Vier weitere Produktionstage für das Neapel-Hörstück; am Abend des dritten war die Montage fertig angelegt; seitdem höre ich „fein“. Zu den einzelnen Problemen werde ich nachher noch gesondert etwas formulieren.
Jedenfalls keine Zeit und übrigens auch keine Lust gehabt, in Der Dschungel zu schreiben. Das ist entschieden neu. Doch saß ich derart tief in der Hör-Arbeit, daß mir alles andere als Ablenkung vorkam, und abends war ich dann jedesmal ziemlich geschafft. Heute allerdings muß ich sowieso aus Neapel auftauchen; es geht jetzt auch nur noch um Feinheiten, etwa um einen Baßausgleich, von dem ich aber nicht weiß, ob nicht nur mein Verstärker ihn nötig zu machen vorgibt: Hier brach einiges zusammen, der rechte Kanal fiel aus, na ja, ein knapp dreißig Jahre alter Accuphase. Die Löwin dazu gestern: Wo gibt es denn noch Geräte, die dreißig Jahre halten? Da hat sie recht. Ich hatte auch schon im Berliner >>>> Audio-Forum angerufen; das sei bereits das dritte Gerät dieses Typs, das in dieser Woche zur Reparatur, bzw. Wartung angekündigt worden sei: „Das liegt jetzt in der Luft. Reiner Verschleiß. Bringen Sie das Gerät einfach vorbei und rechnen mit Kosten von 200 bis allerhöchstens 400 Euro.“ Was sich für den Accuphase allemal lohnt; abgesehen, ähm….: „-lauscht“… von Röhrenverstärkern habe ich niemals einen auch nur annähernd guten Klang bei Verstärkern gehört; für meine Zwecke aber eignet sich der mulitfunktionale Accuphase mehr als die Röhre, so sehr ich auch immer mal wieder mit dem Gedanken an eine entsprechende Anschaffung gespielt habe; zudem wäre sie extrem teuer: Normale Leute kaufen sich für solch ein Geld Motorräder von Kawasaki. Doch bekanntermaßen bin ich nicht normal.
Heute also lasse ich das Neapel-Hörstück einmal liegen, jedenfalls bis zum Abend, und widme mich anderem, das ansteht – etwa der Vorbereitung der am kommenden Dienstag stattfindenden >>>> Argo-Präsentation in Stuttgart; dafür sind vor allem die Annoncements zu schreiben, sowohl in Der Dschungel als auch bei Facebook. Derweil, jetzt, sind die Neapel-Dateien (1780!! hat mein System vermeldet: mehr als 64 GB ) auf der Sicherungsfestplatte ge„backupt“. Das wurde dringende Zeit, denn zu den Problemchen mit dem Verstärker brach auch noch mein internes Netzwerk zusammen. Freund M., der gestern wegen einer anderen Veranstaltung hierwar, nämlich wegen der Vorbereitung des Berliner Anderswelt-Festes im November, sah sich den Zweitcomputer an, sah durch die Systemstruktur, schüttelte schließlich den Kopf: „Da mußt du das System völlig neu aufsetzen. Hast dir irgendwas eingefangen, das den Explorer zerschlagen hat. So kann das Netzwerk gar nicht funktionieren.“ Also das Ding aus dem System genommen und die Sicherungs-Festplatten nunmehr direkt mit dem Hauptcomputer verbunden. Riesiger Kabelsalat. Dafür, ein neues System aufzusetzen und das Netzwerk wieder aufzubauen, habe ich keine Zeit; aber ohne Zweitsicherung zu leben, kann ich mir nicht leisten. Und weil ich schon mal dabeibin, sichere ich jetzt auch sämtliche anderen Dateien zusätzlich; das kann allerdings gut „nebenbei“ laufen.
À propos Facebook: Die, tja, man kann es nicht anders nennen als Feindschaft mir gegenüber: sie hat eine neue Qualität „gewonnen“. Mir wurde das klar, nachdem mir >>>> Gogolin am Telefon versicherte, wie leid es ihm tue, daß meine >>>> Berliner Argo-Präsentation nicht stattgefunden habe. „Wie bitte?“ fragte ich gegen. Die h a b e stattgefunden! „Aber Sie haben mir doch über Facebook die Nachricht geschickt, daß Sie sie abgesagt haben…“ „Nein, das habe ich gewiß nicht. Es war auch irre voll, ich war wirklich überrascht.“ – Und gestern erzählt mir Freund M. dasselbe; auch ihm hätte ich eine entsprechende Nachricht geschickt. Offenbar also sabotiert mich jemand über Facebook, wie auch immer das geht, indem er – oder sie – die entsprechenden Nachrichten in meinem Namen verschickt. „Da hat jemand dein Paßwort gecrackt“: so M. „Ändere es… aber sofort!“ – Getan. Doch die „Sache“ selbst ist bemerkenswert und paßt ziemlich gut zu >>>> dem da. Wobei es immer nur im meine Person geht, also der Ausdruck von extremer Antipathie ist, wenn jetzt sogar semikriminelle Wege beschritten werden, um mir zu schaden; dabei geht es gar nie um meine Arbeit. Nie werden die T e x t e zum Gegenstand der Kritik, ja, man scheint sie überhaupt nicht wahrzunehmen. Will sagen: Sie sollen nicht sein. Dazu paßt, daß Buchhändler, die sehr wohl von Vertretern besucht worden sind, Kunden, die Argo kaufen wollen, erzählen, sie kennten das Buch überhaupt nicht; sei das denn überhaupt erschienen? Entsprechend wächst grad mal wieder meine Besorgnis, daß ebenfalls >>>> dieser Roman von der Kritik ignoriert werden wird. Wenigstens gibt es jetzt die Besprechung bei >>>> Volltext. Ganz allgemein aber hat die öffentliche Reaktion auf mein Werk etwas von einer ungeheuren Verleugnung; weniger hartgesottene Menschen als ich würden darüber eine satte Paranoia entwickeln; das „Ding“ mit Facebook ist da nur noch ein Geschmäckle obendrauf. Ich bin mir sicher, daß diese Vorgänge, wenn ich denn endlich einmal tot sein werde, die Literaturwissenschaftler ziemlich beschäftigen werden: Was ist dem vorhergegangen, daß man einen Autor zu seinen Lebenszeiten, und sein unterdessen riesiges Werk, ausstreichen wollte? Was schien das nötig zu machen? Welche Ängste wirkten, ja welch eine deutlich an Haß reichende Panik ging da um? Tatsächlich bin ich einigermaßen hilflos, muß aber eine scharfe Kontinuität konstatieren, die bis in meine Jugend, ja Kindheit zurückreicht. Alle Gruppen, seit je, scheinen mich als einen Fremdkörper empfunden zu haben, den man abstoßen muß, wie um sich nicht – ich schrieb das schon in anderem Zusammenhang – zu infizieren. Als rennte ich mit entsichertem MP herum und bedrohte die Leute. Dabei bin ich nur ein Dichter. Der aber rasend gerne lebt. Vielleicht ist ja grad das der Skandal.
Guten Morgen.
(8.55 Uhr.)
(12.05 Uhr.)
Parallel ein kleiner Email-Wechsel mit >>>> Uwe Schütte wegen der Stuttgarter Dienstags-Veranstaltung. Gepackt ist bereits alles; ich will morgen früh um fünf nochmal ins Studio fürs Training und um sieben, kurz nach sieben Uhr zurücksein; dann der Aufbruch nach, erst einmal, Wiesbaden.
Also aufstehen um halb fünf; das bedeutet: in einer dreiviertel Stunde zu Bett. Immerhin: geschafft, was zu schaffen w a r. Na gut, die Erzählung der vergangenen drei Hörstück-Produktionstage stehen noch aus. Ich werde sie morgen im Zug formulieren.
Oh, die klingt aber gut, diese mp3!
(22.16 Uhr.)
Ich will nicht aufs stille Glück im Winkel verweisen und dem eher Abseitigen, das andere Pfade beschreitet, das Wort reden, denn Sie müssen bzw. wollen nun einmal von der Literatur leben, und in solchem Zusammenhang ist es mehr als schlimm (wenn man nicht gar das Wort „Mobbing“ gebrauchen kann), wenn einen der sogenannt Betrieb ganz bewußt schneidet. Armut ist nun einmal kein Glanz von innen. Die Ursachen für diese Ablehnung durch den Betrieb würden mich freilich schon interessieren. An der Qualität Ihrer Texte kann es gewiß nicht liegen. Es gibt so viel Schlechtes oder zumindest Mittelmäßiges, das von den Verlagen, die in der ersten Liga der Belletristik spielen, hochgetrimmt wird. (Vom seinerzeit inszenierten Deutschen Fräuleinwunder mal ganz zu schweigen.) Ebenfalls kann Ihr Roman „Meere“ samt dem Prozeß nicht den Ausschlag für diese Ablehnung gegeben haben. Sicherlich stampft, ökonomisch gesehen, kein Verlag ein Buch gerne ein. Aber Maxim Biller erging es ähnlich, geschadet hat es ihm nicht. Im Gegenteil.
Kürzlich habe ich mir Ihre Anderswelt-Trilogie sowie „Wolpertinger oder Das Blau“ angeschafft. „Meere“ sowie ihre Essay-Bände harren ebenfalls. Nun stehen so viele Bücher von Ihnen bei mir im Regal, daß ich nicht mehr weiß, mit welchem ich im November anfangen soll. Zumindest werde ich hier in ihrer Dschungelwelt eine Link hinterlassen, wenn ich über eines Ihrer Bücher schreibe. Was ich beim groben Blättern im „Wolpertinger“ sah, gefiel mir ausnehmend gut und fesselte sogleich meine Phantasie. Ein Buch, das mit den Geistern und dem Gespensterwesen beginnt, kann nicht falsch sein. Aber diese meine warmen, herzlichen Worte sind für Sie sicherlich kein Trost.
Was diese Facebook-Angelegenheit betrifft, so ist das juristisch relevant. Und dorthin würde ich es auch delegieren.
@Bersarin. Vor den Andersweltbüchern mit dem Wolpertinger anfangen, weil jene ihn in gewissem – oder wolpertingersch gesagt: in ungewissem – Sinn fortsetzen. Das wäre meine Empfehlung, die aber, je nach Mentalität, genau die falsche sein kann. Meere wiederum liegt auf einer völlig anderenm ästhetischen Linie. „Normalerweise“ empfehle ich als „Einstieg“ die in der Originalausgabe „phantastischer Bericht“ genannte Sizilien-Erzählung (dtv machte dann, aus verkäuferischen Erwägungen, „Roman“ daraus, was gleichwohl falsch ist) oder aber die kleine Novelle Die Orgelpfeifen von Flandern. Bei beiden Büchern hat man nicht gleich solche, sagen wir, Ziegel im Gepäck.
(Der Unterschied zwischen Biller und mir besteht darin, daß er noch aus Tempo-Zeiten immer eine Gemeinde hatte, zumal er, ganz anders als ich, sowohl einen im Betrieb favorisierten schlichten Realismus als auch den Pop vertritt. Ästhetisch stehen wir geradezu der eine am Nordpol, der andere in den Tropen. In den öffentlichen Diskussionen der Buchverbote hat das eine riesige Rolle gespielt – so weitgehend, daß in mehreren Publikationen zu den Verfahren Meere gar nicht mehr vorkommt, Esra aber sehr wohl. Das Meere-Verbot ist, so gesehen, gelungen, obwohl mein Roman längst wieder – wenn auch, allerdings nur leicht, modifiziert – erhältlich ist, anders als Billers.)