Fünfter Tag vor den Iden. Dies nefastus. Der Vesta heiliger Tag. Feralia (Totenfeste, auch Parentalia genannt).
In die schwummernde Müdigkeit zwölf Schläge vom Glockenturm. Saß nämlich um die Mittagszeit etwas schwerlidrig hier am Schreibtisch. Die Hauthülle begann, mich nicht mehr wirklich vom Außen abzugrenzen. Hatte um sechs schon angefangen zu arbeiten. Kriegte aber dann doch die Kurve nach einigen Ablenkungsmanövern wie Essen, kurz mit T. Skypen (die aber keine Zeit hatte, also bloß „Gruß und Kuß“), bißchen Zeitunglesen (am Bildschirm), die dringende PDF-Seite ausdrucken, die hic et nunc zu übersetzen war. Die Postbotin gehörte schon nicht mehr dazu, die kam ja schon um elf. Die war nur ein Lenkmanöver. Sie klingelt immer nur einmal. Brachte mir ersehnten Lesestoff: hatte Handke Stücker drei bestellt. Am Nachmittag dann gleich neben dem Übersetzen in die linkshändige Frau eingelesen: daß er Bruno heißt, ist aber jetzt so wie die Krawatte, die er sich an der Rezeption geben läßt, nämlich ungewohnt. Ich trage ja sonst auch keinen Bruno mit mir herum. Als ob es um ihn ginge. Trennungsgeschichten. So wie ich gerade zwo Brunos voneinander getrennt habe, die nichts miteinander zu tun haben. Außer unter diesem gemeinsamen (?) Nenner. Nein, ich möchte jetzt nicht der heute wieder aufgekommenen Tristitia die linke Hand schütteln, wenngleich sie vom Herzen kommt. Gruß an Herrn Reichenbach. Daß die Suhrkamp-Taschenbücher jetzt alle wie ein Personalausweis aussehen, mag ich nicht wirklich. Dauernd schauen sie einen an. Handkes Physiognomie ist mir ja sympathisch (wahrscheinlich, weil S. mir mal gesagt, wenn sie ein Mann wäre, würde sie gern wie er sein (aber das sagt’ ich ja schon mal, daß sie das gesagt habe (anläßlich (s.o.) des Versuchs über die Müdigkeit (sic!) (er schaut aber nicht müde, sondern innen offen und außen wachsam)))), aber Benjamin hat so einen stechenden Blick. Beide indes mit Schnurrbart. Hatte ich auch mal. Bis ich mit vierundzwanzig das ganze Gesicht zuwachsen ließ. Seitdem vor ein paar Jahren der einzige Versuch, es völlig ohne Barthaare zu versuchen. Was der Spiegel aber nicht goutierte. War wieder nur die übertriebene Geste einer Symbolik des Neuanfangs. Quatsch, alles nur Krücken. Das Neue als Gegenteil des Alten ist das Alte mit anderem Gesicht. Neu wäre etwas, das auf dem Alten beruhte und ihm etwas hinzufügte. Was das Alte noch nicht auf diese Art und Weise wußte. Daß mir vorhin der Ausdruck „langes Gesicht“ einfiel, und daß ich es fast unverzüglich auf den Soratte mitbezog, bewahrheitet sich jetzt in einem ganz anderen Sinn: der Soratte ist mein langes Gesicht, und hätte ich zwei, müßte ich von Gesichten reden.
benjamins blick scheint mir mehr bestechend als stechend zu sein.
Bedenken Sie dennoch das semantische Umfeld des Wortes „bestechen“… Können wir uns auf „eindringlich“ einigen? Was dem „stechen“ ein bißchen Gerechtigkeit widerfahren läßt, ohne das Herz zu treffen.
einverstanden! einigen wir uns auf durchdringend.
Ein Wort, das ich dachte, als ich las „Zwei Gedichte von Friedrich Hölderlin – „Dichtermut“ – „Blödigkeit““. Aber damit sind wir sehr entfernt von der Photographie auf dem Umschlag des Suhrkamp-Taschenbuchs. Denn im Grunde geht Ihre Kritik auf mein Interpretieren eines ephemer von einer Kamera festgehaltenen Blicks, das mich fixiert, solange ich das Buch nicht als Rücken mir abgewendet Als ein „Gelesen“.
Lieber Bruno, wie wärs mit ‚inversiv‘?
Womit Sie das Laufende meinen. Das läuft umgekeht in dieselbe Richtung.
‚auf dem laufenden bleiben‘ heißt auch an die grenzen des ‚hin & her‘ gehen.
Es ging auf das „Inverse“, den Rücken des vermeintlich Ausgelesenen. Welche Grenzen sehen Sie in diesem Hin und Her?
Mein movens ist, schlicht gesagt, dass die Grenzen immer näher rücken.
ich weiß auch nicht: irgendwie scheint alles zu verpanterreiern
ja ich bin peer dhu und da gibt es arschlöcher und eschöne frauen und danhn wird
kompomiert und die wewlt wird verzaubert sein