ABCG-82-APCA

Wie man einst von Krankheiten erzählte in der Verwandtschaft, was ich immer haßte (auch O. hatte diese Unart, die im bloßen Erzählen schon Schuld fürs Gesundsein erzeugte mit der morbosen Art, in der das auf den Tisch kam (Du hast gar nicht gefragt, wie es meinem Vater geht.)), zeig’ ich den durchschnittenen Passiflora-Stamm denen, die vorbeikommen. Gestern Nacht wachte ich auf, phantasierte davon, die städtischen Wachleute den Vorfall protokollieren zu lassen, endete dann damit, mir bei Grünem Tee Sinead O’Connor vordudeln zu lassen bis zum „geht nicht mehr“, um dann in der Mitte des Vormittags Unlust und Kaffee mit Schokokeksen walten zu lassen. Also Gegenmaßnahmen. Allerdings wohl erst im nächsten Frühjahr. Ein Kletterrose muß wieder her, ein rankender Jasmin, die Passiflora selbst treibt von den Wurzeln her neues Leben. Andrea beispielsweise kam vorbei, der mir persönlich eine Einladungskarte für seine Hochzeit am nächsten Samstag brachte. Ihm fehle allerdings ein Bassist für den Jazz auf der Feier danach. Einen Vorschlag konnte ich ihm machen, denn in Porchiano spielte an einem der Freitagabende, die ich dann nach der Lesung vom Ende Juli kaum noch versäumte, auch ein englischer Bassist, der ganz in der Nähe wohnt (>>> und ich meine diese Gruppe, wobei besonders Lucy mit ihrem Singen dort in Porchiano mir ans Herz gewachsen, obwohl diese Aufnahme nicht gerade besonders ist (noch während des Wiederhörens tanzte A., das Kindermädchen von der Wolga herein, was dann zu einem Queen-Abend wurde)). – So blieb’s eben gestern dabei. Jetzt auftauchend aus den Turmgedichten, die ich vorerst für mich seit kurzem übersetze, was aber auch ein Dialogieren mit ihnen ist, das ein Ruhe bescherender Übergang zum Abend, wo Präfixe wie umher- sich zusammen mit meinethalben Joni Mitchell in die Ohren schleichen und im Gedächtnis Runden drehen, die im Italienischen immer wieder zum Ringelreihen werden (in giro, in giro [*] (aber auch an der Nase herumgeführt: preso in giro (während ich für den Herrn, der die Passiflora hat sterben lassen, noch einen Extra-Girone dichten muß für eine Dante-Hölle))), taucht die Szene von heute Vormittag auf, als ich es im Hof miauen hörte (Hannibal war’s nicht): zwei junge ins Leben taumelnde Katzen und auf dem Mäuerchen, das die engen Beete umsäumt, die neue Nachbarin sitzend, denn die zum Verkauf stehende Wohnung ist an ein junges albanisches Paar vermietet worden. Als hätte sie ein Nachthemd angehabt, fast schon selber taumelnd in irgendein neues müdes Leben (ich glaub’, sie arbeitet hier in irgendeiner Bar). A., die gerade die Treppe hinaufkam, fing gleich an zu herzen. Wenn aus sich lebt der Mensch und wenn sein Rest sich zeiget, / So ist’s, als wenn ein Tag sich Tagen unterscheidet, / Daß ausgezeichnet sich der Mensch zum Reste neiget, / Von der Natur getrennt und unbeneidet. Mit Unterthänigkeit.

[*] „Giro giro tondo“ ist das, was HAL in Kubricks 2001 in der italienischen Synchronisation gerade noch gelingt, von sich zu geben, nachdem Dave ihm nach und nach des Gedächtnisses beraubt.

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