Einfach einen Blumenkohl essen. Im Römertopf gebacken. Nichts dazu. Ihn nicht zur Beilage degradieren. Sondern allein seinen Geschmack ehren. Sehr wenig Salz; sonst nur Muskatnuß drüberreiben.
[>>>> Heiligkeit des Körpers.
Holmboe, Achtes Streichquartett.]
Holmboe, Achtes Streichquartett.]
„Ceci n’est pas un chou-fleur.“ Mais un manifeste poétique.
Also ich habe heute Chicoree gegessen, einfach mit Butter in die Pfanne, Deckel drauf, mittlere Temperatur, 20 Minuten warten, salzen = lecker!
(ich habe zwar keinen Borschtsch gegessen, aber rote Beete, das wäre für mich Erde)
Oh ja! Und vor allem auch – symbolisch.
(Rote Beete mit Orangensauce, kennen Sie das? Eine Göttlichkeit.)
Der Blumenkohl ist, in bloß gekochtem oder gratiniertem Zustand und ohne weitere Verfeinerung zubereitet, ein grober oller Stinker – wie auch der Rosenkohl. Deutsche Plumpsküche, wie W. Siebeck zu schreiben pflegte. Mein Rezept für Blumenkohl geht so: den Kohl in ganz feine Röschen schneiden (ca. 1 bis 2 cm groß, auf keinen Fall mehr!), blanchieren, dann in Butter schwenken, ein wenig Salz dazu und mit Safran bestäuben, so daß das Gemüse eine gelbliche Färbung annimmt; noch einmal kurz in Butter durchgeschwenkt und fertig ist ein köstliches Gemüse. Als Beilage vielleicht ein Zander? Dazu passend ein trockener Riesling.
Aber wie auch in der Poetik gehen die Geschmäcker zuweilen in unterschiedliche Richtungen. [Wobei ich die Aspekte der Poetik nicht auf bloße Geschmacksfragen reduzieren möchte.]
@bersarin. Sie haben es nicht verstanden. Den Blumenkohl-allein einen „ollen Stänker“ zu nennen, zeigt, wie sehr entfernt Siebeck bereits von dem gewesen ist, dem er sein Leben verdankt; njun spreizt er sich als ziselierte Bordüre, die nicht weiß, was Achtung bedeutet. Sofern Sie nicht etwas hintertragen, das er so gar nicht gesagt hat. Andernfalls hätte man ihn unangemessen gut bezahlt.
Es geht mir eben n i c h t um die Reduzierung von etwas zu einer Beilage – wobei ich durchaus auch den Zander schätze und einen Riesling aus dem Rheingau allemal.
P.S.: Geschmäcker lassen sich, und müssen es, bilden. Sonst erträgt man den Geschmack keiner Zitrone mehr, ohne sie mit Zucker zu verkleben.
Sie haben es – natürlich – verstanden.
Wer anders kocht: Sich selbst-spreizende Bordüre.
Und auch: Es geht mir nicht um mich… NATÜRLICH NICH.
Es geht…
(pathetische Pause)
NATÜRLICH um das Ganze, um ALLES!
Nicht um vereinzelte Spastis (like me)
–
Löschen Sie es, wenn Sie möchten – aber Ihr Auftritt ist mir jedesmal eine persönliche Freude. (Von Anhängerschaft würde ich nicht sprechen)
Lieber ANH.
Egal was Sie schon begriffen zu glauben haben – es ist immer wieder frustrierend, dem nachzujagen. Selbst, falls man es wollte.
Weder sind Sie offenbar in der Lage, es selbst erkenntnisnah – meint als Ergebnis zu vermitteln – noch ist möglich, in Ihrem sehr selbstbezüglichen Kommentarapparat überhaupt zu ergattern, um was es Ihnen überhaupt ‚grundsätzlich‘ geht.
Nicht schön auch, dass ständig Einträge, die Ihnen offenbar mißfallen, sehr schnell verschwinden. Falls man sich literaturwissenschaftlich mit Ihnen beschäftigen möchte, gibt man es leider – mangels konsistentem Materials – auf.
(Keine Antwort; nur Ergänzung.)
Ich werde deshalb zukünftig einfacherweise an anderen Forschungsfeldern arbeiten.
Alles Gute für Sie
LW
Ich freu mich schon drauf, wenn ich alt genug sein werde, dem Essen eine solche Wichtigkeit zuzumessen – im Ernst. Ich denke, in fünf Jahren bin ich auch so weit.
@LW: Zu andren Forschungsfeldern! Auf, auf denn und geschwind! Aber (zu einem Kommentator ausnahmsweise einmal väterlich gesprochen) es wird Ihr Fortkommen schon erschweren, wenn sie es dort so anonym wie hier tun. Freilich kann man dann folgenloser abschreiben: Meinen Informationen zufolge, erkennt man Leuten, die ihr Gesicht verstecken und ihre „Untersuchungen“ dem Apparat rein aus Verstecken infiltrieren, nur selten einen akademischen Rang an. Das kann sich freilich geändert haben. In jedem Fall ist es Ihr, nicht mein Risiko.
Daß ich einige Kommentare lösche – nicht, weil sie mir mißfielen, von solchen stehen sehr viele weiterhin hier, sondern weil sie hämen oder sonstwie unter Niveau sind -, ist mein Recht. Man darf auch Leute aus öffentlichen Räumen weisen, wenn sie, statt die Toilette zu benutzen, mitten auf den Saalboden scheißen; in privaten darf man das, zurecht, sogar, wenn einem ihr Parfum mißfällt oder, sagen wir, ihr Körpergeruch. Das muß Sie aber nicht verdrießen, denn der Räume gibt es für alle genug.
(Da Sie aber über Materialenge klagen, bzw. über die permanente Veränderung des Materials, wozu Entstehen und Vergehen gehören, so findet, wer mag, hier immer noch mehr als von irgend einem anderen Autor von Rang, und zwar, wahrscheinlich, auf der ganzen Welt. Ich bin mir dessen voll bewußt. Um sich zu überzeugen, dürfen Sie gern einmal >>> dort nachschauen, einfach nur stichprobenhalber. Im übrigen könnten Sie auch, so als Forscher, meine ich, tägliche Screenshots machen, dann bliebe selbst, was der Stoffwechsel tilgt, Ihnen erhalten, und Sie könnten auch daraus noch Ihre Arbeitsthesen formen und auf Stichhaltigkeit untersuchen. Wer weiß, zu welchen Erkenntnissen Sie das führen würde; wenn man die allerdings als gesichert schon mitbringt und nur Belege für sie finden möchte, wird man Belege finden, und zwar nichts als sie.)
Ich hintertrage nichts, sondern ich zitierte. Und wenn ich zitiere, schaue ich (meistens) nach, bevor ich schreibe. Macht nicht jede/r – ich schon. So „coole Sau“- mäßig in den Raum geschrieben.
Geschmack will gebildet werden, er ist nicht voraussetzungslos zu haben und er hat mit Ausbildung und Übung zu tun. Das ist wahr. Das gilt in der Kunst als auch im Bereich der Genüsse. Ich schrieb bei mir im Blog um 2010/2011 herum einige längere Texte zum Geschmack und durfte dazu zudem einen Vortrag an der HGB Leipzig halten. Es handelt sich beim Geschmack, neben dem Begriff des Scheins, um eine der interessantesten ästhetischen Kategorien.
Ich habe übrigens durchaus verstanden, worum es Ihnen ging, da ich mir nicht nur, mich mopsend und lesefaul, das Bild betrachtete, sondern ebenfalls Ihren Text las. Ebenso wenig entging mir die Überschrift „Erde“. Ich wollte mit meinem Rezept allerdings den Stoff bzw. das Autochthon ein wenig in die Form bringen. Der Blumenkohl als solcher ist ohne weitere Verfeinerung fragwürdig, so wie die meisten Dinge im Rohzustand oder im Zustand der ersten Bearbeitung bloß an sich, aber nicht entwickelt und ausgefaltet sich darstellen. (Dies gilt nicht nur fürs Kulinarische.) Das Pure und Reine dieses Gemüses mag für die, welche das Schmecken verlernt haben, gut sein, um des Basalen gewahr zu werden. Das mag, pädagogisch gedacht, richtig sein. Da ich jedoch weiß, wie ein Blumenkohl schmeckt, werde ich ihn sicherlich nicht in Ihrer Variante essen wollen.
Noch näher an der Erde und am „ursprünglichen“ Geschmack wäre es, den Blumenkohl roh zu verspeisen. Aber auch Sie wählten bereits die erste Stufe des Verfeinerns vom Rohen und Erdhaften: das Kochen.
@Bersarin zur „natürlichen“ Form. Sie wissen wie ich, daß es in Der Dschungel sehr viele andere Einlassungen, auch meinerseits gibt, was Form und Formung anbelangt – sogar, was Rezepte anbelangt. Da ich bekanntlich gerne und auch gut, heißt es, koche. Manifeste wie >>>>das dort stehen also in einem Zusammenhang; Ihre Formulierung „um des Basalen gewahr zu werden“ sieht das ja auch. Vergessen wird darin, daß auch der Blumenkohl selbst durchaus längst Form ist, und zwar nicht nur durch seine agrarisch-kulturelle Züchtung, sondern bereits als Erscheinung.
Daß Ihnen Bliumenkohl allein nicht schmeckt, sei dahingestellt; ich für meinen Teil esse keine Leber.