30. September 2009

Ich stehe nur da, „du bekommst auch den warmen Toast“ sagt Anwar, ich schüttle den Kopf, „du musst aber essen“. Sekunden lang schießen die dunklen geweihbehangenen Flure meiner Kindheit an mir vorbei, die Erinnerung von getoastetem Graubrot mit schmelzender Butter.
Dann langes Reden über mein Ich, das Uns, die Sie, den vielleicht Dritten. Die Bitte um Vorlesen. Ich hätte es schon gewusst, sagte ich, einen Moment hast Du überlegt, ob Du es mir sagen solltest, nur den Moment des Zögerns hat es gebraucht, und ich wusste um Sie. Ich definiere meine Angst. Mein Ich. Immer wieder erstaunt darüber, wie ich einen systematischen Weg wählte, nur aus dem Instinkt heraus, dass mein Fühlen mich überwältigt hätte, hätte ich ihm nachgegeben, und dann immer wieder die Erkenntnis, wie leicht es ihm gelingt, die Krume zur Seite zu schieben, um all das wieder hervorzuholen, was da ist. Was da immer war, was keinen hatte, der es ansprach. Ich verstehe, signalisiere ich, und er versteht.
„Wir treffen Lebensentscheidungen“ sagt er, ich stimme zu, ich kann meine auch erklären, alle. Das hilft zu verstehen, warum ich zu diesem „alten“ Leben nicht zurückkehren kann und doch dort noch Verpflichtung habe. Ich stehe zu diesen Verpflichtungen, nur hölzern werde ich darüber nicht werden.
S. sagt, ich wurde geöffnet, ich meine, das ewige Tier wurde geweckt.
Dass du weisst, woran ich denke, rieche ich den Wald, sehe ich ein Blatt auf dem Fluss, ist Nebel, Regen, Schnee, schneidet jemand Schinken. Diese Gespräche gehen tiefer als jedes Messer, das mich je traf.
Mir fehlen die Nächte, Dir das nahe dabei Stehen. Was da ist, ist Vertrauen, Vertrautheit, Verständnis.
Ja, Du bist da. Wie der Sekundenfels der Ewigkeit, zu dem alle hundert Jahre ein Vöglein kommt und seinen Schnabel wetzt. Genau so bin ich es.

14:38 Uhr das andere Leben ruft.