umstrukturierung…

…. hatte heute vormittag das wort. eine abteilung wird ganz aufgelöst, mitarbeiter gehen, andere werden versetzt. „aber sie brauchen keine angst um ihren job zu haben.“ „hab ich nicht, wenn sie mal auf die idee kommen sollten, wieder gehen zu wollen, wird es einen anderen job für mich in dieser firma geben.“ „ahja… machen sie sich keine gedanken?“ „nein, so lange mir niemand sagt, daß ich meinen job los werden soll, mache ich mir keine gedanken, warum sollte ich das tun?“ meine antwort war bewußt so gewählt, weil ich weiß, daß da noch andere in den startlöchern stehen, wenn ich auf die idee kommen wollte, innerhalb des konzerns wechseln zu wollen… was sich etwas später für meinen chef direkt bestätigte, aber ohne mein zutun.
heute früh kleidete ich mich wohlüberlegt… ich wußte ja, wer kommen würde. mein chef saß nebenan, die tür zu seinem büro war offen. ich sah i h n schon durch die glastür im treppenhaus die treppe hochkommen. kaum in der tür stehend ließ er seine tasche fallen, lachte über das ganze gesicht, kam auf mich zu… nahm mich in seine arme: „wie schön, dich zu sehen….“ aus dem büro meines chefs war kein mucks zu vernehmen. „gut siehst du aus, wie geht es dir?“ „mir geht es gut, danke deiner nachfrage. und bei dir… alles im grünen bereich?“ „ja, alles paletti, hast du dich gut eingelebt?… fühlst du dich wohl hier?… wenn nicht, brauchst du nur bescheid zu sagen, für dich steht immer noch der schreibtisch im büro nebenan.“ ich grinste… sagte ihm, daß ich mir sehr wohl fühle, mir die arbeit spaß macht, und ich mich auch gut eingelebt habe. mein chef guckte um die ecke: „was geht denn hier ab?… herr dr. ****, sie wollen doch wohl nicht meine assistentin abwerben?“ „warum nicht… ich wollte sie schon vor 9 monaten haben, aber sie wollte nicht, entschied sich für diese position.“ „aus guten gründen“, sagte ich, und grinste. e r sah meinen chef an: „darf ihre assistentin mit mir eine rauchen?, sie nimmt auch ihr telefon mit.“ mein chef kämpfte mit sich, aber er gab nach… ihm war klar, daß er im später stattfindenden meeting von ihm etwas wollte, nicht umgekehrt. er nickte. draußen im treppenhaus rauchten wir eine zusammen, er seinen zigarillo, ich meine zigarette. „du versprachst mir etwas.“ „so?… was denn?“ „wenn du dich in hamburg eingelebt hast, trinkst du ein glas wein mit mir… sagtest du.“ „ich wohne ja garnicht in hamburg, sondern auf der landkreisgrenze.“ „red dich nicht raus, du bist… ich mein, das glas wein ist fällig.“ er grinste wieder, kam auf mich zu, nahm mich wieder in seine arme. „du weißt…“ „ja, ich weiß.“ „und?“ „ich ruf dich an.“ „das tust du sowieso nicht.“ „doch.“ „nein, nein… ich ruf dich an, wenn ich rausgehe, will ich deine telefonnummer in meiner tasche haben.“ „nachher, auf einem kleinen zettel… ich geb ihn dir ins meeting, mit höchst wichtiger miene.“ „ja, das ist ja auch eine höchst wichtige mitteilung, dafür darf eine assistentin immer ins meeting.“ wir kennen uns nun fast 9 jahre, er sieht sehr gut aus, ein absolutes charaktergesicht. volle lippen, stahlblaue augen… und, was ich ja liebe: „darf ich mal?“ „ja, aber immer“ sagte er, und hielt seinen schädel hin. er weiß, daß ich einen schädel, wenn er kein haar trägt, unglaublich gern berühre… nicht anfassen… berühren. in dem augenblick, als ich das tat, öffnete sich die tür: „wo ist denn die unterlage (…), ich find sie nicht“, fragte mein chef mit hochrotem kopf. ich lächelte: in der mappe, die ich für das meeting vorbereitet habe, sie liegt in ihrem posteingang.“ „achso?… ich guck noch mal.“ etwas später schrieb ich meine telefonnummern auf, gab sie, wie verabredet ins meeting. mein chef dachte, daß ich etwas von ihm wollte, sprang auf. ich sagte ihm leise, daß ich eine nachricht für herrn dr. **** hätte. die verabschiedung von ihm, am frühen nachmittag, als das meeting beendet war – mein büro war voll – war genauso herzlich, alle sahen sich etwas konsterniert an. mein chef: „sie kennen herrn dr. **** privat?“ „ja.“ „das wußte ich ja garnicht.“ „ja.“ ich sah deutlich eine spur unbehagen in den augen meines chefs: „ich kann doch sicher davon ausgehen, daß alles das, was hier in diesen räumen besprochen wird, auch hier bleibt.“ „ja, denn ich bin ein schnittchen.“ „schnittchen?“ „ja, ich weiß um die bedeutung dieser meiner schnittstelle. hier erfahre ich dinge, die auch hier bleiben, draußen erfahre ich dinge, die nicht durch diese tür in dieses büro gelangen. das gehört zu meinem job. ich weiß wann ich wo zu schweigen habe.“ ich erinnere gut, daß mein chef mir zu beginn meiner arbeit sagte: „ich lege wert darauf, daß sie sich unter die mannschaft mischen, so erfahren sie das eine oder andere.“ diesen zahn zog ich ihm gleich: „ich laß mich nicht instrumentalisieren, auch nicht für ihre musik“…. und erklärte ihm meinen standpunkt, den er mit einem erstaunten blick quittierte, aber akzeptierte. das gilt bis heute, und bleibt auch so. ich erfahre viel, wenn ich zum beispiel regelmäßig in die kantine gehe, inzwischen haben die kolleginnen und kollegen aber keine scheu mehr, mit mir über i h r e themen zu reden, sie wissen, daß es bei mir bleibt. als ich vor kurzem zu einer geburtstagsfeier in einer abteilung eingeladen war, sagte mir ein älterer kollege: „wissen sie was frau ****?, wir freuen uns alle so darüber, daß sie so menschlich, so natürlich sind.“ eine andere kollegin grinste: „und überhaupt… noch nie trug eine assistentin der geschäftsleitung lederhosen, und schon garnicht jeans.“ die kollegin, die neben mir stand, zupfte an meinem ärmel, und sagte leise: „und überhaupt, noch nie war eine solche kommunikation mit denen da oben so möglich wie jetzt. das ist ihr werk, sie haben viel verändert in diesen neun monaten.“ … da stand ich da, und freute mich leise. es stimmt, im umgang mit der geschäftsleitung sind alle viel lockerer geworden, was nicht gleich undiszipliniert implizieren soll, aber lockerer… gelöster, offener. und mein zweiter chef, der wird jetzt richtig warm, ist richtig lustig, bisweilen kniggert er wie ein kleiner junge. freut sich, wenn jemand mit ihm gemeinsam lacht.