Das Waschtags-, Leküre- und Götterdämmerungsjournal des Sonntags, dem 3. März 2013.

9 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Die Wäsche dreht bereits in den Geräten des Waschsalons. Die Wohnung ist blitzblank; allerdings verheize ich noch immer Papier. Das müssen Sie sich mal vorstellen: Die hier gestapelten Altpapiermengen haben jetzt ausgereicht, volle vier Tage durchzuheizen, und eigentlich ist noch gar kein Ende abzusehen. Welchen einen Platz ich gewinne!
War nach Mitternacht wieder daheim, einer der Schauspieler fuhr mich, sehr freundlicherweise, von Köpenick aus heim. Zwar hatte ich erst mit dem Rad fahren wollen, aber dann erhoben meine Beine Einspruch, die mittags erstmals wieder mehr als fünf Kilometer gelaufen waren, vor drei Tagen vier, vorgestern vier, gestern fünfeinhalb. Dazu ein bißchen Krafttraining, und ich nehme wirklich schon ab. Obere Hosenknöpfe sind erstklassige Indices. Und Brust und Bizeps werden hart. Fein. Heute aber Sportpause, von der Radfahrt zur Staatsoper abgesehen, knapp zwanzig Kilometer sind das von hier aus, hin und zurück. Akzeptabel. Um 16 Uhr beginnt >>>> die Premiere, um halb 16 Uhr hol ich die Karte ab. Ich geh allein, weil die Staatsoper, aus sehr nachvollziehbaren Gründen, bei Premieren keine Begleitkarten ausgibt. Nicht vor 22.30 Uhr werde ich zurück sein, eher 23 Uhr, vielleicht später, weil ich eventuell noch den kleinen Schlenker über >>>> die Bar fahren werde.
Bin sehr sehr gespannt auf Cassiers Inszenierung; die drei anderen Abende sah ich noch nicht. Barenboim wird am Pult stehn.
Jedenfalls saß ich in einer Art Herz des Musicals zwischen Musical-Autoren, Musical-Sängern, Musical-Liedschreibern. Völlig andere Welt, ein bißchen aufgedreht einige, aber voll Herz und einer, zugleich, höchst angenehmen Professionalität. Dabei das, ich möchte sagen, edelste Homosexuellenpaar kennengelernt, das mir jemals begegnet ist, vornehm beinahe, distinguiert ohne Arroganz, voll aufmerksamster Interessiertheit gegenüber der Welt, gebildet dabei, vorurteilslos. Ein Kontakt, den ich gerne intensivieren würde. Es gibt wenige Menschen, bei denen ich bisher, nachdem ich sie kennengelernt habe, sagen würde: die Begegnung sei schön gewesen, und zwar dieses „schön“ als ästhetischer Begriff.
Auf der Heimfahrt mit D., dem Schauspieler, über Shakespeare gesprochen und seine Übersetzer und die Arbeit, die seine, D.‘s, Truppe macht, >>>> Shakespeare & Partner; im Juli wird sie auch hier in Berlin gastieren; ich werde ganz sicher hingehn. An der Danziger/Ecke Duncker ließ D. mich hinaus; ich spazierte den Rest und schaute auf ein Letztbier noch bei Nora Frankenberg im >>>> Misirlou, wo sie kellnerint, vorbei.

Also gleich wieder los, die Wäsche in die Trockner tun. Mit dabei Tobias Sommers >>>> „Edens Garten“, das ich ziemlich gerne lese, auch wenn der Text nicht wirklich berauscht oder andere Welten öffnet, sei es sprachlich, sei es durch das Erzählte. So gesehen, ist es gefährlich, vorher >>>> Dauthendey gelesen zu haben. Aber ich bin bereit, von dem bisherigen Text bereitgemacht worden, was eine entschiedene Stärke ist, eine mich verblüffende Steigerung zu erwarten. Sie ist angelegt, so mein Eindruck. Hingegen selbst schreiben werde ich heute kaum oder nur wenig, vielleicht wieder an ein Gedicht gehen. Imgrunde harre ich aus. Harre auf eine Nachricht der Redakteurin, weil ich nun endlich das Gerichtsvollzieher-Hörstück abschließen will. Die Götterdämmerung, indes, wird mich in eine wieder-andere Welt katapultieren.
Und irgendwann wird sicher auch die Löwin anrufen, die derzeit von Wien überhaupt nicht wegkann. Ich meinerseits hatte vorgehabt, mit ihr auf einen neuen Trip in die Serengeti zu reisen, aber dadurch, daß das Gerichtsvollzieherstück vom Sender noch immer nicht abgenommen ist, komme auch ich einfach nicht weg. Ärgerlich.

2 thoughts on “Das Waschtags-, Leküre- und Götterdämmerungsjournal des Sonntags, dem 3. März 2013.

  1. Viel Spaß in der Götterdämmerung. Ich werde sie mir auch ansehen, allerdings erst in einer Woche, am 10.3. Vielleicht ergibt sich dann darüber noch einmal ein Dialog, würde mich freuen.

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