Die letzten Tage 126

Die Lungen bellen. Aber nur hier am Schreibtisch. Als hätte das Wegräumen der Bücher und kleineren Regale dem frei schwebenden Staub die Türen zu meinen Lungen geöffnet. Dieses Gefühl jedenfalls. Nebenbei verstärkt durch die nunmehr Selbstgedrehten, weil einfach billiger. Zum Teil sogar grippal (MM dieser Tage meist im Bett). Der frische Wind, erstmals herbstlich heute abend. Der zwar gestern genauso frisch, aber der Spaziergang mit R., meinem Besuch aus Berlin, dennoch unter einem angenehmen Himmel die 5 km auf der Straße hoch über der Landschaft bis hin nach Montecampano, wo plötzlich ein Akkordeon zu hören war. Als wir in die einzige Dorfstraße einbogen, Stände mit großen Weinflaschen. Festa di Bacco! Überall auf den Tischen gezuckerte Trauben, von denen ich pflückte. Junge Leute führten Tänze vor: sechs Pärchen, neun Frauen und drei Männer. Wir schauten lange zu. Mich jedenfalls fesselten diese Dorfgesichter. Hübsch unhübsch und darum so echt dann als viele kleine Persönlichkeiten. Auf den Rückweg machten wir uns mit zwei Flaschen Wein, einem Stück Käse und Gebäck. Das Bellen hat sich gelegt. Liegt’s am plötzlichen Dasitzen? Die Abende stets zu dritt und Männerrunde. Was einem so einfällt dann, aus der Vergangenheit. Immerhin hat man sich vor 30 Jahren aus den Augen verloren, was R. betrifft (so ein Wiederfinden über facebook). Unwichtig die eine gemeinsame Schule und Lehre. Eher schon das Konzert der Spooky Tooth in Wolfsburg und ähnliches. Oder meinetwegen auch dasjenige von Franz Josef Degenhardt oder Ton Steine Scherben. Oder die Diskothek im Moor. Mein Blackout dort, nachdem ich an irgendwas gezogen. Die Wiedererkenn-Scherben. Als säße nun der Kreis Gifhorn beisammen in Amelia. Wir hatten uns die Haare lang wachsen lassen und wollten nicht von dieser Welt sein. – Der Mietvertrag ist mittlerweile abgeschlossen, der Besitzer der Wohnung kam letzten Freitag. Telefonleitung ist gelegt, fehlt nur noch DSL. Hier in Fornole nur noch Arbeiten und Schlafen. Gegessen wird dort.

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