Was tat ich dir an.

Was tatest du mir
nahm deinen Leib
naß um die Faust
nahmst meine Faust
wo ein Kinderkopf durchpaßt
sagt M kollegial

paßt das erbeutete Tier in den Schlund
durch die Schelle deiner Hände
fest ums Gelenk

an dem du mich eindrehst

Vorfassung:

Schwester, was tat ich dir an
was tatest, Schwester, du mir
nahm deinen Leib
naß um die Faust

nahmst meine Faust
wo ein Kinderkopf durchpaßt
sagt M kollegial
und sagt noch den Satz vom Genie

paßt das erbeutete Tier in den Schlund
durch die Schelle deiner Hände
fest ums Gelenk
an dem du mich eindrehst

weinte Alraune durchzittert von Pfählung
M war gegangen
ich wusch deinen Schlaf von der Wurzel
ich wusch ein Blut von dem Schlaf

[Die letzte Zeile ist noch völlig provisorisch,
tastend, ich krieg die schmierige Blutung noch nicht ins Wort,
experimentiere schon die ganze Zeit daran rum.
16.03 Uhr, ANH.]

36 thoughts on “Was tat ich dir an.

  1. Psychologisch betrachtet Ein Fall von: Angst vor Frauen. Angst vor Nähe. Angst vorm Schlafengehen. Ergo: Angst vor Dichtung.
    Der Nächste bitte.

  2. Schlecht. Sehr gewollt.
    Nehmen Sie etwas von dem Wollen raus, dann wird es vielleicht erhofft poetisch. (Die Grundierung ‘stimmt’ nämlich).

  3. Lieber Herr Herbst, auch wenn Ihnen das Erlebnis so sehr in den Kopf sprang, dass sie staunend wie ein Kind und fassungslos wie vor einem Gruseln stehen, DAS sollten Sie SO nicht ausdrücken!

    1. hm. aber was ist denn ausgedrückt, habe ich mich gefragt. fisting?
      und wieso schwester, und wer ist M, und welchen satz vom genie? keine ahnung, was mit genie gemeint ist, helfen sie mir auf die sprünge?

      und, ich glaube, sie verstehen es manchmal auch falsch, man beklagt sich nicht übers dargestellte, sondern vielleicht über die darstellung, vielleicht ist die ja mitunter biedermeier?
      pasolini hat ja nun auch von allem gedichtet, wirklich von allem, und es ist innig und schön, aber er war ein “wirklichkeitsfresser” und die subjektive kamera enthielt oft den gegenschuss. und, wie bei meere, habe ich mich gefragt, warum wird da wieder jemand angerufen, schwester, du, da, was bindest du dir noch dein haar, wir wollen zum friseur jetzt gehn und uns danach nie wieder sehn. ich sag ja gar nicht, dass es einfach wäre, von sex zu schreiben, das muss man vielleicht auch frau diekmann sagen, und auch goetz, und denke dann manchmal, das muss vielleicht jemand machen, der davon nicht viel kennt, weil, das ist ja das dilemma des lesers, der guckt ja auch von außen druff, auf den text, und jemand, der von sex wenig weiß, der müsste eben alles auch von außen betrachten und beschreiben, obwohl das ja gar nicht das problem des gedichts ist, das ist ja drin.
      also, für mich reichte das:

      nahm deinen Leib
      naß um die Faust
      nahmst meine Faust
      wo ein Kinderkopf durchpaßt
      durch die Schelle deiner Hände
      fest ums Gelenk
      an dem du mich eindrehst

      dann wäre nämlich das biedermeier mit dem was tat ich dir da an und das blut raus, die moralische haltung, die sie beklagen, ist ja im gedicht selbst, das lyrische ich hat ja mächtig skrupel und gewissensbisse im nachhinein, die drängen sich für meine begriffe viel mehr nach vorn, schon im titel, als der sex.
      andererseits ist das vielleicht auch nicht verkehrt, nur könnte es anders ausgedrückt sein. ist ja nun mal so, als man das erste mal was lebendiges tot gemacht und verspeist hat, hatte man sicher auch skrupel, weil man hat ja spiegelneurone, empathie und mitleid auch und denkt sich, ich will ja niemandem weh tun, ich will ja auch nicht, dass man mir weh tut, vielleicht, oder, sagen wir, bestenfalls.
      skrupel sind ja nicht verkehrt, wenn jemand sagt, schlag mich ins gesicht, hatte fichte ja auch skrupel, und ich dachte, ja, die hatte er wohl zu recht, die hätte ich auch erst mal. und einen der alleralleraller schönsten sätze zu skrupel hat tatum o’neal gesagt in paper moon:

      “Ich hab auch Skrupel, verstanden ?
      “Weißt du, was das sind, Skrupel ?”
      “Keine Ahnung, aber wenn du sie hast, dann kann man ne Wette drauf abschließen, dass sie jemand anderm gehören.”

      und, es ist ja was dran, die skrupel, die man hat, gehören immer auch jemand anderem, davon weiss ja auch das gedicht was, aber es könnte das irgendwie anders sagen, für mein empfinden, aber, keine ahnung, wie, das können nur sie wissen.

    2. @diadorim/@schneeflocke. Das war jetzt, denke ich, hilfreich. Bleibt aber dennoch noch unfertig.
      Wegen M: Das ist ein Dritter, ein Betrachter, der – allenfalls – kommentiert. Es ist n i c h t die Frau hier. Daß das nicht klar wurde, wußte ich und bekam es heute morgen, als ich das Gedicht persönlich besprach, bestätigt. Von daher aber das “M war gegangen”. Ich hätte gerne diesen Dritten, der mit hochgezogener Braue zuschaut, stärker im Gedicht.

      Dennoch: Was Sie, Schneeflocke, als Grausen empfinden, ist mehr eine Art Irritation, wenn das Ich seine Hand nachher betrachtet und den Schleim sieht, in dem es an ihren Rändern sich auflösende, sekretartig zerfasernde Blutbätzchen, wie Schmierblutung, gibt. Es handelt sich aber nicht um eine bösartig zugefügte Verletzung, ja nicht einmal um einen Übergriff; genau das löst diese hohe Form von Irritation aus, in der es auch etwas gibt, das zurückschreckt, wobei das Zurückschrecken aber wiederum ganz falsch ist. Diadorim hat recht, daß es hier um Moral geht, aber um eine, die weder einer Realität noch einem wirklichen Bedürfnis entspricht. Die ganze Ambivalenz wird in solchen Erlebnissen losgelassen. Zugleich spielt in solche Erlebnisse immer zugleich auch ein Ekel mit hinein, der gegens Organische-an-sich geht. Darauf wollte ich auch hinaus.

  4. @Dr. Lyse. Lassen Sie doch Ihre blödsinnigen, von Mißgunst und mangelnder Kenntnis durchgefärbten Kommentare sein. Ich lösche sie sowieso. Gehen Sie woanders hin, gehen Sie nicht über Start, ziehen Sie keine 2000 Euro ein. Feiern Sie Ihre anonyme Widerlichkeit meinethalben in einem eigenen Blog. Wenn Sie denn Muts genug sind. Was ich bezweifle.

    1. Wat denn Herr Herbst, wenn du dat professionell einrichtest und unter die Lampe bringst, gibts keine hässlichen Händchen, auch nicht mit Makrovorsatz. Den Beleuchter kannst bei so einer Session auch mal rausschicken.

    2. du, mir ist dat mal passiert, ich habe da so ein stärkeres Kettchen ums Handgelenk und hatte vergessen, dat im enscheidenden Augenblick bei Seite zu tun, dat gab dann aber auch eine Sauerei. Dat Material war nicht zu gebrauchen, mussten allet nochmal durchkurbeln, damals noch mit super16.

    3. @porno-ralle, ich frage mich, welche folge vom doktor und dem lieben vieh haben sie denn da gerade abgedreht, war es die steißlage des kälbchens? verschwand nicht auch die uhr? ich krieg neuerdings wieder so viel spam rein: ready for your rolex? ist das obszön gemeint? fragt mich das die kuh?
      ist das nicht misogynie?

    4. diadämchen dat passiert mir heute nicht mehr. ich agier aber auch nicht mehr vor der Kamera, verstehst, aber mit Tierchens, nee, habe ich nie produziert, obwohl ich mal tief reingelangt hab in so ein Fräulein Kuh, du ick kann dir sagen, und zwar ohne Handschuhe, dat ist ein Hammergefühl, bis zu den Achseln da drin, dat vergisst du nie, und dat Kuhchen hats genossen, miso-was? nee also war wie mi nem Arm im Paradies.

    5. miso im sinne von frauenfeindlich. da muss man mal ein lexikon bemühen. und, mag es auch frauen geben, die das genießen, wenn man sie kuh schimpft und auf den arm nimmt. man möge doch auch davon ausgehen, dass einige, nicht so wenige, au contraire rufen, und, iss gut jetzt, es langt, und, was denn noch, und, kann man mal damit aufhören, und, bitte, ist das so schwer, einmal begreifen, was alles nicht geht, was alles absolut nicht mehr geht und nie ging, auch wenn es alles praktiziert wurde und wird, was aber nie und nimmer wirklich geht, unter einer idee von freien und gleichen, kann man das sich bei allem, was man schreibt, nur mal eine sekunde vor augen führen, wirklich, danke, damit wäre geholfen.
      andererseits, natürlich kann man sich stumpf machen. oder, mein trick, kühlschrank sprechen, wenn irgendwer meint, nur weil er zippo spricht, brenne gleich schon alles lichterloh, der ermisst das ausmaß meines eisfachs nicht.

    6. ich wär da ganz auf Konsens Diadorim. Frauenfeindlich find ich auch einiges hier. Ein ehrliches Gewerbe ist ein ehrliches Gewerbe, wo alle was von haben, aber wenn dat kümmerliche ding da oben mir wat über Sex oder Frauen und Männer erzählen soll, dann find ick dat sogar lebensfeindlich. Da ist nicht die Spur von Geilheit oder Gefühl oder Erregung drin. Nicht ein Fitzelchen von Lust, nur verklemmtet räsonieren.

    7. ich weiss nicht, ob meine idee von konsens mit der ihren kongruiert. für konsensbildung braucht es weit mehr als einen internetkommentar. man muss auch prüfen, ob und von wem man da verstanden wird und warum, das dazu.
      nun ist die spur von geilheit, gefühl oder erregung ja ein fährte, auf denen ganz verschiedene geschöpfe wandeln. es gibt solche, denen muss man nur eisstockschießen zuraunen und sie träumen von ibiza, so verdreht ist das.
      und wenn wer mal wirklich höchst verklemmt mir was vorräsoniert, so knochendröge in einem theodor-w.-adorno-look-a-like-stil dann zündet das schon mal einen verheerenden flächenbrand, schlecht nur, wenn er vielleicht auch ganz genau so wie der teddy dreinschaute, dann ließe sich das feuer wahrscheinlich doch noch eindämmen. mir geht es nur überhaupt nicht darum, mich von gedichten geil machen zu lassen. ich muss auch gestehen, ich kenne kein einziges, was das fertig gebracht hätte. die geilheit wäre ein gut gebauter text selbst, so verklemmt ist das mit der literatur nämlich wirklich. leider. alles andere ist da draussen.

    8. na genau, diadorim dat wäre eine Aufgabe an die Litritscher, mal paar Verse drechseln, die geil machen.

    9. @das Literaturinstitut, Diadorim ist auch eine sehr gute Einrichtung. Zuviele stolpern in ein selbstgewähltes, obschon prätentiöses, aber eben doch – mental-materielles Präkariat – ihrer dichterischen Existenz. Da ist zu begrüßen, dass ein solches Institut eingerichtet wurde, um angehenden Schriftstellern auch klarzumachen, dass Schreiben keine Zauberei ist.

    10. ja, aber dann sind sie die assistentin, und nicht der trick und nicht das zaubern oder gar die zauberin,wir hatten vom zaubern gesprochen, und nicht von zaubertricks

  5. Ja. Das ist gut, wie es jetzt dasteht (19.6., 15 Uhrnochwas). Der Unterschied zur anfänglichen Fassung ist evident. Und der Titel, dank der ersten Zeile danach, auch uneindeutig genug, beide, Titel und erste Zeile, offen in der Deutung. Das “Moralische” ist als Möglichkeit vorhanden, aber nicht mehr zwingend. Gefällt mir so, dass ich entgegen meinem Vorsatz hier doch wieder kommentiere.

    Freundlicher Gruß
    Lupus

    1. @Lupus/@diadorim (ff). Ich komme mit dem “Schlund” noch nicht klar. Was ich vor Augen habe, ist das vergleichsweise riesige Beutetier einer Schlange, die, um es zu verschlingen, die Unterkiefer “ausklinken” und den Mund enorm dehnen kann. “Schlange” läßt sich hier aber nicht verwenden, weil sofort von fin de siècle bis zum verlorenen Paradies symbolisch etwas anklänge, das ich vermeiden möchte.

      “Alraune”, übrigens, in der ersten Fassung: angespielt war auf “Wurzel”, nämlich hier die Handwurzel, auf die dann die Frau projeziert wurde. Irgend etwas an dem Gedanken ist nach wie vor richtig.

    2. Schlund “Schlange”: nein, geht wirklich nicht, das würde mit all den Anklängen sofort die körperliche Konkretheit wegnehmen, was “Schlund” nicht tut. “Schlund” macht auf, nicht zu, im Wortsinn und auch sonst.

      Die Schwierigkeit mit dem “Schlund” lese ich darin, dass “Schlund” “verschlingen” impliziert. Und diese “Beute” wird nicht verschlungen, sondern kann sich auch selbst wieder aus dem “Schlund” entfernen etc. Das Verschlingen ist eine Phantasie, nicht notwendig nur eine Männerphantasie. Diese Vorstellung würde ich nicht wegnehmen wollen, das gefällt mir, das mitzudenken, das ganze Potential des Körperlichen dabei und gleichzeitig der Vorstellung.

      Was die Alraune oder der Alraun hier verloren haben, ist für mein Empfinden nicht nur ihr Wesen als Wurzel, sondern vor allem als Männlein (Menschlein, es gibt wohl auch weibliche, aber ich kenne keine Abbildung, in der eine Alraune weiblich gezeichnet ist). Nur könnte das dann ein zweiter Text sein, für meinen Geschmack, sage ich.

      Gruß
      L.

    3. @Lupus. Weibliche Alraune. In einer der berühmtesten Alraune-Erzählungen, derjenigen von Heinz G. Ewers, ist die Alraune weiblich. Es gilt im übrigen für die Wurzeln: weiß Alraunen seien männlich, schwarze weiblich. Das beide Geschlechter gemeint sein können, spricht f ü r die Verwendung des Alraune-Bildes in dem (oder, da haben Sie recht, einem anderen) Gedicht.

    4. Alraune Alraune, falls im Gedicht verwendet: ja, sicher, das geht mit mehrerlei Geschlecht, sogar gut, sehe ich auch so. Die Alraune bringt viel mit, auch viel Körperlichkeit, aber anders noch einmal, die Haut der Handwurzel, die Haut des Pflanzenteils, dann all die Geschichten, wie man Alraunen ausgräbt oder eben nicht, ob mit einem Hund als Helfer oder anders, wo sie wachsen, was sie bewirken können und so fort, das geht alles in diesem Zusammenhang. Sie hat aber was Episches, und das Gedicht oben nicht so sehr. Und womöglich würde die Alraune dann dahin führen, dass M mit seinem kollegialen Sagen aufgegeben würde, und das wäre zu schade. Im Unterschied zu anderen Sachen, die ich hier schon mal kritisiert habe, finde ich diesen Text beinahe perfekt, um nicht zu sagen: Ich würde ihn so lassen. Und der Alraune trotzdem was schreiben.

    5. eine ihr becken aushakende frau, hm, dies vorstellung bereitet mir schmerzen.
      ‘schrund’ gäbs noch, aber haute natürlich raus. aber schlund klingt schon auch gefräßig und ziemlich fin de siecle, ich hab immer etwas probleme mit dieser tiermetaphorik, die liegt halt so nah. das war auch bei waid und wunde schon so. andererseits passt es schon ins gedicht.
      das kollegial klingt wie jovial, das ist eigentlich nicht schlecht.

    6. @diadorim./@Schneeflocke. In die Richtung von “jovial” wollte ich eigentlich auch. D e r ist n i c h t in der Ambivalenz, sondern gerade verdinglicht (und verdinglichend im Blick).
      Wegen der Schlange: Es sieht wirklich sehr ähnlich aus, deshalb der Vergleich. Organisches hat insgesamt eine Tendenz zur Ähnlichkeit – eben nicht zur Identität, was für mich den verdinglichenden Bruch, der durch Ms Äußerung personifziert so – ja, Schneeflocke – schaurig macht. D a ist der Schauer.

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