Arbeitsjournal. Sonntag, der 28. September 2008.

5 Uhr:
[Am Terrarium.]
Heute früh bleibe ich noch einmal hier und werde dann, wohl, erst gegen Mittag in die Arbeitswohnung hinüberziehen; als *** gestern aus dem Kino kam, war ihr elend, irgend etwas hatte sie vom Abendessen nicht vertragen (dabei aß ich Heikles: Fisch noch vom Donnerstag; sie aber nicht, sie hat nur einmal ein Fitzelchen gekostet). So laß ich sie wie gestern ausschlafen, sich gesundschlafen, bei mir sind die Zwillinge auch handzahm und schlafen ihrerseits weiter, nachdem sie sich gemeldet haben und ich ein bißchen beruhigend bestimmend sagte: „Jetzt wird aber noch geschlafen, es ist noch ganz dunkel.“ Dann sind beide bis gegen sieben Uhr noch einmal in den Träumen; bei *** hingegen nicht, da motzen sie, verlangen und – setzen sich durch. (Ich schriebe gern mehr von den Kleinen – jetzt sind sie einundeindreiviertel Jahre alt -, mehr von den Körperchen des nachts an meinem Körper, mehr von dem Lachen, den Dickköpfen, Sturheiten, Glücklichkeiten – aber ich bin nicht der genetische Vater und deshalb nicht legitimiert; ich müßte immer fragen, und das ist nicht, was ich will. Deshalb, nicht etwa, wie mir auch hier schon vorgehalten wurde, aus einem Mangel an Liebe, bin ich mit Nachrichten über die Zwillinge ein wenig zurückhaltend. Ich bin über die beiden verwundbar; wer in Kämpfen steht wie ich, muß auf so etwas achtgeben. Jedenfalls bleib ich heute früh wieder hier.)
Den BAMBERGER ELEGIEN tut die Auflösung der Form gut; allerdings soll und muß die hexametrische Grundfolie spürbar bleiben und rhythmisch die Elegien auch weiterhin antreiben; aber ich werde Zopfigkeiten los, die über rhythmisch notwendige Nachstellungen fast unausweichlich waren, oder mir unausweichlich; es kann ja auch eine Schwäche des poetischen Vermögens sein; daß ich so etwas zu präsentieren bereit bin, willentlich oder unwillentlich, gehört zum Risiko Der Dschungel. Es gehört auch in ihren Narzismus; es ist mir durchaus bewußt, daß Schwäche zu zeigen eine besondere Form einer möglichen Selbstüberhebung ist. Aus meinem Narzissmus machte ich allerdings nie einen Hehl und werd ich auch weiterhin keinen machen; >>>> hielten andere es ebenso, wären wir emanzipativ einen Großteil weiter und vor allem, über die Liebe zu uns selbst, zu mehr Liebe für andere befähigt. Der Schlüsselweg ist eben n i c h t Entsagung, sondern Annahme. Ich erinnere noch einmal >>>> an diesen hübschen Analysewitz („Ich habe gehört, dein Junge ist in Therapie. Hat er denn jetzt damit aufgehört, ins Bett zu pinkeln?“ „Nein, aber er tut es jetzt gerne.“) Wegen >>>> der Löschereien können Sie sich denken, daß zwischen einigen Autoren und Kommentatoren der Dschungel und mir ein recht reger Mailwechsel im Hintergrund läuft; mit dem hatte ich gestern ein wenig zu tun, und noch nicht alle Briefe sind beantwortet. Ich bitte Sie um etwas Geduld und Nachsicht; immerhin bin ich Familienvater mit auch realen Pflichten…
Dielmann schweigt neuerlich, das ist nicht ohne Komik. Ein sehr freundlicher, wohlgesonnender Verleger schrieb mir wegen meiner bisweiligen leisen Klagen; ich will da unbedingt noch antworten; aber auch >>>> dies ging ja in die Richtung; daß mir dazu ausgerechnet ein „dr.alban“ schreibt (jaja, ich weiß s c h o n, wer das eigentlich ist), hat besonderen Witz, vor allem für Leute, die >>>> MEERE kennen.
Erst einmal einen wunderschönen guten Morgen Ihnen allen da draußen in der Welt. Rechts vor mir steht neben dem Laptop eine Ananas mit dem Messer dabei, das sie aufschneiden soll; links vor mir steht neben dem Laptop ein Riesenkumb Kaffee. Musik höre ich nicht, weil sich Kopfhörer verbieten; ich bekäme sonst nicht mit, ob die Zwillinge weinen; und über die Außenanlage mag ich Musik nicht laufen lassen, weil die Zwillinge sonst mit Sicherheit erwachen; dann wäre es mit der morgendlichen Arbeitsruhe vorbei.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .