[8.15 Uhr, Arbeitswohnung. Gabriel Fauré, Klavierquartett op.15.] Heute morgen >>>> klappte es, nachdem ich über den angefangenen Zeilen des Dithyrambos II zweieinhalb Tage lang an den Laptoptasten geknabbert habe. Es ist allerdings auffällig, wie sehr mich, als poetisches Thema, Sexualität wieder zu interessieren, nein, mich neu einzunehmen vermag. Nachdem >>>> das Sterbebuch abgeschlossen ist, so daß es da nur noch um stilistische Fragen gehen wird, also nur noch um Handwerk. Es war offenbar ganz gut, mit >>>> Montale zu beginnen. Da ich nun nicht mehr Lanmeister bin und offenbar noch ein wenig viel zu leben vor mir habe, dreht sich der Blick aufs Lebendige zurück. Zum Beispiel, wenn heute abend Barenboim >>>> zum ersten Mal Puccini dirigiert. Und ich darf dabeisein. |
Um fünf pünktlich auf. Etwas verlangsamt vor mich hingesonnen, Rhythmen durchgemumelt an der Pavoni. Geguckt, ob das Netzwerk noch steht. Und vorabends tatsächlich angefangen, Pornos zu ordnen, nach „Themen“. Danach und dabei mit der Löwin telefoniert, die sich eine freche Bemerkung darüber so verbiß, daß sie sie sich nicht verbiß: weil ich später wieder mit Amélie essen würde, um neues aus dem Bordell zu erfahren. Was in der Tat spannend war und mich immer mehr über einen Prostituiertenroman nachdenken läßt, wobei „Prostituierte“ ein ziemlich falscher Begriff ist; er vermittelt aber auch gar nichts von den Lust und dem sogar momentanen Glück, das einigen Frauen in diesem Gewerbe widerfährt – etwas, das in der gegenwärtigen Prostitutionsdiskussion fast überhaupt nicht erwähnt wird: die Kategorie des Erfülltseins. Inwieweit sie anwendbar wird, hängt meinem Eindruck nach von der Intellektualität der Frauen ab, und selbstverständlich von ihren als frei empfundenen Willen. Ich meine eben nicht den Straßenstrich, meine nicht die oft aus Euopas Osten stammenden ausgebeuteten und mißhandelten Frauen, die ins, mit Bloch gesprochen, „Hauptbuch des Kapitalismus“ gehören. Sondern solche mit akademischem nicht nur Hintergrund. Allerdings mag es sein, daß die Szenen stark variieren, je, ob es um BDSM-Neigungen geht oder nicht. „Es ist immer die gleiche Mechanik“, sagt Amélie, „aber jedesmal völlig verschieden gefühlt, um ganze Dimensionen getrennt.“ Ich lege meine Hände auf ihre Schläfen. „Da drin“, sage ich, „findet es eigentlich statt.“
Was mich auf Die Brüste der Béart zurückbringt. Überhöhung, ja. Sie ermöglicht den Lustgewinn aus ihrem Bruch. Überhöhung, Demütigung, Überhebung: ein extremer Spannungsbereich. Ohne Überhöhung fiele er weg, nein, fällt er weg. Also weniger Lust, statt dessen mehr oder minder beruhigte, stillsetzende Norm. Was gesellschaftlich derzeit opportun ist. Im selben Maß aber drängen die Undergrounds herauf. Denn wo Gefahr ist, >>>> Hölderlin (Denn wo Gefahr ist, ist Hölderlin auch.) Man macht sich keine Vorstellung, wie verloren manche Menschen in ihre Sehnsüchte sind und wie erlöst, wenn sie ihnen einmal erfüllt werden (wie furchtbar, andererseits, die Ersatzhandlungen würden, würden sie es niemals – etwas, das die gesamte Prostitutionsdiskussion ebenfalls unterschlägt: die Wi(e)derkehr des Verdrängten. Man könnte von einer absichtlichen Verbrechensbewirkung sprechen).
Den Spannungsbereich deutet >>>> der Dithyrambos an: die sich schließlich extrem Entblößende führt, und der Aeropag erstarrt. Was nichts anderes bedeutet, als daß seine längst vorhandene Erstarrung einfach nur sichtbar wird. Das Sichentblößen bewirkt die Entblößung der Betrachter. Eben diese Doppelbindung, bzw. der Wechselwirkungsprozeß soll ausgehebelt werden. Darum will die gegenwärtige Moralpolitik Komplexitäten unsichtbar machen. Wogegen es sich wirklich nur mit innerem Feuer vorgehen läßt; Pragmatismus versagt daran. Ohnedies mag er zwar das Leben, wie man so sagt, „einfacher“ machen, was kommod meint, aber er beraubt uns um die großen Räusche, um die Extasen: kurz: flacht die mögliche Fülle.
Weil nun jeder Rausch tags darauf den Kater kennt, den ein guter Rausch immer aber wert ist, wird in den Brüsten der Béart auf den zweiten Dithyrambos (der erste ist >>>> Angelina Jolie gewidmet), eine „Klage“ folgen. Nur bin ich mir unsicher in ihrer Benennung. An sich hieße ich sie gerne >>>> ein Lamento, doch hat der Begriff im Deutschen einen unguten Bedeutungshof, im Sinn von (ständig) lamentieren; in der Mehrzahl, lamentationes, ist das interessanterweise nicht so. Jedenfalls ist ein jammernder Ton unbedingt zu vemeiden, weil die von mir geführte Klage zugleich ein J‘accuse! sein muß, Anklage. Die hat ebenfalls con fuoco geführt zu werden.
Was mich auf Die Brüste der Béart zurückbringt. Überhöhung, ja. Sie ermöglicht den Lustgewinn aus ihrem Bruch. Überhöhung, Demütigung, Überhebung: ein extremer Spannungsbereich. Ohne Überhöhung fiele er weg, nein, fällt er weg. Also weniger Lust, statt dessen mehr oder minder beruhigte, stillsetzende Norm. Was gesellschaftlich derzeit opportun ist. Im selben Maß aber drängen die Undergrounds herauf. Denn wo Gefahr ist, >>>> Hölderlin (Denn wo Gefahr ist, ist Hölderlin auch.) Man macht sich keine Vorstellung, wie verloren manche Menschen in ihre Sehnsüchte sind und wie erlöst, wenn sie ihnen einmal erfüllt werden (wie furchtbar, andererseits, die Ersatzhandlungen würden, würden sie es niemals – etwas, das die gesamte Prostitutionsdiskussion ebenfalls unterschlägt: die Wi(e)derkehr des Verdrängten. Man könnte von einer absichtlichen Verbrechensbewirkung sprechen).
Den Spannungsbereich deutet >>>> der Dithyrambos an: die sich schließlich extrem Entblößende führt, und der Aeropag erstarrt. Was nichts anderes bedeutet, als daß seine längst vorhandene Erstarrung einfach nur sichtbar wird. Das Sichentblößen bewirkt die Entblößung der Betrachter. Eben diese Doppelbindung, bzw. der Wechselwirkungsprozeß soll ausgehebelt werden. Darum will die gegenwärtige Moralpolitik Komplexitäten unsichtbar machen. Wogegen es sich wirklich nur mit innerem Feuer vorgehen läßt; Pragmatismus versagt daran. Ohnedies mag er zwar das Leben, wie man so sagt, „einfacher“ machen, was kommod meint, aber er beraubt uns um die großen Räusche, um die Extasen: kurz: flacht die mögliche Fülle.
Weil nun jeder Rausch tags darauf den Kater kennt, den ein guter Rausch immer aber wert ist, wird in den Brüsten der Béart auf den zweiten Dithyrambos (der erste ist >>>> Angelina Jolie gewidmet), eine „Klage“ folgen. Nur bin ich mir unsicher in ihrer Benennung. An sich hieße ich sie gerne >>>> ein Lamento, doch hat der Begriff im Deutschen einen unguten Bedeutungshof, im Sinn von (ständig) lamentieren; in der Mehrzahl, lamentationes, ist das interessanterweise nicht so. Jedenfalls ist ein jammernder Ton unbedingt zu vemeiden, weil die von mir geführte Klage zugleich ein J‘accuse! sein muß, Anklage. Die hat ebenfalls con fuoco geführt zu werden.
[Frank Bridge, Zweites Steichquartett c-moll.]
g.emiks ODER Wer kann das von sich schon sagen? Einen >>>> persönlichen Gegen-Blog zu haben? Ich muß Herrn? g.emiks einst etwas Furchtbares angetan haben. Wenn er ein Mann war?, wahrscheinlich was mit Frauen. Neun lange Schwangerschaftsmonate hat er das Ding eben nicht ausgetragen, um nämlich schließlich gar nichts zu gebären. Dabei hätt er als Mann doch wissen können, daß das nicht geht.