Siebzehnter Tag vor den Kalenden. Dies fastus. Der Stern in der Mitte des Skorpions geht unter (Ovid). Der Skorpion geht unter. Es ist kalt (Columella).
(Langsam wird mir der Kalender vertraut und ich brauche nicht mehr so oft den >>> Kalenderrechner zu Rate ziehen.) Könnte sich nur um den Hauptstern α Scorpii, d.h. Antares handeln, der so ziemlich in der Mitte des Körpers liegt, wenn ich das sich gabelnde Vorn und das sich krümmende Hinten der Sternenanordnung richtig interpretiere. Columella benutzt „Nepa“ für Skorpion, Ovid hingegen „Scorpius“. Im Wörterbuch steht erläuternd „gr. Fw.“, also wohl „griechisches Fremdwort“, „nep-“ überlebt scheinbar nur noch in wissenschaftlichen Bezeichnungen für Stachliges. Aber das nur als Hypothese. Dennoch, das Verdrängen von Worten durch andere. Andererseits: wer spräche heute noch von Gelegenheit, wenn er Chance meint. Wahrscheinlich, weil ihm zur Gelegenheit, die sprichwörtlich sogar Diebe macht, das Glück fehlt. Nimm zwei Worte, zahl eins dafür. Hübsch, wie ich zu meinem Problem von heute – nicht nur von heute, aber heute ist es mir besonders aufgefallen beim Sitzen am Schreibtisch – hinschlenkere. Ich weiß nicht, wohin mit meiner „langue“, der großen unförmigen Zunge da in meinem Mund! Da der Kopf nicht gerade aufrecht sich über alles Mögliche beugt, vor allem aber über Wörter, ist es, als wolle die Zunge sich immer bemerkbar machen, und stößt ständig gegen die oberen Schneidezähne, daß ich manchmal befürchte, sie wird ihnen früher oder später noch den Garaus machen. In dem Fall könnte ich natürlich die Zunge dort einklemmen, aber das wäre auch alles. Wobei ich gleich an zwei Implantate denke und die entsprechenden Kosten. Manchmal versuche ich, die Zunge einzurollen. Aber das vergesse ich schnell. Und schluck’ doch wieder den Speichel hinunter, der sich bildet, und übe wieder diesen Druck auf die Schneidezähne aus. Außer dem doppeldeutigen „langue“ habe ich keinen Interpretationsansatz. „Doppelzüngig“ aber wäre dennoch falsch, da es die Allzunge ist als riesiger Fleischbrocken. Also das Gemächt? Das Eingezähnt-, gezäunte? Beim Schreiben selbst merke ich es nicht. In diesem Moment allerdings doch.
Speaking in tongues. Landhaus? Ja. Es gab eine CD mit diesem Stück von Sheila Chandra. Hörte es mir immer ein paar Mal hintereinander an. Laut, sehr laut. Es gab ja keine Nachbarn. Wahrscheinlich war ich auch allein in dem großen Haus. Wenn ich’s mir so oft anhörte. Schön, daß es das jetzt bei youtube gibt. Hab’ mich gerade wirklich gefreut. – Ein Plöppen nur heute, als ich heftig ins Taschentuch schnaubte. Gestern etwas öfter, aber nicht über den Faktor vier im Vergleich zu heute hinausgehend. Hab’ auch die Heizung angestellt – vorsichtshalber -: aber sie springt nicht an. Mir ist ja auch nicht kalt. Also warum? Die Möglichkeiten überlagern sich.