Where the hell is S. Helena (2)? PP156 (2): Der Fünfundzwanzigste auf dden sechsundzwanzigsten Tag der Großen Fahrt zur See. Geschrieben am Sonnabend, dem 26. April 2014.

(9.16 Uhr, i.e. 11.16 Uhr Ihrer Zeit.
MS Astor, oberes Achterdeck.
12º30‘ S/9º30‘ W.
Kurs 353º N.)

Wir nähern uns dem Äquator, und es ist endlich, und zwar „wirklich“, warm geworden: Keine Rede mehr von Pullovern und Schals am Abend, geschweige denn Morgen. Ich mag auch nicht mehr in der Kabine tippen, auch wenn draußen das Licht so hell ist, daß ich die Augen zusammenpetzen muß, um auf dem Bildschirm etwas zu erkennen. Ich schreibe darüber hinaus auch nicht, wie eigentlich vorgehabt und worauf ich mich mit entsprechendem Equipment vorbereitet hatte, am Ipättchen, sondern am Laptop, weil dessen Bildschirm matt ist, was unter der Sonne die Erkennbarkeit nicht ganz zu kompliziert macht, wie wenn man gegens eigene und das Spiegelbild seiner Umgebung angucken muß.
Des weiteren habe ich mich gestern nacht entschlossen, fortan erst einmal nur die Texte zu verfassen und ohne Bilder einzustellen. Ich war jetzt während dieser Reise sechsunddreißig Stunden lang im Netz, das sind fast anderthalb ganze Tage, die dabei meistens mit nichts als oft vergeblicher, zumal sehr teurer Warterei gefüllt wurden, weil sich Bilder nur extrem langsam hochladen lassen, und zwar auch dann, wenn ich ihre Auflösung sehr verkleinere. Es soll jetzt also, jedenfalls anfangs, meine Kunst zu schildern langen; später über den Tag werde ich jeweils versuchen, Bilder nachzuliefern. Tut mir leid, aber es verging schon so viel vergebliche Zeit, die ich anders hätte nutzen können; das kostet mich Nerven und Stimmung.
Wir nähern uns, schrieb ich, dem Äquator. Übermorgen, nach dem Halt vor Georgetown/Ascension, werden wir ihn überfahren. Ich habe eine riesige Lust, da einfach von dem Schiff zu springen und über ihn hinwegzuschwimmen. Aber man würde mich dann am nächsten Hafen von Bord weisen. Es gibt freilich Kapitäne, die, erzählt gestern James, am Äquator anhalten lassen, die Beiboote wassern, und von denen aus darf dann geschwommen werden. Nach Character der hiesigen Hierarchie wird das für uns nicht geschehen.
Immerhin bin ich gestern auf S. Helena geschwommen, das sich, wie >>>> dort /?p=1655 zu sehen, morgens aus dem Dunst hob; wir mußten ankern und wurden mit Tenders an Land gebracht; S. Helena hat nicht eigentlich einen Hafen, sondern nur einen Pier, vor dem in auch dafür gebührendem Abstand, die Fischerboote dümpeln, meist indes flache Kähne, flach genug, um sie tatsächlich bis zu diesem Kai zu bringen. Den ganzen Tag umschipperte uns so ein Kahn, besatzt mit drei in blaue Overrolls gekleideten Männern, die nichts anderes taten, als unser Schiff zu fotografieren, von einer jeden möglichen Seite, deren es freilich nur zwei plus scharfem eleganten Bug und der Achterbreite gibt.
Das Meer war strahlend türkisblau und überflogen von Pärchen hellweißer Vögel, die aussehen, als hätten sich Möven und Schwalben gekreuzt; wie Mauersegler segeln sie auch, sei es im, wie ich beglückt beobachtete, dauernden Liebesturtelspiel, sei es, daß sie jagen. Die Art ist, ich fragte an Land, „Trophy“ genannt, eine Verkürzung von Red-billed Tropicbird. Die hochgewandten Flieger von etwa zwei Handspannen Länge, der Schlankheit aber eines Beguettes schießen, wenn sie fischen, ins Wasser hinab, packen, schießen draus wieder hervor in einer Anmut, die uns den Atem raubt. Ich bin nicht das, was man ernstlich einen Vogelliebhaber nennen könnte, abgesehen davon, daß ich vernarrt in Spatzen bin, aber diese Vögel besegelten mein Herz und nisten nun darin.
S. Helena ist, was man auch sofort sieht, vulkanischen Ursprungs; schroff und in schrägqueren Schichten klifft die Insel zum Meer hinab. Da sie sehr viel, was ich auch gleich erleben durfte, Regen hat – einen schüttenden plötzlichen, der die kleinen Straßen wahrhaft überschwemmt -, ist sie vor allem im Inneren kräftig begrünt, teils tropisch mit Palmen und Farnen, teils europäisch, wobei die eingeführte Vegetation die endemische fast völlig verdrängt hat. Man fängt jetzt gerade an, die eigenen Pflanzen zu schützen; nett dabei ist, daß der öffentliche Wachschutz auch am Hafen, auch die Begleitung der Grenzbeamten, „Biosecurity“ genannt ist; so ist das auf die TShirts und weißen Hemden gestickt.
Es gibt einige Weiße, aber der Großteil der nur geringen Bevölkerung sieht nach indischem Ursprung aus, Inder, die die mit Schwarzen vermischt haben, auch kreolisch kam manches mir vor. Nicht freilich die Straße des Orts, der flach ist, übersichtlich, verschlafen mit ein paar Magazinen, die einen in ihrer Bescheidenheit anrühren, und mit dem Ruch vergangenen historischen Glanzes, vornehmlich, weil Napoleon Bonaparte, der von Elba hatte, um noch einmal auf Europa loszumarschieren, pfiffig noch entkommen können, hier sein Exil verbrachte und auch hier starb. Das Paradies als Gefängnis. Sein Unterwerfer, Wellington, besitzt eingangs des Hafenstädtchens Jamestown eines der Häuser mit Plüschsalon und Entrée; er sei hierher aber nur mal zu Besuch gekommen, erzählte mir die beaufsichtigende Dame des Hauses.
Nun war mir nicht nach Geschichte, auch wenn ich Bonaparte einigen Respekt zollen muß; ohne ihn gäbe es kein Bürgerliches Gesetzbuch oder es sähe anders aus, und dieses, ob man will oder nicht, ist die Grundlage eines jeden modernen Rechtsstaates. Mir war nach dem Meer und seiner hier kristallklaren Tiefe. Also informierte ich mich, spazierte ins Tourist Office, die nette dicke Frau griff sofort zum Telefon, rief die Tauchstation an; ja, er möge etwas warten, man werde mich abholen.
Ich wartete.
Unterdessen kamen nicht nur Astor-Passagiere, „individuals“, die meisten indes waren längst mit dem gecharterten Bus landeinwärts gefahren, sondern auch Sam mitsamt anderen, mir unterdessen Freund gewordenen Menschen der Crew, wir rauchten auf der Piazza, Linksverkehr, aufpassen, guckten in zweidrei Geschäfte, versuchten vor allem, Geld zu tauschen: Australien-Dollars („Aussies“) in Saint-Helena-Pounds, aber Euros wurden lieber genommen, überdies war der Kurs dafür besser. Selbst US-Dollars, was ich – wirtschaftlich, aber besonders politisch betrachtet – als angemessen gerecht empfand, mochte man nicht gar so gerne nehmen. Für die vielen Australier freilich, die diese Reise machen, ist die Skepsis gegenüber ihren Dollars schon ein wenig kränkend. Immerhin, sie werden sie los, wenn auch nicht immer, ohne daß jemand eine Augenbraue hochzieht, weil es nämlich bei jeder australischen Banknote ein Fläch‘chen gibt, durch das man, wie durch ein Püppchenhausfenster, durchgucken kann. Das stimmt auch solche mißtrauisch, die Transparenz eigentlich lieben: zumindest kommt niemand umhin, ein kleines bißchen amüsiert zu sein. Hingegen das Saint-Helena-Pound absolut konservativ daherkommt, man könnte es für eine wirklich britische Note halten, was sie trotz der Queen darauf nicht ist.
Gut, wir wollten also tauschen, aber es gab nur eine, wie in einem Wildwest-Ort aus Filmen, kleine Bank mit ein paar in Edelholz polierten Schaltern; indes hatten sich gestern leider zwei Drittel der Bevölkerung dahin aufgemacht, und nun stand draußen eine Schlange, echt britisch, bis fast zur Piazza hin. Formulare, selbst Überweisungen, werden per Hand ausgefüllt, all das braucht viele nicht so sehr britische denn afrikanische Zeit. Und wie wir nun so standen – es hatte sich über den Bergen dunkel zusammengezogen -, ging der Wolkenbruch nieder. Brausend strömte das die komplett überschwemmte Straße entlang. Wurde aber nicht kühl, wir sind ja nun endlich in den Tropen; man muß nur auf die Technik achten, die man so bei sich trägt, wenn man ein Hörstück produzieren will.
Dann war der Spuk vorbei, unmittelbar, als hätt ihn jemand weggepfiffen, und die Sonne prallte erneut. In nicht einer Minuten waren wir Durchnäßten komplett wieder trocken. Den Schädel schützen, dachte ich und zog meine weiße Gebetsmütze drüber, die ganz genau nur ihn bedeckt. Wir hatten es jetzt auch zum Schalter endlich hingeschafft. Kritisch lugte die dunkle und aparte Frau durch den australischen Schein.
Zurück zum Tourist Office. Mal gucken, ob mein Tauchführer eingetroffen. Nö. Nix. Rauch ich halt noch eine, setzte mich auf die Stüfchen. Dann kam die Dame heraus, es tue ihr leid, Anthony – so heißt der Inhaber der Tauchstation, die aber gar keine ist, sondern man fährt mit Booten hinaus und läßt sich dann in Rückwärtsrolle in See -, Anthony also sei mit seiner ersten Gruppe grad erst zurückgekommen, und nun habe er erfahren, daß ich bereits um eins wieder den letzten Tender nehmen müsse; da reiche die Zeit nicht.
Ach, ich war enttäuscht. Aber selbstverständlich hatte er recht, zumal in diesen Gewässern strömungshalber streng konservativ getaucht werden muß; ein bißchen Einführung, auch für Erfahrene, ist nötig. Leicht ärgerlich war nur, daß, hätte ich‘s vorher gewußt, ganz sicher zu Bonapartes Grab aufgebrochen wäre. Hätt ich auch jetzt noch tun können, aber es gehen keine Busse, auch keine Minibusse, jedenfalls nicht gestern, und Taxi zu fahren ist, der sehr hohen Benzinpreise wegen, ausgesprochen teuer; der Grundtarif liegt bei 15 SHD, das sind knapp zwanzig Euro. Darauf dann die Fahrtzeit. Nein, übersteigt entschieden mein Budget. Allein wegen der hohen Internetkosten muß ich vorsichtig sein, mach auch alle zweidrei Tage einen kompletten Kassensturz. Vor allem will ich finanziell Luft für meine Taucherei haben. Denn mittags schließlich – wir hatten die Laube eines Restaurants gefunden, geplaudert, Bier getrunken und die jungen Frauen vor allem ein WiFi gehabt, um mit Mutter und Freund, daheim in Ukraine und Moldawien, zu sprechen; die jungen Männer hingegen, beherzt, griffen in riesige Hamburgers und mampften – , mittags also schließlich, ich war zum Tenderboot aufgebrochen, auch noch ein bißchen geschlendert und, gleich neben der Mole, Zeuge eines schulischen Staffelschwimmens von Jungen geworden, in dort dem abgezäunten Swimmingpool – herrliche Atmos hab ich davon – – , – mittags traf ich Anthony dann persönlich. Es war ein ebenfalls, sagen wir, „kreolisch“ wirkender, nicht sehr großer, aber schulterbreiter Mann, der da die Tarierwesten schleppte, noch die Atemflaschen daran, und sorgsam an die Kaimauer lehnte. Selbstverständlich wußte ich noch nicht, daß er es war, aber Taucher sprechen sich an, stellen sich vor, sind immer sehr schnell vertraut. Klar, unter Wasser ist einer immer potentiell des andren Lebensretter. „Ah, du warst das, der angerufen hat! Ja, es tut mir leid, aber ich habe erst zu spät realisiert, daß so wenig Zeit ist. Wo fahrt ihr denn als nächstes hin?“ Ich: „Georgetown.“ „Wann kommt ihr an?“ „Übermorgen mittag.“ „Na, dann ist das doch einfach. Schick mir eine Email, und ich arrangiere, daß man dich dort gleich am Pier abholt. Dann könnt ihr hinausfahren.“ Er gab mir seine Visitenkarte mit der Netzadresse. „Da ist aber noch jemand, der gern möchte. Nur hat er keine Linzenz.“
Anthony schüttelte den Kopf. „Keine Chance“, sagte er. „Das ist kein Schnuppertauchen, wir sind immer gleich weit draußen oder an Küstenstrichen ohne Ausstieg.“ Ich habe dennoch, vorhin in der Email, noch einmal für den Freund zu intervenieren versucht, zumal es noch jemanden gibt, ohne Lizenz auch der, der mittauchen möchte. Vielleicht wird sich für die beiden doch noch etwas ergeben. Ich selbst jedenfalls, von heute aus morgen, geh von Ascension aus ins Boot.
Der kurze Ausflug auf die Insel endete mit einer Wahnsinnslust auf Meer und Darinsein. Zwei der Crewleute waren es schon, nämlich drin, ich konnte mich nicht halten. Links von uns tuckerte das Tenderboot im Leerlauf, die ersten Passagiere stiegen schon ein. Also raus aus Hemd und kurzen Jeans und aus den Schuhen, macht mir nix aus, im Boxerslip zu schwimmen, auch wenn der nach jedem Kopfsprung tief unten in den Kniekehlen hing. Ich wär auch nackt reingesprungen.
Warm, tiefwarm und salzig. Hellblau, man sah bis zum Grund. Schon Anthony hatte von an die dreißig, fünfunddreißig Metern Sichtweite gesprochen, unter Wasser. Ich tat ein paar wie erlöste Züge. „Und was sieht man?“ Ich fing zu kraulen an, drehte mich, schraubte mich, vor purem Wohlbehagen, durch die See wie ein Otter. „Du siehst hier alles, große Rochen, Delphine, auch Wale, aber nicht um diese Jahreszeit. An den Küsten Muränen und riesige Fischschwärme. Natürlich keine Korallen, aber alles andere. Auch Haie, klar. Und Ascension, das ist wie hier.“ Da war ein erster von der hohen Kaimauer, zehn Meter vielleicht zur Meeresoberfläche, mit sprintendem Anlauf hinein. Riesiger Platsch. Die Passagiere knüllten sich, sahen zu. Sam kam, sah‘s, kletterte sofort, das Tenderboot wollte los, „wartet!“ – und ebenfalls Platsch. In<> der Jeans. Tropfend saß er dann neben mir im Boot, Bächlein uns zu Füßen.
Und schon verschwand sie wieder, die Insel, in ihrer Vergessenheit. Auf dem TShirt eines Bewohners war zu lesen gewesen: „Where on earth is S. Helena?“ W e i t e r entfernt h a t Bonaparte nicht verbannt werden können. Von hier, in der Tat, gab es kein Entkommen. Selbst wenn er frei herumlaufen durfte und wahrscheinlich oft, mit einem Fernglas, auf die Meeresweite hinausgeschaut hat, dorthin, wo, irgendwo, seine Heimat lag: das große Frankreich, das wirklich das Seine gewesen.
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Und am Abend wurde Geburtstag gefeiert, der Sopranistin Dreißigster, wie die offizielle Version lautet, daß sie es geworden. Die inoffizielle wird hier verschwiegen; auch wenn ich ein Causeur bin, so bin ich doch diskret. Die Astor Lounge trompetete, die Leute klatschten im Marsch, Happy Birthday wurde gesungen, der Schiffsbauch bebte; später saßen wir in kleinerem Kreis, ich ließ einen Korken knallen, er schoß in den dunkeln Himmel hinauf. Wir tanzten quer übers Achterdeck, wenige, zehn Leute vielleicht, noch vier Passagiere, die mit uns aufgeblieben waren. Dann ging‘s in die Crewbar hinab, wohin ich aus Gründen, die Sie bereits kennen, besser nicht mitging. Ich will ja nicht ausgesetzt werden. Ein Albanson Crusoe hat mit Sicherheit ein noch schlechteres Internet als ich. Sozusagen ging ich also Ihretwegen nicht mit, und, klar, weil ich nicht möchte, daß jemand meinetwegen Schwierigkeiten bekommt. Mein Bleiben ist ja nur begrenzt, für alle anderen, auch wenn ihre Verträge immer terminiert sind, ist das Leben an Bord der Beruf.
Immer begrenzt: auch das muß man wissen. Die Mannschaft eines Schiffs ist nicht die bleibende seine; sondern selbst der Kapitän ist Kapitän auf Zeit. Die Reederei heuert an für festgelegte Fahrten und Termine. Heuert die Zimmerleute an, die Bäcker, die Köche, den Arzt, das Dienstpersonal, die Zimmermädchen, bzw., was zeitgenössisch weniger falsch ist, Zimmerfrauen, die Offiziere, den Hotelchef usw. – all die Berufe, vom Arbeiter bis zum Manager, die ein einzelnes Schiff genau so braucht wie jede andere einzelne Welt und sei‘s die ganze unsere.

(10.52 Uhr.)
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Aus dem schwarzen Notibuch,
dem mit dem Goldschnitt:


Die nächsten neuen Planken werden eingezogen. Starboards wird achtern die Reling neu poliert.
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Chopin im Captain‘s Club. „Ja, setz dich durch, junge Frau!“
Wie erholsam, wenn einem Musikstück einmal k e i n durchlaufender Beat untergehämmert wird!

(Sie selbst sagt, sie sei nicht schnell. Dafür hat ihre Langsamkeit etwas eigen Schwebendes. Ich würd gern ein Gedicht auf sie schreiben wie vor anderhalb Jahren >>>> auf die Tänzerin.
Ihr scheues, scheuendes Lächeln, jedes Mal, derselbe unsicher beschirmte Blick, wie wenn sie zur Geigerin zur nächsten Stückauswahl aufblickt: suchend. Verszeile: Nie sah ich solch suchenden Blick.
Wie ihr stets nach einiger Zeit des Spieles von der rechten Ferse der Pumps-Riemen rutscht.)

Im Hörstück dieses Klavierspiel mit den störenden Schwätzern verschneiden.

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Über der See schwankte der volle Mond wie ein am Kinderarm getragener Lampion. Mit ihm schaukeln die Wolken.
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Ebenfalls Hörstück: Lanmeister von außen sehen, ihn beobachten und dann erst, nach und nach, seinen Blick übernehmen. Indessen die besondere Schwierigkeit meines Romanes darin besteht, Menschen, die wirklich völlig anders sind, ihr Eigenes zu geben, indem man sie umschreibt. Auch sie müssen wahrgelogen werden.
*

Im Schiffsbauch: „Ich bin heute noch gar nicht draußen gewesen.“ Die Leute in der Küche, wurde mir erzählt, sähen quasi niemals das Tageslicht.
*

Der ganze Himmel ein einziger Regenbogen!
*

Lanmeister, der in die junge Pianistin verliebt ist, aber die Perspeltive, von allem Anfang an, des Verzichts einnimmt, sie annimmt, als wäre eben s i e seine Geliebte.
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Eines der wesentlichen Motive bei Henry James: die moderne, meist junge Frau, der die Männer nicht eigentlich gewachsen sind.
*

Jacob‘s Ladder.
*

Wie schwierig lange ununterbrochene Seetage für die Crew sind. Daß die Zimmermädchen, der Dienstzeiten wegen, quasi niemals von Bord gehen können, es sei denn, wir ankern einen ganzen Tag; dann, vielleicht, haben sie für zwei Stunden Landgang. So segeln sie zwar um die Welt, aber sehen sie nicht. Die Souvenirs, die sie später mit heimbringen, haben ihnen vom Land oft die Passagiere mitgebracht oder Kollegen anderer Dienste. „Sie hat mich umarmt vor Glück, daß ich an sie gedacht habe“, erzählte gestern C.
*

Ich sah die Fußsohlen der Schlafenden
Alle Körper verwesen
Wie geht das, zerfällt das
In Indien meint man, dem zu entgehen
und recht die verkohlten Knochen zusammen
Die Schlafenden aber schlafen mit offenen Mündern
Selbst wo sie sich sonnen
Wie hängende Mumien, die liegen
und verdorren in den Nischen
(…)
*

Lange, sehr lange sehe ich von hinten die riesigen Ohren eines alten Mannes an, verwundert, erschrocken. Und ich dachte: ich verstehe diese Ohren nicht. Was aber versteh ich denn?
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An Do denken. Heute vor zweiunddreißig Jahren, Philosophicum Frankfurt am Main, Raum 309.
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2 thoughts on “Where the hell is S. Helena (2)? PP156 (2): Der Fünfundzwanzigste auf dden sechsundzwanzigsten Tag der Großen Fahrt zur See. Geschrieben am Sonnabend, dem 26. April 2014.

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