9.11 Uhr:
Arbeitswohnung. Scriabin, Fantaisie b-moll.
Meine Disziplinlosigkeit derzeit ist zum Haareraufen, was ich obendrein nicht auf dem Kopf tun kann, so daß es aussieht, als kratzte ich mich überall am Körper. Das ist mir peinlich. Wieder nicht vor drei Uhr ins Bett gekommen, so daß ich verschlief, überhaupt erst zwanzig nach acht aufstand. Wo sind sie geblieben, meine morgendlichen Früharbeitszeiten? Irgendwie muß ich das restrukturieren, ich brauche eine Aufgabe, einen g r o ß e n Text; Die Dschungel ist ja mehr Kontext als Text, auch wenn ich nun genau das zur Grundlage des Melusine-Walser-Romanes machen will. Dazu später in einem eigenen Notat.
Nachdem ich Haas’ Knochenmann gesehen hatte, wozu ich eine Flasche Wein geleert, und noch einmal in Die Dschungel schaute, fand ich darin einen Kommentarangriff, der aussah, als wäre für ihn eigens ein Programm geschrieben worden: er erschien als immerselber Text unter offensichtlich wahllos („alea!torisch”) angezielten Dschungelbeiträgen, und zwar auch solchen, die bis 2006 zurück geschrieben worden sind. Ich hatte den Eindruck, wann immer ich einen dieser Kommentare löschte, repliziere er sich und schreibe sich neuerlich unter einen ganz anderen Beitrag; das hörte erst auf, als ich die anonyme Kommentarfunktion ausschaltete und überdies diesen Programmkommentator namentlich sperrte (es war immer derselbe Name: sokalar: gibt man das Wort bei Google ein, kommt was Türkisches dabei heraus, das in Istanbul spielt). Jedenfalls beschäftigte mich die Sache länger als eine halbe Stunde. Die anonyme Kommentarfunktion ließ ich über Nacht aus, sie ist jetzt wieder eingeschaltet.
Diese Musik referiert, das höre ich jetzt zum ersten Mal bewußt, Beethovens op. 111, den darin der Musikgeschichte vorweggenommenen Ragtime der dritten Variation nämlich.
Ich schreib mal eben mein Melusine-Walser-Notat. Bücher sind zur Post zu bringen; ein mir unbekannter Leser bestellte >>>> übers fiktionaere Kontaktformular ein >>>> Selzers Singen, das ich bitte mit Autogramm versehen möchte, die beiden anderen Bücher müssen an den großen Publikumsverlag, weil wir überlegen wollen, ob wir ANDERSWELT nicht als Unterhaltungsroman herausbringen. Das ist die Trilogie zweifelsfrei nicht, sie hat aber Aspekte, die diese Bücher durchaus so lesen lassen könnten. Ich erinnere mich gut daran, wieviele zum Beispiel Fantasy-Leser der WOLPERTINGER immer gehabt hat, die gar nicht bemerkten, welche literarischen Falltüren das Buch unter ihren Füßen öffnet: und deshalb spazierten sie ganz sicher drüber weg. Das könnte bei ANDERSWELT ganz ebenso klappen und brächte dadurch dann wenigstens Einkunft. Ebenso eignet sich die Trilogie als Kultbuch, nur waren immer die Verlegeradressen für so etwas falsch.
Die >>>> Frau im Schrank liegt >>>> unter Josef Feldherr Ackermann.
10.15 Uhr:
Und eben ein Anruf लकs: Es sei eine schwere Nacht gewesen:: mein Junge habe Zahnschmerzen gehabt, es sehe so as, als bekäme er bereits einen Weisheitszahn, so, als wüchse ihm eine zweite Zahnreihe. Ich sofort beim Zahnarzt angerufen, auch sofort einen Termin bekommen, für heute 16.45 Uhr, dann wieder bei der Familie angerufen. Woraufhin Gelächter meine Morgenverwirrtheit durchschallte: „Alban! Der Junge ist z e h n, da wachsen noch keine Weisheitszähne. Außerdem ist er kein Hai.” شجرة حبة, mit der ich zeitgleich in Skype war: „N o c h nicht…” लक wiederum: „April April!” Das gleiche Gelächter, als ich den Zahnarzttermin wieder absagte. Und gestern nacht, eine Aglaya: „die verlockende Frau hat dich vor ein paar Jahren bereits in deiner Wohnung besucht.” Ebenfalls peinlich, sowas nicht mehr zu wissen, wenn man baggert. D e r Punkt ging entschieden an sie. Ich versuchte einzulenken, charmant, wie ich manchmal sein kann. Sie: „…du hast sie irgendwann ignoriert. Trotzdem hast du hinter mir die Tür abgeschlossen. Nein, wir gehen besser keinen Kaffee trinken. Es muss damals einen Grund gehabt haben, das wir uns nicht mochten.” Ich habe absolut keine Ahnung mehr, wer das ist.
Morgen nacht ist >>>> Kunst&Sünde-Party; diesmal ginge ich ganz gerne hin. Aber लक möchte die Nacht für sich, ich hab dann unsere Kinderwache. Dabei käme ich umsonst rein, stehe auf der Gästeliste. Und könnte mal wieder Smoking tragen, Latex-Outfit mag ich nicht, jedenfalls nicht bei Männern. Heute abend bin ich mit >>>> Ralf Schnell essen, danach gehn wir >>>> in der Bar um die Ecke Handtaschengucken. Leider mag uns >>>> Aléa Torik nicht begleiten.
12.31 Uhr:
So, >>>> steht drin. Ich will aber, als Kommentar dazu, noch erzählen, wer Landra war; sie hat mich lange sehr beschäftigt, mich mit Fantasien prallgemacht. Ich erinnere mich eines Telefonates, da fuhr sie nach Bremerhaven, ich saß hier in Berlin; es goß bei ihr, es war ein solches Unwetter, daß sie an den Rand der Landstraße fuhr und wir ihre Zeit mit Begeisterungen füllten. Ich habe ein Bild von ihr, daß auf meine Anima so sehr paßte, daß ich liebte, obwohl ich sie nie wirklich sah. Ich werde Melusine Walser auch ihre Stimme geben, nicht nur die Augen.
Eine weitere >>>> AEOLIA habe ich eben verkauft. Das Netz. Die >>>> Kontaktformulare. Jetzt habe ich der Exemplare noch drei. Ich muß das Päckchen packen, ein kleines Geschenk werde ich dazulegen: um auch hören zu lassen.
16.01 Uhr:
Tiefer Mittagsschlaf. Wie immer, wenn ich schlafen will, lege ich mich hin und bin nahezu im selben Moment weg. >>>> Das da hat mich geradezu durchzuckt eben; ich weiß noch nicht, wie ich darauf angemessen reagieren kann.
18.37 Uhr:
>>> H a b reagiert. Dann bin ich zur Post gefahren, die Päckchen aufzugeben, noch paar Kleinigkeiten für morgen zu besorgen (wir wollen Ostereier färben, brauchten w e i ß e Eier, ich fand sie), danach ward geduscht und eine Rechnung geschrieben und >>>> Umamis wegen nachgeschaut; in zwanzig Minuten breche ich zu Ralf Schnell >>>> ins Einstein auf. Als ich, vor Jahren, das letzte Mal dort war, hatte ich eine witzige Begegnung mit Handke. Bin dauernd versucht, mit dem Melusine-Roman schon jetzt anzufangen, ich hab wieder eine solche Lust auf einen längeren Text! Aber sowie mein Vorschuß hier ist, müßte ich ihn des Kinderbuches wegen unterbrechen, für das ich zwei Monate, schätze ich, brauche. Und danach müßte ich eigentlich gleich an ANDERSWELT III gehen. Finge ich die Melusine nun also an, würde das abermals Stückelwerk ergeben. Ich will das einfach nicht mehr, ich will durcharbeiten. – Nix klagen, Herbst, – tun.
ihr verhältnis zu frauen ist absolut krank
Ganz und gar nicht, Kormoran. Vielmehr ist es – frei.
finden Sie nicht Herr Herbst Das Sie dann auch die beiden gelöschten Einträge wieder einstellen müssten?
Sie messen mit zweierlei Maß.
In jedem Fall behalte ich mir vor, meine Beiträge an anderer Stelle erneut, in dem Fall parallel einzustellen.
Gehaben Sie sich wohl.
A.
@Häusler. Selbstverständlich müßte ich das. Aber ich messe nicht nur mit zweierlei, sondern mit vielerlei Maßen: jede(r) hat ein eigenes.
Und selbstverständlich können Sie über Ihre Texte nach Gutdünken verfügen, es sind ja Ihre, wenn auch an eine Person geschenkt, ihr als Urheberin, die in einem Roman, der lange vor Ihrer Zeit geschrieben und veröffentlicht wurde, maßgeblich ist. Ich bin mir bis heute darüber höchst unsicher, ob Sie wissen, wen Sie da riefen.