46 thoughts on “Massaker an Kindern. Bitte die Petition unterzeichnen.

  1. An den UNO-Sicherheitsrat und UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon (Wortlaut der Petition).:

    Als Bürger aller Länder dieser Welt fordern wir Sie auf, sofort mindestens 3.000 internationale Beobachter – mit einem Mandat zum Schutz der Bürger – nach Syrien zu entsenden, und sich schnellstmöglich auf einen politischen Übergangsplan zu verständigen. Angesichts des abscheulichen Massakers an Dutzenden Kindern in Al Houla kann nur eine solch massive Präsenz den Mord an unschuldigen Kindern und deren Eltern verhindern. Und nur ein Dringlichkeitsplan mit einem klar definierten Vorgehen kann den Konflikt in Syrien beenden. Wir haben die Verantwortung, die Menschen in Syrien zu schützen – die Welt darf nicht länger wegschauen.Dort >>>> unterschreiben.
    (Avaaz.org)
    1. eben getan. Mich widert allerdings das Wort “unschuldig” an. Als ob “schuldige” Kinder rechtens getötet werden dürften.

    2. @Kienspan, auch zu Pazi-Bazi. Die Formulierung “unschuldiges Kind” ist, da haben Sie völlig recht, ein nicht überlegtes Idiom, hinter dem ein auch prinzipiell, hier kinderpsychologisch unrichtiges Menschenbild steht; führte man aber diese Diskussion, käme es wahrscheinlich letztendlich zu solchen Petitionen nicht mehr. Die Formulierung ist hier auch, wenn überhaupt, weitaus weniger gefährlich als der Anlaß, für den sie verwendet wird. Überdies ist Betroffenheit aus ihr zu spüren und wird mit ihr, für sehr viele Menschen, weitervermittelt. Das ist selbstverständlich, auch, Rhetorik.
      Was aber “Pazi-Bazi” anbelangt, so handelt es sich zweifelsfrei um die Äußerung eines Trolls, vor allem mit dem ersten geradezu gemütlosen Satz, der einen tief erschrecken kann. Andererseits wird – wird der rhetorische Ton, der hier zweifellos auch dann faschistoid wäre, würde er aus einer politisch linken Position angeschlagen – tatsächlich eine Grundfrage gestellt: Ist es legitim, ja moralisch gefordert, selbst einen Krieg zu führen, wenn dadurch solchen Massakern begegnet wird, weitere vielleicht sogar verhindert werden? Um es zuzuspitzen: Ist ein Schrecken wie Auschwitz diplomatisch hinzunehmen, oder m u ß man gegen so etwas nicht sogar eingreifen? Die Frage ist so alt, wie es eine Vorstellung von Menschenrecht gibt, die auch bei Nationen anwendbar ist. Meine Position ist da eindeutig: Ja, man muß. So, wie man auch den Nachbarn nicht ungehindert seine Kinder abstechen lassen darf, oder man wird mitschuldig.

      Bereits Pazi-Bazis Verwendung von “die” am Anfang seines Kommentars zeigt, um was für einen Menschen es sich bei diesem Kommentator handelt. Hätte er mir das so direkt ins Gesicht gesagt, hätte ich nicht geantwortet, sondern ihn sofort, ohne irgend eine Warnung, mit drei vier gezielten Schlägen, niedergestreckt. So etwas ist manchmal – selten – die einzig mögliche Antwort. Aber Leute wie er setzen sich solch einem Risiko allenfalls in der Gruppe aus oder eben als – anonyme Schmierer.

    3. @ANH Ich bezeichne die Formulierung als entlarvend für den europäischen Raum als Ganzes (nicht bloß den deutschsprachigen). Im englischen Sprachgebrauch wird in diesem Zusammenhang von “innocent” gesprochen, was in der Übersetzung soviel wie “arglos”, “harmlos”, “unschädlich” bedeutet – “unschuldig” ist dort nur eine schmale Verständnisfacette des Begriffs. Dass hier im europäischen Raum ausschließlich “unschuldig” strapaziert wird, dient der Festigung des Bewusstseins um “Schuld”. Wir leben in einer Schuldkultur, das darf niemals vergessen werden.

      Zum anderen ist damit, aus europäischer Sicht, auch die Frage nach einer denkbaren Interventionslegitimität relativiert. Den Griechen wird das “Königsrecht” der Budgethoheit abgesprochen, weil sie Schuld trügen. Da wird nicht gezögert, sich interventionistisch zu gerieren und einen Kommissar zu den Teilentmündigten entsenden zu wollen.
      Von der Spitze des IWFs ist sogar zu vernehmen, dass Kinder ohne angemessenen Bildungszugang in Nigeria näher stünden, als möglicherweise Darbende in Athen – was sich alles verbissen an der Schuldfrage festkrallt.

      Beim Töten von “Arglosen” ohne jegliche Schuld aber soll die nationale Souveränität weiterhin geachtet werden? Vollkommen unhaltbar ist das. Wie eine fingerdicke Gräte liegt dieser Widerspruch quer im menschenverachtenden Schlund des phantastischen Kapitalismus.

    4. Der menschenverachtende Schlund…. …des Kapitalismus hat es immerhin erreicht, dass Kinder – bislang erst in den entwickelten Ländern – heutzutage nicht mehr an grundsätzlich heilbaren Krankheiten krepieren, Kinder sich nicht mehr in Bergwerken zu Tode schuften müssen und neben anderen, mit dem humanistischen Weltbild untrennbar verbundenen Selbstverständlichkeiten, eine weitgehende – sicherlich keine vollständige – Chancengleichheit in der Bildung geniessen.

    5. Was für ein Unsinn. Das ist Verdienst der Naturwissenschaften. Geld erreicht gar nichts, außer dass sich Menschen die Schädel einschlagen, wenn es durch den Zinskamin immer stärker abgesaugt wird. Wie oft muss das wiederholt werden, bis es endlich begriffen wird?
      PS: Ich korrigiere mich: Wiederholung ist der falsche Zugang.. Wie wäre es stattdessen mit Nachbildung in Eigenverantwortung?

      Nachtrag zu Kinderarbeit:
      Nehmen Sie zur Kenntnis, dass Kinderarbeit heute noch geleistet wird. Und zwar in Unternehmen, deren Produkte im Wirkungsbereich des phantastischen Kapitalismus beauftragt und gekauft werden. Mir schwillt der Kamm bei derart hirnlosem Geplapper.

    6. Vielleicht…. sind die Errungenschaften der Naturwissenschaften und der Kapitalismus nicht so ganz unabhängig von einander zu beurteilen, wie Sie das gerne hätten. Aber besten Dank für die Belehrung

      Es ist aber schon in Ordnung. Sie scheinen dogmatisch gepolt zu sein. Erinnert mich an die, entschuldigen Sie, Verbortheit der ultralinken Sudentenbewegungen aus den 70er und 80er Jahren. Die haben damals schon alles Übel der Welt im Kapitalismus ausgemacht und nicht etwa in Feudalgesellschaften oder Diktaturen.

    7. Leider gibt es ohne Geld keine Naturwissenschaften, hätte es nie welche gegeben.
      Wären keine Gelder da gewesen, um die verkommenen Silberminen in Nordwesteuropa wieder in Schwung zu bringen, würde das das Ende für ganze Regionen bedeutet haben. Keine Schulen, keine Naturwissenschaften.
      Ohne die ersten Seeversicherer in Italien des 14. Jhr. und ohne die frühen Landwegversicherungen (Bindi) hätte auch der Handel nicht diese ungeheuren Ausmaße erreicht wie geschehen; die Furcht vor Raub und Überfall konnte überwunden werden.
      Und die Naturwissenschaften?

    8. kapitalismuskritik Die Hintergründe dieses Bildes mit einer undifferenzierten Kapitalismuskritik zu verbinden finde ich ebenso gefährlich wie “hirnlos”. Fundamentalismus jedweder Form ist gefährlich. Weil eben da jemand oder eine Gruppe meint, die alleinige Wahrheit zu besitzen. Wie “einfältig”!
      Zu ANH:
      Auch ich bin kein Pazifist. Ich würde dem Kontrahenten aber doch zunächst die Gelegenheit einräumen, seine meinung zu begründen. Vielleicht hätte ich sie ja mißverstanden? Aber wenn nicht, dann los…..

    9. Auch wenn David recht hat mit dem Hinweis auf den Primat des Ökonomischen in jedweder Hinsicht…
      Hier wird es mir schwarz vor den Augen, schwarz.

    10. @ANH “mit drei vier gezielten schlägen niederstrecken” … s o gezielt können die dann gar nicht sein, was deutlich genug offenbart: verbal sind sie besser und zielsicherer.

    11. @allgemeines Gemurmel ANH hatte die Frage nach der Legitimität kriegerischer Intervention aufgeworfen. Unter diesem Bild geht es eben darum. Von Kapitalismuskritik kann weit und breit keine Rede sein. Ich brandmarke ihn.

      Und nun wenden sie sich bitte der Frage zu, die ANH erwähnt hatte und lassen Sie sich dazu etwas einfallen. Durchsichtige Ausweichmanöver sind das, um eine moralische Selbstüberprüfung zu vermeiden.

    12. @Mara @tood: Doch. Das können sie. Aus meiner Allkämpfer-Sportzeit kann ich das ein bißchen beurteilen. Aber wie dem auch sei, Kienspan hat recht: Es geht hier um eine prinzipielle ethische Frage.

      @Mara: Ich kann mir keinen moralischen Grund vorstellen, der ein Massaker an Kindern rechtfertigt; im übrigen auch keinen, der überhaupt ein Massaker rechtfertigt, egal ob an Kindern, alten Menschen, Frauen, Männern, Jungen oder Mädchen. Definitiv keinen.

    13. @Kienspan. Ich will nachher zu der Problematik einen gesonderten Beitrag schreiben, unter Beiseitelegen meiner eigentlichen Arbeit. “Es ist noch nicht vorbei” -so wird er übertitelt sein.

    14. @ANH Da haben Sie schon auch recht.

      Ganz effizient ist ja auch die “Fünf-Punkte-Pressur-Herzexplosions-Technik”, da braucht es aber fünf wohlgezählte Treffer und der so getroffene kann noch paar Schritte laufen.

    15. @toood Vielen Dank für die handlungsanweisung. Sie wollen wohl renommieren mit Ihrem zweifelhaften Wissen.
      Danke, kein Bedarf.

    16. @mara Handlungsanweisungen sehen doch ganz, ganz anders aus, und “renommieren” wird wohl anonym keiner ernsthaft wollen, auch ich nicht.
      Im übrigen waren meine Repliken deutlich an “ANH” gerichtet – dass jetzt sie antworten hebt ihr Renomee (die sie ja auch anonym sind!) wohl kaum.
      Nichts für ungut.

    17. @ toood Danke , Herr Oberlehrer, für den Rechtschreibunterricht. Ihre Einlassungen sind einzigartig doof. “Ihr” als Anrede schreibt man übrigens groß.

      @ANH
      Sebstverstaändlich ist kein Massaker gerechtfertigt.
      Aber weil ich den Beitrag von pazi-bazi selbst nicht verstanden habe, hätte ich ihm noch Gelegenheit gegeben, mich im positiven Sinne aufzuklären. Aber möglicherweise haben Sie einfach recht mit Ihrer interpretation.

  2. Ich denke das hier ist nur eine Frage der Polemik, ob ein Eingreifen gerechtfertigt ist. Natürlich ist es – unter idealen Voraussetzungen – gerechtfertigt. Die Schwierigkeit ist nur, dass auf dem Wege des Eingreifens fremder Mächte zugleich auch ein Misstrauen der Bevölkerung gegenüber diesen Mächten – oftmals auch zu Recht – geschürt wird und der Konflikt so über Generationen, wenn auch gedämpft, fortbesteht… Das ist zumindest die Problematik, die ich von Kants “Zum ewigen Frieden” mir angeeignet habe. Mit der Lösung, den inneren Konflikt als eine “Krankheit” zu sehen, die der Staat selbst bewältigen muss, kann ich mich nicht zufrieden geben. Aber leider macht dies im Hinblick auf weitere unabsehbare Ausweitungen und gegenseitiges Misstrauen einen traurig-ernüchternden Sinn… Das ist die einzige Frage für mich, um die es gehen kann: ob ein Eingreifen nicht auch unabsehbare Folgen heraufbeschwört, die unter Umständen den jetztigen Konflikt übersteigen. Ich kenne keine Antwort darauf.

    1. Zensur. Wird von staatlichen Stellen ausgeübt. Auf privaten Sites hat der Betreiber das Recht, Beiträge, die, zumal anonym, übel nachreden wollen, einfach zu entfernen; sprich: wenn Sie auf Ihrer eigenen Site etwas schreiben, und der Staat verbietet es ihnen, dann ist das Zensur – unter der Voraussetzung, daß Ihr so veröffentlichter oder zur Verröffentlichung vorgesehener Beitrag nicht gegen ein Gesetz verstößt,
      Des weiteren ist bereits die Unterstellung der Kriegshetze eine solche üble Nachrede. Von Hetze kann hier nirgendwo die Rede sein; vielmehr habe ich Fragen gestellt. Wenn Sie es für Hetze halten, daß jemand bei Massakern nicht tatenlos zusehen mag, sondern eine Verantwortung übernimmt, die Sie scheuen, dann zeigt das jedem, der auch nur ein wenig nachdenkt, wer Sie selbst sind. Gesinnungen wie die Ihre halte ich für faschistoid. Weiteres solches Zeug wird gelöscht – wegen Unmenschlichkeit, die ich in von mir verantworteten Publikationen nicht dulde. Hübsch, als Geschmacklosigkeit, ist immerhin, >>>> welches Pseudonym Sie nun wählten.

    2. Naja dann… wenn die Söldner bezahlt wurden, sind ja keine Schulden mehr offen, nicht wahr. Und da wir als Staatengemeinschaft keine Aktien drinnen haben, geht uns der Schmarren auch nichts an, nicht wahr. Wir begeilen uns deshalb ungefährdet unter dem Deckmantel der Empörung daran und beflecken schlimmstenfalls unsere Oberbekleidung, nicht wahr.

      Wer das als Rechtfertigung zur Passivität heranzieht, den bezeichne ich als intellektuellen Flachwurzler, der die eingetrockneten Flecken als Korsett trägt, weil ihm das Rückgrat die Funktion versagte.

      (schon kurios, was man mit Geld alles zu bewegen vermochte, gelt?)

    3. @Kienspan. Nein, eben nicht. Sondern das Söldnertum, das seit einigen Jahren als Outsourcing bezeichnet wird, gehört mitten in das Problemfeld hinein – ein nicht neues übrigens, sondern eine Wiederauflage von Kriegsusancen des sog. Dreißigjährigen Krieges, hier nun aber über Privatvermögen fnanziert, die ihrerseits mit staatlichen Interessen verbandelt sind. Übrigens ist das keine Domäne noch quasi-feudaler Staaten, sondern auch die USA, etwa, bediente sich, in Afghanistan z.B., dieser Art von Kampftruppe. Nicht anders hat auch die NSDAP einige Zeit lang operiert. Man wird die Frage nach Staat, Staatlichkeit, Nation und Verantwortung prinzipiell neu definieren müssen.

    4. @ANH Gehe ich recht in der Annahme, dass sich Ihr “Nein, eben nicht” auf meine geklammerte Spitze bezog? Mein gesamter Kommentar (der Ihrige kam dazwischen) bezog sich auf den Link des “gebildeten Lesers” und knüpfte in der Pointe an die weit oben angeführte segensreiche Wirkung des Kapitalismus an, um eben diesen Widerspruch zu markieren.

    5. Es bezog sich auf die Rhetorik von. “sind ja keine Schulden mehr offen”. Ich nehme solche Volten bewußt ernst, weil uns Ironie und Sarkasmus hier nicht weiterhelfen. Daß sich Feudalismus und Kapitalismus Schulter an Schulter aufstellen, macht es besonders problematisch, zumal dann, wenn der eine gegen den anderen offiziell operiert, von dem er zugleich profitiert – und darauf achtet, weiterhin zu profitieren.
      Aber das wird jetzt sehr abstrakt. Das sind die Massaker nicht.

  3. Unschuld Vielleicht lohnt es das Wort im Sinne von verstehen zu lesen: Dass jemand (ein Mörder etwa) getötet wird, weil er Schuld auf sich lud (alternativ: Verantwortung für etwas trägt), kann man verstehen, wenn auch nicht rechtfertigen. Aber jemand, der niemand etwas zu Leide tat und trotzdem hingemordet wird, entzieht sich unserem Verstand und lässt verzweifeln. Unschuld kann im vorliegenden Fall Rhetorik sein, aber auch Ausdruck von Verzweiflung.

  4. Ich habe nicht unterzeichnet. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich entschlossen, diese AVAAZ- Petition nicht zu unterschreiben.

    Dass hier ein fürchterliches Verbrechen geschehen ist, dass die Verantwortlichen zu Rechenschaft gezogen werden und Schritte unternommen werden sollten, um künftig solche Verbrechen (in Syrien und anderswo) zu unterbinden, dieser Forderung wird wohl jede/r zustimmen, der/die nicht vollkommen verroht ist.

    Die Forderung nach der Entsendung von 3000 “Beobachtern” erscheint mir jedoch nicht durchdacht. Erkennbar geht es in Syrien inzwischen um einen Bürgerkrieg. Daher müssten UN-Truppen mit einem massiven bewaffneten Mandat ausgestattet sein, alles andere ist unter den gegebenen Verhältnissen unsinnig (siehe Dafur). Bewaffnete Truppen in diesem Umfang können jedoch nur mit Zustimmung beider Konfliktparteien, insbesondere des Assad-Regimes, stationiert werden. Eine solche Zustimmung ist gegenwärtig nicht zu erwarten. Als Konsequenz daraus ergibt sich dann die Überlegung, die Aufständischen mit Luftangriffen (wie in Libyen) zu unterstützen. Denn es ist wohl kein Land bereit, sich mit Bodentruppen durch eine Invasion in den syrischen Bürgerkrieg einzumischen. Eine Unterstützung dieser Aufständischen lehne ich jedoch ab. Es handelt sich bei den b e w a f f n e t e n Oppositionellen in der Überzahl um religiöse Fundamentalisten, die z.Zt. vor allem von Saudi-Arabien ausgerüstet werden, um sich geostrategische Vorteile gegenüber dem Hauptgegner Iran zu verschaffen. Auf die Humanität dieser Leute gegenüber anderen religiösen Gruppen kann man sich nicht verlassen. Am Ende hätte man, um ein verbrecherisches Regime zu stürzen, eine andere Verbrechertruppe an die Macht gebombt und trüge Mitverantwortung für deren Verbrechen.

    Es gibt, so sehe ich es, gegenwärtig keine andere Möglichkeit, als den diplomatischen und wirtschaftlichen Druck auf das Assad-Regime zu erhöhen. Das ist mehr als unbefriedigend.

    Ich halte es aber für notwendig und nicht für zynisch, auch angesichts eines solchen Massakers ehrlich zu prüfen, welche Konsequenzen eine Intervention hat und welchen Preis dafür zu zahlen man bereit ist. Ich weiß, dass ich keinen meiner Söhne in einen “Befreiungskrieg” nach Syrien schicken wollte. Weder das erreichbare Ziel noch die möglichen “Verbündeten” sind in meinen Augen “hehr” genug, um ein solches Opfer zu bringen.

    1. @Melsuine zu Syrien. Ihre Einlassung ist sehr nachvollziehbar und begründet, finde ich; sie hat mein Verständnis. Dennoch habe ich eine andere Position.
      1) Die Unterzeichnung der Petition bedeutet noch keine Entsendung von Truppen, sondern ist allenfalls eine Aufforderung dazu, von der, daß ihr entsprochen würde, ohnedies mehr als nur zweifelhaft ist, unter anderem aus den von Ihnen genannten, aber sicherlich auch aus noch anderen, wahrscheinlich wirtschaftlichen Gründen. Die Unterzeichnung hätte aber eine Signalwirkung dahingehend, daß die Weltgemeinschaft nicht bereit ist, und zwar die Weltgemeinschaft als Menschen und nicht etwa Staaten, solchen Massakern weiterhin zuzusehen.
      2) Können wir von einer Wiederholung der Massaker mit hoher Sicherheit ausgehen, während Ihre Gründe viel stärker hypothetischer Natur sind. Wir können de facto nicht sagen, ob die Aufständischen ob nun fundamentalistisch oder nicht, sich ähnliche Massaker zuschulden kommen ließen. Diese Art Aussage ist eine Wahrscheinlichkeitsaussage.
      3) Selbstverständlich würden, wenn, ausschließlich Berufssoldaten entsandt, von denen ich voraussetze, daß sie ihren Beruf sehr bewußt gewählt haben. Es wird nicht Chirurg, wer nicht operieren will oder kein Blut sehen kann, oder er, bzw. sitzt in der falschen Profession. Ich meine das nicht zynisch, sondern mit demselben Ernst, in dem ich auch erwarte, daß jemand Lehrer wird, weil er oder sie das will und sich nicht etwa dort nur parken läßt.

    2. Ihr 2ter Punkt trifft zu, dieses Missverhältnis ist mir schon beim Spaziergang vorhin, als ich noch einmal nachdachte über das, was ich geschrieben hatte, aufgegangen. Dennoch: Unter den gegebenen Umständen ist ein neutraler Einsatz von UN-Truppen faktisch fast ausgeschlossen – und die bewaffneten Gegner von Assads Regime sind aus meiner Sicht keine Verbündeten, deren man sich nicht rasch schämen müsste. (Ich stütze meine Hypothese hierbei auch auf Bekannte aus Syrien, die – obwohl durchaus Kritker des Regimes – um ihre alavitischen Verwandten fürchten, sollten “die Sunniten” – pauschalisierend wie das ausgedrückt ist – die Herrschaft übernehmen. )
      Auch beim 3ten Punkt verstehe ich Ihre Einschränkung, dennoch denke ich, dass diejenigen, die einen Einsatz befehlen, der Menschenleben kosten kann, immer prüfen müssen, ob sie auch das Leben von geliebten Menschen bereit wären für “diese Sache” einzusetzen.
      Zum 1ten Punkt aber muss ich sagen, dass eine erkennbar rein symbolische Erklärung der UN m.E. deren Position eher schwächen würde.

    3. Natürlich haben Ihre Bekannten Angst, die hätte ich auch, es gibt keinen sauberen Widerstand. Widerstand ist immer ungerecht und blutig, aber er ist auch wichtig, in den muslemischen Ländern tut sich etwas, es herrscht Aufruhr und das ist wichtig für die Menschen dort, sie werden von Faschisten regiert, was danach kommt, ist im Moment gleichgültig und schon gar nicht die Sache des Westens

    4. @Dresden Wenn dann aber dort der aktuelle Typus der Diktatur durch eine von Klerikalfaschisten ersetzt wird, ist das ganz und gar nicht gleichgültig. Es gibt immer noch eine von den allermeisten UN-Staaten ratifizierte Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Und auf deren Einhaltung zu achten und sie im Zweifelsfall auch *durchzusetzen* ist zwar nicht nur, aber eben *auch* Sache des Westens. (Der hier zugegebenermaßen oft mit deutlich zweierlei Maß misst, wenn ich nur mal beispielsweise nach Saudi-Arabien blicke…)

      Auch dass gewisse Teile der syrischen Aufständischen *ebenfalls* Massaker an völlig unbeteiligten Zivilisten verübt haben, ist ein Umstand, auf den man in diesem Zusammenhang sehr wohl hinweisen sollte. Das hat nichts mehr mit «ungerecht und blutig» zu tun. Absolut nichts.

    1. Bedenken… …, Herr Deters, sollte man das in der Tat. Den Artikel, allerdings, finde ich mindestens zwiespältig: ein paar absolut valide Kritikpunkte (z. B. mangelnde Transparenz bezüglich der Kampagnenerfolge, teils(!) zweifelhafte Quellen, …) finden sich leider direkt Hand in Hand mit mehr oder minder gut getarnter Deskreditierungs-Rhetorik: Da wird z. B. geheimnisvoll von «psychologischen Methoden» geraunt, die schlichtweg ziemlich wertneutrale professionelle Standards zur Kampagnenführung (egal in welchem Kontext) sind; da wird laufend «(US-)Eliten» suggestiv als klassenkämpferischer Begriff verwandt und damit munter auf der Klaviatur primitivster Kleinbürgerressentiments gespielt (Soros darf dabei natürlich auch nicht fehlen), selbstverständlich ohne jeglichen Beleg, was dabei denn jetzt im Einzelfall konkret zu kritisieren sei; da gießt die Autorin kübelweise ihre verschwörungstheoretisch eingefärbte Privatmeinung zum Klimawandel aus und verwendet diese als Grundlage ihrer Kritik von Avaaz’ Themensetzung; da wird von Idealisten gleich völlige Weltfremdheit eingefordert (bemängelt wird die Abwesenheit utopischer Maximal-Ziele wie der vollständigen globalen Abschaffung von Krieg und Hunger) und aus deren Nichtvorhandensein der Organisation ein Strick gedreht und und und.

      All diese Rhetorik hinterlässt bei mir einen sehr fragwürdigen Eindruck bezüglich der intellektuellen Redlichkeit der Autorin, da scheint mir erheblich zuviel zweifelhaftes ideologisches Interesse durch. Was im Gegenzug den auch aus meiner Sicht berechtigten Kritikansätzen einen Bärendienst erweist, ein klassisches Problem von Eiferern aller Art. Demokratie, so man sie denn will, funktioniert so aber nicht, da bin ich – allgemeine Haltung hin oder her – im Politischen zu sehr Pragmatiker, alles andere führt nur zu blinden Verbohrtheiten, wenn nicht gar Blutbädern; anders als z. B. in der Kunst halte ich im gesellschaftlichen Bereich die grundsätzliche Fähigkeit und Bereitschaft zum Kompromiss für eine der größten Tugenden, weil nur so ein annähernd fairer Interessenausgleich möglich wird. Unerbittliche Prinzipienreiterei dagegen ist ein deutschmeisterlicher Leistungssport für herzverschnürte Bereinigungsfaschisten. Wenn solche Macht erhalten, darf man nur seltenst auf Humanität hoffen.

      Notabene: nicht, dass ich beispielsweise die Frage, wer in welcher Form und mit welchen Zielen auf NGOs wie Avaaz Einfluss nimmt bzw. zu nehmen versucht, und welche Auswirkungen das ggf. auf die Kampagnen hat, für unwichtig hielte. Ganz und gar nicht. Aber es bringt m. E. auch absolut nichts, dabei das Kind mit dem Bade auszuschütten nur weil’s nicht 100%ig dem eigenen Ideal genügt.

    2. Ich weiß nicht ob Ihnen ihr intellktuelles Geschwätz etwas bringt, rheoterisch hört sich das großartig an, aber den Toten und den Lebenden in Syrien nutzt das gar nichts. Können Sie eigentlich auch menschlich schreiben oder ist menschlich schon wieder Mainstream. Assad läßt auf Demonstranten schiessen, wer ernsthaft etwas anderes behauptet der soll Karadzioc oder Mladic zu seinem Verbpündeten machen, vielleicht finden Sie da auch noch ein Geheimbund heraus, der Beide zu Kreuzrittern der Vernunft macht, wo sie in Wirklichkeit Faschisten sind

    3. Hegel Ein solcher “Interessenausgleich” kann von Institutionen geleistet werden, wurde aber auch hierzulande schon besser geleistet. Institutionen richten dieVernunft in der Welt ein, moralische Freiheit verwirklicht sich in der institutionellen Realität einer Gesellschaft, in ihrem “Institutionengefüge”, in ihren “institutionellen Praktiken”. Die wechselseitige Anerkennung der Freiheit jedes einzlnen im anderen wird in den Institutionen auf Dauer gestellt. Wenn es nach dem politischen Hegel, ginge, würden die Institutionen scharf befragt werden – nach dem, was ihnen alles noch möglich ist.

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