9.30 Uhr:
[Konzerthaus Berlin. Großer Saal.]
Mein Platz ist wieder eingenommen, das Podium hat sich nach und nach gefüllt; ich war heute etwas früher im Konzerthaus, so daß sogar noch ein löwinneneskes Telefonat aus den leeren spiegelnden Gängen dieses Gebäudes geführt werden konnte. Seltsam, welch ein eigenes Leben manche Räume entwickeln, wenn keine Menschen darin sind…
ah: Zagrosek legt soeben, strahlend, die Partitur vor sich auf den Ständer, momentlang hat er den Taktstock quer im Mund. Tropischbeige gewandet heute, Hose, Hemd, helle Sandalen, den Kopf in den Nacken, den ulkigerweise preußischen Erobererblick, den dieser Franke bisweilen hat… „Scht!“
A.
„Also einen schönen guten Morgen. Wir beginnen mit dem ersten Teil. Dieser beschreibt die Szene. Das Stück beginnt damit, daß tiefe Nacht ist und Voldemar zu seiner Geliebten reitet.“ Impressionistisches Flirren, Zag bricht ab: „Ui, die Harfen sind aber bereits s e h r warm heute morgen… Da bitte noch nicht derart… Noch einmal bitte.“ Den Taktstock heben. Langsames Schlagen. „Sehr schön, sehr schön! Hier können wir dann eigentlich noch etwas breiter werden. Das Solohorn ein bißchen intensiver, und die Trompete, und zwar im Unterregister, genau drauf achten, daß das stimmt. Es ist eigentlich immer erst mal gleich laut, dieses Wachsen und Aufblühen hier bitte noch nicht so forviere. – Nach 2, vierter Takt bitte.“ – „Alle Streicher bitte: Wir könnten in disen sieben Takten noch etwas mehr Crescendo spielen. Wir machen’s nochmal, bitteschön: Ziffer 3: -“ – Ah, jetzt schwillt das an, schwillt das ab, dann „das ist dreifaches pianissimo, und d a n n noch verlöscht es…“ Ganz hell die Posaune, der die Bässe antworten. „Die Lautstärke ist wunderbar, aber, liebe Celli, daß wir da bitte einen noch viel wärmeren, diesen spätromantischen Ton hinbekommen.“ Strafft sich: „Bitte, 4!“ Der eigenartig gekippte Celestaklang dazu, und die Hörner blühen auf. Ein mahlersches Stopfen plötzlich im Blech. Das wird jetzt deutlich. Die das Geschehen vorhernehmende Traurigkeit in Bratschen und Celli… das Kontrafagott spöttelt mit der Nase… „Zweite Geigen, können wir nach Ziffer 5 etwas zurücknehmen. Ich weiß, ich weiß, wie schwer das hier ist. Trotzdem. Dann bitte die Piccoloflöten, wenn Sie einsteigen zu viert sechs vor 5, das ist jetzt zu heftig, das ist eigentlich hier nur Farbe. Wir steigen wieder ein, sechs vor 4.“ – „Ah nein! Das ist jetzt viel zu laut. Das darf es nicht werden. Bitte zurücknehmen. So, ja…“ Beugt sich vor: „Da die Bässe!“ – „Sehr deutlich, sehr deutlich! Alle anderen mezzoforte…. Und wieder Kontrabässe, v i e l bitte!“ Das läuft jetzt aber durch. „Leichter noch, zarter, Klarinetten… genau… und jetzt ganz s t i l l werden… – Hier Zeit lassen für den Sänger…“ Bricht ab. Zu den Cellisten: „So dicht wie möglich das Legato, so daß man eigentlich gar nicht merkt…“ Aufgerichtet zu allen Musikern: „Einen Takt vor 11!“ – „Hier verklingen… da jetzt ein bißchen aufbauen“ Bricht ab. Singt der ersten Geigerin vor. Umgewendet: „Okay 14, 14 wird mit aufgebaut… Drei vor 14 -:“ Da drückt er nun seitlich eine Cellowoge hinein: „Jaaa!“ Bricht ab. „Sehr schön. Horn, leiser als die erste Geige bitte. Machen wir eins vor 16.“ – „Englischhorn: Crescendo bitte!“ – Zu den Geigen nach der Pizzicato-Andeutung: „Viel Ausdruck! Großer Schmerz! Crescendo, dann wieder… ja… zart – und mit dieser zarten Stimmung tutti in eins vor 19 -:“ – „Hier sind jetzt ganz viele solistische Vorgänge. Das heißt aber nicht, daß es laut werden soll. Das sind Farben, nicht mehr. Also wenn da ’solo‘ steht, dann bitte nicht gleich aufdrehen. – Bitte: eins vor 19 -:“ – „Zwei vor 25!“ Schlägt ab. „Bitte: D-C-B-B muß es heißen. Bitte, machen wir vor 25 eins-zwei-drei-vier-fünf-sechs… sechs Takte vor 25.“
„Gut. Die Bratschen dürfen ein bißchen mehr führen. So, dann bitte 26, die ausgehaltenen Töne, drittes viertes Horn, Klarinetten, Englischhorn, nur aushalten, nicht vordrängen… noch mal 26, das ist das Ende einer Entwicklung, also bitte ganz zart… “ Und dann rast es los und schlägt ab und bricht auf. „Also laßt uns heute alle die Stellen spielen, die wir noch nie gespielt haben… das hier haben wir oft gespielt, auch das nächste haben wir gespielt… 44, sechs vor 44… und total einsteigen!“ – „Überhaupt alle Crescendo nie ganz herausspielen, sonst wird das zu massiv. Fünf nach 44, nie laut hier, bitte: -“ – „Zurück! Zurück! Vier! – Zwei – – – Vier -“ Es singt, als legte sich ein Schleier über den See, sänke aber nicht, sondern bliebe in der Luft wie eine weichere, doch opake Luft… „Zaubern da!“ – „Bißchen kommen! Crescendo…“ – „Alles total auskosten das Spiel zwischen Klarinette und erster Geige, zwischen Waldemar und Towe… das kann man so wunderbar verfolgen hier, genießen Sie das, genießen Sie jeden Ton da…. Und Sie merken, es iat sehr viel rubati hier. Lassen Sie uns die Stellen eben durchsprechen. – Okay, gut. Ich würde gerne noch mal einsteigen in eins vor 46. – Die Zwei -:“ Bricht ab. „Bitte da hinten! Bitte Ruhe dann. Bitte nochmal -:“ – „Ganz zart die Klarinette!“ – „Danke, sehr schön die ersten und zweiten Geigen. Aber die Klarinetten, bitte pianissimo, damit die Soli leise bleiben können. – Wir machen drei vor 49 -: – – – Undsoweiter. Eine Art Sottovoce…. schauen wir, daß das wirklich ganz düster da wird…“
Kurze Auflösung, Probespiele durcheinander, Zag: „So. Wir brauchen noch einmal diese Stelle, wo es so vielstimmig wird zwischen 51 und 53. Das liegen viele viele Fouls. Bitte, 51 -:“ – „Pianissimo! Notieren Sie das da: subito pianissimo. Gut. Eins vor 52 :“ – „Drei p! D r e i p!“ Daraus hervorwogen… „Bißchen mehr Englischhorn… bißchen vorwärts…“ Zu den Bässen: „Schön, schön, das ist wunderbar.“ Zu allen: „Nicht übersehen, eins vor 57. Es gibt eine Stelle, das ist eine komponierte Triole, die anderen Stellen sind alle vollzählig Noten. Das macht Schönberg in dem ganzen Stück: daß er eine erste Note zur Triole macht, die anderen folgen aber nicht-triolisch. 56! Achtung mit dem subito piano…“ – „Au Mann!“ Stampft mit dem rechten Fuß auf: „Subito Pianissimo! Subito Pianissimo!“ – „Ja, d a s ist gut!“ – „Aber Kontrabässe, 58, das kann ruhig etwas leiser sein, das sind nur die Hörner und Sie, und die Hörner sind gestopft. Zurücknehmen, dann wird es unheimlicher. – Eins vor 58!“
–
„So, wir machen noch mal die Stelle nach 58, zweiter Takt nach 58. Auf die drei subito piano achten, wir brauchen das für die Sänger. – Bitte eintragen, subito piano, es geht ums erste bis vierte Horn, die dort spielen, Sie spielen da immer einfach durch… – Eins vor 59 -:“ – „So, wir machen jetzt erstmal hier Pause.“
11.06 Uhr:
„So, wir machen weiter vier nach 65 -:“ Der Stress, unter dem diese Musiker, gerade bei einem solchen Stück, stehen, ist fast unvorstellbar: ihre Berufswirklichkeit läßt eine gelockertere, gar längere Probenfolge nicht zu, vieles muß sich in Kopf und Herzen bilden, o h n e eigentlich geprobt werden zu können – zumal: die Solisten kommen alle ja erst viel später hinzu, für die Orchestermusiker, und „wenn ich dann gerne einmal schwelgen möchte“, erzählt mir Matthias Benker in der Pause, „und es g i b t da diese irren Stellen, wo man einfach nur abheben will, aber wenn man dann da ankommt, muß man immer mitdenken, daß da ja auch noch Sänger sind, daß man die nicht zudecken darf mit dem eigenen Klang, und man muß sich wieder zurücknehmen“. Sie lesen es ja selbst: Probenarbeit ist unausgesetzte Energiemechanik, und vor allem zu Anfang, allein den Blick und das Ohr aufs Einstudieren, bleibt die andere Wirklichkeit, die, um die es doch eigentlich geht, scheinbar auf der Strecke: Musik. Aber eben nur scheinbar. Vor jede Leichtigkeit hat der Herrgott Schweiß und wehe Füße auf Haufen geworfen.
Nun aber spielen sie vieles schon durch. „Bißchen fließen lassen…“ Zu merken daran, daß Zagrosek immer weniger unterbricht, sondern seine Idee und Vorstellungen, die manchmal barsch wie Anweisungen wirken, direkt in die fließende Musik hineinspericht. „Zart… ja, okay, gut. Danke. Alles viel zu laut, bitte Celli und Bratschen, auch die Kontrabässe zurücknehmen. Bitte schön, drei vor 75 -: Wir können den Sängern helfen, wenn wir ganz zart sind… Noch zarter… zärtlich… Laufen lassen… Nicht zu laut hier“ dabei spielen sie eh schon wie auf Zehenspitzen. „Klar werden… ah, sehr schön war das! – Tschuldigung: Cello allein, Oboe, dann die Bratsche. Schwierige Stelle: eins vor 80. Zart die Geigen… “ Bricht ab. „Bitte nochmal von eins vor 80 -: – Ah, jaaa! S e h r schön! – Jetzt etwas crescendieren… Noch nicht die Oboe! Jetzt die Oboe… “ O Göttin, was ein Streicherklang da mit einem Mal aufsteigt… „Bratsche führt!“ Bewegung, Wirbel… Und dazu diese Wagner-Celli, die sich immer in die Musikweichen drücken, einem momentlang den Atem nehmen… JA! Da ist es nun da, fast überraschend: durchgehendes Musizieren, das Zagrosek kaum noch unterbricht, Durchleben, ein kleines Schleppen schon noch mal, das sind noch Löcher im Gewebe, das aber schon sehr kenntlich als Gewand, seit heute vormittag… „Danke! Danke. – Bitte? Alle brevis sind zwei, vier Takte…“ Kurze Diskussion mit den Celli. „Gut, okay, meine Damen und Herren, bei 88, der Einschnitt, der ist nichzt groß. Ich habe den gestern groß gemacht, damit wir alle die Vorgänge verstehen. Lassen Sie uns bitte nochmal machen ab 1 vor 86. Meine Damen und Herren, vier nach 86, da gibt es diese eine Episode, dreitaktik, da beginnen wir immer etwas defensiv die Crescendi. Bitte:- “ – „Also, bitte, das ist eigentlich ein Accelerando. Wenn wir da immer wieder leise beginnen, dann wird das plastisch. Jetzt ist das alles bisher nur laut. Schade. Das müssen wir noch etwas formen, bitte.“ – „Ganz viel Character bitte jetzt!“ Die Oboenstelle mit der zerwehenden Flocken, die aus dem Orchester aufsteigen… „So, wir machen jetzt noch eine Stelle, und zwar den Sommerwind, Ziffer 74. So, bitteschön -:“ – „Ah nein, das war einen Moment zu früh. Bitte noch einmal -:“ – „Schön, sehr schön, aber bitte nicht lauter werden. – Jetzt“ hebt den Taktstock ganz hoch „78. – Das vierte Horn da. Ach, da ist wieder dieser blöde Takt. Entschuldigung.“ Haut leicht auf das Pult. „Entschuldigen Sie. – Bitte noch einmal. Von 79, alles sehr characterisieren, graphisch… -:“ – „Gut!“ – Ein schattenhafter Teil, der mehr von Mahler als von Wagner herkommt, Scherzozitat, ich hab auf sowas mal Kafkas Kübelreiter für den Funk eingesprochen, etwas Kühles ist darin, Flirrendes, Wegflirrends. „Vor allem der dritte Takt da, das muß noch schneller gehen. Machen wir -:“ – „Sehr schön! Bitte auf die Piccoloflöte hören, damit wir gut mitkommen. Nochmal, selbe Stelle: zwei vor 82 -:“ – „Sechs vor 87: – Fein läuft das jetzt. – Bitte nun vom Walzer an… -:“ – „Also, was ich brauche, ist bei eins vor 92, dieses subito piano. Dazu spricht ein Sprecher, wichtig: das ist deshalb n o c h leiser gespielt, als wenn jemand dazu sänge.“ Oh! Dann geht es an den Sonnenaufgang, und Chor, den man noch nicht mithört. Zag läßt jetzt, offenbar, zum Schluß der Probe, den Schluß des Stückes einmal durchspielen, der als einer der prächtigsten Sonnenaufgänge in Musik in der gesamten KompositionsLiteratur gilt. Ach, aber Zag bricht ab: „Halbe bitte, Halbe!“ Abermals ansetzen. „Schön, sehr schön. Ich danke Ihnen. Morgen beginnen wir das Stück mit den Sängern von Anfang an.“ Und schickt seine Musiker heim.
(Wir meinerseits lesen uns und Sie bei der ersten Probe mit den Solisten, in einer Stunde, wieder.)
13.07 Uhr:
[Verständigungsprobe.]Raum 270, Melanie Diener.
Zag: „Okay, wir haben ein gutes Stück hier.“
Diener: „Gibt es überhaupt ein Notenpult, das diese Partitur t r ä g t?“
Zag: „Wir haben extra eines bauen lassen. Und schauen Sie einmal, ich habe mir die Partitut eigens neu binden lassen.“
Diener erhebt sich. Zag: „Beginnen wir?“ Diener hebt an, ein Erlebnis zumal in diesem engen Räumchen. „Ich möchte gern noch einmal eine Intonation checken.“ „Welche?“ „Und Form und Farbenspiel…“ „Was hab ich gesungen?“ „Von Form- und Farbenspiel. Bei mir steht aber und…“ Leise lachend: „Bei mir auch.“ „Vielleicht hab ich mich ja verhört. – Gut. Den Walzer.“ Korrepetitor: „Den ganzen?“ Zag: „Den ganzen, klar.“ Diener beginnt. Zag: „Ah, ich glaub, ich war da ein bißchen schnell.“ Korrepetitor: „Die Tempoangaben von Schönberg sind aber noch schneller.“ Zag: „Ich weiß, immer bei Schönberg.“ Korrepetitor: „Grotesk schnell…“ Zag: „Macht ja auch keiner, g e h t gar nicht. Ich muß nur an Moses und Aaron denken. – Bitte nochmal: Walzer. – Ah, ich glaube, beim ‚Wald‘ können wir ein bißchen mehr dolce machen…“ „Oh je“, entseufzte es der Diener, als sie mich sah, „Sie sind bereits bei der Verständigungsprobe hier?“ „Wenn Ihnen das nicht recht ist, pack ich zusammen und geh“, ich lächle, „aber ich glaube, das wollen Sie gar nicht.“ Und gerade fliegen mir die Ohren weg… Zag: „Gut! Super…. Schaun wir mal“ blättert „jaaaaaa… das liebe ich hier… steigen wir gleich ein…“ Diener: „Nun sah ich dir zum ersten mal…“ „Das ist ein bißchen zu kurz. „Nun küß ich dich zum ersten Mal und schlinge den Arm um dich…. soll ich da beim a..?“ „Oh, das wäre schön, ja.“„Ich glaub, da sollten wir eine intimere Farbe finden für küß ich dich… vielleicht überhaupt alles etwas leiser, da kläre ich mit dem Orchester.“ „Ja, schön.“ „Man merkt bei dem Stück, daß Schönberg in der Zeit in Berlin Kabarett gemacht hat, merkt man immer wieder.“ Aber eieiei, wie die Diener dieses Nun küß ich dich zum ersten Mal intoniert, hat was, à la Cabaretl ausgedrückt, TränchenRausTreibendes… „Ist sowieso immer alles zu laut in diesem kleinen Raum.“ „Das muß man hier mit besonderer Farbe ausdrücken, größere Naivetät… ich meine, sie kann zu ihm sowas allenfalls als Kind sagen, immerhin ist er König, oder als Hofnarr…“ „So sprech ich, der König ist ein Narr…“ Manchmal tritt jetzt solch ein Lächeln in Zagroseks Gesicht. „Jetzt bitte wieder ganz intim.“ „Denn all meine Rosen töt ich zu Tod…“ „Hier müssen wir…“ „Ich verstehe Ihren Schlag da nicht, machen Sie zwei oder vier…“ „Vier, aber die Vier haben Sie. Im übrigen folge ich I h n e n, nicht umgekehrt, weil S i e den Atem haben. – Machen wir den Takt davor. Wir müssen hier das Crescendo noch entwickeln.“ „Denn all meine Rosen küß ich zu Tod…“ „Sie haben hier drei Achtel gemacht…“ „Nein, aber ein Viertel…“ Sie beugen sich über die Partitur. „Ist das in der Orchesterfassung anders?“ „Bitte.“ „Denn all meine Rosen küß ich zu Tod…“ „Gut!“ „Wenn ich ein bißchen mehr Zeit habe, wenn ich das so leise machen soll…“ „Haben Sie.“ „Danke.“ „Bitte.“ Diener: „Jetzt kommt es drauf an, wie langsam sehr langsam ist.“ „Ich finde 60 sehr gut.“
Die nächsten beiden Sänger sind hinzugekommen, entspannt, warten, hören zu, amüsieren sich ein wenig, merk ich, über meine Tipperei, die manchmal dem Rhythmus folgt.
„Gut! Ist das Tempo okay, oder ist es zu langsam?“
„Noch mal von So laß uns die goldene Schale……“
Schale leeren
ihm, dem mächtig verschönenden Tod.
Denn wir gehn zu Grab
wie ein Lächeln,
ersterbend im seligen Kuß.
„Gut, dann gehn wir einmal in die Volle.“ Diener lacht auf, aus den Fußsohlen durch den Bauch hinauf. „Ich bin tot jetzt.“ „Dann gönnen wir Ihnen jetzt ein Päuschen.“ „Ich bin sowieso durch.“ „Schon? – Ah, ch grüße Sie alle… irgendwer hatte einen Zahnarzttermin?“ Ziemlich sehr baßlastig: „Ich. Mir ist gestern.“ „Aber hier steht doch: Herr Häger…“ Allgemeines Lachen. „Morgen, Frau Diener, ich glaube nicht, daß Sie vor zehn dran sind.“ „Also ich stehe um sechs auf.“ Zag zu allen: „Kennen Sie sich schon?“ „Ich bin sowieso tot.“ Sagt die schöne Towe, also Melanie Diener, was ja stimmt im Stück. „Gut, Sie sind tot, Sie müssen nicht mehr sitzen.“ Es sind nicht genug Sitzplätze im Raum, einen der Sesselchen habe i c h mir genommen, weil ich sonst schlecht tippen könnte.
Claudia Mahnke. Die Waldtaube.
„Claudia, bitte…“ Tot ist Tove! Nacht auf ihrem Auge,
das der Tag des Königs war!„Kleines Komma da… also nicht viel, aber..“ „Ja.“ Setzt an. „Super! Aber das darf da nicht zu laut sein, da ist ein Akzent im Orchester. Machen wir Die des Königs..?“ Die des Königs winden sich
seltsam dahin Klage sucht ich… fand gar viel…
Über eine Stufe, aus dem Kniegelenk, hinauf – „Eine einzelne Fackel brannte am Weg“ – Enorm die innige Nähe, die sich hier von allem Anfang an zwischen Dirigent und Sängern einstellt, was vielleicht bei einem Orchester von 150 Leuten gar nicht möglich ist, ich weiß nicht, es wäre schön, wäre dem anderes, wäre da genau diese Intimität da, die hier von der ersten Sekunde an gar keinen Moment an der Kunst zweifeln läßt, die solche Arbeit i s t. „Ich hab da zweimal solche Punktierungen, der Trauermarsch braucht das. Und dann müssen wir zweimal unbedingt zarter sein. Dort, wo der Henning spricht.“ „Gut.“ „Können wir nochmal einsteigen bei Weit flog ich…“ Korrepetitor spielt an. „Nein, zwei vor 104.“ „Den König sah ich…“ Zag, hinein: „Das ist schöner jetzt…“ „Ja, diese Form des Suchens… bitte ein weiches Staccato…“ „Aber noch immer sucht er nach…“ „S e h r schön.“ Meine Güte, geht das in die Organe: Abendsegen läuten! Wer sich für die Vorstellngen am Sonnabend und/oder ( u n d!) keine Karten besorgt, hat, kurz gesagt: einen Knall. (Sò. Muß auch mal rausgelassen werden.) Zag klatscht: „Mann, Claudia, ganz toll, ganz toll, toll in Form!“ „Super“, von den Kollegen. „Nur waren Sie nicht etwas zu schnell? Wollen wir heute das Tempo finden vielleicht.“ „Das wäre gut, sehr gut.“ „Also machen wir das.“ Tempo-Check. Zag: „Oh, ich war viel zu langsam. Sie haben recht, Claudia, Ihr Tempo ist völlig korrekt. Au weia. Ist d o c h gut, wenn man sich selbst immer mal kontrolliert… Und morgen, ich brauch Sie nicht vor halb zwölf.“Ralf Lukas, der Bauer.
Mit einer Riesenkraft. DONG. Zagrosek, beim Dirigieren, schreit mit. „Stop, oh, meine eigene Schreierei… bitte etwas größer, ja? Das kann da manchmal nicht groß genug sein…“„Ich hab das mal so gemacht, daß ich den einen Satz einfach einen Moment später gesungen habe, weil da das Orchester dann leiser ist… dan versteht man das…“ Korrepetitor: „Das ist 6/4, aber im Klavierauszug steht das mit Triolen.“ „Ich habe das mit, glaube ich, Gielen so gemacht. Denken Sie doch mal bis morgen drüber nach…“ „Machen wir gleich den Abschluß fis-moll?“ Lkas setzt an, bricht ab. „Jetzt hab ich die Harmonie nicht, können wir bitte drei Takte vorher machen?“ Zurück. „Ich schlage drei heilige/ Kreuze geschwind/ für Leut‘ und Haus,/ für Roß und Rind…“ „Gut, Herr Lukas, ich glaube, wir können den Text da noch etwas plastischer erzählen. Können wir das nochmal?“
„Gut, das ist alles.“ Lukas: „Ja, leider ist das alles….“ „Ich denke, ich brauche Sie dann morgen auch erst gegen Mittag.“ „Wie ist die weitere Probenplanung, bitte?“
Daniel Ohlmann, Klaus-Narr.
„Ich bitte um Entschuldigung, ich habe nicht viel geschlafen, spät angekommen…“ Und setzt aber mit derartiger Klarheit ein. „Oh, da hab ich geschleppt.“ „Nee! Ich hab das damals auch schon für Sie eingeschrieben, daß wir da nicht schleppen.“ Zagrosek hatte schon vorher mit Ohlmann vorgeprobt. „Ich finde, der Anfang ist ein bißchen zu langsam…“ „Ein seltsam Vogel ist…“ Skandiert den Gesang. „Besser, oder?“ Der Korrepetitor fällt ein. „V i e l besser.“ „Die halten jetzt kein Haus…“ „Das ist so eine Stelle, die kann man richtig belcanto singen, das würde ich auch tun.“ Ohlmann singt es an. „Ja, gut so.“ Ohlmann setzt fort. „Das würde ich jetzt wieder etwas abkürzen. Und wir haben gerade so eine schöne elegische Phrase gehabt, da wär jetzt mehr Kabarett sehr schön.“ – „Hm, also, den 6/8, das jetzt danach etwas schneller…“ „Nach Hölle?“ Korrepetitor: „In Zwei, oder bleiben Sie in Sechs?“ „Ich bleiben auf jeden Fall in Sechs.“ „Sie gehörten nie zu den Frommen…“ Irre, wie sehr dieser Sänger einem Satyr glecht, wenn er diese Passage singt. Rein gar nicht zu fassen, das geht bis zu den Ohren, die man für spitz halten möchte am Kräuselhaar. Ich bin absolut fasziniert. „daß der Geist beim Staube bleibe,
friedlich dort sein Wesen treibe…“ UND DANN, das hab ich so deutlich noch nie gehört: MEISTERSINGER. „Das geht kaum mehr schneller“, sagt Zagrosek. „Vielleicht gehen wir mal etwas zurück. So können“ direkt zu Ohlmann „Sie sich mal schonen… Sie gehen derart r a n bereits.“ Wie alle, finde ich, es „gibt“ sich hier niemand etwas. „Und Sie können gerne etwas gedämpft singen jetzt, Sie müssen nicht wirklich heute schon immer volle Stimme geben.“ Das schafft er anderthalb Minuten, dann strahlt die Stimme bereits wieder aus ihm heraus: s i e will hinaus. „Wissen Sie was, wir sollten noch einmal alles nur wegen der Tempi durchgehen… Sie müssen sich da gar nicht anstrengen, markieren Sie mit der Stimme einfach. Und Sie“ zum Korrepetitor „das ist gar nicht zu fassen, wie Sie dieses schwere Zeug einfach vom Blatt abspielen… also die reinsten Fingerbrecher…“ „Das kann man wohl sagen“: Ohlmann. Ich: „Wohl wahr“, lache. Alle lachen kurz… dann geht’s sofort weiter mit des Klaus-Narrens Arie. Zagrosek schlägt das Tempo mit dem Taktstock auf den Flügel: „Jetzt würfeln Sie… hören Sie?: d i e s e s Tempo fände ich schön.“ „Wär’s zu spät nicht, mich hinge mich auf… – Besser?“ „Ja, abgehackt da, das wird sonst eine zu große Phrase…“ – „Geprügelt leiden“ „Hier würde ich das fast heulen, gar kein Vibrato da… und gaaaanz legato…“ „Wer gab der nackten Wahrheit Kleider?
Wer war dafür geprügelt leider?“ „Ei, was heißt denn das hier?“ In Partitur und Stimmen steht verschiedener Text; ganz gut, daß ich das Libretto hier immer zum Abgleich dahab. „Gut.“ „Also gelöst.“ „Ihre Stimme ist aber sehr groß geworden. Ich danke Ihnen sehr. Morgen, Sie sind der vorletzte von allen… aaaalso… halb eins, ungefähr?“
[Raum 260.]
Und nun… Udo Samel, der die Sprechpartie spricht. Ah, und Zag kommt…„Können wir hier, an dieser Stelle“ zeigt in seine mitgebrachte Partitur („hab ich eigens gekauft, in Wien natürlich, schau mal… 1911“) „einen extra Schlag..?“ „Das mach ich sowieso…“ „Hu, wie’s schaurig in dem Buchenwäldchen… – oh, wo bin ich raus?“ „Ich kann Dir einfach bei jeder Phrase einen Einsatz geben….“ „Ich muß mich einfach daran gewöhnen, daß jetzt noch Musik dazu kommt…“ „Die stört.“ „Ich störe aber ja a u c h…“ Korrepetitor Stoermer lacht auf. „Das mit den Wiesen kann ruhig etwas Zeit haben, damit das auch jeder versteht. Nochmal ab 80, ab dem ‚Hu!'“ – „Ah, einer zu früh…“ „Guck auf mich, guck auf mich…“ „Welch Wogen und Schwingen!“ „Bitte nochmal ‚Hu! Wie’s schaurig in den Buchenblättern lacht…'“ „Wirst du da schneller oder nicht?“ „Ein bißchen, aber nur ein bißchen…“ „Ich hab das da jetzt mitgemacht, weil das ja auch Achtel s i n d…“ „Wo ich überhaupt noch nicht drauf geachtet hab, Udo, daß ist da, wo Schönberg die Tonhöhen etwas nachzeichnen lassen will“ „Also, was ich hier mache, Herr Stoermer“ geht um den Flügel herum, „das sind 120… ich h a l t e das da… aber das ist für Udo nicht so wichtig… aber da mal…“ Zu Samel: „Hier jetzt!“ „Still, was mag der Wind nur wollen?“ „Gut!“ Bisweilen hört man hier Pierrot Lunaire ein wenig durch. „Vorher war da eine Kleinigkeit…“ „Ich habe geschleppt… Da ist die Fermate schon dazwischen. Laß uns von ‚Still‘ aus noch mal…“ „Aber hinauf über die Bäume… Du hast dich da vom Walzer nicht mehr lösen können…“ „Is‘ ja auch schwer, wenn man aus Wien kommt…“ Hebt an, bricht ab. Zag: „Schön langsam. Also innerlich ein halbes Tempo. Machen wir nochmal den Walzer.“ „Aber hinauf über die Bäume/schwingt er sich nun in lichtere Räume….“ – „Nein, nein…“ „Da war ich zu langsam…“ „‚Und mit seltsamen…'“ „Und mit seltsamen Tönen….“
„Noch mal von ‚Still, was mag’… 85…“ „Still, was mag der Wind nur wollen?….“ Halt. „Längst.“ Halt. „Sind sie Staub.„„Können wir die Triole, die… Heniole nochmal machen… weil ich keine Luft mehr gehabt habe, hab ich mich vergeigt….“ „Dieses ‚Ach‘ – das muß ein großer, ein befreiender Seufzer sein. Aber was jetzt sehr schön war, war dieses ‚Schwing dich aus dem Blütenkelch‘. – Können wir den Takt davor nochmal haben: ‚Wie stille ward’s zur Stell?'“ – „Zu früh oder zu spät?“ „Zu spät…“
Ach, war das licht und hell!
O schwing dich aus dem Blumenkelch, Marienkäferlein,
und bitte deine schöne Frau um Leben und Sconnenschein.
„Mach dir das mit der ‚Sonne‘ nicht zu schwer, und auch das zweite ‚Ach‘ kann gar nicht schwer genug sein. Noch einmal von ‚Noch tanzen die Wogen’…“
–
„So isses, ja. Jetzt atmest du noch einmal durch, dann machen wir es noch einmal… g a n z. Von vorne.“ Zu Stoermer: „Drei Takte vorher.“ Spielt. Einsatz geht schief. Zag: „zwei, drei, vier…“ „Herr Gänsefuß, Frau Gänsekraut…“ „Gut!“ – – „‚Sucht er..‘ Das ist ein ganz laaaanges ‚Suuuuucht’….“ „Suuuuuuuucht er, was zu früh geendet…“
Der Erde flüchtige Sommerträume
längst sind sie Staub
„….schwingt er sich nun in lichtere Räume…“
„…zu früh geendet…“ „Ja, das ist hier zu früh geendet.“ „Verzeihung.“ „Noch einmal dort…“ – „Ah, wo war ich jetzt zu spät?“ „Aber du hast gut reagiert…“ „Das würde ich gerne noch einmal machen, damit ich diese Hermiole…“ „‚Auf luftigen Steigen’…“ „Auf luftigen Steigen……“ Manchmal versucht Samel, mit den Tonhöhen zu spielen, das will Gesang werden, kann es aber nicht, dann preßt er noch… „‚Schne-cke’… Schreib doch einfach hin ‚Eìns-Zwei’…“ Fängt an. „Was ist da? Da war ich jetzt wieder zu langsam.“ Zag schnippt den Rhythmus. „Noch mal von ‚Schon tanzen’…“ —– „Gut prima, bitte betone auf die Betonungen, die sind in der Musik ganz ebenso da… Ich merke, wie du auf das reagierst…“ „A pròpos, muß man in der Genralprobe schon im schwarzen Anzug kommen? Smoking oder schwarzen Anzug?“ „Ich könnte noch einen Frack anbieten…“ „Ich finde das immer absurd, wenn man sich für ein Konzert so herausbrezelt. Einfach gedeckt, du kannst dir ja eine bunte Krawatte umbinden. Aber jetzt“ zu Stoermer „drei Takte vor…“
– „Gut, Udo, dann lassen wir es für heute gut sein. Ich danke dir. Morgen etwa um eins, ich kann dir aber nicht garantieren…“ – Und indes die beiden plaudernd die nächsten Termine und auch ein paar Erinnerungen besprechen, erreicht mich via Pressestelle des Konzerthauses eine Mail, über die man nur den Kopf schütteln kann, wenn man sich nicht ärgern will. Mal sehen, ob ich noch was dazu schreibe. Momentan hab ich nur das Gefühl einer irrsinnigen Absurdität.
Also für heute: Gurre dankt.
ANH
albannikolaiherbst.de
________________________________
>>>> Gurre 10 (Die sechste Probe)
Gurre 8 (Die vierte Probe) <<<<
Wunschzettel Lieber Herr Herbst,
es passt wohl nicht in Ihre begleitende Darstellung der Proben, doch fände ich es schön u n d lehrreich, wenn Sie diese – wie am Anfang – ergänzten durch Überlegungen/Zitate/Auszüge zum Text von Jacobsen, zur Legende + Übersetzung von Arnold, zur Form des Oratoriums … (was immer Ihnen aus dem Zusammenhang der Proben bedeutsam wird)…LeserInnen wie ich, die wenig davon verstehen, könnten durch solche Ergänzungen auch eher die Probenarbeit begreifen und Ihrem Begleittext folgen.
Liebe MelusineB, das hatte ich vor. Es kam dann so vieles dazwischen. Und jetzt sind die Proben derart eng, daß ich nicht weiß, wie ich das bis zur Premiere noch schaffen soll. Würde Sie eine, sagen wir, „Nachbereitung“ versöhnen?
Nachbereitung „Versöhnen“ müssen Sie mich nicht (da nich für) – es ist bloß ein Wunsch, da ich was lernen möchte. Grad gegenwärtig geht es mir so, als müsse ich ganz hektisch mich eilen, um nichts zu versäumen, um all das noch zu lesen, zu hören, zu sehen, was ich unbedingt lesen, hören, sehen, verstehen will. Als verrinne die Zeit in der zweiten Hälfte des Lebens schneller…Und so suche ich Abkürzungen Sauge auf, was andere wissen. Also: Danke im Voraus für eine „Nachbereitung“.
@MelusineB. Ich werd es, irgendwie, versuchen. Es gehört eh zu „meinen“ Themen. Aber das Feld ist riesig. Allein, wenn Sie bei Grimm zur nächtlichen Jagd schauen… Es ist für mich auch eine Rückkehr… Rückkehr in die Themenfelder der Wolpertinger-Jahre. In dem Roman finden Sie Hundertschaften dazu. Er liegt aber zwanzig Jahre zurück, und ich bin weiter vorangegangen… da ist eine milde Ebene zu finden, die die Zeiten miteinander vermittelt – nötig vielleicht, vielleicht gut, daß sie mich mahnen, daß ich den Weg noch einmal nachzeichne. Aus den neuesten persönlichen Gründen kann ich das heute vielleicht sogar. Ich weiß nicht. Aber an Ihrer, ja: Forderung, ist etwas Wahres. Für meine Arbeit Wichtiges. Ausgangspunkte nicht vergessen, was man wollte nicht vergessen. Jugend nicht verleugnen.
Wolpertinger …ich lese das Buch gerade wieder (nach über 10 Jahren), (Wollte ich Ihnen eigentlich gar nicht mitteilen). Es ist eigenartig, dass es mir jetzt viel mehr s a g t als damals. Da bewunderte ich „nur“ die Sprachkunst.
Aber die Jugend ist : Unwiederbringlich.
Unwiederbringlich. J e d e s Jahr, Melusine, jede Stunde, Minute. Nie derselbe Fluß (aber ähnlich ist er – wenn die Behörde das zuläßt).
Ja. Die Behörde… Mir wurde gerade gestern mitgeteilt, dass „der Dienstweg einzuhalten ist.“
schlimmer noch als der dienstweg ist der irrweg
Für die Eitelkeit ist selbst der Holzweg ein wohlgefälliger catwalk
… was sogar funktionieren kann, sofern der Walker Cat.
Holzwege „Dienlichkeit ist jener Grundzug, aus dem her dieses Seiende uns anblickt, d.h. anblitzt und damit anwest und so dieses Seiende ist.“
(was der alte Nazi für guten Stuss geschrieben hat…)
@ MelusineB; Vorsicht! mit Ihrer Zunge sind Sie gerade auf dem Holzweg, nämlich dem der maintream-meinungsmache. Das, möchte man meinen, haben Sie nicht nötig.
Main dream Konsonantentausch – und schon wird´s schön – allerdings träume ich von d e m nicht. — Aber vielleicht von einer Zunge auf dem Holzweg…
@MelusineB Hüte das Beißholz, nicht die Zunge!
Ich weiß jetzt auch woher das Buchstabenmaterial kommt.
Es stammt von den Alabasterbuchen mit den Bruttaschen am Leib.
D e r Stamm ist kräftig noch und schlägt aus!
In den Taschen brüten Zungenbrecher, die wollen raus:
Holzbeißerchen hackt heftig hälftig Holze hinterm Haus.
Da haben Sie ja ordentlich Holz hinter der Hütten! Gern käm ich vorbei.
Ich brech mir auch mal die Zunge:
Zwei Zungen zundern, zaubern zarte Zirruswolken.
Hüttenzauber (ohne alten Zauderer) Es zaust der wirrende Egger,
Es zwirbelt der holzige Heide,
Nicht mehr aus schwarzem Walde.
Autsch.
Pardautz.
Schnauz
Bart
Die Hütte liegt schön. Doch schafften wir es nie bis dorthin. Nur durch den Nebel sahen wir sie in der Ferne. Den Brunnen vor der Türe konnten wir nur erahnen. (Doch das ist eine andere Geschichte.)
Ohne alten Zauderer Sie würden ja auch keine Holzschuhe tragen!
Nein. Nie. Nur weiße Tanzschuhe, mitten im Schwarzwaldschnee. So bleibt man stecken – poetisch.
Tarnschuhe im Schnee, ungesehen Der Tanz, ein Warten.
Das Lassen, ein Zerlassen von Bildern.
Kein Scherzlied.
Nur Zeit,
-den Seelenzins in die grünen Wechselstuben zu bringen.
Sch(m)erz-Los (Kirmes) Als Frei-Schein
ist diese Währung
re – formiert
Ohne Körper
trägt die Seele
keinen Zins
Leider verloren!
Lose am Boden
Scherz, Herz, Schmerz Das liegt alles so nah beieinander. Ja, und ohne Körper trägt die Seele keinen Zins. Stimmt! Die Kirmesansiedlung gefällt mir, es erzählt eine Geschichte vor Augen, da lande ich fast schon beim großen Zampano.
Ich selbst würde das so umschreiben, bin ja am Wald aufgewachsen:
Es ist ein Wechselwald. Und manchmal da will man vor Wut wörtern, eigentlich es nur aussprechen aber die Worte finden dich nicht. Deswegen befrage ich sie hin und wieder auf ihr Verschüttetes und genau in dem Moment trifft mich wieder ein gezielter Freischuss eines Erlenläufers, und der Wald wandelt sich, sieht ganz anders aus. Seelische Streifzüge. Manchmal auch Gleisbauarbeiten. Leben & Dichtung. Verdichtetes. Festes oder Formiertes wird immerhin modellierbar, aber es sollte auch wieder in seine eigene Form zurück. Das ist vielleicht mit einem Gedicht von mir besser zu verstehen (Engel). Oder durch Ihr AUTSCH PARDAUZ. Es hilft mir, mir z.B. die Trennung von Sein und Seiendem zu erklären.
Ich bin eine Ja-Sagerin, haben Sie gesagt. Was soll ich zu dem sagen, was Sie hier schreiben: JA! Vieles ist verbaut, manches lässt sich vielleicht noch umbauen. Es gibt auch Abstellgleise.
„Sitting still and watch the engines come and go.“
aber jetzt:
„If only we were pilots….“