8.45 Uhr:
[Unter dem Falken, Küchentisch. Pfeife.]
Bin über Nacht beim Profi gewesen; er lud zum Essen ein, wir saßen bis in den Nachtregen rein, gingen dann aber doch ins Lokal, weil Wasser nicht schön ist, wenn’s auf dem eben aufgetragenen Teller steht. Hier ging’s dann weiter mit Rotwein, immer sehr gutem beim Profi, doch das hilft mir ja nicht: morgens schimpft mein Kopf leise vor sich hin und drückt den Körper mit einer unangenehm weichen Tatze immer wieder ins Bett zurück. Also erst um halb acht hoch, nachdem Αναδυομένη kurz anrief und mir die Zeit ins Bewußtsein brachte. Viel werd ich aber eh nicht tun heute; wir wollen nachmittags am Wannsee segeln – so das Wetter es irgend zuläßt. Es regnet immer noch. Abends in Tegel die Fête eines U. und dem Profi befreundeten Kameramanns, auf die sie mich mitnehmen wollen, danach vielleicht, nachts, an den See. Mir geht >>>> „Die Brüste der Béard“ im Kopf rum. Blicke gestern, beim Raus und Rein, um zu rauchen, einer jungen Frau auf hohen Pumps, die dasaß mit ihrem Freund, so dasaß, daß ich lieber wieder wegschaute von ihren schönen Füßen, dem dunkelen Blick und den Schultern, die wie ein lebendiger Lack glänzten (das Bändel des über den Schlüssel(ge)beinen geradgeschnittenen Tops um den Nacken).
Ah, die Freunde kommen herunter. Der Profi: „Plenungsbeschluß: nicht rauchen vor zwölf!“ Kurzes Gelächter, U.: „Ui, der Kater, ich brauche einen Milchkaffee!“ Verknorselt irgendwie, die Rede.
10.28 Uhr:
[Noch immer Unterm Falken. Nach etwas Faulkner: „Und da das
Leben nicht so sehr Bewegung als ein erfindungsarmes Wiederholen ist,
würde er nie lange an jener ersten Tür sein, bis ein neues Aufwirbeln da
wäre, ein anderes ungeformtes jugendliches Bein.“]
Der Profi, im Rattansessel um Licht gegens Fenster zurückgelehnt den Tagesspiegel lesend: „Ich überlege, Alban, wie ich mein Geld wasche, weil die Schweinegrippe-Viren darauf haften, wenn sie das Geld mal entdeckt haben. Nur: bei wieviel Grad? Dreißig wahrscheinlich, damit es nicht zerfällt. Nur gehen dann die Viren nicht tot. Aber Geld zu waschen wird eine Notwendigkeit.“ „Das ist eine frohe Botschaft“, sag ich und stell mir ein umfassendes Neues Mäzenatentum vor, das sich auf dem Boden des Schnupfens kultiviert, den man kriegt, wenn man sich ansteckt.
13.57 Uhr:
[Arbeitswohnung. Scelsi, To the Master für Cello und Klavier.]
Ich muß nur eine Scelsi-Musik einlegen, schon bin ich völlig benommen: die Musik benimmt mich, in der Tat. Leider ist Collection Vol.1 nicht mitgeschickt worden, ich hab also schnell noch mal beim Vertrieb nachgehakt.
Selber am Cello gewesen, klare anderthalb Stunden: die Zeit verrauscht dann geradezu immer. Jetzt trink ich meinen Mittagsespresso, dann duschen, dann umziehen und ab zum Wannsee aufs Boot. Ohne Laptop. Aber Faulkner nehm ich mit.
…. oh, 14.03 Uhr, ich seh gerade: >>>> Terpsichore ist zurück. (Lange ist’s her, >>>> ich erinner mich wohl, man saß an dem Flüßchen, man bekam eine Uhr und erhielt noch viel Meer.)