A.D. VIII Id. Sept. Anno 2762 a.u.c.

Achter Tag vor den Iden. Dies fastus. Spiele.
Wind. Der mich von hinten die Straße entlang nach Montecampano schob, während die Sonne aufs Haupt brannte. Während S. noch ihren Alpenort hinter Bozen zu erreichen hatte. Und ich im Grunde nur eine G.L.eichzeitigkeit der Fortbewegung mit ihr herbeiführen wollte. Natürlich auch der Umstand, daß ich anders vielleicht doch nicht aufgebrochen wäre. Aber es war nunmehr nicht nur mir gesagt. Frischer Westwind, d.h. es wird keinen Regen geben heute. Dafür wurden die Sicht freier und die Konturen schärfer. Auch an etwas anderem lag es. Unwillig im Murakami weiterlesend, verweigerte ich mich ihm, auf dem Sofa dann liegend. Griff zur italienischen Übersetzung von Hallbergs ‚Der Blick des Flaneurs’, den S. im Mai auf Capri in der Villa San Michele gekauft hatte, den sie dann in Litauen aufgegeben zu lesen und beschlossen, mir zu schenken. Ich könne mehr anfangen damit. Es war auch sofort ein ganz anderes Lesen als im Murakami, fast eine Art Befreiung. Kunststück. Also das Flanieren in ein schlichtes Gehen umgemünzt. Hinzu kommt das irgendwo Aufgeschnappte an guten Ratschlägen für die Gesundheit. Man könnte es so umschreiben: Sich selbst in die Enge treiben, sich dann verraten, um sich dann selbst nicht ein weiteres Mal verraten zu können. Und die Erinnerung jetzt an die feucht gewordenen Jeans. In die Welt gehen bedeutet, sich anziehen. Wer ständig im Internet hänge, bleibe den ganzen Tag im Schlafanzug, sagte S., die wiedergab, was jemand anders gesagt hatte. Her mit dem Armani-Anzug! („Aber dieser Anzug – ist doch von Armani, nicht?“ – Murakami, Gefährliche Geliebte). Immerhin ein T-Shirt heute. Auch schon in den letzten drei Nächten. Nach dem Spaziergang (halbe Stunde hin, halbe Stunde zurück) mit dem Auto kurz ins Städtchen und zum Weinkeller. Die Nette wieder. Wartete gern auf das Ende des Kundengesprächs, das sie führte. Er: Ja, machen wir das doch so. Sie: Ja, so machen wir das. Und sie hätten da in Todi gegessen und diesen Wein getrunken. Nein, er gebrauchte auch das Wort ‚Restaurant’. Hätten dann endlich hierher gefunden. Zufriedene Kunden. Strahlende Verkäuferin. Sie wollte fast schon raten, was ich wollte. Nein, Rosato, sagte ich. Als ich dann bezahlte legte sie neben das Wechselgeld ein 1-Cent-Stück. Ob sie mir das gebe, damit es mir G.L.ück bringe. Sie habe halt sechs neunundvierzig eingetippt. Tatsächlich, hatte sie. Sonst wären es sechs fünfzig gewesen. Sechs aus Neunundvierzig? Aber woher sollte sie das wissen? Ma hai la letteratura, protestava lei. (Hallberg, Lo sguardo del flâneur), protestierte sie.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .