A.D. XIV Kal. Mai. Anno 2762 a.u.c.

Vierzehnter Tag vor den Kalenden. Dies nefastus publicus. Spiele. Abends verbergen sich die Suculae. Regen (Columella). In Ägypten gehen abends die Suculae unter (Plinius).
Als er dann bei seinem selten gewordenen Radiohören einmal erfuhr, wie der Chor der frechen Engelszungen hieß… „Love me do“… Wann würde je wieder solch eine Anmut in die Welt treten? dachte noch heute er… (Versuch über die Jukebox, Handke) bzw. ich das, was ich gestern nicht mehr in der Lage war, vollständig abzukupfern (ich kam nur bis zur Parenthese), als ein Auch-Abklatsch aller Empfindheit, die ich jetzt so stehen lasse, die mir eigen, und weder -sam- noch -lich- wollen mir gefallen. So daß ich heute wieder gern die vom Neffen im letzten Herbst gebrannte Beatles-CD einschob. Der Verkehr und die beiden Ampeln ließen mir viel Zeit zum Hören. Und das gestern gehörte Leda-Projekt (ein aufgrund von Albans Handschrift eher geratener Titel), das mich erst so schreckte, biegt sich ein in diese Betrachtung: das Tagebuch als die Beschreibung einer Programmierung, weil es immer auf einen bestimmten Knopfdruck zurückgeht, den man im idealen Fall auch noch selber drücken darf, wenn man ihn denn zu ertasten vermag. >>> Tout au hault du chariot estoit vn Cygne amoureusement accollé d’vne Nymphe belle par excellence, fille de Theseus. Le Cygne auoit le bec en sa bouche, comme pour la baiser: & couuroit des ses aelles ce qu’elle auoit de nu. La dame estoit assise sur deux quarreaux pleins de duuet, vestue de soye blanche tyssue auec du fil d’or, semee de pierrerie singuliere, sans qu’il y eust faulte de chose qui peust seruir a la rendre plus belle (ich weiß die Seite nicht mehr, drum das Titelblatt): Ein Aufsatz über Michelangelos zerstörte Leda, der die Hypnerotomachia Poliphili zitierte, den ich vor zwei Jahren zu übersetzen hatte, und fand dann im Netz eine alte französische Übersetzung, und dann übersetzte ich tatsächlich diesen Passus, an den ich mich lang nicht herantraute: Oben auf dem prächtigen und triumphalen Karren sah ich einen weißen Schwan in liebender Umarmung mit einer vortrefflichen Nymphe, einer Tochter des Theseus und von unglaublicher Schönheit. Der Schwan küßte sie mit seinem göttlichen Schnabel, und mit den Flügeln bedeckte er die nackten Teile…. Jedenfalls bekam die ganze Seite mit den Engelszungen einen dicken Bleistiftstrich zwischen Text und Buchrand. Danach konnte ich nicht mehr weiterlesen und hörte Pink Floyd. Und dachte, daß es Zeit wäre ins Bett zu gehen, damit es morgen nicht allzuspät wird mit dem Aufstehen (wegen der Arbeit, sonst wär’s ja egal). Aber dann wachte ich doch erst um halb acht auf. – Nein, es war doch nicht der Bauchspeck in der Pfanne, der brutzelte, es waren draußen die Vögel, die noch den Tag durchs offene Küchenfenster schicken. Merkwürdige Klangähnlichkeit von meinem Schreibtisch aus. Psychedelisches Frühstück aus dem Synthesizer. Überhaupt: Geräusche. Ein Lächeln heute, kurz nur, weil ich nicht stehenblieb und kaufte, von der Dicken am Thresen mit dem Spanferkel. Wiegte sich fast in ihrer Leiblichkeit. Nicht zu vergessen aber auch das Ohr der Tabaccaia, das ich heute fesselte. Es erklang Morgenländisches – so wollte es mir scheinen – im Laden (Radio?), dachte erst an Dead can Dance, merkte dann aber auf die vielen Ü’s im Text auf, ohne wirklich zu begreifen, um welche Sprache es sich handelte. „Ma è turco?“. Sie spielte ein „spagnolo“ aus. Einen kurzen Moment lang blieb die Zeit beim gemeinsamen Lauschen stehen.

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