Noch etwas anderes geht mir im Kopf herum: wie man so vieles gleichzeitig und immer mit selbem Recht ist: ich als Familienvater, überhaupt Vater, ich als Liebender, ich als Benutzer von Frauen, also dieses Dominante, das „Erziehungsspiel“ etwa, das die moralischen und genderkorrekt-modernen Regulative nicht nur überschreitet, sondern – für den Zeitraum des „Spiels“ – durchstreicht, ja sie im Wortsinn mit Füßen tritt, aber genau dadurch Traumata aufhebt, nämlich zur Lust bringt; dann wieder ich als der Schriftsteller, als der Träumer, der politische Humanist und und und… all diese einander eigentlich ausschließenden Rollen, die dennoch jede für sich voll erfüllt werden. Was all das für unser anthropologisches Verständnis bedeutet (die Aufhebung des Geheimhaltens, des Privaten usw), darüber will auch einmal einen Aufsatz schreiben. (Daß sich das so auf mich selbst konzentriert, liegt einfach daran, daß ich meine eigene – um es mal s o zu sagen – Versuchsperson bin; ich habe aber durchaus den Eindruck, nicht einzig zu sein, sondern nur etwas offen auszutragen, das andere lieber verbergen.)
Zum Perversen.
Öffentlichkeit und Privatheit.]
„Immer mit selbem Recht“ schreiben Sie. Genau das ist es, was dieses Selbst-Konzept für alle anderen so schwierig macht: Wenn man liebt, will man imstande sein, beim Geliebten eine Art override-Modus aufzurufen, der alle eingespielten Verhaltensweisen außer Kraft setzt. Indem Sie Ihre Beziehungsprozesse öffentlich zugänglich machen, verhindern Sie das. Sie entmachten jene, die davon betroffen sind, sie können nur noch re-agieren. Im künstlerischen Bereich ist das ein spannendes Angebot, bei dem niemand, der darauf einsteigt, das Gesicht verliert – auf intime Zusammenhänge ausgeweitet „funktioniert“ es nur für Sie. Weil Sie derjenige mit der Produktion sind. Eine mögliche Schlussfolgerung wäre, auf privater Ebene nur Menschen öffentlich zu machen, die ebenfalls eine Produktion haben, um die Augenhöhe zu gewährleisten.
Poetologie? das wäre dann sozusagen das Bekenntnis zu einer Hera Lind-isierung von Texten.
Ich bin Frau, Mutter, Geliebte, Schlampe und Heilige und nebenbei ganz kreativ am Künstlern und mein Geld verdiene ich selbst…etc…und ich schaffe das! jawoll!
Herbst, ich weiß nicht in welcher Welt sie leben, dass sie das Thema: „Viele sein, die sich ausschließen“ – als aufgehenden Stern am Konzepthimmel der „Poetologie“ vorstellen möchten…sie perpetuieren hier doch lediglich etwas, dass seit jahrzehnten die Buchmärkte debilisiert. Es wird doch nicht dadurch überzeugender, dass sie Vati sind und ein paar Konjunktive mehr beherrschen als Hera Lind, und das jetzt im Internet betreiben.
Und es wird auch nicht dadurch poetologisch, dass sie scheinbar Abstandlosigkeit behaupten.
Vor Anderthalb Jahren hat sich eine Engländerin im Fernsehen über Monate beim Sterben zusehen lassen. Noch Fragen?
Vor 5 Jahren gab es von verschiedenen bildenen Künstlern Aktionen im öffentlichen Schaufenster zu wohnen. Ach nein, ich korrigiere mich, das gab es vor 12 Jahren auch schon mal…oder war es big brother? oder julie burchel? oder sex and the city….?
sie hängen sich an Trends… einverstanden, aber wo ist da ein sprengender witz?
@Condor. Sie verstehen überhaupt nicht, worum es hier insgesamt geht. Aber das wissen wir doch längst, Sie, ich, unsere Leser. Mich wundert deshalb, denn Sie sind ja ein heller Kopf, weshalb Sie immer und immer wieder an meinen Beiträgen dasselbe kommentieren. Lassen Sie sie doch einfach stehen. Was regt Sie ständig daran auf? Unverstand schleift sich durch Wiederholung zwar ein, aber korrigiert sich nicht. Wenn übrigens die Engländerin, von der Sie schreiben, zusätzlich ein W e r k vorgelegt hätte, in das sich ihr Sterben hineinfügt, wäre die Aktion möglicherweise sogar sinnvoll gewesen. Und selbstverständlich: Big Brother. Poetik ist auch ein Reflex auf Welt, auf das, was geschieht, und sie spiegelt es in eine Kunstform hinein, die dann formt oder sich da herausformt. Big Brother ist ein fantastischer Gegenstand zur Gestaltung, so, wie hier immer >>>> die von mir so genannten Plauderblogs mitreflektiert werden und die Schatten derer an die Dschungelwände werfen, die zwischen diesen Blogs, Facebooks, Youtubes usw. und dem Feuer stehen, das uns anfacht. Lassen Sie doch einfach mal das Geschehende geschehen, ohne es permanent auf Ihre entindividuierende die-Wissenschaft-ist-der-Gott-Ideologie herunterzwingen zu wollen. Abgesehen hiervon tragen sehr viele meiner Beiträge den Tag „Poetologie“, auch einander inhaltlich ausschließende und in völlig anderem Zusammenhang stehende. Die Frage, was öffentlich, was privat sei, bleibt allerdings prinzipiell eine poetologische, ebenso wie es eine rechtliche ist; man kann daraus ableiten, wo sich Recht und Kunst prinzipiell ausschließen. Siehe auch >>>> BUCHVERBOT. Dieser Eintrag hier steht in dessen Zusammenhang.
ich zwinge garnicht herunter. ich beschreibe lediglich, was phase ist. früher habe ich mal gedacht, intelligenz, und sei es sprachliche, sei gegeben, um die welt besser zu machen. Und ich glaube es immer noch.
Ich erwarte von Ihnen, dass sie diese abgefuckte Scheiße, die sich heute Kultur schimpft, verändern, Herbst, und nicht dass sie sie beliefern.
Die Buchverbote kommen allesamt zustande, weil die „Betroffenen“ also die Klagenden, instinktiv spüren, dass sie verwurstet werden, aber nicht für Kunst, sondern für eine ganz simple Aufmerksamkeitsökonomie, die als Quartalsscheiße verramscht wird. Sie spüren alle, und haben damit instinktiv Recht, dass Kunst heute die „Kunst“ ist, Leben metathermisch zu verfüttern. Deshalb wird zu Recht geklagt. Die Prozesse drehen sich doch nicht um Kunst, sie drehen sich um Ökonomie. Wenn Boris Becker klagt, dass sein Gesicht nicht verwendet werden darf, ohne ihn dafür zu bezahlen, dann darf selbstverständlich auch xy klagen, wenn er oder sie das gefühl hat, dass sie verwendet wird, weil der schreibende zur Transzendenz unfähig ist, weil er nicht mehr weiß, dass kunst von transzendierung lebt. Tagebuch schreiben ist doch keine Kunst. Auch thomas manns tagebücher sind es nicht.
Maxim Biller zum beispiel ist doch kein künstler, sondern einer, der gern schreibt, aber keine Substanz hat, ausser sich selbst, wie so viele, ein paar liebenswürdige eitelkeiten, eine lederjacke und ein paar durchschnittliche neurosen, die er mit einer großen schnauze kompensiert. Das hat aber doch jetzt nichts mit kunst oder literatur zu tun, sondern mit durchschnitts-problemigkeit, die versucht, sich per Aufmerksamkeitsökonomie irgendwie schadlos zu halten. Das wäre dann mehr oder weniger gelingendes „Selbstmarketing“ – also ein Ich-Unternehmertum, dass sich aber dann bitteschön an Copyrights zu halten hat, wie es in der Wirtschaft üblich ist.
Und jemanden persönlich Bekanntes oder eine Exgeliebte als Unternehmensprodukt seines Selbstmarketing für Quartalsscheiße zu verwursten, ist eine Form von Copyright-Nutzung an der Persönlichkeit eines anderen Menschen, mit dem man in Wechselwirkung ein gemeinsames Leben, ein gemeinsames Leiden vollführt oder vollführt hat, und dementsprechend darf ein Buch darüber auch nur von beiden Beteiligten, die ja beide als Lebensautoren in einer Wechselwirkung gestanden haben, geschrieben werden. So einfach ist das.
Da dies in einer transzendenzlosen Welt sich verschärfende Probleme sind und diese Dinge gerad erst definiert werden müssen, gibt es den Gerichten Präzedenzentscheidungen auf und bereitet Kopfzerbrechen. Aber ich bin mir sehr sicher, dass in Zukunft im Zweifel für den Klagenden entschieden wird.
Weil es hier ganz simpel um Ökonomie geht und nicht um Kunst.
tagebücher sind tunst, nur kirchenfenster sind kunst, weil, die hat der pabst bestellt.
@diadorim das ist wirklich ein empfindliches thema, tagebücher können kunst sein, wenn sie als form sehr stark travestiert werden, zum beispiel als eine form der reflektion – die eine transzendierung leisten – die das alltägliche zum Anlass nehmen. Dann sind es aber eben schon keine tagebücher mehr, sondern datierte reflexionen – oder von mir aus miszellen – oder paralipomena – oder eben „datierte“ betrachtungen, wie sie selbst oder reichenbach, lampe oder auch herbst gelegentlich vornehmen. Durchaus. nichts dagegen. Und sie selbst schreiben, da wo sie am besten sind…kein tagebuch, sondern sie nehmen einen eintrag vor, der aber mit einer reflektion gekoppelt ist…etwas anderes ist es, eine auf „action“ abgestellte narrative Erzählform zu ernähren,….
erzählformen zu ernähren…die wesentlich von der Mit- Lebensautorenschaft einer anderen Person mitgestaltet ist, dieser Person aber kein Recht einräumt, an dieser Erzählform gestalterisch mitzuwirken.
Journalismus wiederum darf sich undercovermethoden bedienen, aber diese form des journalismus ist selbstverständlich auch justiziabel, weil dann, der journalist jederzeit damit rechenen muss, dass er auf gegendarstellung verklagt wird…
insofern also die literatur auf eine art liebes-journalismus herunterkommt, muss sie auf gegendarstellung oder sogar auf Verbot der Verbreitung beklagbar sein.
sie muss damit rechnen. ein ganz normaler vorgang.
@Oloaf Condor. sie muss damit rechnen. ein ganz normaler vorgang.Selbstverständlich. Darum wurde ja Ovid verbannt.
Aber soweit ich mit erinnere, wollten Sie auch die Buddenbrooks verboten sehen und den Mann ohne Eigenschaften, den schon wegen Eugenie Schwarzwald und vor allem Walther Rathenau. Und die ihren „Urbildern“ durchaus nicht genehmen Picasso-Portraits wären aus den Museen zu holen und zu verbrennen. Einverstanden. Wir schreiben die Kunstgeschichte als eindeutige Thermodynamik im Feuer um.
Die Buchverbote kommen allesamt zustande, weil die „Betroffenen“, also die Klagenden, instinktiv spüren, dass sie verwurstet werden, aber nicht für Kunst, sondern für eine ganz simple Aufmerksamkeitsökonomie, die als Quartalsscheiße verramscht wird.Was für ein >>>> kenntnisloser Quatsch!
oh, sie müssen nicht nett sein, ich werd nächstes jahr 40 und ich bin nicht hübsch und ab der siebten scheibe hat mein toast durchgängig ein loch, wie erklären sie sich das.
ich hab gerad ein gedicht geschrieben und bin so maßlos beschwingt, dass ich gleich noch eins schreiben könnte, aber das ist ganz gegen meine natur. ich war ganz nah dran es zu posten. aber es ist ein sehr persönliches gedicht. da dachte ich, ich schicks lieber der person, die es bewirkt hat, hab ich aber nicht gemacht, ich habs der m geschickt, der m hats gefallen, das hat mich gefreut.
ich glaub auch, das wäre schrecklich peinlich geworden, und hätte meine maßlose beschwingtheit wieder in das stumpfe brüten verkehrt, das mir sonst die waden wärmt, wenn ichs wirklich dem geschickt hätte, den es meiner meinung nach angeht. und ich glaube, bei sowas bin ich nicht allein, leute schreiben romane, nur weil sie keine mail zustande bringen und sich nicht der peinlichkeit einer direkten ansprache aussetzen wollen. mir wäre da manchmal die mail lieber, aber das geht nur mir so, hab ich das gefühl, was natürlich auch trügt, zumal meins, das sich wie antivirus überall gleich dazwischen schmeißen muss. ach, was weiß denn ich nutty bavarian.
ja, herbst die zeiten haben sich geändert…übrigens so ganz ganz heimlich habe ich gegen Ovid auch immer den Verdacht gehegt, dass das eigentlich schon der Guido Knopp der Antike war…oder sozusagen der Dieter Thomas Heck der Hitparaden damals…ich hätte ihn wahrscheinlich damals auch verbannt, denn eine Fernbedienung gabs ja noch nicht.
aus den Buchandlungen wollte ich es rausnehmen, Herbst, nicht verbrennen, ich sagte – kostenfrei darf alles verbreitet werden.
insofern wäre auch nichts gegen die Dschungel zu sagen.
Und Musil hat, da bin ich mir sicher, stark verfremdet, stark transzendiert, und wo nicht, würde ich es heute noch verstehen, wenn einige Werke von Angehörigen unter Quarantäne gestellt wären…
aber nein, im Ernst…es ist ein Unterschied, wenn gesellschaftlich einflussreiche und damit historisch selbst schon transzendierte Personen Gegenstand von Schreiben sind. Also klar darf man hemmungslos über Kohl und Merkel schreiben oder über Minister, weil sie von gesellschaftlicher Allgemeinrelevanz sind. Ein privatestes aufdeckender Roman allerdings wäre wohl auch hier streitbar.
Was Picasso betrifft, nehme ich jetzt mal an, dass die meisten seiner Modelle irgendwo einverstanden gewesen sind, dass sie gemalt worden sind. Wenigstens zu dem Zeitpunkt. Oder jedenfalls sind sie ja so stark verfremdet worden, dass nur selten eine Ähnlichkeiten hätte nachgewiesen werden können.
Und wo nicht, bin ich mir beinahe sicher, dass wir hier einige bilder nicht kennen.
@diadorim dann hatten sie einen guten tag, trotz loch im toast. das ist doch schon mal was.
herbst… wahrscheinlich hätten sie sich Ärger ersparen können, wenn sie gleich so geschrieben hätten, wie es das Gericht dann verlangt hat….Trotzdem bleibe ich dabei, das beteiligte Autoren eine Mitautorenschaft beanspruchen dürfen, und sei es eine solche, Gerichte einzuschalten. Mitgehangen mitgefangen.
Nicht kennen. Und wo nicht, bin ich mir beinahe sicher, dass wir hier einige bilder nicht kennen. Gut, daß Sie „beinahe“ sagen. Unterm Strich bleibt, quer durch die Kunstgeschichte, daß Kunst und normatives Recht Feinde sind und das bleiben werden – so, wie Ihre Position und die meine verfeindet sind, prinzipiell, sogar existentiell. Es findet da ein permanenter Krieg, und mit Recht statt, den ganz sicher k e i n e der Parteien gewinnen wird; es wird immer nur Teil“siege“ geben, vorgeschobene Posten, Rückzüge usw. Aber weder Ihre Position noch die meine werden sich jemals endgültig behaupten. Ich glaube, wir sind darüber einig, daß genau aus diesem Konfliktfeld enorm viel Energie bezogen wird und nicht etwa verlorengeht.
Weshalb auch ich, aus anderen Gründen als Sie, Buchverbote begrüße, habe ich >>>> dort geschrieben.
„Das Gericht hat nicht verlangt.“ Sie sind wirklich unkundig, Condor. Das Gericht verlangte nichts, sondern ich schlug vor, die ganze Sache wäre schnell aus der Welt gewesen, hätte mein Verlag gewollt. Der wollte aber durchprozessiert haben. Ich war in der ganzen Prozeßzeit gar keine Prozeßpartei und konnte also nicht agieren. Erst als ich meinen eigenen Prozeß aufnahm, kam es zu einer Lösung, die aber schon zwischen den Parteien vor Eröffnung abgeklärt war. Das brauchte eine halbe Stunde. Nichts, gar nichts von dem, was angeblich strittig „angeklagt“ war, fehlt heute in dem Buch. Es ging bei der Klage um völlig andere Dinge als die, von denen immer – genau so unkundig, wie Sie es nun tun – gesprochen worden ist.
na gut herbst, ich werde mir das Buch mal besorgen, vorurteilsfrei, nur um zu gucken, ob es und wie es – mit diesem – durchaus – durchaus – übergreifenden transzendierenden Thema „schuld“ umgeht.
Herbst, das ist doch aber nun Geheimniskrämerei.
Dürfen sie en detail denn nicht sagen, worum es wirklich ging in der Auseinandersetzung? Ich glaube ihnen nicht, dass von dem Gericht, von einer Partei oder wem auch immer, ein transzendierdender Aspekt von Dichtung „moniert“ wurde. Glaube ich ihnen nicht.
Irgendwer muss den Prozess ja angechoben haben, oder war es ein marketinggag des verlags – dann umso peinlicher.
give me tischkante. wie, das soll alles sein? ich suhle mich hier in meiner selbsterniedrigung, und da kommt keiner und baut mir die bühne, sondern schiebt mir da bloß son rausgebrochenen kopfstein hin: ‚das ist doch schon mal was‘? quoi? diese kleinen jungs, die alle nicht jünger und schöner und toastlochfreier werden. die rache wird schrecklich sein. ist ihnen klar, oder?
seeräuber jenny ist schon bestellt, ich hab ihr gesagt, müssen nicht alle sein, und jack soll sie mal verschonen, der hat noch einen gut, aber sonst, claro, keine gnade.
ja sorry diadorim… ich hab ja nun gedacht sie posten ihr gedicht mal, solange ich hier herbst zu seinem gerichtverfahren auf den zahn fühle, das ja angeblich nicht….usw…
ansonsten hier mal keine gläser abwachen sondern ordentlich draus trinken…
VERBannen löschen
niedertreten
ausradieren
mundtöten
zertrampeln
verbRENNEN
ums leben
@ovid verbieten
hausdurchsuchen
konfiszieren
beschlagnahmen
zensieren
überwachen
inquisitieren
verurteilen
verbieten
unterdrücken
schwärzen
inkriminieren.
denn Kunst setzt ich immer durch..
den rest braucht keiner.
verbieten, verbieten, verbieten….
Ich verbot. Ich verbiete.
Du verbotest. Du verbietest.
Er verbot. Er verbietet.
Sie , Es verbot, verbietet.
Wie verboten. Wir verbieten.
Ihr verbotet. Ihr verbietet.
Sie verboten. Sie verbieten.
Ich werde verbieten.
Du wirst verbieten.
….
Sie werden verboten haben….
etc…
verbieten verbieten verbieten.
Verbot. Erlass. Gericht. Gesetz. Regel. Anweisung. Befehl. Macht ausüben.
ERLEDIGT. Datum. Stempel. Unterschrift.
Ablage, Akte, Leitz, Ruhe, Ordnung,
Maul.
es wird eigentlich mal wieder zeit, dinge ganz gepflegt zu verbieten..
sich einfach so morgens bei einem brötchen mit stachelbeermarmelade
und eine tasse kaffe an einem riesigen schreibtisch mit stempelkarussel
die neuste „Literatur“ in Anführungstrichen vorlegen zu lassen
und dann einfach mal so ganz gepflegt
paar dinge zu verbieten,
also noch mit so einem stück brötchen im mund zu sagen:
„Das verbiete ich jetzt.“ Zack. Stempel. Erledigt.
Oder noch einfacher: „Das ist verboten.“
Oder vielleicht auch: „Warum ist das noch nicht verboten?“
und dabei so den Stempel mit einer dicken zunge genüsslich anlecken,
weil das stempelkissen schon wieder – erstaunlicherweise – trocken ist.
(lange nichts mehr verboten)
und dann könnte man auch mal wieder so ein paar autoren
morgens um halb 5 aus dem bett klingeln (lassen)
und einfach mal nur son paar fragen stellen:
So nach dem Motto: „Warum schreiben Sie das?“
Füllen Sie folgendes Formular aus.
Die Fragen lauten:
„Sind sie sicher, dass die Bäume es wert sind, für ihre Texte zu fallen?“
Bitte ankreuzen, ja, nein, vielleicht.
Wer, glauben Sie, soll sich nach einem Quartal an den Text erinnern?
A: ihre Mutter.
B: Die Polizei (Gerichte)
C: Leser.
also so in dem Stil etwa könnte man mal bisschen Ballet machen.
hihi. also, ich möchts mir ja verbieten, aber weil sie sich in ihren besten passagen, ja, wenn man so wollen würde, zu einer klage aufschwingen, die was vom goetz hat, wie: Ablage, Akte, Leitz, Ruhe, Ordnung, /
‚Maul‘ tät ich streichen, komm ich ja nicht umhin, mir eine zustimmung nicht nur abringen zu müssen, weil, was goetz zum biller geschrieben hat, fand ich so dumm nicht. ich glaub, der wäre auch im verbieten ganz gut, und würd mir auch mein radlerpoem verbieten, wie sie, deshalb stell ichs nicht ein, weil es mich doch so beflügelt hat, und ich habs mit trunkenem schliff uffgejazzt und das jazzen hat mir so gefallen und dann wars auch schon wieder vorbei. vielleicht mach ich jetzt noch ein gedicht, formel eins. aber ich hab so angst, ich könnte darüber dem dichtzwang verfallen.
erstaunlicherweise find ich lustigerweise ein ganz signifikantes wort.
herr condor, sie amüsieren mich, sie amüsieren mich wirklich.
ich glaube, b, weil die polizei erinnert sich auch an meinen glücksdollar in der verlorenen und bei ihr abgegebenen geldböse. und wenn ich jetzt ein gedicht verlöre und man gäbe es in st georg bei der polizei ab und es steht mein name drunter oder drüber, und sie ruft dann bei mir an, dann tät die sich erinnern, wenn im gedicht auch ein dollar vorkäme, bestimmt.
ausserdem wären vormittags Direktiven herauszugeben, was (gute) literatur ist und was nicht.
Also klare Ansagen.
1. wenn von 100 Worten mehr als 10 Prozent Adjektive sind – verbieten,
2. wenn die Geschichte den Autoren zum Helden hat – verbieten, Ablage, Leitz
3. wenn in einem Buch von 300 Seiten, das
Wort „Ich“ über 20 mal vorkommt – verbieten.
etc….
aber wenn ich mein ich ganz schwarz mache, ginge das durch? buedde…
der slapsticker kann auf sein ich nicht verzichten, ich lach auch nicht, ich ziehs ganz ernst durch, ich beantrage overriding für mich und mein schreibanliegen, können sie das bis morgen im eilverfahren prüfen?
höhere wesen befahlen?
och schade.. das radlerpoem hätt ich jetzt zum verbieten gerne gelesen…ich weiss nicht mehr was goetz zum biller gschrieben hat, aber den würd ich sicher auch verbieten, auf jeden fall, es ist ein echtes problem, immer ein buch schreiben zu müssen, wo man auch was bessres machen könnte, gedichte sind da besser, effizienter und nehmen nicht so viel platz weg.
ich hab im gedicht zwei mal ich benutzt, aber ich meint nicht mich, sondern den dingens, ich habs nur mal kurz anprobiert, die radlerhosen passten, aber ich bin nicht mehr im training, da hab ichs ich wieder ausgezogen. rimbaud hat sich auch ein ich angetrunken, bevor er an bord ging, isch erlaubt, findsch.
man könnte diese sache mit dem doppel-ich einer komission vorlegen, selbstverständlich unter vorrübergehendem verbot erstmal, und dann einen ziemlich lange sich schikanierend hinschleppenden entcheidungsprozess darüber einleiten. Ich würde es so einrichten, dass das gedicht undurchschaubare gremien zu durchlaufen hätte, und würde dann die autorin von zeit zu zeit in irgendwelche vorstattkommissariate einbestellen, wo zwei herren in einem zimmer sitzen und unverständliche fragen stellen, sich schließlich aber verabschieden mit einem „sie hören von uns“… zwischendurch wird die dichterin mit handdicken formularen beschickt, die auszufüllen sind und etwa folgende fragen enthalten:
„Geben Sie an, ob das Genehmigungsverfahren im Sinne der Verordnung (11. a, Seite 28 ff im Formular) das zeitweise oder vorrübergehende oder nach Ablauf der Genhemigungsfrist wieder zu beantragende Nutzungsrecht eines Doppel-Ichs nach der vom 13. 4. 2006 erlassenen Rechtsverordnung Personalprononomen entspricht, oder ob der Sachverhalt zur Wiedervorlage nach Fristverstreichung beim zuständigen Lyrikkommissar zur erneuten, nach Regelung 23, vorzunehmenden Prüfung vorzulegen ist.“
Also solche Fragen wären zu beantworten. Ungefähr hundert.
Das Dokument darf nicht mit Hand ausgefüllt werden sondern nur mit Kugelkopfschreibmaschine ohne Fehler.
also diese doppel-Ichs hätten eine gewisse Chance auf Genehmigung.
@cellini da war nur einmal „ich“ und einmal „mich“ im Text, den kriegen sie genehmigt.
Moment Herr Condor, Moment!
Ich habe mich soeben zur Oberschäffsekretärin im Verbietsbüro ernannt und werde das erst mal öffnen und dann unter Wiedervorlage zum nächsten ersten des nächsten Jahres legen.
Mit dreifachem Leitz!
Terpsichore
verbot’ne dschungelbreschen/
über ahnung blaß/
steh’n die welten/
stille
mit dem bafögbogen kam ich gerade noch klar, darf ich wen anrufen, der mir dabei hilft? ich bin leicht in zitterige verschreckung zu versetzen, können sie das irgendwie so regeln, dass ich unter wut mich nicht eingeschüchtert fühle und nicht denken muss, es rollen da noch unüberschaubare kosten auf mich zu?
darf ich tipp-ex benutzen? was ist mit anlage a? und, sollte es genehmigt werden, ist damit künftig das doppel-ich, also ist es wie der doppel-t-träger nicht mehr aus dem modernen lyrikbau wegzudenken und hat sich eine vollverglaste rundumsicht erstritten?
ja..terpsichore bei so viel zu Verbietenem könnt ich schon unterstützung gebrauchen. Ausserdem muss besorgt werden: Klemmdullis für Ordner, Große Eddings (rot!) Breite Eddings (8mm schwarz) Ein etwas niedrigerer Holzstuhl für Antrag stellende Autoren, er muss etwa so eingestellt sein, dass der Antrag stellende Autor so vor dem Schreibtisch sitzt, dass die Schreibtischplatte mit seinem Kinn abschließt.
Ausserdem selbstverständlich noch eine erhöhte Hydraulikfeder für meinen liftähnlich höhenverstellbaren Schreibtischsessel.
Und da wir nicht so sind, und antragstellenden Autoren gerne auch Kekse anbieten während des „Gespächs“ (er hat Fragen zu beantworten) müsste immer so ein Vorrat von über Wasserdampf angefeutchtetem Zwieback angelegt werden. (weniger Geräuschentwicklung beim Abbeissen)
Ausserdem brauche ich so eine Bleistiftspitzmaschine, die ich, während der Autor meine Fragen beantwortet…benutzen kann, und wo die Kurbel ein bisschen quietscht, so dass ich gelegentlich nachfragen kann…“Ich habe Sie nicht verstanden.“ Es müsste ausserdem ein Waschbecken im hinteren Teil montiert werden, so dass ich mich, mit dem Antrag stellenden Autor unterhalten kann, während ich ihm den Rücken zudrehe und mir die Hände wasche….na sie wissen schon…was man eben so braucht in einem guten Büro.
@diadorim wie soll ich sagen, es gibt doch selbstverständlich immer mittel und möglichkeiten ein genehmigungsverfahren zu beschleunigen. es ist ja nun nicht so, dass die Genehmigungsorgane irgendwie bösartig dinge verzögern würden, nur ist eben auch wahnsinnig viel zu tun, aber natürlich stehen immer auch sondergenehmigungen zur vorzeitigen bearbeitung in den Regalen, die können selbstveständlich auch ausgestellt werden, wenn von seiten des antragstellers eine gewisse kooperationsbereitschaft signalisiert wird, dann gäbe es da schon auch möglichkeiten, unsere behörden sind ja nich einfach n u r starr oder i m m er unbeweglich, keines wegs, es gäbe da schon auch sozusagen Veranlassung zur Veranlassung einer beweglicheren Art der Bearbeitung, also im Grunde stellen wir uns immer auch auf jeden Antragsteller ein, sehr individuell ein, wenn da eine gewisse Kooperationsbereitschaft zu erkennen ist, dann wäre es absolut nicht ausgeschlossen, jetzt auch in ihrem speziellen fall den gang der dinge in eine richtung zu lenken, die einer individuellen kooperationsbereitschaft entspricht.
also ..sozusagen entgegenkommt.
Das klingt doch alles schon mal sehr nett. Die Antragssteller werden sich sehr wohl zu fühlen haben bei uns. I.. erlaube mir an unser Budget zu denken, den Zwieback würde i.. deshalb gerne durch selbstmitgebrachtes Knäckebrot ersetzen, welches weg muss. Also aus meinem Küchenschrank. Bürobedarf ist schon bestellt, ganz nach Ihren Anordnungen. Einen Zerreißer habe i.. zusätzlich bestellt, also das Ding, wo die Anträge direkt reingesteckt und zerschreddert werden. Das macht mehr Spaß als mit der Hand. Kleines Extra: eingebaute Musik (Chopin, Trauermarsch.)
Als Zimmerpflanzen hätte i.. gerne ausgesuchte Kakteen verschiedenster Größen, ein kleines Spalier von der Eingangstür hin zu ihrem Schreibtisch fände ich hübsch, nicht breiter als 70 cm.
Für meinen eigenen Schreibtisch hätte i.. gerne eine Tischkantenverstärkung. Bei falschen Antworten der Antragssteller lasse i.. dann – auf einen Blick von Ihnen – hart meinen Kopf darauf fallen. Außerdem wünsche i.. mir eine große dicke Brille, kurzen Rock und dicke Wollstrumpfhosen. Und eine fette Perlenkette.
einer kooperationsbereischaft direkt angepasst werden kann.
terpsichore so ein aktenschredderer mit musik (bose soround plus CD-Wechsler) macht sinn. Ich denke aber, er müsste so dimensioniert sein, dass man die manuskripte gleich mit…… 1000 seiter etc… Das hätte dann aber schon Heckslerqualität (notiz: bei john deer nachfragen, ob die solche gartenmaschinen mit gasturbinenantrieb auch auf bürolautstärke anbieten können)
Ich glaube ganz gut wäre auch so eine Uhr, mit großem ziffernblatt, die wie eine schachuhr gebaut ist. Die steht auf dem Schreibtisch. Dann stellt man dem Antragsteller eine Frage zum Plot seines „Romans“ und setzt dabei diese Schachuhr in Gang. Und wenn der Autor antwortet, wartet man 3 Sekunden und klopft dann wieder auf die Schachuhr, hält sie an und sagt: „Tut mir leid. Zeit für Antwort ist abgelaufen. Sie müssen ihr Werk zur Wiedervorlage wohl nochmal kürzen.“
denkbar wäre natürlich auch, einen entgegenkömmenden Kürzungs-Service anzubieten…sozusagen gegen Gebühr, können die Antragsteller Werke auch kürzen lassen. Direkt im Haus. Dazu müsste man aber so eine kräftige Hebelschere besorgen, wie sie normalerweise zum Schneiden von Blech benutzt wird.
Gute Idee, der CD-Wechsler. Wir könnten dann auch mal eine feierliche Musik dazu hören, oder etwas ganz und gar Liebliches, vielleicht lassen wir an ruhigen Tagen den Antragssteller etwas vorschlagen, was zum letzten Gang seines Werkes passt. Und an Feiertagen darf ich dazu singen!
Es muss übrigens – so dachte ich mir gerade – eine großzügige Geste geben: trotz des Verbots der Nachfrage zu erlassenen Verboten ab und an eine Frage nach den Gründen zuzulassen. In diesem Fall würde man dann auf Herrn Bischoflinsky verweisen.
ach so Abteilung Verbotsbegründung und Rechtsmittelbelehrung klingt gut
(Rechtsmittel hi hi) zur nächsten Tür dann, draussen dürfen nummern gezogen werden. Nur blöderweise zeigt die Uhr immer nummern an, die garnicht auf der Rolle sind, das müsste der Hausservice übernächstes jahr mal in Ordnung bringen.
Fristverstreichung! Überhaupt würde ich eine maximale Gesprächszeit von 10 Minuten pro Antragsteller begrüßen. Immer wenn der Kaffee gerade fertig ist: Schade, die Zeit ist leider um. Der Nächste bitte! So fällt auch das lästige Geschirrspülen für die Oberschäffsekretärin flach.
Oh. Null Uhr Null. Ich empfehle mich mit einem dreifachen
LEITZ HOCH!
die blechscherenbehelfsbelehrung zeugt von einem praxinogenen verstand, dem man beinahe nur noch zweiradmechanikern zuzusprechen bereit gewesen wäre. auch der oberschäffsekretärin gebührt ob ihres exzellenten timings mein ganzer dank.
ich bitte dringlich um ein handout, nach dem wir autoren vorauseilende kürzungen ordnungsgemäß vornehmen können und ihnen damit das lästige in gang setzen der schachuhr ersparen. ich bitte auch zu prüfen, ob eventuell des sommers parkschach, zur klärung der gewinnausschüttung, genehmigt werden könnte, oder auch vielleicht einfach nur so.
den paragraphen des overridings, ich gewinne fast immer mit springern, bitte ich sich noch einmal gründlich vor augen zu führen, sich zu herzen zu nehmen und gegebenenfalls zu erweitern.
ich habe mir die kugelkopfschreibmaschine inzwischen besorgt und einen pianisten bestellt, der sie mir noch heute stimmen wird.
ja diadorim ein handout kann nicht ausgestellt werden, weil wir alle bestimmungen im grunde jeden morgen willkürlich festlegen, deshalb ist es eigentlich einem autor unmöglich, sich im vorraus irgendwelche gedanken zu machen oder sich lauferein zu ersparen. Das wäre auch nicht das ziel einer restriktiven kulturpolitik. Eine intelligente diktatur wird ihre Verbotskriterien täglich ändern, damit die künstler nicht bequem werden und einschlafen.
Von kultuereller seite will das bei uns auch keiner, weil die kunst beweglich, abwechslungsreich und flexibel bleiben muss, deshalb legen wir die direktiven täglich neu fest…ebenso wie die strafmaße bei verstößen.
meine elektrotechnische ausbildung umfasste auch etwas feinmechanik, so dass mir ganz praktische Erwägungen garnicht fremd sind, apropos radeln…unsere büros werden zwar überwiegend von strafzöllen und knöllchen finanziert, die wir bei leichten verstößen gegen die Kürzungsauflagen einziehen, oder wenn ein versmaßverfahren eingeleiet wurde, aber im keller des Hauses haben wir einen – wir nennen ihn sprachkraftgenerator – parat, also einen raum, wo autoren, diese knöllchen auch abarbeiten können, das sind im prinzip acht home-trainer zur stromerzeugung verkoppelt, und lassen da immer mal wieder ein paar autoren ihre kürzungsschuld in Kilowattstunden abstrampeln, die dann ins netz eingespeist werden. Es gibt da schon regelrechte stammkunden, die als fitttnessmaßnahme gegen auflagen verstoßen, nur um im sprachkraftraum strampeln zu können…schachtische sind im park schon aufgestellt worden, weil die warteschlangen vor den behördenzimmern ja sowieso immer bis in den stadtpark reichen…
neulich hat sich wieder ein künstler darüber beschwert, dass die Verbotsbehörde in ihren Entscheidungen und Kriterien immer andere Maße anlegen würde, jeden tag sich neue schikanen ausdenke…. da hat frau terpsichore ein kluge antwort gegeben und gesagt, ein gedicht, in dem sich die buchstaben nicht abwechselten oder ein musikstück dass immer den selben ton spielte, würde ihn – den beschwerdeführer – doch genau so langweilen. Das hat er irgendwo eingesehen und sich dann wieder unten im stadtpark in die schlange eingereiht.
vääärstehe. im prinzip ist es eben doch der override-modus, alle eingespielten verfahrensweisen außer kraft setzen, wie in der lühbe so in der kunscht.
ich bin so aus dem training, ich würd heut gern nach feierabend den sprachkraftraum ganz für mich alleine nutzen, ginge das?
es ist ein wenig so, als wollte man bei nigiri sushi die i-s verbieten, wenn man die abwechlsung von konsonanten und vokalen sträflich zu vernachlässigen trachtet.
ich denke nur, um dem ganzen regalbefüllungsunternehmen einen durch und durch positiven anstrich zu verpassen, könnte man auch ausdrückliche erwünschtenpatente ausstellen, vielleicht in hellen farben.
es beglückt mich allerdings außerordentlich, dass nun der literaturabwicklung und verwertung endlich mit sorgfalt und dem ruch der akribik genügend rechnung getragen wird, und mit aller zu gebote stehenden kunst und den dazugehörigen zulassungsverfahren zu werke gegangen wird. mit dem letzten blechredrelease in gebundener form, wird zu grabe tragen, was sonst unnütz billys verbiegt. ein befreiungsschlag, wahrlich!
pssst, heute abend schrecklichenevent, geschwätzessen mit lateinamerikanischen kongressmitgliedern, ist halloween, es soll sich gegruselt werden, ich grusel mich mit, was zieh ich nur an, oh weh…
stimmt, ann hellowien, da hab ich auch nch was vor heut, muss fliegen.
cottenclub, soso, grüßen!
Akten: Triebpsychologie vs. Erotik Die Hera-Lind-isierung der literarischen Diskurse
ist ein Rückspiegelungsphänomen (eine Reflexion)
der technologischen Artikulations-Geschichte
und nicht ein Ausdruck des Körpers oder der Erotik als solche.
Siegmund Freud, der Techniker und Verwaltungsbeamte
der Psyche – selbst also Artikulations-Techniker – und Triebordner
der Triebe – denn Artikulation und Klassifizierung
ist eine Technik – die „Begriffe“ als metaphysische
Werkzeuge zur Triebverwaltung bereitstellt.
Siegmund Freud selbst also – stellt die rationalen
Leitz-Ordner bereit, mit denen seit ungefähr
100 Jahren, Künstler glauben, in ungeregelte
spontane – nichtrationale – Bereiche
vorzudringen.
Ein Widerspruch, der hier schon auffällt.
Dabei ist Sigmund Freud selbst ein vorzüglicher
Repräsentant von Rationalisierbarkeit und Zivilisation
schlechthin.
Triebpsychologie und Perversionstheorie
sind also die begrifflichen – technologischen
Leitz-Ordner für „Künstler“ – in die sie sich
einsortieren.
Eine Kunst, die aber auf diese Art ihre Zeugungsfähigkeit
für die Zukunft verlieren muss, weil sie sich ins triebtheoretische
„Werk“ hineinsortiert.
Der einfach freud – getriebene Künstler agiert
plötzlich selbst als Bürokrat seiner Perversionen.
Er wird zum Trieb-Beamten, zum Liebes-Beamten.
Das Problem: Wo Kunst sich – über die Leitzordner
einer technologischen Bewusstmachungs – und -Artikulations-
Geschichte glaubt in „Erotik“ einspiegeln zu können,
wird sie selbst unerotisch, weil fleissig, trieb-ordentlich.
Sie produziert Triebarchitektur, zeugt aber selbst
keinen Trieb.
Sie beschwört Bocksgesänge, macht aber selbst
keinen Bock.
Perversionstheorien sind Techniken und keine Perversionen.
Triebtheorie ist die Kastration dessen, was sie zu beschreiben
vorgibt, in dem sie es beschreibt. (oder nachvollziehen zu können glaubt.)
Die Konzepte von Bataille oder Artaud (oder de sade)
als ewige Vorbilder und Schwerstarbeiter perversionstheoretisch
leitz-geordneter Triebartikulation sind selbst – in sich – unerotisch.
Wenn auch wirksam in einem technologisch-
pornografischen Sinne.
Die Kunst des späten 20igsten Jahrhunderts
muss zur Kenntnis nehmen, dass der
technologische Rationalisierungs-Prozess
trotz Freud, trotz Bataille, trotz Artaud,
(eigentlich: mit Freud, mit Bataille, mit Artaud)
nicht von seinem expansiven und einkühlenden
technologischen Kurs abgewichen ist.
Demzufolge muss sie jetzt, sich in sich selbst
immer mehr einkrümmend, den Lebensvollzug
selbst, das Vati-Sein oder das Muttisein (Hera Lind)
oder das Lieben schlechthin – zur abrechenbaren Leistung erklären, zur
künstlerischen Leistung, zur „Arbeit“ und schließlich
zum „Werk“. Letztlich also das normale Leben,
der Alltag als solcher, muss nun „Werk – Zeichen“ werden.
Die Funktionalisierung der Erotik als Vehikel der künstlerischen
Artikulation kastriert die Erotik. Schafft sie ab.
Die Erotik muss jetzt arbeiten gehen.
Die Liebe geht in den Steinbruch oder sie wird als
Assistentin einer Liebesfähigkeits-Beweisaufnahme angestellt.
Die Lust muss vor allem sich selbst bezeugen und nur noch sehr
sehr wenige Kinder.
Leben wird in Schwerstarbeit in das „Zeichenprodukt Leben“ umgeformt.
Aber in diesem Arbeits-Verhältnis kann Erotik nicht anders
als – steinen. Sie wird produkthaft in
die Zeichenherstellung gepresst und ist damit
das Gegenteil von Erotik als Schöpfungsakt von Zeichen.
Denn die Zeichenerzeugung ist primär eine Aufgabe und ein
ein Effekt von Erotik, und kein Effekt von Kunst.
Erotik zeugt Körper und Zeichen.
Deshalb kann nur Pornografie im eigentlichen
Sinne erotisch sein.
Die aber steht wieder der Technik
nahe, dem Kalkül. Sie kann deshalb auch von jedermann
bereitgestellt werden.
Die logische Reaktion darauf: Kunst und Pornografie
werden im frühen 21 Jahrhundert noch dichter miteinander
verschaltet. Historisch waren sie es immer schon ein bisschen.
Nur mit dem Unterschied, dass das „normale Leben“ selbst plötzlich
pornografisch anonciert wird (Vita-Pop, Soma-Pop)
Damit aber arbeitet die „Kunst“ vorbildlich und brav im
Vektor der reflexiven Verkünstlichung im Prozess von „Bewusstmachung“
zwischen Körperzeichenschreiben und Körperzeichenlesen.
Dieses Verhältnis beschreibt schließlich eine Direkt-Ökonomie
zwischen allen Menschen, die – natürlicherweise auf Überlebensgwinne
und Lustgewinne ausgerichtet ist und sich im physischen und metaphysischen Zeichenhandel miteinander verschalten, verlieben, verknäulen.
Die Idee des „Künstlersubjekts“ fürt sich damit
ad absurdum.
Die Idee der „Radikalität“ oder „Tiefe“ von Liebeserzählung
schrumpft dabei automatisch auf das Neckermann- Normalmaß von
Handelsformaten und Handelsbeziehungen zwischen Vorteilsnehmern und Vorteilsgebern im Körperzeichenhandel. Mit anderen Worten:
Zu jedem Topf passt ein Deckel.
Da es sich um ökonomische Zeichenhandelsbeziehungen dreht, werden diese
automatisch wirtschaftsrechtlich justiziabel, wenn ein Beteiligter versucht,
sein Ich-Zeichen-Vorrat zu vermehren, ohne dabei den anderen als Tauschpartner ungefähr gleichberechtigt am Handel teilhaben zu lassen.
Die Gewaltsamkeit des Andrucks – mit dem in einer
hera-lind-isiertern Kultur Leben oder Trieb oder Perversion oder auch
einfach nur das Überleben als „Zeichen“ fabriziert werden muss,
lässt erahnen, wie es eigentlich darum bestellt ist.
@Condor. Das gehört. In >>>> Ihre Predigten.
(Haben Sie Kinder?)
nein, herbst es gehört nicht in die Predigten, weil ich hier nicht predige, sondern analysiere.
Und zwar analysiere ich nicht das Leben oder ihr Leben, sondern ich analysiere eine kulturelle Praxis im Ich-Zeichenhandel, die sich zunehmend als Kunstpraxis darstellt, die sich dabei in eine ökonomische praxis einschleift….somit also die grenzen zwischen ökonomie und kunst verwischt, ebenso wie es beweist, dass „kunstheorie“ die sich mit „lebenspraxis“ verkoppelt eben in die – rationale – ökonomische schleife gehört…die leben zu „Lebenszeichen“ umfabriziert, die wiederum gehandelt werden können.
(Das geht sie nichts an. Ich werde wohl kaum mein „Kinder haben“ in einen Zeichenbeweishandel mit ihnen abtauschen. Es geht mich auch nichts an, ob sie „Kinder haben“. Ich möcht’s auch nicht wissen.)
@Condor. (Es ist aber entscheidend. Nur deshalb frage ich. Sie sind mir in allem z u nur-abstrakt. Da ist kein Blut, kein Speichel, kein Wasser. Was den Menschen anbelangt, scheinen Sie mir einer von jenen zu sein, die ihn als >>>> „wetware“ bezeichnen. Wenn meine Vermutung stimmen sollte – ich kann mich irren -, dann gilt, was ich Ihnen schon an anderer Stelle geantwortet habe: Wir sind Feinde.)
‚Hugh‘ sprach der alte Häuptling der Indianer …..
Mit Verlaub (<– hab ich schon paar Tage nicht mehr gesagt) –
ich finde, jetzt wird’s mächtig albern. Ellisch.
In nur drei Kurzzeilen* zweimal ‚ich‘ – ach herrje …..
* Wieso versuchen Sie sich eigentlich
neuerdings auch in solchen, Herr Condor?
okay ich gebe konkrete beispiele: Wir leben in einem Zeitalter, in dem der Speichel, das Blut, das Sperma – es tut mir leid Herbst – jederzeit im wahrsten Sinne des Wortes in – in zum Teil hochbzahlte Beweisnot gerät. Ich verweise auf den „dirty chic“ oder das „nasty girl“ oder den „bad boy“ oder den „wet look“ oder den „authenitic style“ oder „the woman to die“ oder eben das „bloody-fucking-face“ des ambitionierten hochdotierten hochformbewussten modefotografen und stylisten, der seinen models für die vougue die schminke und den lippenstift verschmiert……… und sie mal so richtig „nasty“!!! aber mal so richtig ungeschminkt inszeniert.vieleicht sogar mit kefir in den dunklen haaren…….für 8000 Dollar am Tag. (der Fotograf)..
Ich verweise „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ „Liebe es.“
„just be“ ? Oder im Nan-Goldin-Style inszenierte Intensitätsmarketingfilme gegen die „Die Liebenden von Pont-Neuf“ beinahe bieder wirken….
Herbst…selbst wenn….sie sagen, dass sie das alles nicht interessiert oder nicht zur Kenntnis nehmen, und selbst wenn sie es wirklich ehrlich sagen und meinen, was ja um so schlimmer wäre, dann steht ihre Intensitätsprojektion , sofern sie sie als kunsthaften oder transzendierenden Gegenentwurf behaupten, aber in einem Verhältnis zu dem Genannten, ob sie es wollen oder nicht, da beisst die Maus kein Faden ab. Und so lange eine Kunstprojektion sich dazu nicht merkllich bewusst verhält, ist sie gefährdet, einfach naiv zu sein, sorry.
Ich will ihnen ja nur mal paar Winke mit dem Zaunpfahl geben.
Die „Sprengkraft“ , die sie einem auf Kunst projezierten erotischen Intensitätszeichen immer noch unterstellen, kann keine Transzendentalität mehr leisten, weil die Sprengkraft der „Erotik“ der „Lust“ oder der „Perversion“ letztlich wohl noch exsisitiert, aber sie erschüttert immer nur die einzelne private Akteurszelle, wenns hochkommt, und wenn es ein Paar ist, hat es heute die Möglichkeit, sich zu trennen, zu versöhnen, eine Paartherapie zu machen oder sich sonstwie irgendwie patchworkmäßig zu arrangieren, oder neurotisch zu bleiben oder sich eben auszuleben,…..
Das aber hat überhaupt kein Potential mehr, ein transzendierendes Moment in die Kunst zu bringen, etwas, das Kunst dringend braucht, um überhaupt Kunst zu sein.
Weil die Technik und die zivilisatorischen Errungenchaften, das sprengende oder transzendierende Moment einfach mal instrumentell per freudschen Aktenordner oder sogar als Bildermaschine für Kaufanreize übernommen hat.
Eine Kunstauffassung, die das nicht reflektiert, bleibt in jeder Hinsicht below the line und gehört dann in die Hauptströmung eines Prozesses, in dem die allermeisten Schriftsteller hängen, die schreiben.
Weil aber nichttranszendent, eine nichtkünstlerische nichttranszendente Literatur produzieren. Das ist der Skandal, der mal ausgesprochen werden muss: Nichtkünstlerische Literatur, die deshalb nichtkünstlerisch ist, weil sie keine Transzendierung gegenüber dem ökonomischen „Gebrauch“ von Identität als handelbares Identitätszeichen leistet, und sie leistet auch keine Transzendierung gegenüber dem ökonomischen Gebrauch von Leben als handelbares Lebenszeichen. Und sie leistet auch nicht mehr die Transzendierung gegenüber dem ökonomischen Gebrauch von Zeit als Zeitzeichen. So entsteht nichtkünstlerische Literatur. Nichtdenkende Philosophie, und dummerweise entsteht so auch eine nichtwissenwollende Wissenschaft.
Und zuguter letzt haben wir nichtlebendes Leben.
Das wäre dann die totale Funktion. Wenn sie sich ehrlich dazu bekennen, und sagen, ja ich will die Funktion, dann würde ichs ja verstehen, sie aber glauben immer noch auf Seiten der Nichtfunktion zu agieren. Stimmt aber nicht.