„Amerika hat gewählt“ ODER Sprachkritik, politisch.

AMERIKA WÄHLT!

So stand das gestern nacht zu lesen, groß auf eine Hauswand projeziert, und wir lasen‘s, vorher, noch und noch. Nun stell man sich vor, wir hätten bereits die nächste Bundestagswahl, und die, sagen wir, FAZ überschriebe:

EUROPA WÄHLT!

Dann wär wohl was los in den Landen –
Für die USA aber wird geschwiegen. Die doch, allein, haben gewählt, nicht Canada, nicht Mexiko – um von den zentral(!)amerikanischen Ländern zu schweigen, und von Südamerika reden wir besser sowieso nicht. Selbstverständlich hat niemand protestiert, ja für die Deutschen hat man den Eindruck, an „Amerika“ erfülle sich ihnen ein von Hitler nur verdrängter, nämlich versagter, doch weiterschwelender Großmachtswunsch – einer, der, sozusagen, erlaubt ist: Wir, ist „Amerika“ groß, gehören zumindest dazu. In Anbetracht des, aber, Umgangs der – nun nicht staatlich, sondern geografisch argumentiert – Amerikaner mit Amerikanern, etwa denen aus Mexiko, bekommt AMERIKA WÄHLT! etwas noch zynisch Brutales hinzu, das Menschenverachtung als Kollateralschaden beiseitelächelnd inkauf nimmt. Auch dies ist ein Beleg für Großmachtswünsche.

[Empfindlicher sind auch die Deutschen, wenn es um die Zuordnung der Geschlechter geht; bekanntlich haben wir keine Studenten mehr, sondern nur noch Studierende – was sie eben auch sind, obwohl sie‘s da nicht sind, wenn sie in der Kneipe sitzen. Correctness ist alleine ein Gebot des Mainstreams, nicht der Strukturen an sich. So wenig ist auf vorgebliche Sprachreformen ontologisch Verlaß. Es diktieren alleine die – Lobbies; allein diktiert die – Macht.]

4 thoughts on “„Amerika hat gewählt“ ODER Sprachkritik, politisch.

    1. @Keuschnig. Danke sehr. Das besorge ich mir sehr gerne. (Wegen der Argo-Arbeit bekomme ich vieles Neue derzeit nicht mit, sondern imgrunde fast nur noch, und auch da nur einiges, von dem, was übers Netz erzählt wird).
      Vor Dezemberbeginn werde ich aber nicht “fremd”lesen können oder nur das, was ohnedies aufgestapelt hier liegt. Ich bin immerhin, aber ohne es zu wollen, von Karl Kraus’ Vorwurf freizusprechen, daß ein Autor, der viel lese, sich von vornherein verdächtig mache, und daß ich mir – wie von sich, wahrscheinlich zuerst, Tucholsky sagte, daß er es so halte – meine Bibliothek selber schriebe, ist auch eher ein k,ollaterales Ergebnis der literarisch intensiven eigenen Arbeit. Letztre Bemerkung mit leicht gequältem Lächeln. Denn hier liegen, wie gesagt, Stapel.

  1. Ach ich weiß nicht, ob ich da mitträume. Man hat den Eindruck, dass Obama zwar nicht viel zu Stande gebracht hat, aber er hat nichts richtig falsch gemacht. Und das ist schon eine Leistung. Man muss ja Angst haben. Wenn die Amis Streichhölzer in die Hand kriegen, dann brennen immer halbe Kontinente. Wenn Mexiko zündelt dann fällt der berümte Sack Mais drauf und dann ists wieder aus…

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