Arbeits- und Kopfschmerzjournal. Sonntag, der 28. Dezember 2008.

9.08 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Habe deutlich zu viel getrunken gestern nacht, erst in der Bar, dann noch hier am Schreibtisch, während ich lange mit >>>> Titania skypte, bis fast zwei Uhr nachts. Sie hatte noch nichts von den „Neuerungen“ gewußt und erst begriffen, als sie Die Dschungel nachlas. Ihre Haltung ist zu dem, was geschah, pragmatisch und radikal. „Ich hätte es dir damals schon sagen können, aber wollte mich nicht einmischen.“ Dazu Αναδυομένηs Satz: „Das steht mir nicht zu.“ Was s o nicht stimmt. All das aber hat mich mich nicht betrinken lassen, sondern daß ich heute vor zwei Jahren der Papa von zwei Babies wurde und sie auf die Welt bringen half, deren leiblicher Vater ich nicht bin, aber daß ich sie an meine Seele und meinen Leib nahm, wie ich gern die Mutter wieder darangenommen hätte. Was mir versagt blieb. Und daß ich gestern nacht begriff, ich müsse diese Versagung mit einer ganz weiten Verzeihung beantworten, die ich zu lernen habe. Das führte zu allerlei Versteigungen im Gespräch, weil es ja auch bedeutet, Versagung zu gewollter Entsagung umzuformen und ein solcher Prozeß genau das ist, was ich für den Körper nie wollte: Sublimierung; jede Himmelsleiter ist eine Rutsche, die hinabführt. Unten lauert die Lebensfeindlichkeit. „Reinster“ Schlamm. So verstieg ich mich dann zu der Bemerkung, es gebe derzeit nur zwei Religionen, die mich berührten: den Islam und den Katholizismus; bei jenem störe mich aber der Vatergott, worauf Titania erwiderte, den habe der Katholizismus aber nun auch; und ich: Das ist sein Mißverständnis. Sondern was ihn so lebendig macht, ist die Marienfigur; ein einziger Blick auf die Pietà, und der Vatergott zerfalle vor >>>> dem Blick, der zurückfällt, zu Staub (das Gedicht, in der gedruckten „End“Version endet übrigens anders: die letzten fünf Wörter sind gestrichen, und statt des letzten Kommas steht kein Punkt). Interessanterweise >>>> hat Ratzinger das offenbar begriffen. „Aber“, erwiderte Titania, „der Haken an Maria ist ihre Keuschheit. Sie ist asexuell.“ Da verstieg ich mich weiter: „Wäre ich“, sagte ich, „Jesuit, ich reformierte die katholische Kirche.“ „Du bist aber keiner und wirst nie einer sein“, war die Antwort. Da war ich aber schon weiter und dachte: Ich darf mich von Mariae Entsagung nicht einnehmen lassen, ich muß es ihr antun, ihr auch dieses noch zu nehmen, weil es nicht s i e ist, sondern das Kleid des Patriarchats, das man ihr anzog, so, wie man die Priester in Frauenkleider gesteckt hat, bis heute. Im Katholizismus sind ja selbst sie eunuch. Man müßte das Kunststück hinbekommen, die Versagung als Entsagung (also sublimierte Versagung) mit scharfem Sex zu kombinieren, entgrenzendem, der eben zugleich – verzeiht. „Das Abtestat“, sagte ich, „ist die menschlichste Erfindung, die eine Religion jemals hervorgebracht hat.“

Ich pflege meine Füße, das ist bei mir wie bei Frauen, wenn sie ihr Haar waschen.

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