Hinter der Kiefer gehen Beine auf und ab (hinter dem Kiefer spazieren gehen). Daß es Auf-und-Ab-Beine sind, verrät das Quietschen einer Schaukel, das dem Blick all das nahe- und offenlegt. Eine Katze zögert am Rande des Blickfelds. Wie am Morgen der Zecher, der in Gesellschaft ich gestern gewesen. MM fährt ein Weilchen in die Heimat, der Kirschernte wegen da oben (oder unten) am Kaiserstuhl. Standen später am Brunnen im Hof (nicht vor dem Tore, was mir aber laufend einfiel), und außer den Üblichen Schweizer Präsenz („Süsanne“, stellte sich einer vor (hat sich aber wohl doch etwas spät für diesen Schritt entschieden: zu männlich die Erscheinung, zu schütter schon die langen Haare, zu klein der Brustansatz (drehte mir eine Zigarette: Schweizer Tabak! (den Namen vergessen: „Swiss Air“ fiel mir ein, als ich dran zog))). Ein Neuseeländer gar, der lehre „Art Crime“ derzeit für Polizist(inn)en zumeist aus den USA in Amelia. Davon hörte ich schon im letzten Jahr, von diesen Kursen über Kunstraub. Gelegenheit blieb nicht, ihn zu fragen, wie ausgerechnet er dazu käme. Irgendwann verließ er den Hof, um sich das Ende des Spiels Portugal-Spanien in der Bar am nahen Platz anzusehen. Zur letzten Viertelstunde gesellte ich mich dazu. Er ging dann aber unvermittelt direkt zu seiner Unterkunft. Am Ende blieb noch der Belgier (außer MM in seinen freien Minuten (dem E., seine Neue, der er in die Genfer Gegend nachzuziehen derzeit eine nicht geringe Lust verspürt, gelegentlich einen An- und Abwesenheitskonflikt bescherte) zum Schwadronieren, denn darauf lief’s hinaus bei diversen mehr oder minder schweren umbrischen Weinen. Etwas abenteuerlich die Fahrt nach Hause vorsichtshalber auf dem einen Schleichweg, um eventuelle Kontrollen der Carabinieri „tunlichst“ zu vermeiden. – Sonntag hingegen T.-Tag. War nicht so herzlich, wie ich es mir vorstellte. Als hätte jeder einen Fuß in seiner eigenen Welt, was nicht heißt, daß die Füße in der gemeinsamen sich nicht doch berührt hätten. Aber scheinbar gehörten letztere doch nicht zu den jeweiligen Standbeinen. Sie hatte angedeutet, es gebe da eine Ausstellung von Kleinverlagen in >>> Bassano in Teverina gleich hinter Orte, also ein Katzensprung für mich. Am Ende war’s nur ein einziger Kleinverlag, dessen Verleger sie kannte, mit dem sie manchmal in Rom Auftritte hat. Das ganze verquickt mit Palästina und von Literatur kaum eine Spur. Später Lesung von zwei Gedichten dieses Verlegers (Anhäufungen von Aphorismen zur Ernichtung einer besseren Welt in ernichtenden Worten (gefällt mir: Ernichtung (keine Ernüchterung (magari!), sondern das Errichten eines Nicht ohne s (ein Luxus))), dann Unterbrechung eines Vorsitzenden (Palästineser), der berichtete, wie in Rom die Ghetto-Juden das Kolosseum hätten ausgehen lassen in Erinnerung an den israelischen Soldaten, den die Palästineser (pardon: die Hamas-Leute) gefangen halten, und sie, die Palästiner (paar Leute, höchstens zwanzig, manchmal fünfundzwanzig) hingegen auf der Treppe zum Campidoglio Kerzen angesteckt hätten, um – nun ja – den wahren Jakob zu desavouieren. Und da seien sie tätlich angegriffen worden. Er zeigte mit den Händen an seinem Kopf, wohin man ihn geschlagen. Mußten dann aber fluchtartig fort, die Freundin hatte unterdes ge-sms-t: noch mal kurz sehen vor Abfahrt in Urlaub und ciao ciao. The next time means the next time after the next time. – Merkwürdigerweise sprach der frankophone Belgier auch etwas Deutsch und wußte sogar Wittgenstein zu zitieren: Die Welt sei, was der Fall sei. Wir einigten uns akkadisch auf: Il mondo è quello che accade. Denn Fall und Zufall gehen auf einen Casus zurück, des Wurzel ein CAD (computer aided decryption).