auf die sich die anderen beziehen, danebenbenommen oder auch nur argumentative Fehler gemacht hat. Man könnte auch sagen, es ist characterlos, weil man nicht zu dem steht, was man tat; oder es hat einen strategisch-aggressiven Sinn und Grund, meinethalben, aber dann andere mit wegzulöschen, geht eigentlich nicht an. Dann soll man vorher überlegen, was und ob man es schreibt. (Ich erinnere mich auch an stabigabis Vorwurf, ich verwendete ein abgestandenes Vokabular bürgerlicher Salons… darauf hatte ich später argmentativ reagieren, aber erst einmal weitere Kommentare abwarten wollen. Nun ist es sinnlos geworden, auf die Vorhaltungen einzugehen.)
Im übrigen, seh ich gerade, wird immer noch weitergelöscht. Es fragt sich insgesamt, ob das, was da abging., nicht einen ganz anderen Grund hat als den, den man vorgab. Ich will das aber gar nicht weiter kommentieren.
Es wird kein Arbeitstag sein heute; möglicherweise werde ich nicht mal ans Cello kommen. Sondern die Komische Oper eröffnet die Saison wie alljährlich mit >>>> ihrem großen Familien- und Kinderfest; da werd ich um Viertel nach neun mit meinem Jungen und einem seiner Freunde hinradeln. Und den Tag dort verbringen.
Ich muss das jetzt sagen! Das etwas gelöscht wurde ist auf meine Bitte hin passiert, das hatte überhaupt nichts charakterloses, ich habe gegenteiliges wahrgenommen. Etwas davon wieder einzustellen würde in diesem Fall wirklich zu nichts führen & ja ich kenne die Diskussionen um die Löschdebatten und weiß auch um ihre Bemühungen Zwistigkeiten öffentlich auszutragen. Ich würde einfach sagen betreffende Personen & Figuren haben das gestern einfach unter sich ausgetragen, sich ein bischen gekabbelt & gut is, die wichtigsten Sachen stehen immernoch da. Ich für mich empfinde das so & mit Ihnen hatte das auch nix zu tun.
Bitte freundlich
Der Mensch ohne Charakter (10. Juli 1927) R. Musil „Denn nun gibt es, wie du weißt, doch noch ebenso wie den Berufs- und Geschlechtscharakter des Mannes verschiedene andere Charaktere, die er hat, seinen National-, seinen Staats-, seinen Klassen-, seinen geographisch bedingten Charakter, den Charakter, der zu seiner Handschrift gehört, den, welchen man an seinen Handlinien, an seiner Schädelform, an der Konstellation der Gestirne im Augenblick seiner Geburt und an was weiß ich noch erkennt. Lauter solcher Charaktere habe offenbar auch ich, ohne es zu wissen. Ich merkte es nicht. Es ist mir unheimlich. Ich wünsche, dem zu entrinnen.“
ich wünsche, ein mensch ohne charakter mit eigenschaftslosen gedichten zu werden. und ich glaube heimlich, auch sie gäben etwas darum, wenn sie einmal einen tag lang keinen charakter haben könnten. aber, schreiben sie bis dahin wohl von all ihren eigenschaften und stärken sie ihren charakter damit, als gelte es das leben. viele finden das mutig.
ach, gabi, ich hatte mich über die Zeit schon längst an Sie gewöhnt, für mich ist die Diskussion wirklich schon durch, Schwamm drüber, wie oft noch, ich war es einfach nur leid dass es dauernd an mir hängen blieb, die Karren aus dem Dreck zu ziehen, ich bin in etwas hineingeschliddert, das wie von allein einen Sog entwickelt hat, ich habe mehrere Punkte zum Ansetzen in verschiedene Richtungen geliefert, hat nicht immer funktioniert. Nur in einer Sache ist für mich das Ende-Gelände erreicht, wenn ich über all das für andere auch noch zum Pinocchio werden muss & da das nichts für mich ist sage ich: bleiben Sie, ich gehe!
ich habe in weiten teilen gar keine ahnung, wovon sie sprechen.
mein kommentar galt weniger ihnen, als der sorge des hiesigen hausvaters, der ihnen den sinn odradeks schon erschließen wird. er glaubt an die vitalität, halten sie sich an ihn.
und ich wünsche mir die dschungel fortan ohne read an und knotscher95, die dieses einst so spannende, interessante weblog mit ihrer personality-show verschmieren, wie kleine kinder, die in ihren eigenen exkrementen spielen. schon mal festgestellt, dass unter „neues“ fast nur noch diese beiden gestalten + stabigabi5 miteinander spielen? was war das noch für eine schöne zeit, als sinnvolle beiträge, die sich um die literatur des anh drehten, hier eingestellt wurden. walhalladada hat schon recht, wenn er davon schreibt, dass „‚Die Dschungel‘ … mir mehr und mehr von einer Lust- zu einer halbherzigen Pflichtlektüre geraten, seitdem sich in ihnen die Nicks wie die Äffchen tummeln.“
anh hat die tür für diese äffchen weit aufgemacht. ernsthaft an seiner literatur interessierte und zur diskussion darüber bereite wurden abgeschreckt, die trolle haben das kommando übernommen. lesen sie einmal die kommentare aus den jahren 2004-2007, filtern sie die polemiken und aggressionen heraus und sie erhalten immer noch eine brillante geistige plattform die einst die dschungel war. gehen sie nun zu den ersten beiträgen von peer dhu, der sich später knotscher95 nannte und sie verstehen, was ich unter einem massiven geistigen kollateralschaden verstehe. nun, anh, es ist ihr weblog und anscheinend soll es so aussehen, wie wir es seit geraumer zeit bei ihnen vorfinden. leben sie denn wohl mit ihrer read an, stabigabi5 und ihrem knotcher95. vielleicht wird daraus ja mal richtig große literatur?
@stabigabi Schönes Zitat das. Ein Stück Text, ein Anstoß, dass er von Musil kommt – sicher kein Zufall, und auch ein Text, der zu den eher anregenden Beiträgen gehört. Aber glauben Sie nicht auch, dass Musil da insgesamt auf einem einsamen, wenn auch einzigartigen Holzweg war, der zwar einen der seltenen Fälle von relevanter Literatur in deutscher Sprache ins Holz getreten hat, an dem man sich aber lieber nicht die Finger verbrennen sollte, sofern man ihn als Schriftsteller mehr als nur kulinarisch oder kennerhaft genießt, ihn also wegen seines gedanklichen Movens hin rezipiert, der ja bei ihm mehr war als bloße Verpackung. Kürzer gefragt: Wäre es nicht besser, der Vitalität und dem Charakter als letztem Sakral ihr Recht einzuräumen? Denn schließlich – woher kommt das Leben? Woher kommt dann das Geheimnisvolle. Die Eigenschaften in Frage stellen oder als Konstruktion zu decouvrieren, ist das nicht ein bisschen zu riskant? Ich meine, wenn man damit ernst macht? Wenn wir uns nicht weiterhin gegenseitig unsere Vitalität und unseren Charakter, sozusagen als Charismakler (leider nicht von mir) verkaufen, was bleibt dann noch? Welche form der Sozialität?
Ein Letztes möchte ich aber noch loswerden, sollte sich jemand von mir ernsthaft auf die Füße getreten gefühlt haben, möchte ich mich hiermit entschuldigen.
Und danke an User Friendly, auf die Idee bin ich schon vor Ihnen gekommen.
@read An Sie haben sich sehr verändert, seit dem ich das letzte Mal hier war. Sie klingen ein wenig depressiv und verärgert… Ich grüße Sie.
Sie sind aber ein fröhlicher Mensch, ich möchte noch etwas zu Musil sagen, früher, als ich noch von Eintöpfen leben musste, also, als ich noch im Keller hauste und ich von oben das herumkuscheln der Zwikker Zwilling mitanhören musste, gingen mir seine Zeilen sehr nahe, wahrscheinlich haben sie nur Gewicht wenn man einen Verlust erkennt.
Oder ist die Verlagerung das Konzept und das Konzept die Verlagerung?
@Rudi de Keldermann Ich grüße Sie fröhlich. Interessanter Einwurf… ich empfinde ja auch, dass seine Zeilen an Gewicht verloren haben, bin mir aber nicht ganz sicher, ob es an einem intellektuellen Regress meinerseits liegt, an einem Regress der Trends und Geschmäcker oder an der Tatsache, das Musil noch nie ganz so gewichtig genommen werden konnte, ich mein gedanklich, vom Movens her, wie er es vielleicht verdient hätte.. Das mit der Erbsensuppe und dem Kuscheln müssten sie näher erklären…
Na ja das war meine Leseerfahrung damals, sozusagen, die schlimmsten Tage und über mir da war das pralle Leben, ich weiß nicht mehr genau, es ist schon einige Tage her dass ich den Zögling von Musil las, jedenfalls spürte ich diese Beklommenheit zwischen dem ruhmreichen Leben zweier, die genau wissen was einem Freude bereitet und mener Hungersnot und Lebenskatastrophe
@rudi de kelderman Ach so… sie hatten den „Zögling“ gelesen, nun gut, das ist eher das frühe Buch vom Musil, meine Erwiderungen auf stabigabi spielten eher auf Musils späteres Generalthema an, das er im „Mann ohne Eigenschaften.“ dann behandelt hat…
Das ist im Törles noch nicht so sehr das Thema, da arbeitet er ja eher die Schrecken der Internatserziehung von damals auf und die damit einhergehenden Binnenkatastrophen eines Heran-wachsenden.
Trotzdem glaube ich übrigens, dass jeder halbwegs intelligente Mensch, so ein „Aussensein“ wie sie es beschreiben, irgendwann mal erlebt hat. Es mag nicht schön sein, aber ich denke, es wertet einen Autoren nicht unbedingt ab, wenn man ihn unter der Ägide eigener seelischer Nervosität als gewichtig empfindet.
Ebenso, wie man ja später weiß, dass solche nervösen unangenehmen Lebensphasen, doch irgendwie wichtig waren, um sich zu finden.
psst sie müssen mit vor die tür kommen, da drinnen sind solche gespräche nicht gern gesehen. sie wissen schon, man will, dass man sich amüsiert. ich war eh gerade im gehen begriffen. sehen sie den dort, ja, ich glaube, er tut sich sehr schwer beim amüsieren, es war einen kurzen sommer lang schön und leicht, dann hielt er sich wieder an seinen begriffscharakter und verlangt nun ähnliches von mir. ich mag ihn noch immer sehr, aber ich bezweifle, dass wir uns noch was zu sagen haben. und nehmen sie ihn dort, ja, beinahe die gleiche brille, aber danach darf man nicht gehen, die tragen 80 prozent der berliner. er ist ganz anders, es ist alles immer leicht gewesen, viel zu leicht, so leicht, dass es mit dem nächsten stärkeren windstoß alles fort war. sein charakter hat sich ganz dem pragmatismus verschrieben, ich mag ihn noch immer sehr, aber ich spannte meinen schirm nicht, um mich davontragen zu lassen. oder nehmen sie sie, sie ist so schön und klug, sie hat es nicht nötig, nach ihren charaktereigenschaften zu kramen, wie nach dem radschlossschlüssel in einer viel zu großen tasche. sie ist einfach dagewesen und öffnete mir die tür. ich weiß eigentlich nicht, was sie auf dieser party will, ich bin mitgegangen, werde sie aber vor ihr wieder verlassen. everything is inflatable stand über dem eingang. und man stellte windmännchen auf, wie ich sie hier von den tankstellen kenne, ihr rumpf ganz ausgefüllt mit luft und die stoffbahnenarme reißt es in einem wilden tanz in die höhe. ich komme vielleicht später wieder, wenn man sie abgestellt hat und mache noch ein foto. jetzt muss ich erst mal fort von hier. denn, das ist mein ziel.