Von halb bis halb zwölf die Hörstück-Nachaufnahme mit Kavita Chohan im ARD Hauptstadtstudio; wir werde b e i d e noch einmal sprechen, ich also mit, weil die Redakteurin auch bei mir Einwände hatte: zu pathetisch, hieß es. Da ich nun sowieso das ganze Stück revidieren mußte und muß, werde ich mich um Nüchternheit bemühen; im Zweifel kann ich immer noch die vorherigen Aufnahmen hinzuziehen.
Nach dem Studio ins Reisebüro, weil es im Netz nicht möglich war, für meinen fünfzehnjährigen Sohn einen Parisflug zu buchen; stets hieß es: keine Minderjährigen. Dabei hatte ich gestern ein ausgesprochenes Schnäppchen gefunden. Er wird in etwas mehr als zwei Wochen in einer französischen Gastfamilie sein; zum „Schnuppern“: Wir möchten ihn in diesem Jahr gern für ein halbes Schuljahr auf eine Pariser Waldorfschule geben, vielleicht auch für ein ganzes.
Und wiederum nach dem Reisebüro zu >>>> Schlinkert, der zu einem kleinen Brunch geladen hat. Allerdings werde ich mir den Alkohol versagen, weil ich auf jeden Fall heute zum Training will. Es fuchst mich, daß ich trotz des doch nun wirklich vielen Sports die blöden Speckrollen nicht von den Hüften kriege; nach dem 7.2. werde ich den Rest des Februars hart durchgreifen: so gut wie Kohlehydrate (ach, kein Brot backen dann!), aber viel Eiweiß, schon morgens Fleisch, mittags Salat, ab abends ga nichts mehr essen. Alkohol fällt in der Zeit sowieso flach. Das wär doch gelacht, wenn ich das alles nicht hinbekäme. Ist, was ich will, erreicht, selbstverständlich wieder schlemmen wie vorher; nein, ich habe nicht vor, den Genuß aus meinem Leben zu bannen.
Später am Tag gleich wieder ans Hörstück: die Aufnahme schneiden und vielleicht auch schon etwas an die Montage gehen. Den schon entworfenen, etwa halb fertigen dreiunddreißigsten Triestbrief stelle ich nunmehr zurück, bis das Stück fertig und auch vom Sender abgenommen ist, so daß ich dieses Projekt endlich abhaken kann.
Habe geträumt, ich und nicht der Briefautor, hätte an die Sìdhe geschrieben und den Betreff „Chirurgen“ genannt, hätte von drei Fotografien geschrieben, die ich ausdrucken ließ, um sie aufzustellen. Die Helligkeit, als ich aufwachte, paßte dazu sehr gut: Schnee ist gefallen und liegen geblieben. Die Bäume auf dem Hinterhof sehen nach einem kleinen Märchenwald aus:
Und die Dächer, alle, sind weiß.
Wenn ich zwar des Hörstücks wegen momentan an dem Roman nicht weiterschreiben darf, bleibt mein Unbewußtes doch offenbar tief in ihm drin.
Erstaunlich ist, wie sehr die meisten Menschen (auch die meisten Ärzte) die Rolle von Sport für die Gewichtsreduktion nach wie vor überschätzen. Vor allem kurzfristiges (von diffuser Panik, ja, Dysmorphophobie) geschürtes Intensivtraining kann zunächst wohl sogar zu einer Gewichtszunahe führen (Aufbau von Muskelmasse, Einlagerungen von Flüssigkeit etc.). Unbestritten sei natürlich die Funktion von körperlicher Bewegung als mildes Universalheil- und -vorsorgemittel bei kardiovaskulären Erkrankungen, die ja mittlerweile auch so gut wie jeden betreffen und an denen die meisten sogar sterben. Aber der heutige Bewegungsfetisch scheint mir vor allem symptomatisch zu sein für eine Gesellschaft, in der Leistung (bzw. ein verfehlter Begriff davon) und Konsum (als das Gegenteil von wie auch immer gearteter Trägheit) geradezu ethischen Prinzipien gleichkommen, während jegliche Formen des Verzichts (im weitesten Sinne: von Diäten) immer mehr aus dem kollektiven Gedächtnis zu weichen drohen. Das beste Mittel zur Gewichtsreduktion ist und bleibt erwiesenermaßen die Diät (sogar als das grundlegende Prinzip für operative Eingriffe am Gastrointestinaltrakt bei der Behandlung von schwerer Adipositas). Insofern sind Sie mit Ihren Vorsätzen m.E. auf dem richtigen Weg!