Das erste Weihnachtsvorbereitungs- als Arbeitsjournal. Donnerstag, der 22. Dezember 2011.

9.06 Uhr:
[Arbeitswohnung. Dallapicola, Ciaconna, intermezzo e adagio
per Violincello solo. Amedeo Baldowino.]

Ausgeschlafen, bzw. einfach aufgewacht. Seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten habe ich das nicht mehr nicht gemacht: den Wecker stellen. Und sitze und saß am Schreibtisch und mochte und mag nicht sprechen. Auch das ist etwas mir eigentlich Fremdes, zumal morgens, wenn es m e i n e Zeit ist, weil der Tag sich noch hebt; die Nächte hingegen gehen immer zuende. Der Morgen hat einen Akzent auf Zukunft, er schaut immer gut nach vorn; der Abend schaut oft schon zurück, und in der Nacht wird, prinzipiell, gestorben, oft auch schon beerdigt. Übrigens ist d a s mein Problem mit der Romantik, worin die Nähe von Abend und Sterben und Nacht und Tod melancholisch gefeiert wird, anstatt, daß man die Schaufel in die Hand nimmt, um den Acker umzugraben. Geht ja dann auch nicht. Ist einfach zu dunkel. Egal. – Vergangene, vor Süßlichkeit klebrige Symbolik. Weiß ich selbst.
Was also ist zu tun?
Das ist eine g r o ß e Frage. Der ich nur kleine Antworten gebe:
– die Geschenke müssen verpackt werden, heute vormittag und hierin bald, weil meines Jungen letzter Schultag vor den Ferien nur kurz ist und ich nicht weiß, wann er, der Schlingel, bei mir aufkreuzen wird;
– die Gans ist abzuholen;
– ich wollte Heidesand backen; mein Junge wünscht sich den immer so;
– pragmatisch muß bedacht sein; Haltung;
– ein Gedicht schriebe ich gerne, das die Fülle hält, mich aber, über seine Form – ecco: über Haltung -, distanziert; daran werde ich friemeln; hab indes noch keinen Ansatz, nur die durch mich hindurch umherwirbelnden Teilchen; es ist die Haut kein Hindernis für sie, nicht die Schädeldecke, Adern, Venen nicht und Knorpel, auch die Behaarung ist wie nackt.

Wie wohl die Musik tut!

[Dallapicolla, Parole di San Paolo per una voce media
e alcuni strumenti dalla Lettera prima ai Corinzi.]

9.30 Uhr:
Ich höre schon: Es wird ein Tag >>>> Dallapiccolas werden. Cinque frammenti di Saffo, Due liriche di Anacreonte, Volo di notte, Partita, Piccolo Concerto per Muriel Couvreux.
(Jetzt erstmal die zweite Tartiniana).

(Es tut, wenn ich auch nicht sprechen mag, zu schreiben aber gut.)

Verhaltener Brummschädel.

9.45 Uhr:
Schöner Titel des Gedichts:

Der legt die Hand auf.
Wiederum Sappho:

„Immortale Afrodite dal trono adorno, figlia di Zeus,
tessitrice di astuzie, ti supplico, non fiaccarmi nell’animo
con ansie nè con tormenti -“

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