A.D. V Non. Mai. Anno 2762 a.u.c.

Fünfter Tag vor den Nonen. Dies comitialis. Das Sternbild des Zentauren geht auf (Ovid). Der Zentaur geht vollständig auf. Schlechtes Wetter (Columella).
Dem war nicht so. Vielem war nicht so. Dem Arbeiten auch nicht, dem es hätte sein sollen. Dem es der Syntax das Zunge-Heraustrecken verschlagen. Und dem auch kein Zentaur beikommt. Eher noch der am Anfang von Pasolinis ‚Medea’. Das einzige, was funktioniert hat, war die Abwesenheit aller Kommunikation. Gut, der Abend kommt erst noch. Was wäre noch zu klären? Mithin auch Abwesenheit aller Klärungsbedürfnisse. Um ein Getrenntleben zu regeln? Ein Nichts? Es ginge auf Gedankenvorschriften hinaus und ist im Grunde absurd. Weil wieder so Gedanken da sind: Nun red’ ich mal mit der anderen Schwester von ihr. Das Kafka-Zitat von gestern hat schon seine tiefe Berechtigung. In diesem Gewebe der hintertragenen Nachrichten steckt immer die Absicht des Hintertragenden, das eigene Opfersein auf den zu übertragen, dem die Nachricht hintertragen wird. Das heißt, meine Mail an O. mit dem einen emotiven Satz, der ein stummer Protest gegen alles war, was auf keine Kuhhaut geht, mußte zwangsläufig von ihr weitergegeben werden, damit sie dann verzerrt doch wieder in meine Ohren zurückkam von anderer Seite. Ihre eigene Mail kam erst danach. Und bot sich selbst zum Opfer an. Für das Henkeramt. Und meine eigene Mail wollte wiederum an O. das Opfer delegieren. So mit hineingezogen. Ja, geradezu in die Mitte gestellt. Und beide als Erdball. Hie Arktis, dort Antarktis. Weil ich es mir nicht von vornherein verbeten habe. Das gibt mir genug Berechtigung, mich für die Ex-zentrik zu entscheiden. S. hatte wohl doch recht mit dem Schweigen. Sonst spielen sie mit dir und deinen Worten, was dasselbe ist. Wäre an der Zeit, den Worten ihre Losigkeit zu lassen, und dem Grés zu danken und gedenken. Der Maserung der sich abtrennenden Inseln. Graues Samt und Sonders. Der Berg. Wenn ich ihn anschaue, steht auch manchmal die Welt still. Vor heute wanken Lärchenzweigen. Selbst das tägliche Autofahren hat diesen Stillstand in sich. Weil es ein Hin und Her. Des Immergleichen. Das aber doch immer wieder mit anderen Nuancen den Tag vervollständigt. Dem es sonst fehlen würde. Und Malvasia ist nicht malvagia. Gestern zum ersten Mal das Telefonbuch bekommen. Bisher immer nur die Gelben Seiten. Schlug mich nach. Stellte fest, nicht der einzige mit den ersten drei Buchstaben zu sein. Schlug sie nach. Vor drei Jahren stand sie noch nicht drin. Aber ich. Mit meinen drei Buchstaben am Anfang. Entre chien et loup. Sagte sie. Imbrunire. Sagte ich. „Gefällt mir dieses Wort“. Sagte ich zu T. unterwegs zum Viertel Testaccio. Dennoch ist es dafür noch zu früh jetzt. Mach ich für mich dann selbst: m’imbruno.

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