Deontik & Melancholie. 27.10. 2008. Paul Reichenbach: „O, wenn dies oder jenes schon da wäre.“

„Ich bin einfach tot.“

Sie sagen, dass Sie tot sind,
Sie sagen das, also leben Sie.

Ja. – >>>>ANH schreibt es heute in seinem Arbeitsjournal, – der Oktober rast auf den November zu. Rastet zu. Zurasten. Rasten. Rast. Es ist Zeit zum Schlafen gehen – eine andere Form der Abwesenheit. Selbst der Tod weint, angesichts dichter Leere, die, sind die Augen erst einmal geschlossen, ihn schon in vergangenen Jahren zu sich selbst kommend, leben ließ. Die Blätter kopulieren verstummend im faden Licht abgeblendeter Scheinwerfer, im nassen Asphalt, mit sich selbst. Die eisige Wärme ihres Geschlechtsakts flüchtet geräuschlos hinter Salomes Schleier, der nur fallend gefällt. Und doch bleibt das, was sichtbar ist, dennoch verborgen. Der Sucht nach dem dunkel zärtlichen Zustand entrinnen die, die niemals einen Schatzhauser treffen werden und deren kalte Herzen wie die Börsenglocken von New York, Hongkong, London, Tokio und Frankfurt schlagen, die nur Beginn und Ende, leeren Profit voller Verlust, kennen. Manchmal stellt sich Paul den Augenblick nach dem Tode, nach dem Leben so vor, dass er sein Bewusstsein wiedergewinnt, um dann, unsichtbar für scheinbar Lebende, die Welt zu betrachten und zu empfinden. Eine Welt von Gespenstern. Grenzenloses Mitleid mit diesen körperlosen Gestalten erfasst ihn dabei. Selbst an manchen >>>>Spätsommerabenden, lang ist es her, in den tiefen und weichen Strahlen einer schlaffen Sonne, die nicht wärmt, ergreift ihn ein Gefühl, dieses dicke Hirngespinst liegt wie ein Rhizom über seinem Körper, dass nicht einmal sie sind. Alle Visionen, auch er, schlüpfen in diesen Momenten in geheime Winkel virtueller Realität.

Das Wochenende verging wie im Flug. Nur war ich auch diesmal, wie schon in den vergangenen Wochen, nicht der Pilot. Noch 25 Tage, dann ist endlich wieder mehr Zeit. Dann fahr ich mit der Liebsten nach Aachen. Das Mittelalter real, nicht nur mühsam in Lettern wie in den letzten Tagen, bestaunen. Eigenes und Fremdes vertauschen sich unter dem Befehl allgemeiner Moral gar zu oft. Deontik duldet keine Bacchanalien. Salome, zerfressen vom Ehrgeiz, dreht sich holpernd im eigenen Kreis. Sie übt und übt. Johannes derweil hockt glücklicherweise noch immer im Kerker. Mit Kopf – selbstverständlich. Das Tambourin mit tiefem Riss im Fell, schlaff, klingt kraftlos. Und arhytmisch lispeln die Schellen.. .

>>>>Bildquelle: Herbert Rosendorfer , Salome-Zyklus, ..kein Schleier mehr.

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