78. Tag des Jahres ZwanzigZehn

Mit einem tief brummenden Gefühlt der Zufriedenheit aufgewacht, denn gestern versank ich in glänzend braunen Augen und gab das Lächeln zurück, ganz gemeinsam zogen wir auch einer Runde, einverstanden miteinander, wie nur wir es sein können über ihn.
Der blauäugige Fisch tauchte aus den tiefen auf und flitze schnell an mir vorbei, mein Wendemanöver nützte nichts, er nahm den Weg zurück und ließ kleine Wellen an mich schlagen, auf das ich lachen musste, ob ich wollte oder nicht.
Ich zog dann weiter, nicht durch den Ozean aber durch den Bücher Wald, in dem ich langsam beginne Bäume zu erkennen.
Ich hörte Gerd Peter Eigner zu, seinen langen Sätzen, sah alles wie im Film vor mir, imaginierte Cinema Paradiso- artig, sonnengebleichte Sienafarbe auf bröckelndem Putz und hörte noch mal ganz genau hin als der Unterschied von Realität und Roman beschworen wurde.
Was ist, ist nicht Alles, wenn es sich ändern läst. Was Kunst für uns tut. Tun sollte.
Dabei muss ich daran denken, was Erinnerung ist. Welch ein Fluch, nicht vergessen zu können, denn Erinnerung ist nichts statisches, sie wird ständig überarbeitet neu und wieder neu gespeichert und dabei verändert. Das Gehirn tut das von ganz allein, wir können uns auf nichts verlassen, es macht seine eigene Realität. Wenn ich lese und sage, so war es aber nicht, dann muss ich zwei Dinge bedenken, meinen Standpunkt und den, dass dieser Text geschrieben wird als Literatur, nicht als Abbild dessen was geschah.
Vielleicht ist das mein größter Fortschritt, zu erkennen, zu akzeptieren, dass da jemand seine eigene Realität schreibt. Es aufschreiben heißt auch, es anders erinnern. Sich so erinnern wollen, es nicht diesem Organ zu überlassen, was es daraus macht – das Leben als Roman begreifen.
Ich lehne mich zurück und denke, das habe ich schon verstanden, es war ein bisschen schmerzhaft es zu lernen, aber umso besser habe ich es mir gemerkt.
Weichen waren falsch gestellt und so dauerte die Fahrt zurück ein wenig länger, ich durfte Rehe zählen, die auf von Abendsonne vergoldetem Feld standen, das war Entschädigung genug.
Als mich schon die Nacht umfing durfte ich mich setzen, bekam Saltimbocca und ein Glas Wein, danach zog mich der Bär in seine Höhle und ich schlief acht Stunden tief wie einen ganzen Winterschlaf lang.