eine kollegin gestern in der mittagspause…

… „mein chef ist der absolute kontroll-freak, ich kann nicht mehr, ich weiß nicht mehr was ich tun soll, oder was nicht, nie ist irgendwas wirklich richtig.“ „du hast doch eine tätigkeitsdefinition deines jobs, oder?“ „ja….“ „lies sie dir durch, sortier deine gedanken, atme tief durch, und mach künftig nur noch das, was da drin steht, den rest überlaß ihm. wenn ein chef ein kontroll-freak ist, kann man eigene arbeiten hervorragend zurück nach oben delegieren, wiewohl es hier um aufgaben geht, von denen dein chef meint, daß es deine wären, aber im grunde seine sind, denn das sind die zeitfresser.“ „hast’n beispiel?“ „statistiken, die statistiken… z.b. für eine präsentation, die er halten muß. es gab zeiten, da hab ich die selbst kontrolliert, hatte den streit mit dem mitarbeiter, der diese zahlen lieferte, an der backe, was jedes mal unglaublich viel zeit kostete. ich mach das heute nicht mehr, sag meinem chef, daß er sich das bitte noch einmal genau durchlesen und prüfen möchte. er tut’s mit freuden, und wenn e r dann den mitarbeiter am telefon zusammenstauchen kann, sitzt er da mit höchst zufriedenem gesicht.“ „ja… aber das muß ich machen…“ „mußt du nicht, es gehört nicht zu deinen aufgaben, gibt ihm den scheiß mit den worten…im augenblick hab ich das… und das… und das, such dir igendwas wirklich wichtiges raus, und bitte ihn darum, es selbst zu tun. mach das regelmäßig, er wird sich daran gewöhnen und auch nicht hinterfragen, weil er, indem er das selbst machen kann, seine bestätigung findet. finde einfach die dinge heraus, die du tust, die aber eindeutig nicht zu deinen aufgaben gehören…. gib sie ihm zurück. er wird sich freuen. wenn’s notwendig ist, schreib mal alles auf, wir können zusammen draufschauen, wenn du magst. weißt du, ich glaub, wir machen alle bei beginn der zusammenarbeit mit einem neuen chef diesen fehler, wir wollen ihm so viel wie möglich abnehmen, was aber zur folge hat, daß er immer mehr auf unsere schultern packt. wach wurde ich erst, als mein chef vor mir stand, und detaillierte kenntnisse des russischen vertragsrechts erwartete. ich hab ihn kurzerhand mit dem kollegen in russland verbunden, der mußte dann rede und antwort stehen. mein chef wollte zwar abwinken mit der begründung, er hätte keine zeit, ich solle mich darum kümmern, ich stellte das gespräch trotzdem durch. später kam er dann raus, fragte mich, warum ich das getan hatte. ich schaute ihn an, sagte ihm, daß ich kein jura studiert hätte, und die russische sprache schon garnicht könnte, und das das alles fragen wären, die die kollegen in russland ihm beantworten müssten, aber nicht ich. er akzeptierte zwar mit knirschender miene, aber er akzeptierte. wir machen einfach zuviel, pack dir ganz viel unterlagen auf deinen schreibtisch, stöhn laut über die unmengen an arbeit, lauf mit gerötetem gesicht über den flur…. hetz an ihm vorbei, wenn er dir über den weg läuft. stöhn laut über die anzahl der eingegangenen mails, vergiß aber nicht, die spams mitzuzählen… manche nennen es strategie, ich nenn es inzwischen ein spiel, und geh abends mit grinsender miene aus dem büro. dein chef wird es zu schätzen wissen, daß du dich so abrackerst….“ „da krieg ich ja magenschmerzen.“ „die hatte ich auch, jetzt nicht mehr. ich stell mir einfach ein spiel vor, eines, dem ganz einfache regeln zugrunde liegen. auch, wenn ich in kürze, was zwar einerseits geklärt, aber trotzdem immer noch nicht geklärt ist, die abteilung wechseln werde… ich brauch den job noch eine weile, du weißt ja, die ausbildung.“ „ich glaub, ich kann das nicht mehr, ich hab die kraft nicht mehr, dieser job frißt mich auf.“ „wenn er dich auffrißt, mußt du dafür sorgen, daß er nahrung bekommen kann, die nicht von dir ist… überleg mal genau, was du alles machst, was aber nicht in deinen aufgabenbereich fällt… du wirst sicherlich eine ganze menge finden, sortier einfach mal in ruhe.“ „ich hab jetzt schon schiss, ich muß ihm nachher einen geänderten kontrakt auf den tisch legen, den er unterschreiben soll. wetten er brüllt einmal quer durch’s ganz büro, weil er wissen will, was sich geändert hat?“ „antworte einfach nicht, ruf den kollegen an, der den kontrakt brachte, stell kommentarlos das gespräch durch. fertig apfel.“ „ok…ich werde es versuchen.“ „das ist gut, und beim nächsten mal machst du das ganz genauso, er wird sich daran gewöhnen. es reicht defintiv, wenn wir den orangensaft schütteln.“ „hi,hi,hi… dieser spruch…“ „und noch etwas, wir haben die direktive möglichst, trotz der arbeit, die wir auf dem tisch haben, minusstunden machen zu sollen… wegen der kurzarbeit. ich hab meinem chef um die ohren geknallt, daß ich gerade ob dieser prämisse einen anspruch habe, den anspruch auf ein mindestmaß an zusammenarbeit, welche ich von ihm erwarten kann, danach verließ ich wortlos das büro. seitdem ist er etwas ruhiger, guckt auch schon mal selber…. man muß einfach nur mal den mut haben, so etwas klar und deutlich zu formulieren, weil er so erfährt, daß es grenzen gibt.“ „minusstunden?…. ich weiß immer noch nicht, wie ich die machen soll.“ „nimm einen gleittag… laß die stunden ins minus gehen.“ „das dürfen wir doch nicht.“ „doch, wir haben anspruch auf einen gleittag pro monat.“ „ja, aber doch nur, wenn wir überstunden haben.“ „danach fragt kein schwein, hast du 4 überstunden, nimmst du einen ganzen tag, macht schon mal 3,25 minusstunden…, die sich eh wieder sehr schnell aufheben werden.“ „ja, aber die minusstunden sollen ja am ende des monats stehen.“ „ja, und?, dann nimmst du kurz vor monatsschluß diesen gleittag…. und hast deine notwendigen minusstunden.“ „auf was du so alles kommst.“ „lern die regeln, damit du sie richtig brechen kannst.“