Le disavventure. Wie vorgestern Abend, als mich sexuell angetörnt ein Virus erwischte. Alles blockiert. Gehe über Gefängnis und zahle 100 Euro. Am Ende bezahlte ich Edoardo dann heute 35 Euro. Der hatte vor ein paar Tagen einen Wurfzettel im Briefkasten hinterlassen: „Problemi con il PC? Servizio a domicilio“. Kam gestern auch prompt vorbei und schlug vor, Vista zu entfernen und XP zu installieren, damit wären der Virus und die fatale Vista-Version futsch. Wollte den betroffenen Küchenlaptop noch gestern Abend vorbeibringen, hatte dann aber doch Mühe, die entsprechenden Driver im Netz zusammenzusuchen. Egal, es saß dann eh’ besagter A. nach vorheriger Anmeldung im Sessel neben dem Ofen, mit dem ich die von ihm mitgebrachte Flasche Wein trank. Obwohl ich ihm nicht sehr über den Weg traue, entsteht dann doch immer ein Sich-Ausplaudern, selbst über Dinge, die ich ungern Personen erzähle, die ich unweit mehr schätze. Als fühlte ich mich in einer Atmosphäre, in der rücksichtsvolle Zurückhaltung vorherrscht, unwohler, zumindest unfreier. Die Nichtachtung mithin als Hebel zum Outing von was auch immer? So ein Überlegen geht fast schon in eine Richtung, die einmal mit den Worten „I need a dirty woman“ ich weiß nicht mehr von wem vorgesungen worden. Ob er beschwerlich falle? Doch, ja, zuweilen schon. Nach der Flasche schickte ich ihn heim und las noch im vorgestern angefangenen Klemperer-Tagebuch (schöne Eifersucht des Literaturhistorikers auf das Aufgehen und Reüssieren seiner Frau in der Musik im Jahre 1918 und sein Kopfschütteln über eine deutsche Revolution in einem deutschen Deutschland). Gut, daß Edoardo mir die Musik-Dateien hat erhalten können. Nur finde ich jetzt keine Möglichkeit mehr, die italienisch ausgelegte Tastatur wieder wie zuvor auf das deutsche Layout umzuschalten, was mich nicht wenig nervt wegen der ewigen Klickerei auf „inserisci simbolo“. Vorgestern wieder drei Stunden beim Arzt, davon vielleicht zwei im Freien vor dem Wartezimmer, in dem ich angefangen hatte, Schweiß zu treiben unter den Augenbrauen, über die ich ständig mit dem einen Zeigefinger fuhr, weil es so voll war. In Gesellschaft eines blütentreibenden Aprikosenbaums. Peau de chagrin, mal wieder. Erneute Medikamentenkur und Nachdenken über all das.