5.48 Uhr:
[Arbeitswohnung. Křenek, Orpheus und Eurydike.]
Um kurz nach halb sechs hoch. Etwas dicker Kopf, dabei hab ich gestern nacht s o viel gar nicht getrunken. – Kein Lamentieren! Weitermachen: Orpheus, Dritter Akt.
[Latte macchiato.]
8.23 Uhr:
Fertig mit dem Libretto. Deutlich vermischt sich, Akt II, in Kokoschka die Leidenschaft zu Alma Mahler mit den Erlebnissen des Ersten Weltkriegs. Was verständlich ist, wenn man weiß, daß Frau Mahler ihren Geliebten aufgefordert hatte, sich dorthinein zu melden, sozusagen, damit er beweise, „Mann“ zu sein. Er versagt aber, woraufhin sie sich dauerhaft von ihm trennt. Überhaupt mußten ihre Liebhaber immer „etwas sein“; das nimmt auch absurde Formen an, wenn sie etwa, bereits als ältere Frau, von ihrem Hausangestellten verlangt, Nietzsche zu lesen, weil sie es nicht ertrage, mit jemandem unter einem Dach zu leben, der nicht schöpferisch sei. Interessant, bei Kokoschka dann wieder, wie er den Landarbeitern ausgerechnet Kleists Penthesilea in den Mund legt: „Bissen und Küssen, Mänaden und Tolle!“ heißt es in III,1.
Ich drucke jetzt aus, höre noch weiter meine Aufnahme, dann werd ich ans Cello gehen und schließlich für die Vorbereitungen für heute abend zu Αναδυομένη hinüberradeln.
Nebenbei: Hab gestern noch mal >>>> daran etwas geändert. Jetzt wird’s langsam. Ah ja, und >>>> d a s ist hübsch: In welcher Reihe man plötzlich steht….
9.49 Uhr!
Ha! Jetzt hab ich heraus, wie ich meine defekte Bandaufnahme so umwandle, daß sie s e h r gut anhörbar wird, ist aber knifflig: Also, ich habe einfach die überspielten wave-Dateien in je eine Monodatei umgewandelt, aus der dann die nunmehr nur noch wenigen Komplett-Ausfälle rausgeschnitten (das Band gab über weite Strecken immer nur eine Spur wieder) und dann die Mono-Dateien in synthetische Stereodateien quasi zurückgeformt. Das Ergebnis ist, wenn man von dem Urband ausgeht, superb. Aber es kostete Zeit. Zufrieden kann ich sein, zufrieden nun ans Cello gehen.