6.39 Uhr:
[Arbeitswohnung. Mahler III.]
Noch nicht zum Schreiben der Kritik gekommen, vatershalber: als die Kindlein im Bett waren, war es kurz vor neun, und Du, mein Sohn, mochtest so gern einen Film mit mir schauen; vorher mußte ich noch einmal hierher, um „sicherheitshalber” noch einzupacken, was ich heute wohl brauchte; dann die Videothek, dann der Film. Um Mitternacht schliefst Du, und ich setzte mich an den Text, hörte dabei meine Aufnahme ab; vorher allerdings war noch die Küche zu machen, damit, wenn sie zurückkam, लक nicht aus allen Wolken fiele.
Sie fiel um halb zwei Uhr nachts nicht, ich packte mein Zeug wieder zusammen, plauderte noch etwas, radelte her, nahm noch einen Wein, sah nach dem, was ich so für recht in Der Dschungel halte, löschte eines, das link und übergriffig war, dann ging ich schlafen. Stand auf um kurz nach sechs, höre die Aufnahme wieder, während ich dieses hier schreibe; in zehn Minuten allerdings muß ich abermals hinüber, abermals um Kinder„dienst”, das wird bis gegen 18 Uhr gehen; auf jeden Fall werde ich die Kritik dann nach dem Frühstück schreiben, dann mit Dir Cello üben und auch für mich allein üben, danach mit Euch ganzer Rasselband übern Flohmarkt spazieren. Und so fort. Um sechs radle ich dann >>>> in die Komische Oper zu Händel, zu der auch der Profi stürzen wird, um die Steuerkarte wahrzunehmen. Danach Bar. Wenn Sie sich vor Augen halten, daß ich übermorgen abend dann schon wieder >>>> dort sein werden, darf Ihnen klarsein, daß diese Dschungelwoche vornehmlich eine publizistische Woche zur Musik werden wird.
Guten Morgen.
(Süß, Dich, Bub, in den Pausen immer wieder in die Aufnahme flüstern zu hören; zweidreimal gähnst Du auch. Und als Frau Meier erschien, klatschte der Saal, unerzogen gegen die Sinfonie: soviel Starquatsch ist auch in der Ernsten Musik, soviel Pop. Ich hab mich ja schon mal dschngelbrüskiert, daß man sogar nach Reqiuems neuerdings klatscht – wenn nicht der Dirigent das, wie gestern Barenboim mit arrogantester Geste, unterbindet.)
11.54 Uhr:
[Am Terrarium.]
So, mein >>>> Konzerttext ist fertig. Jetzt ans Cello, eine Stunde, dann Mittagsschlaf mit den Kindlein im Arm, dann hinaus mit ihnen und meinem Jungen in die Sonne und auf den Flohmarkt. Ein schönes, gut gelauntes Löwinnengespräch auf dem Balkon: „Ich nehme den Abendflieger”, sagte sie, „ich kann es kaum glauben: vorbei mit den Handschellen.” Na warte, dachte ich, warte nur, o شجرة حبة! Übrigens saß gestern abend eine rasend schöne Araberin neben mir. Mit süffisantem Augenaufschlag („Reh” ist kein Ausdruck dafür, es sei denn, daß Rehe heimlich jagen), der ihn, meinen Sohn, nicht meinte: „Did he enjoy this music?”
17.57 Uhr:
[Am Terrarium.]
Das kann man getrost einen Vaterkindtag nennen, viel gearbeitet habe ich nicht, aber etwas Post erledigt, wir waren spazieren, die Kleinen, der Große und ich (er donnerte mehrfach mit dem Rad den Steilhang hinunter, bißchen Angst hatte ich schon… aber ohne mich tut er’s ja auch, und so l e r n t er, Fahrrad zu fahren; sand- und staubwolkenwirbelnd schräg die Reifen in Stand); Pommes und Currywurst auf dem Flohmarkt… ein Sonntag halt. Und nu’ geht’s ab in die Händeloper.
Ach ja, allzu gehudelte Lobkommentare lösche ich a u c h. Man riecht da gefressene Kreise.
Meere Sehr geehrter Herr Herbst,
ich habe mir Ihr Buch, Meere geholt. Ich freue mich drauf es zu lesen!!!! Und Ich freue mich jeden Morgen darauf Ihre Blog hier zu lesen!!!! Nur als Information am heutigen sonnigen, wunderschönen Berliner Morgen
LG
ShenMano