Arbeitsjournal. Mittwoch, der 15. Juli 2009. Mit der Bild-Zeitung, einem Abschied und mit Fisch. Dazu ein paar Bemerkungen zu Essig.

7.51 Uhr:
[Arbeitswohnung. Englund, Zweite Sinfonie.]
Absage der Sonntagszeitung wegen eines literarischen Feuilletons zum >>>> Finnischen Musikfestival Helsinki, wohin ich am 20.8. reisen werde; es sei kein Platz, man habe keine Anzeigen mehr usw. Deutlich zu spüren (auch schon vor einem Jahr in einem Gespräch mit dem FAZ-Redakteur N.N.): auch mit dieser Art Printmedium geht es zu Ende; überleben wird die Bild-Zeitung, für die derzeit halb Berlin mit Werbung durch Pop-Größen zugepflastert ist. Was ja a u c h paßt. BILD ist POP. Die kritische Distanz hat ausgespielt, man verlegt sich auf die gutgeschmierte Affirmation. Als Fluchtziel bleibt das Netz.
Büning hat aber die Idee, ich könne solch ein Feuilleton der Reiseseite anbieten, „eine Reise in die finnische Musik“, so etwas. Ich werde rumtelefonieren müssen, vielleicht schreib ich auch mal dem Tagesspiegel und biete dort was an, da es den Finnen ja vor allem darum geht, die mit dem Konzerthaus organsierte >>>> „NordNote“ bekanntzumachen: eine Finnland-Konzert-Reihe, die ab September startet und bis in den Januar hineinreichen wird. Also brauchen sie einen Berlin-Bezug. Nebenbei denke ich an ein Hörstück über die Reise in die Finnische Musik; es bietet sich an, eigentlich.

Lange mit dem Profi >>>> in der Bar gesessen und gesprochen, nachdem ich noch mal bei meiner quasi-Familie war, die ich heut früh zum Hauptbahnhof bringen werde; von dort aus radle ich dann nach Charlottenburg zum Cello-Unterricht weiter – ein wenig mit schlechtem Gewissen, weil ich in dieser Woche so wenig zum Üben kam. Aber ein seltsames Gefühl, ein leis trauerndes, daß ich nun zwei Wochen lang meinen Buben nicht sehen werde, es ist, als würde man irgendwo ausgehakt werden, von der Tür runtergehakt oder von der Wand, aber da ist ein ziemlich weicher Boden, wie Holz, das monatelang unter Wasser stand und noch keine Zeit durchzutrocknen hatte. Überhaupt werden die kommenden vier Wochen ein wenig seltsam sein, so aus den normalen Abläufen herausgehoben.

Also weiter Briefe schreiben heute, vielleicht auch telefonieren, aber jetzt gleich, nach der Dusche, erst mal ans Cello.

19.07 Uhr:
[Arbeitswohnung. Talisker.]
>>>> Hierzu kann ich, jedenfalls momentan, nichts sagen. Mir ist’s schon komisch im Bauch, weil ich jetzt zwei Wochen lang ohne meinen Jungen sein werde. Ich brachte die Familie zum Hauptbahnhof, wir winkten, dann waren sie alle fort. Ich fuhr zum Cello-Unterricht weiter, ferienhalber der letzte für vier Wochen; a u c h komisch. Eine Meeräsche hab ich gekauft und frische kleine Tintenfische, die momentan köcheln: ich werd sie heute auf napolitanische Art zubereiten; gekocht werden sie und, abgegossen, mit gehackter Petersilie überschüttet und Knoblauch in ganz feinen Streifen; darüber kommt Zitronensaft und Öl, Olivenöl, klar. Gut umrühren, vielleicht etwas nachwürzen, eher aber nicht, und gut durchziehen lassen. Man kann das Gericht, zu Brot, heiß, warm oder kalt genießen. Ein sehr leichter, wie Morgengras frischer Weißwein paßt dazu. Die Tintenfische müssen mürbe sein, sie müssen quasi auf der Zunge zerfallen.
Die Meeräsche mach ich mir ohne Brimbamborium: nur etwas Knoblauch, ein paar dünne Zitronenscheiben in den Bauch, Vorsicht dann mit dem Salz, eine Spur Pfeffer, die Alufolie darum und dann den Fisch bei leichter Hitze garen lassen. Ebenfalls Brot dazu, Ciabatta, das ich gleich mit nachbacke. Eventuell kommt der Profi, um mitzuessen; er teilte mir am Telefon eben das Bedürfnis mit, die vielen schönen leichtbekleideten Frauen anzuschauen, von denen Berlin sommers wie von Blütendüften voll ist, aber nicht den schweren >>>> der Linden Unter den Linden.

Melancholie. Ich schrieb viel Post wegen Finnland, ich schrieb mit einem CD-Vertrieb wegen der neuen Scelsi-Werkausgabe auf CD; ich schlief tief zu Mittag; ich schrieb einen leicht verärgerten Brief ans >>>> ilb, weil man dort, weil ich aus >>>> MEERE lesen will, eine anwaltliche Bestätigung verlangt, daß dem Festival kein Rechtshändel deshalb ins Haus steht – als wäre das Buch nicht seit über zwei Jahren schon wieder frei. Man scheint das kurzweg unbewußt zu ignorieren: verdammt, dieses Buch sollte doch w e g! Dann tun wir halt so, als wäre es weg… Vertrieb, Veranstalter, Kritik, f a s t unisono: wenn’s den Herbst nicht geben darf, dann gibt es ihn auch nicht. Schlüge das nicht immer so auf meine ökonomische Existenz, es wäre rein lächerlich.

Ich habe heute noch überhaupt keinen Faulkner gelesen.

20.55 Uhr:
[Abendessen mit Faulkner. Dazu Stille.]22.16 Uhr:
Noch mal was Kulinarisches, bevor ich mich wieder an den grandiosen Faulkner setze (Band III jetzt, Das Haus, 100 Seiten „hab“ ich schon): Ich gehör zu d e n Leuten, denen bei Essig schnell schlecht wird; es muß ein sehr guter sein, damit ich ihn mag, besser ist aber: gar keiner. Also hab ich mit Zitronensaft herumexperimentiert, was sogar bei Frankfurter Handkäs mit Musik wunderbar funktioniert. Und heute kam ich auf die Idee, weil ich auch Vitamine haben wollte, was Frisches, einen Salat aus zu Stücken geschnittener Pampelmuse, Rispentomaten, einer sehr fein gehackten Zwiebel, dazu den Saft einer ganzen Zitrone und viel Olivenöl herzustellen (im Gegensatz zu Essig bin ich von Ölen begeistert); gibt man dann etwas Zucker darüber und zweidrei Fingerspitzen gehackter frischer Chilis und pfeffert das alles noch – dann ist das ein irrsinnig guter Salat, der auf der Zunge ständig zwischen Frucht und Salat oszilliert und von dem zu nehmen man gar nicht mehr aufhören kann.
Danach dann, ich konnte schon nicht mehr, der Abschluß-Espresso, ein halbes Täßchen, s e h r süß. Es ist etwas Eigenartiges um die Espressobohnen, >>>> die diadorim mir aus Brasilien mitgebracht hat (19.08 Uhr): als ich endlich jemanden fand, der sie mir zu dem feinen Mehl zermahlte, nach dem meine Pavoni gierig ist, sagte er: „Komisch, das duftet gar nicht. Wahrscheinlich haben die Bohnen schon zu lange gelegen.“ ABER: Dieser Espresso schmeckt besser als alles, was ich seit langem hier kaufen konnte, Lavazza eingeschlossen, sogar Illy eingeschlossen. Er entwickelt eine Crema, die hinten auf der Zunge einen deutlichen Schokoladegeschmack entwickelt, aber gerade so sehr, daß man immer auch noch meint, daß man sich irrt. Ich mag diese geschmacklichen Verxierspiele, diese Andeutungen, die etwas von Ahnungen haben.
Für morgen ist genug übrigegeblieben: eine halbe Meeräsche, die ich dann kalt verputzen werde, während ich dem Tintenfischsalat auf Handwärme einheizen will; über Nacht mußte beides, weil es so schwül ist, in den Kühlschrank: an sich ein Verbrechen.

Eben ruft der Profi an, es sei später geworden bei U. im Boot am Wannsee; ob ich noch… „nee“, so ich, „ich hab so viel gegessen, ich mag nicht mehr aufs Rad. Hier noch, unten im Haus vor der Kneipe, ein Bier, das wär okay.“ „Dann komm ich erst um eins ins Bett. Komm doch zu mir, übernachte da.“ „Ich mag nicht mehr aufs Rad, außerdem… weißt du: der Faulkner…“ Jetzt treffen wir uns morgen. Vorausgesetzt, daß keine Libertinage mehr dazwischenkommt.

6 thoughts on “Arbeitsjournal. Mittwoch, der 15. Juli 2009. Mit der Bild-Zeitung, einem Abschied und mit Fisch. Dazu ein paar Bemerkungen zu Essig.

  1. das sieht aber lecker aus! ja, die brasilianer mögen es gerne süß. kann natürlich sein, dass der espresso im gepäck gelitten hat. er ist eigentlich ein viel gekaufter, ich denke nicht, dass er zu lange gelegen hat. aber, wer weiß. gut, wenn er dennoch mundet. bei dem hinweis auf libertinage denke ich allerdings zwangsläufig an salo nun, und so möchte ich sie mir lieber nicht vorstellen, wie in salo. zumindest nicht auf der seite der libertins. und ehrlich gesagt, kann ich mir sie so auch gar nicht vorstellen. ich hab ja auch mal anadyomene treffen dürfen, und da hab ich etwas gemein gedacht, alles schaulaufen, in echt begeistert er sehr integere frauen für sich und begeistert sich gleichermaßen für sie, und das sagt mehr über ihn aus, als er wahr haben will. nun denn, ich werde wahrscheinlich completamente irren. und wenn man will, dass ich mich irre, dann irre ich mich auch, es kostet nicht viel, menschen sich in dem lichte erscheinen zu lassen, in dem sie sich wähnen, und, wenn man sie mag, macht man das gerne. so ist das nämlich. diese sätze diktierte mir auch der herr mehrlein vom rheingau. ich bin ikea-müde dazu. wenn man durch ist, will man wirklich nicht mehr so wohnen. und dann kauft man einen vorhang und drei handtuchhalter und hat immer noch keinen küchenschrank. tjo.

    1. @diadorim. Libertinage. Die Zwangsläufigkeit (Läufigkeit – ha!) ist mir nicht einsichtig; es gibt eine >>>> Libertinage ganz jenseits von Salò; es wäre rein tragisch, auch d a s noch den Faschisten zum Sieg zu geben. Im übrigen kann ich nicht sehen, daß sich Integrität und Libertinage ausschließen; ich habe in meinem bisherigen Leben weißGöttin viele Begegnungen, und intensive, mit Frauen gehabt und werde sie weiter haben; ich habe aber noch nie eine Begegnung mit einer Frau gehabt, die, wenn sie intensiv war, nicht integer gewesen wäre; sowohl die Begegnungen selbst, die meist mehr als nur „Begegnung“ waren, waren integer, als auch, sowieso, die Frauen. Ganz egal, was man miteinander – füreinander – angestellt hat. Mangelnde Integrität kommt in meiner Erfahrung eigentlich nur bei Männern vor. (Ja, jetzt könnten wir darüber „streiten“, was unter Integrität verstanden wird, ich glaube aber, daß es gar keine Streitursache gäbe.)

      Vorhang und Handtuchhalter: warum tun Sie das? Wenn Sie einen brauchen, besorg halt i c h den Küchenschrank. Ich bin – oh, jetzt mag ich Sie zitieren: – completamente konsumresistent, also gegenüber Dingen, die ich nicht sowieso will. Lacht.

    2. oh, ich tue manche dinge, die ich nicht will, weil sich das mit dem wollen vorher gar nicht so genau wissen lässt, ob mans gewollt haben könnte, wenngleich mit den jahren die signifikanz meiner voraussagen, was ich nicht will, sich mit der erfahrung, wenn ichs dann doch getan habe, es wirklich nicht gewollt zu haben, deckt.
      einen küchenschrank zu wollen ist ja kein verbrechen. und, oh, nein, sie besorgen mir keinen küchenschrank, ich erziele schon keine einigkeit mit mir selbst und meinem m, wie kommen sie auf die idee, dass nun ausgerechnet sie mir mit einem küchenschrank weiterhelfen könnten? wenngleich ich für das angebot danke.
      wir kannten mal uli den busfahrer, als wir dem erzählten, wir hätten keinen fernseher, sagte der kategorisch, so, das geht nicht, und fuhr mit seinem nigelnagelneuen niederflurbus bei uns vor, betriebsfahrt, und hievte eine riesenalten möhre in den vierten in unsere 30 qm. da stand es nun, das tv-ding, was wir gar nicht wollten. regelrechte panik befiel uns, ms bruder holte es dann irgendwann wieder ab.
      aber kaufen sie mal dinge, die sie wirklich wollen, dit iss gar nicht so einfach, und zahlen sie mal dinge, die sie anfertigen lassen, dit iss noch viel schwieriger. und befassen sie sich mal einen tag mit einer küchenschranklösung zwischen, ich will so nicht wohnen und ich will aber auch endlich das geschirr aus dem weg. letztlich ärgert man sich dann, kein tischler zu sein, und dass der vater sowieso recht hatte mit seinem handwerk, mit handwerk an sich, steht da ganz ausser frage. hat der liebe gott sich wohl gut überlegt, dass er seinem sohn nen zimmermann als leihpapi mitgab, jesus hat bestimmt nie von verstaubtem geschirr gegessen.
      ich muss noch in viele tischkanten beissen, lese ich wohl, manchmal möchte ich mich auf den alex stellen und laut ausrufen: ihr tollen hechte dieser welt, geht doch angler veräppeln, ich will unter guppis sein. sie haben einfach keine begabung zur selbstbezichtigung, sie machen alles und im schlimmsten fall auch noch alles richtig, zumindest das, worauf es ihnen ankommt, und genau so, wie sie es gewollt haben. dabei finde ich, also ich ganz persönlich finde, das schöne am slapstick ist eben, dass alles anders kommt, als man es gewollt hat, selbst wenn man es so ähnlich gewollt hat. ihr leben gäbe einiges dafür her, wie jedes, aber sie haben es ja so gewollt. eigentlich schade. surprise ist nicht so sehr ihr friend, oder? das beuten sie gar nicht aus, das schiefgehen, das schenken sie gleich als schicksal aus.
      bei uns hieß es immer, erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. sie haben aber von vornherein es sich immer schon anders kommend gedacht. das weiß man doch vorher, worauf man sich einläßt, sagten sie, bei kindern zum beispiel, und ich sagte, woher soll mans denn vorher wissen. ihre libertinage klingt unter solchen gesichtspunkten fast nach protestantismus, oder?

    3. @diadorim, auflachend. Nee, sondern nach Katholizismus… oder, wie >>>> Verbeen das nannte, „islamischem Katholizismus“: Insch’allah & der Genuß daran.

      [surprise ist mir nicht friend, also fremd, sicher; Überraschung aber n i c h t… ungenau: Überwältigung. Als ich in Kruger auf den Elephants River hinuntersah, als ich auf dem Ätna an der „Gefräßigen“ stand und fast nichts sah vor kältestem Nebel und Sturm, dann aber eine Bö alles kurz beiseitewischte, und da war die Lava…. überrascht hätte ich nicht sein können, da ich ja wußte, was mich erwarten würde oben, wahrscheinlich, aber dann w a r es auch so, und dann war ich vor Staunen und Angst ganz d a. Aber vielleicht liegt der Unterschied, hm, kann man das sagen?, darin, daß mich Küchenschränke und sowas eher nervt, ich lebe ja weiter ohne irgend einen Schrank, und das Geschirr staubt halt ein, ja na und? Hätte nicht Αναδυομένη gemeint, das gehe mit meinem Toilettenräumchen und der Kerze darin nicht so weiter, es gäbe da jetzt noch immer, nach fünfzehn Jahren, kein elektrisches Licht; jetzt gibt’s eins, und ich laß es genau so, wie ich es vorher nicht gelassen habe. Zum Slapstick: Nein, ich glaube nicht an den Zufall. Deshalb ist mir Slapstick-Komik nahezu immer peinlich, auch und gerade, wenn ich nicht Betroffener, sondern „nur“ Zeuge bin. Als Betroffener hat man auch gar keine Zeit, die Sache peinlich zu finden: da muß man ja raus.]

    4. dann muss ich ihnen peinlich sein. wie ich da neulich beinahe stehend mir die knie ruinierte. gut, dass sie es nicht mit ansehen mussten. und trotzig denke ich, ihr leben ist davon überhaupt nicht frei, sie drehen es nur geschickt mit der schicksalsseite zum betrachter, das macht den ganzen unterschied. aber diese geschicklichkeit hat auch ne menge komik. ja, sorry, ich find das komisch, diese vermeidungshaltung, irgendwas könnte mal nicht selbstgewählt sein, urkomisch. nichts überrascht sie, nein, natürlich sind sie nur, wenn, überwältigt, diese haltung, dass man aber alles schon vorher gewusst habe, die nervt ja auch irgendwann, und vor allem nervt die irgendwann kinder an ihren eltern, und, zu recht. und man denkt, nix weiß er, gar nix, oder zumindest kein bisschen von dem, was wirklich wichtig ist, mir wichtig ist. kein schimmer von meiner planetenfarbe, und, iss ihm dazu noch völlig egal. soll er doch, ja, soll er doch, kann er auch gleich, ja, am besten, genau. ich muss mal weiter goetz lesen, globsch, und wurschtel halt weiter. und herrndorf sollte mal wieder was schreiben, warum kriegt man von den leuten immer zu wenig bücher, von denen man sie gerne hätte?
      oh, wie schrecklich, er lernt lauter nette frauen kennen, und weiß immer schon, was ihn erwartet, was ihn aber natürlich überwältigt. ein connaisseur, aber uff jeden, also literarisch betrachtet und auf meinem planeten sowieso würd ich sagen, ist das eine eher komische figur, der man sympathie entgegenbringt, nicht wenig, aber die man in ihrer unverbesserlichkeit auch manchmal gern zum ikea-schrank-aufbau verpflichten würde, nur um sie mal einmal richtig schön scheitern zu sehen. nun ja. darum allein hat ikea so einen erfolg, vermutlich, und iss billiger als therapie.

    5. @diadorim (ff). manchmal gern zum ikea-schrank-aufbau verpflichten würde, nur um sie mal einmal richtig schön scheitern zu sehen.Ja, wozu denn? Meinen Slapstick hatte ich übrigens neulich mit dem Zeltaufbau. Aber bevor ich den Slapstick so richtig Slapstick w e r d e n ließ, er stand ja schon mitten im Garten, setzte ich mich hin und schaute nach, was der chinesische Übersetzer in China aus dem Deutsch gemacht hatte, in das er sein Chinesisch übersetzen sollte. Zugegeben: es war eigentlich immer noch Slapstick, weil ich dazu so lange brauchte.
      Nein, ich weiß nicht immer, was mich erwartet, auch und gerade bei Frauen nicht, aber da bin ich doch drauf gefaßt, daß was nicht Erwartetes geschieht; wie soll mich das dann überraschen? Ich habe schlichterdings, aber dafür kann ich nichts, überhaupt keinen Sinn fürs Banale; wenn es sich vermeiden läßt, geh ich ihm aus dem Weg; läßt es sich nicht vermeiden, langweile ich mich und/oder werde schlechtlaunig, weil ich meine Zeit vertun muß, z.B. bei Ikea (ich war da zweimal in meinem Leben, einmal einer umziehenden Freundin zuliebe). Vielleicht fehlt mir deshalb auch der Sinn für jede Form von Trash. Gut, das ist so, aber warum soll das schlimm sein oder bedauerlich? Es gibt doch auch Leute, die Fußball mögen, muß ich doch nicht auch tun, oder? Und ich nehm es ihnen auch nicht übel, w e n n sie’s tun.

      Was ist so schwer daran zu verstehen, daß mich n u r intensive Momente interessieren, daß ich d i e suche? Den Alltag hab ich auch, gerade mit Kindern, aber deswegen muß ich ihn doch nicht wichtig finden, geschweige denn erzählen wollen. Man erledigt ihn, wie man drauf achtet, daß die Fingernägel sauber sind, ohne daß das nun ein Grund wäre, der Prozedur eine längere Betrachtung zu widmen.

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