Dear Joseph (X), …

… dem Leben Winkel geben (to give angles). Sich hineinfallen lassen. Nicht die Treffer zählen. Denn sie helfen keinem. Mal sich selbst Achill sein in der Arena. Auch das kann sie. Sie wäre bestimmt eine gute Gladiatorin gewesen, meinst du nicht? Vielleicht war sie das sogar. Irgendwann. Zu einer anderen Zeit.

Sich verlieben ist leicht. Und Variationen der Liebe gibt es viele.

Die Liebe hingegen ist: Überlassenheit. Zu Boden geworfen hat sie mich schon einmal, diese Bastardin. Hing über mir mit ihrem wunderschönen wilden Gesicht. Aber über sie zu schreiben, heißt für mich, auch rote Arbeit an mir selbst zu verrichten. Ich kann allenfalls sagen, ich würde es nicht mit ihr aufnehmen. Nicht gegen sie kämpfen. Zu keiner Zeit! Denn wenn sie es will, fällt sie dich an. Beißt dich vielleicht. Sie lässt auch wieder los. Und zwar erst dann, wann sie es will. Alle Wehr währenddessen: ist nur unnötiges Gezappel, Joseph. Da kann die Menge johlen, Beifall klatschen, oder es kann Blütenblätter regnen. Gegen sie kommt auch eine Amazone nicht an. Vielleicht: die letzte Un(v)ermessenheit, die ich noch an ihr entdecken kann.

Seinen Menschen einmal ablegen können, war und ist für mich, wenn ich die Augen schließe, genau diese Überlassenheit. Die Hingabe von sich selbst an den anderen. Die Amazone müsste dann gehen. Das tut sie auch. –Bin ja ich. Sie ist mein Überlebensmensch. Und gleichzeitig meine Schwäche. Ein Konstrukt. Das weiß ich. Deswegen nimmt sie mich mit Humor. Das rettet mich. Und Freundschaft. Nichts anderes als das.

… jetzt habe ich dir die Liebe erklärt. Verzeih´ mir, Joseph!

Deine Häsin.