8.45 Uhr:
[Arbeitswohnung. Jukka Tiensuu, Ikisyy.]
Bis halb drei/drei Uhr nachts Faulkner weitergelesen, dann unruhig und mit schwerem (Eifersuchts)Traum geschlafen; die Situation, von der ich gestern erfuhr, beschäftigt mich offenbar mehr, als mein Bewußtsein zuläßt. Nun ja, m e i n Risiko, ich hab mich ja entschieden. Erst um kurz vor sieben deshalb auf, es bleibt immer bei den viereinhalb Stunden, die ich nachts an Schlaf brauche, offenbar. Mir fiel dann, als ich an der Pavoni stand, ein nächstes Gedicht ein, jedenfalls fielen mir dreivier Zeilen ein, die völlig überzeugend waren; aber jetzt hab ich sie vergessen, so sehr hing ich wohl noch in dem Traum.
Bereits weitere Angebots-Emails geschrieben, ich bin wirklich tätig im Moment, wenn auch nur… sagen wir: „berufsstrukturell“; und >>>> da bin ich eben mit dem Löschbesen durchgegangen, aber so, daß zum Schluß eine witzige Kommentarfolge entsteht, eher irre als witzig, aber nicht ohne, meine ich, Reiz. Das feine an anonymen Kommentaren, deren Urheber twoday zu meinem Verdruß neuerdings „Gast“ nennt, ist ja, daß sie selber nicht löschen können, ich aber kann das sehr wohl, und so läßt sich denn eine meinem Geschmackswillen angelehnte Auswahl treffen – was spannenderweise der Arbeit an einer Collage ähnelt. Daraus wär eine weitere Miszelle >>>> der Kleinen Theorie des Literarischen Bloggens zu formulieren; vielleicht tu ich das noch im Lauf des Tages, vielleicht warte ich aber erst noch etwas ab, wie sich und ob sich das Verfahren weiterentwickelt.
G u t e Musik, dieses >>>> Tiensuu-Stück auf der CD „Taiteilijoiden Kalevala“ (Kalevala der Künstler); vielleicht, hm, bevor ich nach Finnland reise, sollte ich d o c h mal die Kalevala, die ich nur immer mal angeschnuppert habe, ganz lesen; sie steht in meinem Rücken zwischen Edda und I Ging. Möglicherweise beginge ich damit aber wieder meinen alten instinktiven Fehler: Kulturen von ihren Ausgangsmythen aus verstehen zu wollen, derweil doch längst nur noch der Pop wirkt und die Leute, woher sie kommen, weder mehr wissen wollen noch, wahrscheinlich, können. (Andererseits, f o l g t man diesem Instinkt, wird peinlich deutlich, wie ideengeschichtlich-dämlich Hitler war; Dämlichkeit aber kombiniert mit nahezu absoluter Macht, das m u ß zu Katastrophen führen).
Wiederum, blätter ich so durch die zeitgenössische finnische Musik, find ich kaum einen Komponisten, der sich n i c h t in der einen und/oder anderen Weise mit der Kalevala beschäftigt hätte. Lesestoff für Solfatara/Neapel? Hätte was. Mal sehn.
Ich muß anfangen, meine Arbeitsaufträge wieder zu organisieren, also den elektronischen Filofax wieder in Gang setzen; drin notiere ich dann auch wieder, für Rundfunkarbeiten, ob die die VG-Wort-Meldungen gemacht hab. Das ist mir in den letzten Jahren alles zwischen den Fingern zerlaufen.
12.41 Uhr:
Sehr freundliche Zwischennachricht vom WDR zu Giacinto Scelsi; weitere Post, dann eine Stunde am Cello gewesen, jetzt muß ich mal Bettwäsche waschen radeln. Kurz noch einen Blick auf Argo, Anlaß war >>>> Pruniers neuer Beitrag. Wenn ich mir >>>> die Zugriffszahlen bei Argo anschau, wird man richtig stolz aufs Netz. Das spricht s e h r für eine Netzpublikation des ganzen Romans. Allein >>>> das da hat bislang über 1700 Leser gehabt, und zwar, ohne daß die übliche Kommentarschlacht die Zahlen hochgetrieben hätte. Da sage mir noch einer wer, lange Texte würden im Netz nicht gelesen… dabei zählt mein Counter, hab ich gemerkt, durchaus nicht alle Zugriffe mit. Jedenfalls „kontrolliere“ ich die Entwicklung viel zu selten.
So, ich pack mal die Wäsche zusammen. Vielleicht sind neue Antworten da, wenn ich zurückkomme. Allerdings: ’s ist Feitag.