Mit Rosengeruch. Das Sonnabendsjournal des 23. Aprils 2011. Vor den Ausritten.

17.57 Uhr:
[Arbeitswohnung. Liszt, Tristis est anima mea.]
„Ich gebe es trotzdem nicht auf”, sagte der nette Verkäufer, „und gebe Ihnen noch >>>> unsere Hausmarke mit. Allerdings riecht sie nach Rosen.”
„Rosengeruch?” frage ich und hebe eine Braue. „Um den beim Spielen genießen zu können, müßte ich schwul werden. Das, sei’n Sie mir nicht böse, bekomme ich in diesem Leben nicht mehr hin.”
Worauf er lächelte.
Ich war Präservative einkaufen gewesen, solche, die keinen Geruch haben, weil ich ein Latex nur in die Nase bekommen muß, schon erschlafft mein unteres Ich. Schmecken sollen die Dinger, die ich dann endlich erhielt, auch nach nichts, und besonders dünn seien sie. Letztres meint aber nicht ihren Preis; Normalkondomler bestritten mit dem Geld einen ganzen Monat Fremdgehnspermanenz. Nun ja, Attika und so. Überhaupt hatte ich bis dahin schon einiges Geld unter die Sexisten gebracht, seit morgens: Nämlich waren Lösungen zu finden gewesen, wobei ich, weil ich schon unbeliebt genug bin, nichts über die Problemstellung schreiben will. Jedenfalls nicht hier, wenn auch nur mit Rücksicht auf weniger freie Geister als den meinen.

Damit ich heute aber noch einmal etwas derart Vernünftiges schaffe, daß es den Tagesbegriff „Arbeit” auch rechtfertigt, werde ich gleich zu dem Passionskonzert schreiben, das die Berliner Sing-Akademie mit der fulminanten Symphonischen Compagney Berlin gestern abend in der Gethesemanekirche gegeben hat; auch wenn dabei ein leiser – programmatischer – Kritikpunkt laut werden wird.
Der Espresse steht neben mir, für die Reise ist auch schon gepackt, die ich morgen antreten werde: erst einmal zu meiner Quasi-Familie ins Hessische, wohin mein Junge über Ostern, >>>> ich schrieb’s schon, mit Geschwisterchen und Mama gefahren ist. Ohne ihn mag ich das Fruchtbarkeitsfest nicht begehen; er fuhr auch gar nicht so gerne. Mein Besuch dort wird allerdings nicht lange währen; abends geht es bereits zu Leukerts nach Frankfurtmain und danach einmal wieder in die Schweiz; diesmal mit dem Zug, jaja, zu Madame, >>>> nach Conthey, wo es noch ein bisserl wärmer sein soll als im Hessischen. Madame hat von Ausritten gemailt, die sie für die Tage vorgesehen habe. „Ich weiß, Sie können das,” schrieb sie, indes UF schrieb, er sei einmal mehr von dem Jungenbuch begeistert, an dem er gerade den zweiten Lektoratsgang unternimmt.

Übrigens schreibe ich dies ganz ohne Brille; das geht jetzt hervorragend, Weitsicht, nahes Lesen und der Laptop: „Jeden Tag”, hatte mir >>>> am Dienstag der Assistenzarzt propheizeit, „ein neues Aha-Erlebnis.” Nur bisweilen gibt’s noch mal ein Verschleiern über den Augen, vor allem morgens nach dem Aufwachen, wenn ich die ulkigen transparenten Augenklappen abziehe. Ganz gut, daß ich sie nur noch zwei weitere Nächte tragen muß: ein so bedeckelter Dominanter würde Madame ein derartiges Amusement bereiten, daß sie ganz unfähig wäre, noch ausberitten zu werden. Auch für devote Stuten gilt, daß Witzfiguren ihren Eisprung hemmen. – (Ei, ich bin vielleicht drauf..!)

20.01 Uhr:
[Liszt, Stabat Mater.]
Sò: geschrieben. >>>> Da steht’s. Jetzt unter die Dusche, vorher noch rasiert. Dann den bereits in Zitronensaft und Waldhonig ziehenden Fruchtsalat mit Joghurt und Haferflocken überdecken und ihn essen.
Die letzten Sachen zusammenpacken. Heute sollte ich zeitiger schlafen gehen als gestern. Kurz vor sieben Uhr muß ich morgen früh aus dem Haus. Mit der Löwin telefoniert: sie will mir meinen Ausflug nach Conthey nicht verübeln.

2 thoughts on “Mit Rosengeruch. Das Sonnabendsjournal des 23. Aprils 2011. Vor den Ausritten.

  1. nicht nur die Dietrich Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre, ich bin doch zu schade für eine allein….
    Ja soll denn etwas so Schönes nur einer gefallen,
    die Sonne, die Sterne gehörn doch auch allen.
    Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre,
    Ich glaub‘ ich gehöre nur mir ganz allein.
    (Friedrich Holländer, leicht abgewandelt)

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