7.41 Uhr:
[Arbeitswohnung. Enescu, Dritte Violinsonate.]
Sehr schönes Fest des neugeschlagenen Chavaliers Delf Schmidt am nun schon wirklich vergangenen Montag abend, >>>> Nachtblende gestern nacht und heute abend >>>> Aggrippina.
Ich brüte über Argos Epilog. Die Arbeit ist derart intensiv, daß ich nicht eigentlich dazu komme, ein ausgefeiltes Arbeitsjournal zu führen, ja bisweilen mag ich’s überhaupt nicht schreiben. Sehen Sie mir das bitte nach. Vielleicht stelle ich im Lauf des Tages einen Auszug aus den Entwürfen dieses Epilogs hier ein. Jetzt muß erst einmal die Löwin geweckt werden.
Guten Morgen. (Kinski trug wirklich noch schönere Hüte als ich.)
Mit dem Epilog stocke ich noch. Aber das >>>> Zwölfjahreshalber geht gut voran, bekommt langsam Klasse.
Dann, ich las etwas über >>>> Żuławski nach, nachdem die Löwin und ich heute früh noch einmal über „Nachtblende“ gesprochen hatten, – dann finde ich etwas, das mich momentan stumm machte. >>>> Immer wieder Selbes, durch alle Jahrhunderte der Kunst:
Dazu die Löwin, trocken: „Aber das weiß man doch, wenn man sich mit Künstlern einläßt!“
„Nachtblende“ habe ich zum ersten Mal gesehen, als der Film herauskam: 1975. Da war ich zwanzig Jahre alt. Bis heute ist er für mich ein Maß für Kunst, und zwar nicht nur des Films.
12.46 Uhr:
…. und soeben kommt von meiner WDR-Redakteurin der Bescheid, jetzt sei alles richtig mit dem >>>> Gerichtsvollzieher-Hörstück. Das ist gleich eine Schütte Steine, die mir da vom Herzen fällt. – Sowie der Sendetermin feststeht, annoncier ich’s Ihnen in Der Dschungel.
16.16 Uhr:
So, die – was den Romantext-selbst angeht – letzte Lektoratstranche ist an den Verlag abgegangen. Jetzt ist, wohl morgen und übermorgen, das Zwölfjahreshalber fertigzustellen und bis Mitte Mai der Epilog zu schreiben. Dann Strich drunter, bis die Fahnen kommen, aber unterm Strich sofort an das neue Hörstück, das zu Neapel.
So der Plan.
Nunmehr ist das Essen aufzuwärmen, bevor es gegen 18 Uhr in die Oper geht.
Ein guter, zügiger Tag.
Nur, wenn auch der Dompteur in Flammen steht.
Das mit den Hüten mag wohl stimmen, doch dafür haben Sie den schöneren Kopf, nicht nur von außen betrachtet.
Oh, aber bis heute empfinde ich Kinski als einen ausgesprochen schönen Mann; selbst seine Exaltationen hatten eine riesige ästhetische Kraft. Und dann sehen Sie sich einmal seinen nackten Körper an. In Zulawskis großem Spielfilm geht das. Jede Bewegung ist die einer Katze, eines Pumas.
Als Schauspieler hat der Kerl was, keine Frage, eindeutig eine Naturgewalt. Ihr Fichte in ‚Meere‘ hat auch etwas Kinskihaftes, etwas Fitzcarraldohaftes mitunter, jedenfalls sehe ich das so.
Fichtes Kinski. Hat mehr Hemmungen als Kinskis Fichte – wenn es den denn gegeben hätte.
Nach kurzer und scharfer Überlegung: ja, so ist es wohl.