Prid. Id. Sept. Anno 2762 a.u.c.

Tag vor den Iden. Dies nefastus. Spiele. Der Bärenhüter geht zur Hälfte auf, was fünf Tage übelstes Wetter zu Lande und zu Wasser bedeutet (Plinius).
Morgen wäre vor 27 Jahren das passiert: Im Waschsalon zwei Schachspieler, das kleine Steckbrett zwischen ihnen auf der Bank, die Figuren aus Metall, silber und gold, sie haben gerade ihre Bauern zur Eröffnung gezogen und bedrohen sich gegenseitig im Mittelfeld. Heute, 27 Jahre später suche ich vergeblich den September von vor 28 Jahren, die drei kleinen Spiralblöcke. Denn, wenn es morgen regnen sollte (pfui, Plinius!), wollen wir den Zug nach Florenz nehmen. Davon ist in den drei Spiralblöcken größtenteils die Rede. Und dann: Der Bibiothekar, der ein Reimwort suchen geht für „Vokale“, „Pokale“ hat er schon selbst gefunden, auch „Okale“, was der Name einer Firma sein soll. … wo kahle / Bäume wie von selber lauten. Er schreibe einen Text für einen Ausstellungskatalog. In einer Zeitschrift sei soeben ein Artikel von ihm über Bücherdiebstahl erschienen, in dem er drei Anagramme seines Namens verwende: Egon Luderricht, ein freundlicher Bibliothekar, O’Redgent, ein Psychologe, Doegtner, ein zynischer Witzbold. Mir selber mal zugelegt, aber nicht als Anagramm: Hung Tschu Tse. Muehlt aber nicht so gut, klappert eher brechtsch. Buch Me-Ti. Im Buch der Mitte. Ein Mitglied der Karl-May-Gesellschaft habe Magenschmerzen. Ob er sich da auf Wollschläger bezog? Könnte durchaus sein bei dieser Art Personen-Verschleierung. Er kannte ihn ja. Eine Anglistikstudentin, die beabsichtigt, ihre Examensarbeit über Kurzgeschichten W.S. Maughams zu schreiben, will ganz bestimmt zum nächsten Wochenende wieder in Berlin sein. Schon ein Jahr her, daß ich die das letzte Mal gesehen habe. Das Radio spielt deutsche und internationale Hits von 1950 bis heute: „Die Quelle des Niagara war uns zum Greifen nah“. Und wichtig dabei immer: „das Herz auf dem rechten Fleck“. „Das waren die typischen Jack-White-Hits“ kommentiert der Moderator. Ich höre nie nichts, auch im Auto zur Zeit. Tagsüber. Abends vielleicht. Dafür hypnotisiert mich nach wie vor die Zeitungsseite im Internet. Es kann nicht anders als zum Eklat kommen hierzulande. Zapatero zieht es wegen „rispetto istituzionale“ vor, nichts über die Pressekonferenz mit B.Lusconi zu sagen, der bei der Gelegenheit negiert hat, Frauen bezahlt zu haben, er ziehe es vor, sie zu erobern. Kurz, es muß ihn sehr geekelt haben. Beim Abreisen hat kein Mensch Zeit, sich zu erbosen. (Jean Paul, Unsichtbare Loge, 84). Auch auf Reisen nicht, glaube ich. Aber du, Mensch, hängst so oft als stinkende Pest- und Nebelwolke in die reine Natur herein! (ebd. 88). Ob es hier regne, in Rom regne es in Strömen. S. grad per SMS. Und wie so nebenbei am Ende der zweiten das Wort „malissimo“, so ginge es ihr in diesem Moment. Ohne weitere Erklärungen. Alarmwort mit nichts, das diesem Wort folgte. Indirekt nachgehakt und versucht, ihren Blick anderswohin zu lenken. Ich nehme an, die Probleme mit ihrer Tätigkeit. „D. gurrte“, G.L. wollte auch mal annagrammatisch sich kundtun. Schöne Degurrstation. Glut, Glut, Glutei. Ja gut, ich war im Städtchen. Außerdem etliche E.T.A. Hoffmann-Werkausgaben verlinkt. In seiner dunkeln Kammer (camera obscura) bewegen sich an den Wänden heftig und farbenecht die koketten Kleister- und Essigaale der Kunst gegeneinander und beschreiben schnalzend ihre Kreise. – Jean Paul, Vorrede zu Hoffmanns Phantasiestücken. Mattgrauer Berg, dessen Wanderwege ich mir heute ausgedruckt.

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