heut hab ich mir…

…. was auf der zunge zergehen lassen, es aber nicht ausgesprochen. in der regel sieht das ohne regel so aus: wenn chef 1 eine antwort per mail schuldig ist, bekommt er ja einmal ein rotes fähnchen als markierung, zusätzlich drucke ich ihm die aufgabe aus, lege sie ihm mit gelb markierter frist auf den tisch. ich kann das eine woche lang tun, es tut sich nichts. wenn ich ihn dann das dritte oder vierte mal mündlich erinnert habe, antwortet er so wie heute: “ja, besorgen sie mal die erforderlichen daten, formulieren sie eine antwort und schieben sie die in meine entwürfe, ich schick sie dann raus.” was nichts anderes heißt, als das ich in einigen themengebieten, sein aufgabenbereich betreffend, inzwischen besser drin bin als er, was nichts anderes bedeutet, als das er mir nach und nach einige seiner aufgabengebiete übertrug. anfangs war es die tatsache, daß er keine zeit für irgendwas hatte, mich deshalb bat… “bereiten sie bitte vor… ich schaff das nicht.” als ich entscheiden mußte, für chef 2 außerdem arbeiten zu sollen, wurde geklärt, daß er diese seine aufgaben auch wieder übernimmt, was er aber immer noch nicht tut. manchmal braucht man halt eine vor den schädel um wach zu werden. heute ging es um eine entscheidungsvorlage im zweistelligen millionenbereich. das ganze projekt kenn ich inzwischen in und auswendig, weil ich es von anfang an begleitet habe…. den start, die entwicklung, die reviews, die kostenüberwachung. im grunde hatte ich anstelle meines chefs die projektleitung übernommen, aber ohne das wirklich zu bemerken. wenn die leute fragen hatten, riefen sie mich an, nicht unser aller chef. nun sollte heute entschieden werden, ob ja oder nein… und was macht chef 1?, guckt m i c h an und fragt: “wie würden sie entscheiden?” und ich blöde kuh antworte auch noch: “ich würde noch garnichts entscheiden.” “wieso nicht?” “weil da noch das… und das… und das… fehlt. außerdem liegt da… und da… und da… die kalkulation immer noch über dem planwert. für diese differenz muß doch erst noch ein weiterer investitionsantrag gestellt werden.” der finanzminister mußte antanzen…. der guckte mich natürlich nicht mehr an, als er das büro wieder verließ. und ich stand die ganze zeit daneben, hörte mir das an… mein zustand paralysierte mich immer mehr, weil mir klar wurde, daß ich trotz der zusätzlichen arbeit für chef 2, dem rosa rüschenhöschen immer noch den warmen griesbrei serviere. einerseits hat mir dieses projekt wirklich einen riesenspaß gemacht, weil es mich aus der routine rausholte, andererseits wurde mir heute klar, eben weil diese zweistellige zahl einfach nicht wieder aus meinen augen springen wollte, daß ich das endlich abstellen muß. der finanzminister kam später noch einmal zu mir: “ich bin nicht sauer auf sie, sondern ich bin ihnen dankbar. ich selbst hätte das sehen müssen, solch ein fehler darf mir in meinem job nicht passieren. ich frag mich nur manchmal…………………..” “bitte sprechen sie es nicht aus, ich will das garnicht hören.” “warum nicht, sie erledigen teilweise seinen job, was ich nicht in ordnung finde.” “so sehe ich das nicht ganz. es ist ganz einfach so, daß ich immer was finde, er weiß das, verläßt sich inzwischen darauf.” “verdammte kiste, nu entschuldigen sie ihn nicht immer so… er hat sich wirklich dicke dinger ihnen gegenüber geleistet, das weiß hier inzwischen jeder.” etwas kleinlaut sah ich ihn an: “aber ich kann nicht anders, wenn ich irgendwo einen fehler sehe, muß ich den mund aufmachen, ich kann doch nicht einfach schweigen… es reicht, wenn die leute, die wirklich in das projekt involviert sind, so was nicht sehen.” “ja… sie erkennen zusammenhänge schneller und besser als andere menschen, weil sie diesen blick haben, das weiß ich schon lang, aber es ist nicht ihre aufgabe.” “sie meinen, ich soll mich das nächste mal lieber daran verschlucken?” “besser wäre es. e r muß sicherstellen, daß seine leute so arbeiten, daß sich diese fehler eben nicht einschleichen.” “aber ich hab sie beide heute vor einer sehr peinlichen situation bewahrt.” “ja, das haben sie. ich hätte damit aber leben können, weil ich nur von ihm den einlauf bekommen hätte. er hingegen hätte sich völlig blamiert.” “was aber ihre schuld gewesen wäre…. also hab ich doch sie auch davor bewahrt.” “und… werden sie dafür bezahlt?” “nein… stimmt, sie haben recht.”
ich muß das wirklich endlich abstellen, aber wo soll ich denn dann hingucken, wenn ich solch einen fehler entdecke… vielleicht aus dem fenster? ich würde den ganzen tag gegen den strich gebürstet durch die gegend laufen, weil ich so bin. ich muß den mund aufmachen, ich kann nicht anders. es ist nicht so, daß ich mich damit profilieren will, es geht einfach gegen mein innen. seh ich irgend etwas, was nicht stimmig ist, muß ich das auch sagen, weil ich das doch sehe…. ich mein, so schwierig ist das doch nicht, in einer kalkulation zu erkennen. egal ob das die aktuellen einkaufspreise der rohstoffe oder die währungsschwankungen sind, die auch in ihrem aktuellen wert über den zeitraum eingepflegt sein sollten, auch sollte es nicht so schwer sein, auf anhieb sehen zu können, daß da ein inzwischen angelaufenes projektvolumen nicht mehr mit dem planwert übereinstimmt. soll ich die klappe halten?, wäre das wirklich besser…. zu schweigen? ich werd mich dran verschlucken, ganz bestimmt. für manch einen mag das keine schwierige entscheidung sein, für mich schon.