Zum „Fall“ Christian Kracht.

Wurde der Herausgeber Der Dschungel nunmehr von mehreren Seiten auf eine Stellungnahme angesprochen. Er nennt den Autor Kracht einen Kollegen; nicht viele Schriftsteller:innen, die zur Zeit im Schwange, können das von sich sagen. Dennoch muß seine, des Herausgebers, Haltung erst einmal Distanz sein. Denn er kennt Krachts neues Buch noch nicht, vor allem aber nicht Krachts in einem kleinen Verlag veröffentlichten Emailwechsel mit dem Rechtssympathisanten Woodard, auf jenen sich Georg Diez in seiner vierseitigen Spiegelattacke bezieht. Es ist durchaus möglich, daß man diesen Schriftwechsel für die Beurteilung der Positionen Diez ./. Kracht und auch für den Roman als einen Schlüssel ansehen muß. Zudem läßt sich hinter Ironie sehr vieles als so nicht gemeint verstecken, das heimlich pathetisch vertreten ist. Wiederum haben wir nichts gegen Pathos, im Gegenteil sogar.
Hinzu kommt, daß Georg Diez, nachdem bereits so viele jubelnde Kritiken geschrieben waren, die Uhr danach stellen konnte, sein Spiegeltext würde eine skandalbefeuerte Diskussion quer durch die Szene(n) entfachen und den Buchabsatz nun erst recht befördern, übrigens auch den des kleinen Verlages. Dies determinieren die Gesetze jeder PR. So gesehen ist Diez‘ riesige Attacke ein noch riesigerer Marketing-Akt, der seiner vermeintlich aufklärerischen rechtsfeindlichen Haltung kaum dienen dürfte. Auch ein Star ex negativo ist, vielleicht sogar mehr als der freundliche Held, Star.
Des weiteren kann der Herausgeber nach derzeitigem Stand seiner Wissensdinge nicht wissen, inwieweit Diez mit willkürlich, d.h. in diesem Fall: absichtsvoll aus ganz anders intendierten Zusammenhängen herausgelösten Zitaten propagandistisch, bzw. anti-propagandistisch verfahren ist. Etwa läßt sich die Position vertreten, Kracht habe – wenn denn die Zitate ungebrochen so auch vom Verfasser gemeint – derartige Arischtümeleien geschrieben, um seiner Figur so nahe wie möglich zu kommen, also um modellhaft zu werden, wen er beschreibt: um solch eine Seelenlage wirklich zu kennen. Dann bliebe freilich die Frage, weshalb dies kommentarlos nicht etwa als Materialiensammlung zur Entstehung eines Romans, sondern getrennt davon als eigenständiges Buch publiziert worden ist. Will sagen: die Gefahr einer, sollte sie das sein, Mißdeutung wäre dann herbeigelockt, ja -geschrieen worden. Der Herausgeber kann von solchen Mißdeutungen ein eigenes Lied singen, fand sich doch seine >>>> Antwort auf Michael Kleeberg, die im April 2002 in der Literarischen Welt erschien, prominent zitiert auf den Internetsites Horst Mahlers wieder: progagandistisch als neonationalsozialistische Argumentation mißbraucht. Wiederum ist nicht zu sagen, inwieweit nicht eine Mißdeutung zur Inszenierung des Romans wie seiner Vermarktung bewußt in Gang gesetzt werden sollte und soll. Ich meinerseits habe, um solch einer fragwürdigen Prominz zu entgehen, zu Horst Mahlers Übergriff seinerzeit einfach geschwiegen.
Unabhängig davon begeht Diez die absichtsvolle Vermischung von Person und Werk. Es ist aber nicht heraus, ob derartige methodisch unsaubere Vermischungen bisweilen nicht sogar nötig sind.

Insofern wird der Herausgeber, um sich ein eigenes Bild zu machen, erst einmal die in Rede stehenden Texte lesen und dann, eventuell, darüber schreiben – aber ganz gewiß nicht zu einem Zeitpunkt, den ihm der Bedeutungswille des Betriebes diktiert, sondern dann, wenn eine distanzierte Betrachtung und Bewertung und entsprechende Reaktionen auf diese überhaupt erst wieder möglich sind.

ANH.
15. Februar 2012.

25 thoughts on “Zum „Fall“ Christian Kracht.

    1. Vielleicht weil ein Roman nicht von einem vom Schriftsteller abgelösten ätherischen Geist diktiert wird,sondern seine (Er-)Zeugung einen eher unsauberen, alchimistischen Prozess der Vermischung und Reaktionen darstellen könnte?

    2. , welche ihrerseits (@ Phorkyas) allerdings ebenso schwierig einfach zu rekonstruieren sind wie die vielen rezepte für den lapis philosophorum.

    3. AN DIE LESER.

      Und an dieser Stelle:
      Ich kann momentan keine Beiträge schreiben, weil ich das Ablaufdatum Der Dschungel übersehen habe. Deshalb nutze ich die Kommentarfunktion, um wenigstens Bescheid zu geben. Die Dschungel ist bekanntlich gesponsort; meine Mail an Twoday erreichte aber den richtigen Empfänger nicht, weil er laut Autoresponder bis zum 20. unterwegs sei. Das ist nun blöd. Also entschied ich mich, einfach auch mal zu bezahlen. Was aber dazu führte, daß mein Computer mitten im Bezahlvorgang steckenblieb und ich nun gar nicht weiß, ob bezahlt ist oder nicht. Es sieht so aus, als wäre die Information nicht hinübergegeben worden. So daß wir – ich mehr als Sie, denn es sind für heute bereits zwei Beiträge geschrieben worden – bis zum Montag, dem 20., werden warten müssen. Oder aber, ich probiere ein anderes Spiel. Nämlich >>>> das da.
    4. @Phorkyas Es lässt sich (ohne Voreingenommenheit) eben schwer entscheiden oder gar nicht, was erfunden und was zum Schriftsteller gehört, ich glaube nicht einmal er selbst kann das sagen.

    5. Wo eine Absicht, ist die Inkompetenz nicht weit „… die absichtsvolle Vermischung von Person und Werk. Es ist aber nicht heraus, ob derartige methodisch unsauberen Vermischungen bisweilen nicht sogar nötig sind.“
      Diese Vermischungen sind dann nicht „unsauber“, wenn sie methodisch sauber sind = im Bewusstsein praktiziert werden, wie schwierig eine solche Vermischung ist und wie vorsichtig man da sein muss. Eigentlich geht es nur im Zusammenhang mit einer biographischen Arbeit. Doch auch da kommt man eher zu Fragen als zu Antworten.
      Über irgendjemanden zu sagen, was sich in seinem Inneren „in Wahrheit“ abspielt, macht jeder gerne. Die einen nennen es „menschliches Interesse“, die anderen Tratsch. Ein Schriftsteller wird darin immer das sehen, was es ist: bloßes Gefasel.
      Meistens weiß ja nicht einmal die Person selbst etwas über sich (vergl. Julian Barnes „Vom Ende einer Geschichte“).
      In meinen Augen sind solche Vermischungen bodenlos und immer ein Substitut für literarische Kompetenz.
      Redet über das Buch und über nichts anderes. Unglückseligerweise neigt das Feuilleton aber immer mehr zur Prominenzfixierung. Es wqird doch viel zu viel beachtet, was keiner Beachtung wert ist. Und umgekehrt.
      Wen interessiert denn dieser „Kracht“ als solcher? Mich nicht die Bohne. Ich werde in sein Buch hineinschnüffeln im Buchladen. Bin gespannt, ob der überhaupt schreiben kann (kann ja in D längst nicht jeder, der prominenter Schriftsteller ist, meistens kriegt man ja nach 3 Seiten zu viel von dieser sprachlichen Hilflosigkeit, die hierzulande gerne mit „Tiefe“ verwechselt wird).

    6. Kracht ist ein ziemlich guter Schriftsteller. Ganz unabhängig von politischen Wertungen. Ihre Herablassung ist dagegen, Herr Iversen, einfach nur dumm – gerade, da Sie ihn, wie Sie zugeben, gar nicht gelesen haben. Am Anfang des Banausentums steht die Ignoranz.
      Und dann diese banale Kunst-Lebensphilosophie: „Doch auch da kommt man eher zu Fragen als zu Antworten.“ Wer sagt denn, daß Kunst Antworten zu geben hat? Vielleicht möchten Sie das gerne, das ist Ihr Recht. Dann suchen Sie sich entsprechende Bücher. Aber diejenigen, die Ihnen das nicht erfüllen, weil Antworten zu finden vielleicht die Aufgabe eines jeden Lesers ist, dann schlecht zu nennen, ist schlichtweg unter diskutablem Niveau.

    7. Alles richtig was Sie da sagen, Herbst. Dass der Anfang des Banausentums die Ignoranz sei gilt aber auch für die Kommentatoren hier, die mit der Pose des „Romane mit solchem Titel lese ich nicht“ sich der Causa Aléa Torik annehmen, oder?

      Damit meine ich nicht Sie – Sie haben gut dargelegt, warum Sie das Buch nicht lesen. Wobei Sie das gar nicht bräuchten. Aber wenn man Iversens Dummgeschwätz angreift (berechtigterweise), so sollte das der anderen nicht milder gesehen werden

    8. Ähm, man darf tatsächlich lesen, wonach einem ist, immer.
      Und unter Umständen ist es verzeihlich, wenn man Kracht und Torik nicht liest, weil man vielleicht Herrndorf und Vogl lesen wollte und dann wieder Pepys. Ich bin ein simpler Leser, ich werde nicht fürs rezensieren bezahlt, somit agiere ich da immer rein nach dem Lustprinzip, und das ist auch richtig und gut, und hat mit Ignoranz nichts zu tun. Ich möchte auch nicht, dass man zu meinen Büchern aus Pflichtgefühl greift, sondern einzig und allein, weil sie einem was sagen, wenn. Wenn wen der Titel anspricht und vielleicht der Klappentext (Textauszug) und Aufmachung wie die Leseprobe. Und es ist überhaupt einen Dreck von ignorant, wenn das nicht der Fall ist, das ist einfach der Normalfall, wie Leser und Buch zusammenfinden, und das ist auch völlig ok.

    9. Ignoranz? Da habe ich mich entweder krachend missverständlich ausgedrückt oder Sie haben sich fälschlich in eine Erregung hineintreiben lassen, bei der Sie nicht mehr genau gelesen haben.
      Ich habe bewusst provokant gefragt: „Wen interessiert denn dieser Kracht?“ Ich könnte auch sagen: „Wer ist denn dieser Walser?“ Der Doppelsinn muss nicht jedem auffallen, aber im Zusammenhang sollte klar sein: Es ist interessiert mich Tratsch so wenig wie Hype, da bin ich tatsächlich ignorant. Mich interessiert das Buch und wie einer schreibt. Wenn er gut schreibt, lese ich es. Wenn er schlecht schreibt, lese ich es nicht, egal wie jemand gerade in aller Munde ist. Ich glaube, der literarischen Öffentlichkeit und der Geschmacksbildung wäre enorm geholfen, wenn man endlich wieder mehr Bücher und weniger Schriftsteller lesen würde. Sonst landen wir in „Feuchtgebieten“ et cetera ad acta.
      Und wieso werfen Sie mir Ignoranz vor, wenn ich sage, ich werde es mir mal anschauen? Die Geschmäcker werden doch noch verschieden sein dürfen.

    10. @diadorim: Sie waren mit dem Vorwurf der Ignoranz nicht gemeint. Wieso ziehen Sie sich den Schuh denn an? Er ist viel zu eng für sie, sowohl in der Länge als auch am Spann.
      Selbstverständlich hat jedes das Recht zu lesen, wonach ihr und ihm immer ist. Wogegen ich mich verwahre, ist, wenn man nicht gelesen hat, Urteile zu fällen oder aber gefällte Urteile nahezulegen – wie Iversen das tat (Zitat: „Ich werde in sein Buch hineinschnüffeln im Buchladen. Bin gespannt, ob der überhaupt schreiben kann“ – da ist das Urteil rhetorisch schon vorgeprägt und wird andern Lesen so offeriert).

    11. Ja, das sind so Sätze, es wird ja andauernd was gesagt und geschrieben, wie gut oder schlecht wer sei, aber hat das Macht? Ein anonymer Kommentar zu einem Kracht, der sich eh seid Faserland gewiss sein kann, man begrüßt jede neue Regung von ihm, und ganz egal, wie das Urteil darüber ausfällt, seine Existenz ist nicht gefährdet, Imperium wird gekauft und gelesen und diskutiert und bei Harald Schmidt wird er auch wieder aufschlagen, ganz so wie Roche und Goetz und und und. Darüber hinaus mag man sich dann wünschen, dass man aber doch auch ernst genommen werden will, jenseits des Hypes, man ist ja nicht für den Hype angetreten, ja, aber ich denke da ganz pragmatisch, der eine Leser, den der Hype darum abhält, den muss ein Kracht nicht schrecken, nur in meinem Fall vielleicht:), aber, kann er mir ja eins schicken, wenn er meint, ich solle es lesen:), sowas mache ich ja durchaus mal und auch nicht ungern. Aber so lang mein ganz persönliches Urteil nicht erwünscht ist, sortier ich halt wie jeder andere auch, nach eigener Nase. Ich zieh mir gern mal probehalber andere Schuhe an, um zu gucken, wie sichs drin anfühlt, blöder Tick von mir, weil man fühlt sich dann immer angegriffen irgendwie. Ich hab ja damit auch Keuschnig geantwortet, und der meinte ganz gewiss mich. Es ist bei Hypes auch schwierig im Nachhinein noch aufzuspringen, der Zug fährt ja längst, ich hab dann auch immer das Gefühl, ich muss da jetzt nacharbeiten, erst mal Faserland lesen, erst mal 1979 lesen, erst mal oh, Danny boy noch mal hören, von Jarrett gespielt, letzteres sofort, alles andere, denkt man, aber Pepys lockt mich gerade mehr. Manchmal möchte man ja auch lieber einen Hype vorm Hype entdecken, wenn schon, und ihm nicht hinterherlaufen. Dath war auch so ein Fall, Goetz ging, weil ich da sozusagen aufschließen konnte, da gabs schon mal was, das hat man schon wahrgenommen, da wars noch nicht total durchgehypt, da hatte man schon mal eine autistisch hypefreie Meinung zu, dann klappt das, aber wenn Hundert andere gleichzeitig da rein quatschen, hab ich oft keine Lust mehr, mich da auch noch dranzuhängen, ich bin ein etwas selbstsüchtiger Leser, ich will, dass das Buch nur mit mir spricht.

    12. Da nimmt die Skepsis die Form des Vorurteils an. Dafür entschuldige ich mich gerne. Gehen Sie aber bitte davon aus, dass ich durchaus weiß, wie aus einem einst jungen Mann „dieser Kracht“ wurde. Da erlaube ich mir dann auch schon mal, rot im Gesicht zu werden, voreilig. Ich reagiere sensibel auf Hype, Wichtigmacherei, Verlagsmarketing, „was schreibt denn der Spiegel?“, Literatursendungen im TV etc. Diese Kracht-Debatte ist doch augenscheinlich Symptom für eine schwerwiegende Störung zwischen den Intentionen von Literatur und den „Märkten“. Ich konzidiere sogar, dass der Autor selbst das nicht mag und nichts dazu beigetragen hat als eben sein Buch. Wenn so ein Buch aber erst einmal durch alle Kanäle gehetzt wird, wächst bei mir meistens geradezu ein Unvermögen, diese Bücher noch neutral in die Hand zu nehmen. Immerhin lese ich Literatur seit meinem 15 Lebensjahr, also seit Jahrzehnten. Das schürt das Desinteresse an Zeiterscheinungen.

    13. @Iversen: S o. Verstehe ich das ausgesprochen gut, ebenso wie >>>> Diadorims soeben eingestellte Position. Beide teile ich selbst, zu Teilen. Da ich selbst im Spiel mitmische und nicht vorhabe, mich in eine Ecke zu ducken, da ich zugleich aus verschiedenen Gründen nicht überaus beliebt bin,. weder bei den Lesern noch im Buchhandel, bin ich darauf angewiesen, Strategien allein der Kenntnisnahmen zu entwickeln, die vielen bizarr erscheinen. Aber jede dieser Positionen begründe ich spätestens dann, wenn ich danach gefragt werde. Und stehe mit Name und Leib dafür ein.
      Wie man „es schafft“, ob allein mit dem Text oder über irgend eine „personality“, einen Skandal oder über Gönner, die es eben auch immer gab für einige wenige in der Geschichte, ist dabei letztlich gleichgültig; wir haben gesehen, daß auch Stirnschnitte funktionieren. Wichtig ist allein, daß die Bücher in den Buchhandlungen und Bibliotheken stehen, also erhältlich sind. Der Rest ist irgendwann ihre Sache allein, der Bücher. Und die der Leser.

    14. Endlich schön, dass Sie endlich Ihre Strategie und deren Gründe hier verbalisieren. Es scheint, dass die Diskussion in die Lage setzt, Standpunkte zu beziehen. Ob Ihr Name & Leib diese nachhaltig, d.h. bis übermorgen, fundamental zu untermauern weiß, steht auf einem anderen Blatt:
      ‚Alea jacta est!’*

    15. @Herbst Selbstverständlich meinte ich diadorim. Und ihre Antwort zeigt mir, dass sie nichts verstanden hat und wie eine beleidigte Leberwurst antwortet. Natürlich können Sie, diadorim lesen, was Sie wollen. Es geht nur darum, dass die Pose „ich lese Bücher mit solchen Titeln nicht“ einfach nur erbärmlich ist und Iversens Kommentar (den er inzwischen ein bisschen relativiert hat) in nichts nahesteht. Denn auch hier ist bereits ein Urteil implizit vorhanden.

      Im übrigen ist gegen Marketingstrategien von Schriftstellern nichts einzuwenden. Es geht um die Erregung von Aufmerksamkeit. Entscheidend sollte jedoch das Objekt der Strategie bleiben – das jeweilige Buch. Wenn man etwas nicht lesen möchte, dann macht das nichts. Dann sollte man aber darüber schweigen.

    16. @Keuschnig zu Kracht. „Dann sollte man aber darüber schweigen.“
      In manchen Fälle geht das nicht. Ich wurde per Facebook-Nachricht persönlich um meine Unterschrift gegeben, die ich so, ohne Kenntnis der Texte, nicht leisten konnte. Aber ich wußte, daß ich mich zu der Angelegenheit verhalten mußte, schon, weil ich Kracht persönlich kenne und schätze und es schliechtweg ein Affront gewesen wäre, indem ich geschwiegen hätte, mich indirekt auf Diez‘ Seite geschlagen zu haben. Das wollte ich genauso wenig. Deshalb schrieb ich jenseits der Vermarktungszusammenhänge meinen Beitrag.

      S e h r guter >>>> Text zum „Fall“ Kracht, übrigens. Jetzt bin ich auf Ihren Text zum Roman gespannt. Vielleicht wird es auch einen zum Briefwechsel geben? Ich fände das, da ich die Art Ihrer Urteilsfindung schätze, sehr hilfreich. Schon, weil ich selbst nicht weiß, woher ich die Zeit für noch eine weitere Lektüre nehmen soll. Wie gesagt: >>>> je auf unseren eigenen Bahnen.

    17. Ich sag was, wann und wie es mir gefällt, auch damit wird man leben müssen. Ihre Sache, das zu finden wie Sie wollen, mir persönlich latte. Und Pose ist das nicht, es ist schlicht die erbärmliche Wahrheit. Was muss Sie das scheren, meine Meinung zählt nichts bei diesem Theater, so what.
      Für mich wirkt das alles wie eine gigantische Prügelei um schwindende Pfründe. Was da in der Branche gerade abgeschmolzen wird, das fordert Opfer, stimmt, das tut weh, ja, aber auch Spitzensportlern geht es da nicht anders, was kommt nach dem Zenit, der ewige Martin Walser, der immerwährende Handke, das werden künftig wenige sein, wenn überhaupt noch. Und selbst Handke brauchte doch diesen Pro-Serbien-Skandal, ja, es ist wirklich erbärmlich. Nur, ich habe ja auch noch nie Schriftsteller für die besseren Wulffs gehalten, und da meine ich leider oft durchaus ihre männlichen Vertreter, oder sagen wir besser die, die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten. Im Kunstbetrieb find ich es sogar alles häufig noch viel unerträglicher, weil bloße Vorteilsnahmen noch mit hehren Absichten kaschiert werden.
      Nur, ich bin mir auch sicher, mit dem Kalkül schneidet man sich ins eigene Fleisch. Man will doch den Zufallserfolg, nicht den planmäßigen, und ein Heer von Menschen arbeitet natürlich daran, den Zufall zu planen, wie weit sie mit all dem kommen, vamos ver.

    18. @diadorim Ihre Einschätzung der Literatur- und Kunstszene teile ich, obwohl ich sogar von der bildenden Kunst irgendwann zur Literatur wechselte (ich bin eine Doppel-Nichtbegabung). Ich glaube aber trotzdem an das Gute im sowohl männlichen wie auch weiblichen Menschen, gleich welcher Herkunft, Hautfärbung und so weiter. Wie ich an anderer Stelle bereits andeutete, habe ich auch nichts gegen Kunstfiguren in der Kunst, wobei es natürlich Bände spricht, wenn eine 28-jährige deutschrumänische Autorin mehr Aufmerksamkeit absaugt als ein, ich nehme mich mal selbst als Beispiel, 48-jähriger Mann, der ganz sicher kein Muster in der Literaturlandschaft bedient. Trotzdem aber wäre es Zeit- und Energieverschwendung, sich darüber aufzuregen, denn dann käme ich womöglich nicht zu meinem Kerngeschäft, dem Schreiben.

  1. Diez, Kracht, Buchabsatz, Aufklärung Zitat: „So gesehen ist Diez‘ riesige Attacke ein noch riesigerer Marketing-Akt, der seiner vermeintlich aufklärerischen rechtsfeindlichen Haltung kaum dienen dürfte.“

    Ich denke, zur Aufklärung gehört auch, dass man sich genau bewusst ist, wogegen man protestiert oder sich äußert. Deswegen sehe ich kein Problem, wenn Krachts Roman sich gut verkauft. Wichtig ist, wie man ein Buch liest und was man daraus lernt. Und ich glaube, Diez Artikel hat schon sehr viel dazu beigetragen, dass die Leser Krachts Roman aufmerksamer und kritischer lesen und versuchen, sich eine Meinung zu bilden.

    1. @Azadeh Sepehri zu Diez und Kracht. Das Problem ist, daß von solcherart Rufmord auch dann etwas hängenbleibt, wenn er völlig unbegründet ist, gewchweige denn, wenn Zweifel bleiben. Ich kann, wie ich schrieb, nicht beurteilen, was stimmt und was nicht, da ich die beiden Bücher noch nicht kenne. Daß ich sie noch nicht kenne, liegt schlichtweg daran, daß ich ein eigenes Werk vorantreibe,was viel Zeit und Energie kostet, und daß ich außerdem mich nur ungern vor eine Marketingmaschine spannen lasse. Norbert W. Schlinkert hat >>>> zurecht darauf hingewiesen, daß beide Autoren, Diez wie Kracht, an prominenter Stelle im selben Verlag publizieren. Sollten im Hintergrund keine Absprachen gelaufen sein, werden wir sehen, wie der Verlag Kiepenheuer, der sich über Diez‘ harte Attacke öffentlich extrem aufgeregt hat, diesem selben Diez nahelegen wird, die Zusammenarbeit zu beenden. Erscheint Diez von nun an in einem anderen Verlag, dürften Absprachen nicht stattgefunden haben.
      Im übrigen bin ich bei Solidaritätsnoten, zumal ohne das Buch zu kennen, schon deshalb vorsichtig, weil derartiges nicht einmal angedacht worden ist, als ich selbst >>>> wegen eines verbotenen Buches in auch existentielle Probleme geriet. Da nahm fast die gesamte Kollegenschaft ignorant Abstand, und nicht wenige – sehr bekannte – Kritiker:innen jubelten sogar. Bis heute hat es – außer im Netz – nicht eine namhafte literarische Wertung des Buches gegeben; nur sehr wenige Autoren haben sich die von mir freibekommene Fassung angesehen; dazu gehört aber kein Diez. Ich gehör(t)e schlichtweg nicht zum Pop, und der war froh, mich beiseitegeräumt zu wähnen.
      Doch unabhängig davon, bin ich auch insofern anderer Meinung als Sie, als man Krachts Roman nun eben gerade nicht mehr vorurteilsfrei lesen kann, sondern immer schon auf dem Prüfstein. Dadurch ist eine subjektiv objektive Lesehaltung nicht mehr möglich, Nebensätze werden besonders aufgewertet, und vor allem wird der geschilderte Charakter – soweit ich weiß, handelt es sich um Rollenprosa – naiv mit dem Autor identifiziert.

  2. Kritik und Rufmordversuch @ANH

    1) Sie glauben, man könne aufgrund von Diez‘ Artikel Krachts Roman nicht mehr vorurteilsfrei lesen und behaupten, eine „subjektiv objektive Lesehaltung“ sei wegen Diez‘ Kritik nicht mehr möglich. Das kann man aber von jeder Kritik zu jedem Buch behaupten.

    2) Ich sehe, im Gegensatz zu Ihnen, in Diez‘ Artikel keinen Rufmordversuch. Die Behauptung, Diez habe möglicherweise nicht aus Überzeugung seine Kritik geschrieben, sondern aufgrund von Abmachungen mit dem Verlag, um den Verkauf in die Höhe zu treiben, kommt mehr einem Rufmordversuch gleich.

    1. @Azadeh Sepehri zu Diez ff. Ich habe nicht geschrieben aufgrund von Abmachungen, sondern schrieb von möglichen Absprachen. Das ist eine Überlegung, die in kapitalistischen Zusammenhängen, soweit es vor allem um Marketing geht und auch um das eigene Wohl innerhalb eines Verlages, nur realistisch ist, aber selbstverständlich Überlegung b l e i b t. Als solche habe ich das auch gekennzeichnet. Indes ist der Rufmordversuch auf jeden Fall seitens Diez‘ gegenüber Kracht unternommen worden, und zwar an marktgewaltigster Stelle. Zugleich weiß jeder, der die Markt-Usancen kennt, wie so etwas ökonomisch ausgeht – vorausgesetzt, es handelt sich um einen ohnedies gehypten Autor (ob zu Recht oder Unrecht spielt da gar keine Rolle – es ist im übrigen nicht unbekannt, daß ich den Schriftsteller Kracht a l s Schriftsteller sehr schätze; meines Wissens gilt das sogar wechselseitig – was mich dennoch nicht davon abgehalten hat, die Solidaritätsnote n i c h t mit zu unterschreiben, aus den genannten Gründen – obwohl ich eigens darum gefragt worden bin).
      Diez ist Profi. Er weiß genau um die ökonomisch wirkenden Zusammenhänge. Sein Text war auch zeitlich wohlplaziert – als nämlich bereits die großen Hymnen schon erschienen waren.

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