spott ist im weiteren sinn eine maßnahme liberaler ironiker, die aus der kontingenz unabschließbarer vokabularien, solidarität und empathie zu erschaffen im stande ist, würde rorty ihnen vermutlich antworten.
gestern, charles simic in der fr machte, dass ich mich einmal mehr durch viel youtube busterte, one week, cameraman, garage. dann fand ich ein bild, buster in der taucherglocke, das kleine hütchen obenauf, und dieser blick, dieser zwanzigtausend meilen tief versunkene blick. so muss esther sich gefühlt haben, wie plath sie erschaffte. ein stoisch furchtloser anti-held. einer, der weitermacht. wer spricht von stolz, überstehen ist alles. und vielleicht kommt es nicht von ungefähr, dass ein buster dabei kaum je alleine war.
„wer spricht von stolz, überstehen ist alles.“ Das kommt darauf an, wie man geprägt wurde und welche Werte man dadurch hat. Ganz sicher käme ich nie auf die Idee, Keaton feige zu nennen. Er ist – geworfen und hält aus. Das ist eine passive Haltung. Stolz ist hingegen eine aktive Haltung: sie pervertiert das Geworfensein und inszeniert aus ihr Freiheit. Ob man das freilich so kann, hängt von den Prägungen ab. Haltungen selber, insgesamt, sind ja Ergebnisse von Prägungen. Die stoische Keatons wie die stolze, und wie die feige auch.
barnabas – küsst du auch nur bedingt? nie ohne vorbehalt? das ist aber eklig, immer ein hintertürchen auf und beim sex nicht laut sein, damit man die nachbarn nicht stört
alles unbedingte gehört in die pathologie. furchtbarer satz. ideologie der hohlen: ich liebe dich! hast du kondome dabei?
keaton initiiert eigentlich ohne unterlass, er ist alles andere als passiv.
haben sie mit stolz je ein fertighaus aufgebaut?
prägungen, hm, meinen sie wirklich? aber man ist ja keine münze, die ständig geworfen wird. ich weiß, sie können, und meistens besser als alle anderen, danken sie ihrer stanze oder sich selbst?
ich male mir mein papiergeld and surprise is your friend singt bonnie prince billy dazu. achach. and i sing a song that does not end
Das stimmt. Er initiiert dauernd. Aber genau d a s ist bei ihm passiv. Sie hatten schon den richtigen Begriff verwendet: Stoik.
Doch, man i s t eine Münze. Ob sie ständig geworfen wird, hängt freilich von der Zeit ab, Zeit im Sinne von sich gerade vollziehender Zeitgeschichte. Es gibt (gab und wird geben) Zeiten, da wurde eine Münze geprägt und in irgend eine Ecke geworfen, in der man sie und sie sich vergaß. In anderen Zeiten jagen da ständig die Feudel hinein und hinaus. Keaton zog die Aufmerksamkeit der Feudel auf sich. Das ist seine Tragik, und ich meine das nicht abfällig oder belustigt, sondern empathisch.
bei mir lärmt es ohne unterlass. ich bin schwer versucht, in den dreizehnten hochzufahren und mal ein wenig zu prägen.
mein pass ist voller stempel und unter meinen schuhen kleben kaugummis fremder straßen, aber das bin immer noch ich, wie ich in der provinz vom reck falle und nicht aufhöre aus dem mund zu bluten?
die psyche ein progressives sparkonto, hm, ich neige zum ausgeben. vielleicht habe ich heimlich getauscht?
Aber warum gleich so somatisch, Frau von Dschuba? Muss es denn immer um Liebe und Kondome gehen, wenn eine allgemeine Äußerung getroffen wird? Ist Eure Phantasie denn wirklich so gering, dasz Ihr alles außer dem Absoluten als Kleinbürgerliches, Verklemmtes, Muffiges denunzieren müsst? – Offensichtlich ist das so.
Und ich kann Euch auch erklären warum: Euer Unedingtes wird von Euch zwar so benannt, ist aber sein Gegenteil: Denn im Klammern an das Absolute, die Liebe, die Hingebung, die Aufgabe erreicht Ihr, als hätter Ihr einmal die Welt umkreist und kämet vom anderen Ende an den gleichen Ort, das Gegenteil von Unbedingtheit: Verhärtung, Verfestigung, Ver-ding-lichung (da was ein dinc das was der grâl).
So fest ist Euer „Unbedingtes“, dasz es nun – nicht irdisch – aber irden ist, gebrannter Ton. Wahrhaft Unbedingtes, Unkonditionales ist aber das Element, welches eben keiner Kondition -schon gar nicht der einer menschlichen Zuschreibung- Tribut zollt, welches alles andere als fest ist, sondern fließend, ist und nicht ist, im Spott nichts ernst nimmt, im Seitensprung nichts festschreibt, im Misstrauen nichts für so fest nimmt, wie es zu sein vorgibt.
Alles andere ist pathologisch im Wortsinn: lehrt nur Leiden, weil es am Irdenen klebt wie der Buchhalter an seinem Stuhle.
@ Herbst: Also bitte, lieber Herbst! Sie verachten mir ja die Spötter zu sehr. Den Voltaire, den Rochefoucault, den Nietzsche. Und das obgleich Sie es besser wissen müssten und Stoik von Stoizismus durchaus unterscheiden können! – Aber so geht es einem, der zu verletzlich ist, um den Spott anderer hinzunehmen. Das Hohelied des Agonalen nur singt, um sich hinter der abermaligen Zersplitterung in den Kämpfer zu verstecken und nachts zumindest diese Kerze brennen zu lassen. Noch, lieber Herbst, steht die Tür zu Ihrer Adoleszenz offen, scheint mir.
@ stabigabi: Finde Sie einmal Bilder, die funktionieren. Vielleicht wird dann die Unterhaltung mit Ihnen interessant. Und: Buster Keaton stellt all das dar, was Sie zu sehen glauben. Gelebt hat er aber wie ein Schwein. Wusste aber ums Element.
@Barnabas Knitl. Ich verachte die Spötter überhaupt nicht; wie kommen Sie auf Ihre Meinung? Ich verachte sie schon deshalb nicht, weil ich meine, daß es einigen G r u n d für Verachtung und Verachtungen gibt. Mir sind im übrigen selber spöttische Züge und Impulse nicht fremd, anders als hämische, die nun i c h verachte. Mein Weg ins Pathos ist keiner gegen den Spott (Nietzsche ist hier, in der Tat, ein ganz guter Zeuge, Voltaire wär es wohl nur nach Lippe und Zunge), sondern einer gegen den Germanistenfetisch Ironie, der ein Fetisch des Uneigentlichen ist und es sich darin kommod macht. Hiergegen mag sich auch Frau von Dschubas Kommentar gerichtet haben, scheint mir; aber ich kann da gut irren, und S i e haben recht.
Zu Keaton ist das ein guter Einwand; vielleicht geht stabigabi mit dem Boten, der die schlechte Nachricht bringt, anders um als oft die Antike: Sie b e l o h n t ihn noch für die Botschaft.
barnabas und für vergils mysterien unkonditionales bin ich: essen trinken schlafen scheissen pissen leben geben leben nehmen vereinen trennen sterben und denken: wärme kälte hitze: riechen schmecken fühlen
ecce homo unter jeder haut
könntest du mich sehen, du würdest in meiner hand verstummen
@vergils mysterien
man kann bei dir nicht kommentieren. an welche adresse willst du ——-: DIE BILDER haben?
Diotima, könnte ich Euch sehen, ich sähe nur fin de siècle, eine schlechte Unendlichkeit. Immer das soma im Munde, doch nie nur ans sêma gedacht. So kommt es, dass Euer ‚Ecce homo‘ nur vom Christus weiß, doch nicht vom Antichristus.
Solche „Unbedingtheit“ kann nur ein vollgefressenes Jahrhundert wie dieses hervorbringen. Nun, liebend gern überlasse ich Euch Eurem papiergetigerten Unterwelts-Cicerone.
Ich nehme Deine Herausforderung auch nicht an. Nachdem Du > LINK meine Herausforderung auch nicht angenommen und dafür sehr wahrscheinlich ‚gute‘ Gründe gehabt hast und weiter hast. Du würdest ihn deshalb sowieso versetzen. Knitl hat schon recht zu vermuten, was er vermutet.
@Knitl: Warum Sie mich Papiertiger nennen, ist mir allerdings nicht klar. Das spielt aber auch keine Rolle, weil ich an Männern nicht interesssiert bin.
@Barnabas H. Knitl. „ein vollgefressenes Jahrhundert“: Wer die verschiedenen Einträge Frau von Dschubas mitverfolgt hat, wird sich darüber nicht sicher sein können; jedenfalls, ich für meinen Teil habe starke Bedenken, daß Sie richtig liegen. Vollgefressen kann man den Sudan wohl eher nicht nennen.
Wegen Ihres Farsis mach ich mich gerade kundig. Immerhin hat mich Google damit bereits zum Sufismus geführt. Was das Prinzip „zu sterben bevor man stirbt“ anbelangt, gilt für mich, entschieden dagegengesetzt, >>>> was ich stabigabi schrieb. Für den Tod bleiben mir, n a c h meinem, noch Ewigkeiten reserviert.
@ Herbst; wie… … Sie Neupersisch erkennen, wenn Sie es sehen, erkennen Sie doch auch eine Metapher, oder?
„Vollgefressen“ ist dieses saeculum unabhängig davon, ob das Geburtsland dieses oder jener von Hunger gepeinigt wird oder nicht. Frau von Dschuba kann stammen woher sie will, in ihren letzten Äußerungen bietet sie mir nur den völlig übersättigten spätromantischen Geist, den ich mit der vorletzten Jahrhundertwende schon untergehen zu sehen gehofft hatte.
Aber wie auch nicht? Es wimmelt in diesr Zeit von Geistern, die wahllos in sich hineinschlingen, ohne zu wissen, was sie genießen könnten, wenn sie etwas vom Essen verstünden. Krudeste Mischungen, hier ein wenig Buddhismus (ohne den großen vom kleinen Wagen unterscheiden zu können), dort ein paar Gedichte (ohen von Möglichkeiten der Wertung etwas zu ahnen), immer aber – Ketchup gleich – einen großen Schusz Kino darüber, Hollywood am liebsten (ohne über die dort allzu wahrscheinlich präsentierte „Wirklichkeit“ überhaupt zu reflektieren), schließlich eine Prise sexuelle Devianz für die Würze (ohne zu vermuten, dasz dieser Reigen immer derselbe in grün, gelb oder violett ist). Mehr, mehr! von dem Zerebral-FastFood!!
Schlimm ist: Der so vollgefressene Mensch, nennen Sie ihn von mir aus den westlichen, aber es gibt ihn auch schon anderswo, stirbt nicht am Magengeschwür, bemerkt seine Krankheit nicht, sondern fühlt sich warm und weich in seinem Kokon aus Halbseide.
Der Paradiesische spricht:
„Wer hirnlos sich zeigt, für den dient als Antwort, wenn man schweigt.“
Der Dunkle spricht:
„Sie sind wie taub, sie hören aber verstehen nicht. Der Spruch zeugt für sie: anwesend sind sie abwesend.“
Knitl: Abū l-Qāsem-e Ferdousī. Sagt aber auch: „Weib und Drache sind besser tot, /Besser die Welt frei von beider Not.“ Da sind die Hörner des Patriarchates erigiert. Das, was Sie schon hofften, es habe sich überlebt, war sehr geeignet, das zu unterhöhlen. Daß die Spätromantik übersättigt gewesen sei, ist ein altes Vorurteil von Asketen, das ganz vergißt, zu welchen Höhen es, nur als Beispiel, die Musik gebracht hat. Insonders die Künste spiegelten Seele; nach zwei Weltkriegen, die die Enhtwicklung zurückbombardierten, spiegelten sie erst einmal wieder nur noch die schlechten Verhältnisse und ersetzten die F ü l l e des Wohlklangs durch die schmalen Augenschlitze von Leisetretern-aus-Furcht-und-Erfahrung.
Das ist das eine. Das andere, daß für den Dunklen – Benn gilt:
Gemeinsamkeit von Geistern und von Weisen,
vielleicht, vielleicht auch nicht, in einem Raum,
bestimmt von Ozean und Wendekreisen
das ist für viele ein erhabner Traum.Wahrscheinlich ist, daß es weder Geister n o c h Weise gibt (nein, auch der Dalai Lama ist keiner, sondern ein Politiker mit – für den Westen – guter PR). Wahrscheinlich ist, daß allein der Wohlstand, den Sie mit „vollgefressen“ diskreditieren, dazu die Möglichkeiten eröffnet, über die Nutzen hinaus zu denken, zu fühlen und zu, wichtig!, verlangen.
Ein Drittes.
Der Reigen ist n i c h t immer derselbe. Das ist ja gerade das Wunder. Und jede neue Liebe, sowieso, ist eine erste Liebe.
@ Herbst; Ihr Dreisprung… … gefällt mir formal ja schon. Nur die Landung ist allzu weich. Also
1°) Es liegt auf der Hand, dasz man aus einem (mit Fragmenten) über 60000 Verse umfassenden Epos wie dem ‚Buch der Könige‘ immer Sinnsprüche herauslösen kann, die je in diese, je in eine andere Richtung deuten. Wir könnten noch Tage so fortfahren, wollten wir es denn.
Aber: Ist Ihnen denn in Ihrem Zitat nicht aufgefallen, dasz gerade Frauen und Drachen gleichgestellt werden, Fabelwesen also? Das müszte doch Ihrer Sirenophilie entgegenkommen.
„die Künste spiegelten Seele“ – das wäre ein erfreulicher Umstand gewesen, doch leider machte der Begriff ‚Seele‘ eine mit dem Namen Freud belegte, doch alles andere als Freude bringende Metamorphose durch: An der daraus schlüpfenden Imago einer Seele, welche nicht nur persönlich verankert, sondern auch noch analysierbar sei, krankt ein Großteil der Künste, namentlich die sog. Literatur seit der vorletzten Jahrhundertwende, und im Grunde bis heute. (( Von den sozialen Folgen einer auch noch zur lukrativen Profession erhobenen Seelenklempt- und -dreherei sei hier gnädig geschwiegen; Sie kennen das aus erster Hand ))
2°) Viele Dunkle gibt es zu lesen. Benn gehört nicht ganz und gar zu ihnen. Der ist ja „nichts Offizielles“, sondern „ein kleines Helles“.
Und da Sie von Wahrscheinlichkeit sprechen: Wahrscheinlich ist, dass Sie nicht wollen, es gäbe Geister, da Sie dann eine ernsthafte Konkurrenz zu Ihrer Zentrierung des Körpers-lui-même akzeptieren müszten. Wahrscheinlich ist ferner, dasz ein Weiser nicht „von außern“ zu erkennen wäre, noch einer solchen Zuschreibung anderer bedürfte. Alle Führer religiös-kirchlicher Bewegungen sind in erster Linie – Politiker. Das gilt für den weißen wie den gelben Papst.
Ganz unwahrscheinlich ist dagegen, dasz Wohlstand als Zentrum des Denkens und Strebens, wie er seit der sog. Industriellen Revolution im Westen sich entwickelt hat (und seit kürzerem auch im Osten üppig keimt) all das, was Sie anführen, im geringsten befördert habe. Im Gegenteil: Es wird nur noch in Nützlichkeitserwägungen gedacht; gefühlt wird ausschließlich eine illusionäre Tausch-Struktur: Geld; verlangt wird, oh ja!!: nach mehr und sichererem Wohlstand, nach höheren Zinsen, Sozialleistungen, nach verktorartig steigenden Aktienkursen, nach Häusern und weißen Gartenzäunen, die an der Erbschaftssteuer vorbei perennieren!
Die großen Städte nennen sich zwar Metropole, doch wissen sie nichts von dem Müttern (μητρό-πολις), bauen aus und aus ihre Fanale eines Wohlstandes, der längst Ziel und Zweck sich selbst geworden ist.
Was nicht bedacht, gefühlt, verlangt wird: das Element! Der große Ursprung, Wasser, Erde, die Ur-Sprache in uns. Seinsvergessenheit zugunsten eines steten Entwerfens in die Zukunft, das notwendig irregên musz, weil es seine Herkünfte nicht kennt. (Und dann kommen sog. Seelenkundler und erzählen von Frühkindlichem, von Verhalten und Kommunikation und Verdrängen, dabei ist es ihre Profession, die alles wirklich Ursprüngliche verdrängt!)
Also kommen Sie mir nicht mit Wohlstand. In seiner Maske vollzieht sich die großen Ver-Dinglichung, Ver-Ein-Eindeutigung. Wer vergessen hat, dasz er aus Vielem stammt und Vieles sein kann, wer sich so auf nur Eines hin entwirft, der (ent)wirft sich ins Leere. Auch jene, die das Wollen des Einen predigen und dies dann auch noch „Unbedingtheit“ nennen!
3°) Der Reigen ist immer derselbe, wie er sich durch die einzelnen für sie immer neu vollzieht. Hinter dem, was einer und eine als Liebe bezeichnen, die All-Sympathie zu erkennen, heiszt: Liebe auf ihren Urgrund zurückzuwenden.
Lieber Herr Knitl, von hier an kann man schlecht weitersprechen, also im Sinn eines Argumentierens. Von hier aus kann man nur dichten und (er)leben. Es hat seit der Zeit des Wohlstandes derart viel große Kunst gegeben, daß ich Ihre ausschließende Sicht nicht teile, und es hat viel mindestens ebenso viel Liebe gegeben. In den Zeiten vor dem Wohlstand hat es ebenso viel Elend gegeben. Das sind aber alles schon Argumente, sie führen zu nichts. Handeln und fühlen.
Was die Psychoanalyse anbelangt, ja, ich kenne sie aus erster Hand, und ich kann ihr weiß Göttin nicht im mindesten ein schlechtes Urteil sprechen. Im Gegenteil. Aber auch das ist – persönliche Erfahrung und also solche nicht vermittelbar.
den schaden hat, wer für den spott sich nicht sorgen muß, und auf dem platz und dem spott ausgesetzt : die pranger. kein stolz, nur bürgerstolz, dem andersab- und widerwärtigen gegenüber! auch ein platz, ein gemeiner.
ist das so ein guter einwand, dass jemand wie ein schwein gelebt habe, dessen filme von was anderem handeln? wirklich? aha. müsste dann frau rowling nicht auch zaubern können?
(schriftsteller x über schriftsteller y einmal unvermittelt zu mir: der x steckt doch von oben bis unten voll von unterdrücktem irgendwas. ich, da ich y sehr schätze und für besser als x halte, x hingegen, ob seiner argumentationsführung und seines scharfen geistes auch nicht verachte, dachte, hoppla, da weiß y mehr als ich, und, warum meint er mir das mitteilen zu müssen? und, wenn, was stört es ihn eigentlich?
mittlerweile dämmert mir etwas. ich glaube, y glaubte, man habe ihm x so viele jahre lang vorgezogen, weil er ein so viel bürgerlicheres leben als er führte, und nicht, weil er der bessere autor sei, und infolgedessen meint y jetzt vielleicht, er müsse eine lanze für vieles unbürgerliche brechen?
(was auch immer man noch an dieser altbackenen und nun wirklich völlig ausgehärteten theorie finden mag. die würmer kriechen längst aus anderen ecken, scheint mir.)
dabei kann ich mich des eindrucks nicht erwehren, dass nun auch ich auf einmal zwischen diese fronten geschoben werden sollte, und zwar mit meinem leben, das für mein schreiben zu bürgen hätte. andererseits, vielleicht täusche ich mich auch grundlegend.)
und da sind wir wieder beim profanen, den dingen, alles, was sich listen lässt. ich packe meinen koffer. hab und gut. das entsetzlich kleingeistige, hm. mach hoch die tür, die tor mach weit, oder kriechen wir nicht doch alle im selben teppich und singen: we ve got to get in to get out?
und um der lehre des leidens zu entfliehen, wäre vielleicht der buddhismus keine so schlechte adresse, scheint mir.
@stabigabi5. Aber der Buddhismus verzichtet auch auf die Lust, – ein Preis, der mir viel zu hoch wäre. Dann leide ich lieber. In der Tat ist das, meine ich, die Grundentscheidung.
Gegen Keatons Botschaft wurde, übrigens, nichts gesagt.
sehen, sie, wenn uns sonst auch wenig eint, da stimme ich dann mit ein. nicht, dass ich besonders gerne leidete, aber, heisst ja doch immerhin auch, man spürt noch was. obwohl bei buddhistens sicher auch noch was gespürt wird, vermutlich auch lust, nur klebt die an was anderem, oder klebt eben gar nicht mehr. aber ganz sicher leide ich anders und an anderen dingen als sie. an herzlosigkeiten und theorieschlachten, die sie rechtfertigen sollen zb.
ohne witz und voll inhaltlich wenn spott also ein stolz ist, der verachtet, müßte in der umkehrformulierung der unspott also ein stolz sein, der achtet. aber glauben sie mir, herr herbst, der unspott kann auch ein laster sein, darüber kann ich mitreden, denn ich bin schon seit jahren unspöttisch. und unsportlich, das nur nebenbei und am rande.
@g.emiks. Unspott. Müßte definiert sein, bevor Ihre Aussage ein Argument wäre. Wir wissen, was Spott ist, aber (noch) nicht, was Unspott ist. Ich habe meine Vorstellung davon, lasse Ihnen aber, da Sie den Begriff einführen wollen, den definierenden oder doch wenigstens eingrenzenden Vortritt.
spott ist im weiteren sinn eine maßnahme liberaler ironiker, die aus der kontingenz unabschließbarer vokabularien, solidarität und empathie zu erschaffen im stande ist, würde rorty ihnen vermutlich antworten.
Und was… …würdest Du sagen, gabi? „Du“?
Ich würde sagen: „Häme ist ein Stolz der verachtet. Spott ist ein Stolz, der geachtet werden will.“
Der Einwand, der Seitensprung, das fröhliche Misstrauen, die Spottlust sind Anzeichen der Gesundheit: alles Unbedingte gehört in die Pathologie.
ich würde sagen, scherzallianzen sind glückliche zufälle.
(den muss ich mir unbedingt merken.)
Häme. Ist kein Stolz. sondern der Spott der Feigen. Stolz und Feigheit schließen sich aus.
gestern, charles simic in der fr machte, dass ich mich einmal mehr durch viel youtube busterte, one week, cameraman, garage. dann fand ich ein bild, buster in der taucherglocke, das kleine hütchen obenauf, und dieser blick, dieser zwanzigtausend meilen tief versunkene blick. so muss esther sich gefühlt haben, wie plath sie erschaffte. ein stoisch furchtloser anti-held. einer, der weitermacht. wer spricht von stolz, überstehen ist alles. und vielleicht kommt es nicht von ungefähr, dass ein buster dabei kaum je alleine war.
„wer spricht von stolz, überstehen ist alles.“ Das kommt darauf an, wie man geprägt wurde und welche Werte man dadurch hat. Ganz sicher käme ich nie auf die Idee, Keaton feige zu nennen. Er ist – geworfen und hält aus. Das ist eine passive Haltung. Stolz ist hingegen eine aktive Haltung: sie pervertiert das Geworfensein und inszeniert aus ihr Freiheit. Ob man das freilich so kann, hängt von den Prägungen ab. Haltungen selber, insgesamt, sind ja Ergebnisse von Prägungen. Die stoische Keatons wie die stolze, und wie die feige auch.
barnabas – küsst du auch nur bedingt? nie ohne vorbehalt? das ist aber eklig, immer ein hintertürchen auf und beim sex nicht laut sein, damit man die nachbarn nicht stört
alles unbedingte gehört in die pathologie. furchtbarer satz. ideologie der hohlen: ich liebe dich! hast du kondome dabei?
keaton initiiert eigentlich ohne unterlass, er ist alles andere als passiv.
haben sie mit stolz je ein fertighaus aufgebaut?
prägungen, hm, meinen sie wirklich? aber man ist ja keine münze, die ständig geworfen wird. ich weiß, sie können, und meistens besser als alle anderen, danken sie ihrer stanze oder sich selbst?
ich male mir mein papiergeld and surprise is your friend singt bonnie prince billy dazu. achach. and i sing a song that does not end
Das stimmt. Er initiiert dauernd. Aber genau d a s ist bei ihm passiv. Sie hatten schon den richtigen Begriff verwendet: Stoik.
Doch, man i s t eine Münze. Ob sie ständig geworfen wird, hängt freilich von der Zeit ab, Zeit im Sinne von sich gerade vollziehender Zeitgeschichte. Es gibt (gab und wird geben) Zeiten, da wurde eine Münze geprägt und in irgend eine Ecke geworfen, in der man sie und sie sich vergaß. In anderen Zeiten jagen da ständig die Feudel hinein und hinaus. Keaton zog die Aufmerksamkeit der Feudel auf sich. Das ist seine Tragik, und ich meine das nicht abfällig oder belustigt, sondern empathisch.
und wer stellt die wechsel aus?
bei mir lärmt es ohne unterlass. ich bin schwer versucht, in den dreizehnten hochzufahren und mal ein wenig zu prägen.
mein pass ist voller stempel und unter meinen schuhen kleben kaugummis fremder straßen, aber das bin immer noch ich, wie ich in der provinz vom reck falle und nicht aufhöre aus dem mund zu bluten?
die psyche ein progressives sparkonto, hm, ich neige zum ausgeben. vielleicht habe ich heimlich getauscht?
Aber warum gleich so somatisch, Frau von Dschuba? Muss es denn immer um Liebe und Kondome gehen, wenn eine allgemeine Äußerung getroffen wird? Ist Eure Phantasie denn wirklich so gering, dasz Ihr alles außer dem Absoluten als Kleinbürgerliches, Verklemmtes, Muffiges denunzieren müsst? – Offensichtlich ist das so.
Und ich kann Euch auch erklären warum: Euer Unedingtes wird von Euch zwar so benannt, ist aber sein Gegenteil: Denn im Klammern an das Absolute, die Liebe, die Hingebung, die Aufgabe erreicht Ihr, als hätter Ihr einmal die Welt umkreist und kämet vom anderen Ende an den gleichen Ort, das Gegenteil von Unbedingtheit: Verhärtung, Verfestigung, Ver-ding-lichung (da was ein dinc das was der grâl).
So fest ist Euer „Unbedingtes“, dasz es nun – nicht irdisch – aber irden ist, gebrannter Ton. Wahrhaft Unbedingtes, Unkonditionales ist aber das Element, welches eben keiner Kondition -schon gar nicht der einer menschlichen Zuschreibung- Tribut zollt, welches alles andere als fest ist, sondern fließend, ist und nicht ist, im Spott nichts ernst nimmt, im Seitensprung nichts festschreibt, im Misstrauen nichts für so fest nimmt, wie es zu sein vorgibt.
Alles andere ist pathologisch im Wortsinn: lehrt nur Leiden, weil es am Irdenen klebt wie der Buchhalter an seinem Stuhle.
@ Herbst: Also bitte, lieber Herbst! Sie verachten mir ja die Spötter zu sehr. Den Voltaire, den Rochefoucault, den Nietzsche. Und das obgleich Sie es besser wissen müssten und Stoik von Stoizismus durchaus unterscheiden können! – Aber so geht es einem, der zu verletzlich ist, um den Spott anderer hinzunehmen. Das Hohelied des Agonalen nur singt, um sich hinter der abermaligen Zersplitterung in den Kämpfer zu verstecken und nachts zumindest diese Kerze brennen zu lassen. Noch, lieber Herbst, steht die Tür zu Ihrer Adoleszenz offen, scheint mir.
@ stabigabi: Finde Sie einmal Bilder, die funktionieren. Vielleicht wird dann die Unterhaltung mit Ihnen interessant. Und: Buster Keaton stellt all das dar, was Sie zu sehen glauben. Gelebt hat er aber wie ein Schwein. Wusste aber ums Element.
@Barnabas Knitl. Ich verachte die Spötter überhaupt nicht; wie kommen Sie auf Ihre Meinung? Ich verachte sie schon deshalb nicht, weil ich meine, daß es einigen G r u n d für Verachtung und Verachtungen gibt. Mir sind im übrigen selber spöttische Züge und Impulse nicht fremd, anders als hämische, die nun i c h verachte. Mein Weg ins Pathos ist keiner gegen den Spott (Nietzsche ist hier, in der Tat, ein ganz guter Zeuge, Voltaire wär es wohl nur nach Lippe und Zunge), sondern einer gegen den Germanistenfetisch Ironie, der ein Fetisch des Uneigentlichen ist und es sich darin kommod macht. Hiergegen mag sich auch Frau von Dschubas Kommentar gerichtet haben, scheint mir; aber ich kann da gut irren, und S i e haben recht.
Zu Keaton ist das ein guter Einwand; vielleicht geht stabigabi mit dem Boten, der die schlechte Nachricht bringt, anders um als oft die Antike: Sie b e l o h n t ihn noch für die Botschaft.
barnabas und für vergils mysterien unkonditionales bin ich: essen trinken schlafen scheissen pissen leben geben leben nehmen vereinen trennen sterben und denken: wärme kälte hitze: riechen schmecken fühlen
ecce homo unter jeder haut
könntest du mich sehen, du würdest in meiner hand verstummen
@vergils mysterien
man kann bei dir nicht kommentieren. an welche adresse willst du ——-: DIE BILDER haben?
Diotima, könnte ich Euch sehen, ich sähe nur fin de siècle, eine schlechte Unendlichkeit. Immer das soma im Munde, doch nie nur ans sêma gedacht. So kommt es, dass Euer ‚Ecce homo‘ nur vom Christus weiß, doch nicht vom Antichristus.
Solche „Unbedingtheit“ kann nur ein vollgefressenes Jahrhundert wie dieses hervorbringen. Nun, liebend gern überlasse ich Euch Eurem papiergetigerten Unterwelts-Cicerone.
دادن ايستادن
barnabas, das habe ich mir schon gedacht du würdest die herausforderung nicht annehmen. wahrscheinlich hast du sie nicht mal bemerkt. —–: männer
Ich nehme Deine Herausforderung auch nicht an. Nachdem Du > LINK meine Herausforderung auch nicht angenommen und dafür sehr wahrscheinlich ‚gute‘ Gründe gehabt hast und weiter hast. Du würdest ihn deshalb sowieso versetzen. Knitl hat schon recht zu vermuten, was er vermutet.
@Knitl: Warum Sie mich Papiertiger nennen, ist mir allerdings nicht klar. Das spielt aber auch keine Rolle, weil ich an Männern nicht interesssiert bin.
@Barnabas H. Knitl. „ein vollgefressenes Jahrhundert“: Wer die verschiedenen Einträge Frau von Dschubas mitverfolgt hat, wird sich darüber nicht sicher sein können; jedenfalls, ich für meinen Teil habe starke Bedenken, daß Sie richtig liegen. Vollgefressen kann man den Sudan wohl eher nicht nennen.
Wegen Ihres Farsis mach ich mich gerade kundig. Immerhin hat mich Google damit bereits zum Sufismus geführt. Was das Prinzip „zu sterben bevor man stirbt“ anbelangt, gilt für mich, entschieden dagegengesetzt, >>>> was ich stabigabi schrieb. Für den Tod bleiben mir, n a c h meinem, noch Ewigkeiten reserviert.
@ Herbst; wie… … Sie Neupersisch erkennen, wenn Sie es sehen, erkennen Sie doch auch eine Metapher, oder?
„Vollgefressen“ ist dieses saeculum unabhängig davon, ob das Geburtsland dieses oder jener von Hunger gepeinigt wird oder nicht. Frau von Dschuba kann stammen woher sie will, in ihren letzten Äußerungen bietet sie mir nur den völlig übersättigten spätromantischen Geist, den ich mit der vorletzten Jahrhundertwende schon untergehen zu sehen gehofft hatte.
Aber wie auch nicht? Es wimmelt in diesr Zeit von Geistern, die wahllos in sich hineinschlingen, ohne zu wissen, was sie genießen könnten, wenn sie etwas vom Essen verstünden. Krudeste Mischungen, hier ein wenig Buddhismus (ohne den großen vom kleinen Wagen unterscheiden zu können), dort ein paar Gedichte (ohen von Möglichkeiten der Wertung etwas zu ahnen), immer aber – Ketchup gleich – einen großen Schusz Kino darüber, Hollywood am liebsten (ohne über die dort allzu wahrscheinlich präsentierte „Wirklichkeit“ überhaupt zu reflektieren), schließlich eine Prise sexuelle Devianz für die Würze (ohne zu vermuten, dasz dieser Reigen immer derselbe in grün, gelb oder violett ist). Mehr, mehr! von dem Zerebral-FastFood!!
Schlimm ist: Der so vollgefressene Mensch, nennen Sie ihn von mir aus den westlichen, aber es gibt ihn auch schon anderswo, stirbt nicht am Magengeschwür, bemerkt seine Krankheit nicht, sondern fühlt sich warm und weich in seinem Kokon aus Halbseide.
Der Paradiesische spricht:
„Wer hirnlos sich zeigt, für den dient als Antwort, wenn man schweigt.“
Der Dunkle spricht:
„Sie sind wie taub, sie hören aber verstehen nicht. Der Spruch zeugt für sie: anwesend sind sie abwesend.“
Knitl: Abū l-Qāsem-e Ferdousī. Sagt aber auch: „Weib und Drache sind besser tot, /Besser die Welt frei von beider Not.“ Da sind die Hörner des Patriarchates erigiert. Das, was Sie schon hofften, es habe sich überlebt, war sehr geeignet, das zu unterhöhlen. Daß die Spätromantik übersättigt gewesen sei, ist ein altes Vorurteil von Asketen, das ganz vergißt, zu welchen Höhen es, nur als Beispiel, die Musik gebracht hat. Insonders die Künste spiegelten Seele; nach zwei Weltkriegen, die die Enhtwicklung zurückbombardierten, spiegelten sie erst einmal wieder nur noch die schlechten Verhältnisse und ersetzten die F ü l l e des Wohlklangs durch die schmalen Augenschlitze von Leisetretern-aus-Furcht-und-Erfahrung.
Das ist das eine. Das andere, daß für den Dunklen – Benn gilt:
vielleicht, vielleicht auch nicht, in einem Raum,
bestimmt von Ozean und Wendekreisen
das ist für viele ein erhabner Traum.
Ein Drittes.
Der Reigen ist n i c h t immer derselbe. Das ist ja gerade das Wunder. Und jede neue Liebe, sowieso, ist eine erste Liebe.
@ Herbst; Ihr Dreisprung… … gefällt mir formal ja schon. Nur die Landung ist allzu weich. Also
1°) Es liegt auf der Hand, dasz man aus einem (mit Fragmenten) über 60000 Verse umfassenden Epos wie dem ‚Buch der Könige‘ immer Sinnsprüche herauslösen kann, die je in diese, je in eine andere Richtung deuten. Wir könnten noch Tage so fortfahren, wollten wir es denn.
Aber: Ist Ihnen denn in Ihrem Zitat nicht aufgefallen, dasz gerade Frauen und Drachen gleichgestellt werden, Fabelwesen also? Das müszte doch Ihrer Sirenophilie entgegenkommen.
„die Künste spiegelten Seele“ – das wäre ein erfreulicher Umstand gewesen, doch leider machte der Begriff ‚Seele‘ eine mit dem Namen Freud belegte, doch alles andere als Freude bringende Metamorphose durch: An der daraus schlüpfenden Imago einer Seele, welche nicht nur persönlich verankert, sondern auch noch analysierbar sei, krankt ein Großteil der Künste, namentlich die sog. Literatur seit der vorletzten Jahrhundertwende, und im Grunde bis heute. (( Von den sozialen Folgen einer auch noch zur lukrativen Profession erhobenen Seelenklempt- und -dreherei sei hier gnädig geschwiegen; Sie kennen das aus erster Hand ))
2°) Viele Dunkle gibt es zu lesen. Benn gehört nicht ganz und gar zu ihnen. Der ist ja „nichts Offizielles“, sondern „ein kleines Helles“.
Und da Sie von Wahrscheinlichkeit sprechen: Wahrscheinlich ist, dass Sie nicht wollen, es gäbe Geister, da Sie dann eine ernsthafte Konkurrenz zu Ihrer Zentrierung des Körpers-lui-même akzeptieren müszten. Wahrscheinlich ist ferner, dasz ein Weiser nicht „von außern“ zu erkennen wäre, noch einer solchen Zuschreibung anderer bedürfte. Alle Führer religiös-kirchlicher Bewegungen sind in erster Linie – Politiker. Das gilt für den weißen wie den gelben Papst.
Ganz unwahrscheinlich ist dagegen, dasz Wohlstand als Zentrum des Denkens und Strebens, wie er seit der sog. Industriellen Revolution im Westen sich entwickelt hat (und seit kürzerem auch im Osten üppig keimt) all das, was Sie anführen, im geringsten befördert habe. Im Gegenteil: Es wird nur noch in Nützlichkeitserwägungen gedacht; gefühlt wird ausschließlich eine illusionäre Tausch-Struktur: Geld; verlangt wird, oh ja!!: nach mehr und sichererem Wohlstand, nach höheren Zinsen, Sozialleistungen, nach verktorartig steigenden Aktienkursen, nach Häusern und weißen Gartenzäunen, die an der Erbschaftssteuer vorbei perennieren!
Die großen Städte nennen sich zwar Metropole, doch wissen sie nichts von dem Müttern (μητρό-πολις), bauen aus und aus ihre Fanale eines Wohlstandes, der längst Ziel und Zweck sich selbst geworden ist.
Was nicht bedacht, gefühlt, verlangt wird: das Element! Der große Ursprung, Wasser, Erde, die Ur-Sprache in uns. Seinsvergessenheit zugunsten eines steten Entwerfens in die Zukunft, das notwendig irregên musz, weil es seine Herkünfte nicht kennt. (Und dann kommen sog. Seelenkundler und erzählen von Frühkindlichem, von Verhalten und Kommunikation und Verdrängen, dabei ist es ihre Profession, die alles wirklich Ursprüngliche verdrängt!)
Also kommen Sie mir nicht mit Wohlstand. In seiner Maske vollzieht sich die großen Ver-Dinglichung, Ver-Ein-Eindeutigung. Wer vergessen hat, dasz er aus Vielem stammt und Vieles sein kann, wer sich so auf nur Eines hin entwirft, der (ent)wirft sich ins Leere. Auch jene, die das Wollen des Einen predigen und dies dann auch noch „Unbedingtheit“ nennen!
3°) Der Reigen ist immer derselbe, wie er sich durch die einzelnen für sie immer neu vollzieht. Hinter dem, was einer und eine als Liebe bezeichnen, die All-Sympathie zu erkennen, heiszt: Liebe auf ihren Urgrund zurückzuwenden.
Lieber Herr Knitl, von hier an kann man schlecht weitersprechen, also im Sinn eines Argumentierens. Von hier aus kann man nur dichten und (er)leben. Es hat seit der Zeit des Wohlstandes derart viel große Kunst gegeben, daß ich Ihre ausschließende Sicht nicht teile, und es hat viel mindestens ebenso viel Liebe gegeben. In den Zeiten vor dem Wohlstand hat es ebenso viel Elend gegeben. Das sind aber alles schon Argumente, sie führen zu nichts. Handeln und fühlen.
Was die Psychoanalyse anbelangt, ja, ich kenne sie aus erster Hand, und ich kann ihr weiß Göttin nicht im mindesten ein schlechtes Urteil sprechen. Im Gegenteil. Aber auch das ist – persönliche Erfahrung und also solche nicht vermittelbar.
Spott braucht Platz um Stolz zu werden /siehe: spott
sch pott
sch to p t
p:l a t:z
sch to l z
stolz
den schaden hat, wer für den spott sich nicht sorgen muß, und auf dem platz und dem spott ausgesetzt : die pranger. kein stolz, nur bürgerstolz, dem andersab- und widerwärtigen gegenüber! auch ein platz, ein gemeiner.
distintamente Sie lesen tatsächlich!
ist das so ein guter einwand, dass jemand wie ein schwein gelebt habe, dessen filme von was anderem handeln? wirklich? aha. müsste dann frau rowling nicht auch zaubern können?
(schriftsteller x über schriftsteller y einmal unvermittelt zu mir: der x steckt doch von oben bis unten voll von unterdrücktem irgendwas. ich, da ich y sehr schätze und für besser als x halte, x hingegen, ob seiner argumentationsführung und seines scharfen geistes auch nicht verachte, dachte, hoppla, da weiß y mehr als ich, und, warum meint er mir das mitteilen zu müssen? und, wenn, was stört es ihn eigentlich?
mittlerweile dämmert mir etwas. ich glaube, y glaubte, man habe ihm x so viele jahre lang vorgezogen, weil er ein so viel bürgerlicheres leben als er führte, und nicht, weil er der bessere autor sei, und infolgedessen meint y jetzt vielleicht, er müsse eine lanze für vieles unbürgerliche brechen?
(was auch immer man noch an dieser altbackenen und nun wirklich völlig ausgehärteten theorie finden mag. die würmer kriechen längst aus anderen ecken, scheint mir.)
dabei kann ich mich des eindrucks nicht erwehren, dass nun auch ich auf einmal zwischen diese fronten geschoben werden sollte, und zwar mit meinem leben, das für mein schreiben zu bürgen hätte. andererseits, vielleicht täusche ich mich auch grundlegend.)
und da sind wir wieder beim profanen, den dingen, alles, was sich listen lässt. ich packe meinen koffer. hab und gut. das entsetzlich kleingeistige, hm. mach hoch die tür, die tor mach weit, oder kriechen wir nicht doch alle im selben teppich und singen: we ve got to get in to get out?
und um der lehre des leidens zu entfliehen, wäre vielleicht der buddhismus keine so schlechte adresse, scheint mir.
@stabigabi5. Aber der Buddhismus verzichtet auch auf die Lust, – ein Preis, der mir viel zu hoch wäre. Dann leide ich lieber. In der Tat ist das, meine ich, die Grundentscheidung.
Gegen Keatons Botschaft wurde, übrigens, nichts gesagt.
sehen, sie, wenn uns sonst auch wenig eint, da stimme ich dann mit ein. nicht, dass ich besonders gerne leidete, aber, heisst ja doch immerhin auch, man spürt noch was. obwohl bei buddhistens sicher auch noch was gespürt wird, vermutlich auch lust, nur klebt die an was anderem, oder klebt eben gar nicht mehr. aber ganz sicher leide ich anders und an anderen dingen als sie. an herzlosigkeiten und theorieschlachten, die sie rechtfertigen sollen zb.
ohne witz und voll inhaltlich wenn spott also ein stolz ist, der verachtet, müßte in der umkehrformulierung der unspott also ein stolz sein, der achtet. aber glauben sie mir, herr herbst, der unspott kann auch ein laster sein, darüber kann ich mitreden, denn ich bin schon seit jahren unspöttisch. und unsportlich, das nur nebenbei und am rande.
@g.emiks. Unspott. Müßte definiert sein, bevor Ihre Aussage ein Argument wäre. Wir wissen, was Spott ist, aber (noch) nicht, was Unspott ist. Ich habe meine Vorstellung davon, lasse Ihnen aber, da Sie den Begriff einführen wollen, den definierenden oder doch wenigstens eingrenzenden Vortritt.