Prid. Non. Apr. Anno 2762 a.u.c.

Tag vor den Nonen. Dies comitialis. Spiele der Magna Mater [Fest der Großen Mutter. Nach den Angaben der sibyllinischen Bücher gedachte man der Ankunft der Magna-Mater-Statue aus Pergamon in Rom]. In Böotien gehen abends die Plejaden unter (Plinius).
Plötzlicher Aschehimmel und Regen. Der Rauch eines nahen Schornsteins weht nach Westen, also nach rechts. So wie Klarheiten auch manchmal in Unklarheiten umschlagen. Und scheine tatsächlich wie das Wetter zu funktionieren, nämlich unvorhersehbar. Die 2-3 Tage Quasi-Euphorie müssen mit dem Adrenalin zu tun haben, die die Arbeitsanspannung erzeugt hat. Die zwar heute nicht fehlte, aber doch schon wieder im Merken des Dennoch-Voranschreitens die Zügel etwas nachließ. Sicher spielt auch das Telefonat mit T. gestern eine Rolle, das grad in die Zeit des Tagebuchschreibens fiel, so daß ich danach nicht mehr den Schlenker schaffte dafür. Das Gefühl, wenn ich mich ihr, T., gegenüber anvertraue in Dingen, die S. betreffen (aber nicht nur in solchen), daß ich eigentlich von T. rede. Und ich umgekehrt, wenngleich nicht mit demselben Vertrauensverhältnis, S. gegenüber T. erwähnend S. meine. Auch an die früh verlorene Mutter dachte ich heute im Zusammenhang damit, daß all diese Verhältnisse doch immer wieder daran kranken, daß ich Angst vor dem Verlust habe. Und mich darum nicht voll und ganz darauf einlasse. Eine Art Hinhalten meiner selbst, wie aufgehängte Wäsche im Wind, die immer nicht rechtzeitig hereingeholt wird, wenn’s anfängt zu regnen und drum immer hängen bleibt. Verlust mag man da durchaus sehr weit fassen. Dabei dachte ich, sie endlich begraben zu haben mit der Trennung. Wahrscheinlich hänge ich gern im Winde. Bin aber darum unbrauchbar, auch wenn der Umstand, daß ich an der Leine hänge, im a posteriori ja doch das Gegenteil beweist. Nur eben nicht mir. Wobei mir einfällt, daß ich mal wieder die Bettwäsche wechseln sollte. Und heute zum ersten Mal, seit ich hier wohne (am 15. Mai werden’s zwei Jahre sein), habe ich die Spinnweben entfernt. Wahrscheinlich wegen dem, was ich gestern bei mir schrieb. – Zu gestern noch: verzweifeltes Suchen nach Filtertüten für die Kaffeemaschine. Vier Supermärkte und ein Kaffeegeschäft suchte ich in Terni auf, wohin ich gefahren war auf der Flucht vor dem Schreibtisch nach abermaligen neun Stunden fast ununterbrochener Arbeit ab morgens um sechs: Nichts! Am Ende kaufte ich mir löslichen Kaffee. Leider war der so ekelhaft heute morgen, daß mir heute glücklicherweise in Amelia der Gedanke kam, große Papierservietten zu kaufen und die als Filter zu benutzen. Funktionierte am Nachmittag.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .