Arbeit an der Löwin. Das Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 27. Januar 2011. Darinnen lange Löffel für die Suppe.

10.04 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Seit acht Uhr >>>> am Text; abermals habe ich verschlafen. Es war seltsam nach den Bieren mit dem Profi im Soupanova: ich träumte plastisch und schwer, daß ich nicht einschlafen könne, weil ich dringend Impfstoff besorgen mßte, sowohl für mich wie die engen Freunde, von denen ich nicht einen kannte. Es waren auch Frauen darunter, mit denen ich, scheint mir’s, „was hatte”. Jedenfalls wollten die weder der Malaria vorbeugen noch Gelbsucht vorverhüten; deshalb schluckte ich die Medizin ganz allein, und zwar auch die für die Freunde – so daß es mich jetzt gar nicht wundert, daß ich nicht einschlafen konnte.
Um halb drei stand ich kurz auf, legte mich wieder hin und dachte: Hoffentlich ist es bald halb fünf und der Wecker klingelt. Dieser Gedanke hatte zur Folge, daß ich den Wecker dann entweder nicht hörte oder daß er tatsächlich nicht geklingelt hat. Jedenfalls war es halb sieben, als ich zu mir kam.
Die Löwin in Wien angerufen, um sie zu wecken. Dann gleich, bei erstem Latte macchiato und Cigarillo, an den Text, in dem es um die Löwin nun gerade geht. Das macht mir Freude. Allerdings werde ich gleich unterbrechen müssen und zum Bezirksamt rüber, weil meine Ausweise im April ihre Gültigkeit verlieren und ich also neue brauche. Beim Reisepaß dauert es etwas, bis der nächste da ist. >>>> Wegen der Kreuzfahrt bin ich aber ab Mai auf ihn angewiesen. Außerdem ist’s sowieso beruhigend, wenn man im Zweifelsfall wegkann.

Ich mußte wegen der Reise zwei Lesungen absagen, sowohl die Veranstaltung zu Meere vor der Bayerischen Akademie als auch die Präsentation der >>>> bei den Kulturmaschinen erschienenen Erzählbände; auch aus den für München geplanten Anschlußlesungen in der Szene, worum sich bereits >>>> Markus Michalek gekümmert hat, wird jetzt nichts; jedenfalls wohl nicht mehr im Mai. Ich muß ihm das noch schreiben.

Ach, ich unterbreche meine Überarbeitung jetzt gar nicht gern. Ich bin jetzt so sehr in der Geschichte, sehe jede Szene und muß sie nur aus mir abschreiben.

Nachts übrigens erreichte mich noch eine Email von >>>> Elfenbein; er, der Verleger, sei nun doch wegen der Schrifttype unsicher geworden. Ich möchte doch bitte die beiden mitgeschickten pdf’s vergleichen und dann entscheiden. Also druckte ich sie aus und nahm sie zum Profi ins Soupanova mit. Die Entscheidung war eindeutig: Bodoni.

12.28 Uhr:
In knapp einer Stunde war alles, inkl. Wartezeit, erledigt. Nun werd also auch ich die neuen Ausweise mit biometrischen Daten bekommen, die möglicherweise noch mehr als bloß Biometrisches erzählen, zum Beispiel aus meiner Vergangenheit, etwa über Facebook bezogen, wo ich mich grad mal wieder unbeliebt gemacht hab. Auf die Bemerkung einer Teilnehmerin, die >>>> Julia Mantel eine „schöne Lyrikerin” nannte, ging ich höchst zustimmend ein: der Ausdruck behage meinem Machismo. Das war dann schon zuviel, und die Teilnehmerin hob eine miß-, finde ich, -verstandene Feminismuskeule. Unter der ich mich mit Wissen duckte: Niederwerfung des kretischen Matriarchats usw. Bei sowas fühlen sich dann aber nahezu immer Masculini aufgerufen, die Feminae zu verteidigen, die ihre weder sind noch jemals werden. Was ich höchst lustvoll parierte, qua Projektion und Profession. Immerhin hatte ich mich nicht selbst auf die Mailingliste gesetzt; ich meine, um bei den Fenstern von Sainte Chapelle zu bleiben: wer mit mir Suppe essen will, braucht einen langen Löffel.

20 Uhr:
Bis eben durchgearbeitet; wieder zehn Seiten. Wenn ich den Schnitt halte, bin ich mit dem Text in sechs bis sieben Tagen fertig; allerdings wird der Sonntag halb bis zweidrittels herausfallen, weil mein Junge Geburtstag hat. Und am Montag werde ich für ein paar Stunden einem Freund beim Umziehen helfen. Dennoch bleibe ich gut in der Zeit. Ich arbeite derzeit mit dem neben mir geöffneten Terminkalender. Vielleicht sollte ich aber trotzdem die Intensität noch etwas anziehen… jedenfalls mir kein weiteres Verschlafen leisten.
Abends die Augen sind wirklich nicht gut. Auch das ist anzugehen.
Neues von der Kreuzfahrt: ich bekam eine Außenkabine, wie ich es wünschte. Für einen, der selbst im tiefsten Winter beim Schlafen ein offenstehendes Fenster braucht, sind Innenkabinen auf Schiffen ein Schrecken. Obwohl ich es sowieso vorziehen werde, wahrscheinlich, in meinem Schlafsack auf Deck unter freiem Himmel zu schlafen.

Jetzt mach ich mir erstmal etwas zu essen warm. Es wird sonst zu viel Malt.

4 thoughts on “Arbeit an der Löwin. Das Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 27. Januar 2011. Darinnen lange Löffel für die Suppe.

    1. @schreiben wie atmen. Ob grandios, das weiß ich nicht. Aber der Satz hat auch auf mich stark wirkende Mehrdeutigkeiten. Ich hatte ihn nicht konstruiert; es ist einer dieser Sätze, die „einem kommen“ – so, wie ich plötzlich die Unheil schrieb oder die ersten beiden Zeilen des Engelgedichtes aufs Papier warf, ohne daß ich damit schon etwas anfangen konnte. Manchmal bleibt sowas wochenlang liegen, wird fast vergessen, und dann… ganz plötzlich… weiß man, wie das weitergehen muß. Das ist nichts Mystisches, wenn ich sage: „Es denkt sich in einem.“ Sondern es ist schlichte Erfahrung.

    2. Sich loswerden… Gestern abend konnte ich nicht einschlafen. Und dann dachte es in mir, dass ich mich selbst erst einmal loswerden muss. Danach ging es….

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