Man weiß, man wird sich trennen müssen. Nicht, weil die Liebe nicht wäre, sondern weil sie ist. Man lebt in einer anderen Liebe, in der zwei Wesen sind, die diese und nicht jene brauchen. Und auch das ist gar nicht ohne Liebe. Man weiß es schon lange, der Tag rückt näher, man sieht ihn nicht an, bedenkt ihn aber ein jedes für sich. Man spürt das Zuende und spricht nicht, aber man zickt, man wird aggressiv, täglich, böse aufeinander. Dann entlädt es sich in einer Explosion, die eigentlich die Implosion meint. Doch man kehrt noch einmal um. Der Kopf sackt auf den Tresen, weil er nicht auf die Brüste, nicht mehr auf die Brust darf. Man schläft in einem Taumel, der die Füße eingegraben hat, man möchte gar nicht erwachen. So übel, so der Kopf. Dann beginnt man zu weinen. Ein Schütteln, eine Erschütterung bebt durch die Frau, Tiere, manchmal, klagen so auf. Und das Wort ist gesagt.
Man wird ruhiger und weint, und man erschüttert sich wieder, hilflos einander in den Armen. Hilflos, wie man dann geht. Man weiß, der Tag ist nah, er hat sogar ein Datum, an dem man nicht mehr aufwachen wird, und jemand neben einem lächelt einen an.
„Du darfst nicht“, sagt sie weinend, „du darfst nicht darauf verzichten, noch einmal glücklich zu werden. Du darfst nicht darauf verzichten wollen, eine Familie zu haben.“ „Ich bin jetzt vierundfünfzig Jahre alt,“ sage ich, „die Frauen, die für mich infrage kommen, werden alle zumindest in einer festen Partnerschaft sein, zumeist aber auch ebenfalls Kinder haben. Und ich habe einen Sohn. Ich mute ihm keine Familie zu, die nicht die seine ist. Sondern ich will ihm Vater sein.“ Tristis est anima mea. Erste Nachtwache. Von noch wenigen, die folgen dürfen.Was wir haben? Die Musik. Carlo Gesualdo, Officio Tenebrae vom Gründonnerstag.