Die Kuh im Stall der Sozialisierung. Lektüre ff: Erste Überlegungen zum „Innenhotel”. Das Arbeitjournal des Sonntags, dem 29. Mai 2011, eroisch unterklungen.

12.47 Uhr:
[Arbeitswohnung.
Zweiter Latte macchiato, >>>> Motzeks Typ Nr. 8.]

Das hat es lange nicht mehr gegeben, daß ich, nachdem mich die Löwin telefonisch weckte, und zwar bereits gegen neun, bis elf Uhr weiterschlief. Noch sehe ich mich Schlangenlinien fahren die Straßen hinauf von der CSA-Bar an der Karl-Marx-Allee. Das war es zwischen vier und fünf. Es war zum Geburtstag geladen worden, die Jubilarin legte 300 Euro auf den Tresen, schließlich ging noch eine Tüte herum, die weitere 140 Euro brachte, und irgendwann frühe zum Morgen warf Thomas Hürlimann eine weitere Runde. Da war nun einiges in mir zusammen: Bier, Sekt, Margaritas, die es in sich hatten, wieder Bier, um nüchtern zu werden, dann schon die Wodkas. So richtig weiß ich es nicht mehr, wie ich auf mein Fahrrad kam; ich scheine das Gleichgewicht aber gehalten zu haben. Jedenfalls ist von Anzug bis Haut hier alles unversehrt angekommen.
Mein Kopf bumperte. Nein, einen Kater habe ich nicht. Aber mir ist immer noch flau. Das kann dann lustig werden nachher auf dem Crosstrainer beim 10-km-Lauf. Außerdem habe ich vom Krafttraining gestern einen ziemlich ironischen Muskelkater. Konsequentbleiben ist angesagt, auch wenn’s a bissi wehtut. Um vier will ich hin, um sechs kommt mein Junge, der heute bei mir schläft, und am späteren Abend schaut M., der Freund, vorbei, bzw. geh ich hinunter und nehm vor dem Beaker’s mit ihm ein Bier. Zum Abendessen wird es Lammfilets geben, das Gemüse besorg ich noch beim Kurden. Jetzt wissen Sie bescheid.

Ich lese weiterhin Ricarda Junge. Da kam mir eine Frage Professor Meiers zupaß, die ich >>>> so beantwortet habe. Vor der Elegien-Lesung am Dienstag im Literaturhaus Kiel (ich werde die Veranstaltung heute abend annoncieren) werde ich in der Uni Kiel zum Kybernetischen Realismus sprechen und lesen; ich überlege, ob das Vorspiel aus THETIS, weil es sehr sinnlich ausführt, was ich dann später theoretisch als Thesen zu fassen versuchte. Das bedeutet aber, daß ich die schweren Schinken mitschleppen muß, weil man das Buch derzeit ja nur noch bei mir bekommt. Bis ARGO herauskommen wird; dafür ist aber die Verlagsfrage nach wie vor nicht geklärt. Sowieso muß ich das Ding erst noch einmal vollständig durchgehen und den nach wie vor ungeschriebenen Epilog schreiben: …taucht’ in die Woge des Meers: Home(e)r.
Vorerst jedoch das Hörstück. Wie ich es da schaffen soll, für auch nur zweidrei Tage noch diesen Monat nach Paris zu kommen, weiß ich einfach nicht. Doch >>>> Le Comtesse hat abermals gedängt, diesmal schrieb sogar Jenny. Der Gräfin scheint verärgert zu sein: wegen der Satzfehler im Buch, die mir, getrennt von ihr/m, auch Ralf Diesel dokumentiert hat. Für die nächste Tranche des Drucks muß all das eingearbeitet werden, und zwar möglichst schnell.
Egal.
Weiterlesen.

Oh, ich sehe gerade >>>> Hedigers erste Überlegungen zur NIEDERTRACHT DER MUSIK. Und durch mein Oberlicht dringt aus über den zweiten Hinterhof ganz hinausreichenden Fernen Beethovens Eroica. Wobei auch auf >>>> MelusineBs Argumente unbedingt noch einzugehen ist. Aber ich darf mich nicht verzetteln.

18.04 Uhr:
Ziemlich geschafft mit 50’19’’ ins 10-km-Ziel eingelaufen; ein deutlich besserer Wert als vorgestern, doch immer noch über fünfzig Minuten. Freilich darf ich nach dieser Saufnacht mit dem Ergebnis zufrieden sein. Außerdem locker 2 km weitergejoggt. Bin aber etwas flau jetzt, immerhin habe ich noch frische grüne Bohnen fürs Abendessen besorgt, zu den Lammfilets. Jeden Augenblick wird mein Junge hiersein. Bis dahin lese ich noch, dann geht’s in die Küche.
>>>> dort geht es eigentlich nur um den anscheinenden Skandal, daß ich den Pop-Kram nicht mitmache und gegen ihn schreibe. Seltsam daran ist, daß das doch niemanden aufregen müßte; man muß ja meine Meinung nicht lesen. Sie scheint aber bitter beobachtet zu werden, als ahnten die Leute ganz selbst, daß sie an der Kitschnadel hängen, und wollten, daß keiner es sagt. Es ist, als wagte ich es, das Schlachtermesser gegen eine Heilige Kuh zu heben: die Kuh im Stall der Sozialisierung.

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