5.25 Uhr:
[Am Terrarrium, Küche.]
Es klappt. Immerhin. Wenn ich gegen Mitternacht ins Bett gehe, komme ich auch wieder leicht um fünf Uhr hoch, sogar um vier, wenn’s sein muß, weil es klingelt, wenn jemand im Taxi verzweifelt die Schlüssel gesucht und nicht gefunden hat und dann vor der Tür steht und klingeln muß; man ist dann ganz wach um vier, legt sich aber wieder, angespannt indes, weil einem nachgesagt wird, man mache Geräusche zum Schlafen, lauscht, daß der vom Schlüssel Vergessene, nein, umgekehrt, jedenfalls einschläft, bevor’s einem dann selbst auch erlösend geschieht. Und fängt zu träumen an, >>>> daß selbst Trolle eifersüchtig seien, was ja nun kaum zu glauben ist, aber erwachend stellte man fest, es s e i eben so. Temporamores trollis! Wie dann w i e d e r erzählt wird von diesen dickbefellten, tumben Geschöpfen, man sei bereits greis… der Zustand meines Körpers muß ihnen wirklich Probleme bereiten und die herrliche Freude der Frauen an mir, und daß ich, ein Privilegierter, genieße, anstelle bereits, wie sehr wahrscheinlich die Trolle, aufs Feierabendheim zu focussieren, das ihnen erotisch zu solcher Drohung geworden… aber Drohung weshalb? Sollten sie’s besser nicht als endliches Ausruhendürfen begreifen? Nein: denn selbst, daß >>>> MEERE verlegerisch ein Desaster gewesen (woher wissen sie’s nur?), wird zum Grund einer Häme, die kaum ihre Blöße verdeckt, obwohl doch bereits so verkrochen, was bloß. Seltsam, noch sieben Jahre später ist von einem Buch die unentwegte Rede seiner Schmäher, das derart weggewesen, daß man sich fragt, woher es solche Kraft nimmt, aus dem weg-Sein die unentwegte Auferstehung zu ziehn. (Man fragt es sich selbstverständlich n i c h t, sondern man weiß es: D a s zwickt. – Wir haben uns in die Geschichte geschrieben.)
Amseln flöten, ja, flöten: durchs geöffnete Küchenfenster vom Hof hoch. Und wie! Gene, sag ich Ihnen, G e n e! Übrigens find ich, à propos, daß >>>> diese kleine Geschichte in den nächsten Erzählband gehört. Was finden S i e? (Schriebe ich sowas für, sagen wir, GALA, ich verdiente, bin ich mir sicher, erklecklich. Ich bin mir aber ebenso sicher: man läßt mich nicht. Man will doch die stilistischen Preise nicht verderben. Wo nämlich blieben sie, all die Redaktöre?)
6.47 Uhr:
[Die Amseln, jetzt, schweigen. Plötzlich. Sie haben sich – gefunden?]
Wie ich eben sehe, hat Aléa Torik abermals >>>> eine eigene Sicht (etwas hinunterscrollen) milde über >>>> die Ereignisse der Donnerstagsnacht gedeckt.
10.11 Uhr:
Den zehnten Brief >>>> an Melusine geschrieben; er ist eigentlich fertig, ich möchte ihn aber noch einmal mehrmals durchgehen, zurechtformen, nicht a l l z u schnell als Reaktion hinauswerfen, der Taube ans Bein knüpfen; er darf nicht zu schwer sein, sonst stürzt sie ab. Aber gegen abend, wichtig: v o r Ostern noch, werf ich ihn in Der Dschungel ein.
12.30 Uhr:
[Arbeitswohnung. Othmar Schoeck, Notturno op.47.]
Ganz plötzlich, und ich bin mir sicher, >>>> daß das mit Melusine zusammenhängt, kam mich eine unbändige Lust an, wieder einmal Othmar Schoeck zu hören, diesen immer wieder z u vergessenen und immer wieder ebenso unvergessenen LiedMeister, den ich zuzeiten sogar über Schubert gestellt habe. Es gibt eine eigenwillige Reihe von Komponisten, die mich jeweils zwei bis drei Jahre lang absolut fest umklammert hielten; ich versuche mal, die Reihe in die, von Jugend an, richtige Reihenfolge zu bringen: Tschaikowski, Mahler, Bach, Berio, Schnittke, Wagner, Vaughan Williams, Schoeck, Britten, Pettersson, Händel, Strauss, Dallapicolla; bei denen ist es immer ein bestimmter Klang. Mozart, interessanterweise, ist so wenig dabei wie Brahms; hinzukommen aber Jarrett & Garbarek, Konstantin Wecker & Astor Piazzolla; bestimmte Leidenschaften habe ich also mitgemacht. Hinzukommen des weiteren Einzelwerke, nicht deren Komponisten-gesamt: Verdis Requiem & Otello & Falstaff, Bernd Alois Zimmermanns Photoptosis & Ekklesiastische Aktion, Pendereckis Threnos & Teufel von Loudon, Stockhausens Mittwoch aus Licht & Jünglinge im Feuerofen, Busonis Sonata contrapuntistica & Doktor Faust, Schuberts Winterreise & das Streichquartett Der Tod und das Mädchen, einige Lieder Loewes sowie das Cellokonzert Meyer Kupfermans.
Seltsam. Die Erinnerung. Nun also wieder Schoeck; ich werde seine Lieder jetzt wohl den ganzen Tag über hören. Ich bin mir sicher: der Melusine und der Föhren halber, weil, wenn Seen und Kiefern miteinander schlafen, sie den Klang der Föhren zeugen.
12.55 Uhr:
[Othmar Schoeck (ff)/Lenau:
„O Einsamkeit, wie trink ich gerne
aus deiner frischen Waldzisterne!“]
Der erste Cigarillo.
d) Allegretto tranquillo.
Und bin ich müde, o so nimm die Seele, die so leicht an Wert, doch auch an üblem Willen, nimm sie auf und laß sie mit dir reisen, schuldlos wie ein Kind, das deine Strahlendeichsel nicht beschwert – hinüber – Ich spähe weit, wohin wir fahren…
(Gottfried Keller)
15.15 Uhr:
[>>>> Schoeck, Elegie op.33.]
Espresso nach dem Schlafen. Ich habe noch die kleine Erzählung vor mir, von der ich vorgestern schrieb. Und dachte: ui >>>> da! D a ist der Profi aber sauer gewesen. Ohne Not. Weil selbst solche Beiträge dabei helfen, >>>> den Roman am Leben zu halten, und zwar paradoxerweise auch dann, wenn ihn Leute, die ihn verhämen, überhaupt nicht gelesen haben. Denn sie verstehen nicht seine Erhabenheit über mich.
WAS Genau war denn vorgefallen, dass Anna Häusler sich so aufregte und um die Löschung ihrer TB-Einträge bat ?
@Herr Überflieger. Wenn sie selbst etwas dazu schreiben mag, soll sie es tun. Ich meinerseits legte eine Decke darüber.
Ich würde sie ( Anna Häusler ) vielleicht eplizit dazu auffordern an Ihrer Stelle, Herr Herbst, ganz nett und höflich, die Angelegenheit mal unter Ausklammerung von Intimitäten
– welche ich durch Ihre Postings dazu vermute – auf einer für Leser wie mich nachvollziehbaren Ebene auszudiskutieren. H i e r.
Ansonsten habe ( und hätte ) ich ( des weiteren ) so das Gefühl, da würde etwas recht schnöde verdrängt bzw. etwas durchaus interessantes – nämlich so etwas wie : wie reife & intelligente Menschen produktiv ( oder konstruktiv oder fair oder sauber ) mit Konflikten umgehen, unter einem Teppich einer eher als recht bürgerlich auffassbaren Verhaltenskonventionalität verschwinden.
Sagt mir seit Tagen irgendwie mein Gefühl.
Das mit diadorim leuchtete mir hingegen recht gut ein, also den Bruch konnte ich
irgendwie verstehen.
Nun ja, Herr Überflieger. Es gibt gar keinen Anlaß, die Angelegenheit „Lesern wie Ihnen“ verständlich zu machen. Im Gegenteil. Hier geschieht Literatur: damit das auch so bleibt, für S ie so bleibt, schlägt meine flache rechte Hand leicht an den Hinterkopf Ihrer Fantasie: Wie man Schüler weckt, die während des Unterrichts träumen.
Ich meine übrigens, daß es Frau Häusler durchaus ablehnt, hier weiterverhandelt zu werden. Deshalb bitt ich Sie um Zurückhaltung, nicht in meinem Interesse, sondern dem dieser Frau.
Hören Sie Sie brauchen bestimmt nicht mein moralisches Ich hier zu wecken, gell ?
Sie brauchen es mir ja auch nicht vormachen zu wollen, wie ich meine Konflikte in einem womöglich dann allseits befriedigenden Mass zu lösen habe mit wem dann auch immer, gibt es Dissense.
( und dass es Dissense gibt lässt sich bekanntlicher Weise ja nicht vermeiden –
was mich noch zu der zusätzlichen Bemerkung gerade veranlasst, meine meinung dahingehend auszubauen, dass es halt wichtig ist, Dissense generell auf eine gemeinschaftliche Plattform ob derer Würdigkeit zu stellen, was sich thematisch dann ausrichtet im Sinne dann wohl eine maximalen lassez faire )