Arbeitswohnung, 9.11 Uhr
Lesen, Liebste.
Ein Kollege schickte mir zur Durchsicht einen Essay, an den er mir Fragen stellen möchte. Vorher aber die letzten 53 Seiten >>>> Witzel, dessen Frankfurtmainer Lesung übrigens sehr gut verlaufen sei. Ich wäre gerne dabeigewesen. Immerhin, er wird im Studio LCB auftreten. Vom >>>> Literarischen Colloquium direkt bekam auch ich gestern Nachricht: Man möchte dort die Berliner Premiere des >>>> Traumschiffs haben. Es geht nun nur noch um den Termin. Mit dem Traumschiff werde „alles“ sich ändern, sagen die Freunde, sagen auch – soweit sie diesen Text kennen – Bekannte. Dennoch, ich zweifle. Das liegt auch an den kleinen Verletzungen, die man über die Jahre einstecken muß, Mißachtungen dessen, was man erarbeitet hat. So die Kritik – ich stelle sie >>>> dort unter der Veranstaltungsanzeige ein – auf die Frankfurtmainer Lesung, die ich mit Dath und Popp hatte. Man erwähnt mich quasi nebenbei; kein Wort von der Kraft des >>>> Wolpertingers, seiner Geschöpfe, ihrer Lebendigkeit. Als wär das alles nicht. Zweifellos war Daths Text grandios; den erzählerischen Teil bestritt aber ich – was der Applaus sehr deutlich reflektiert hat. An dem Herrn Scholz ist das offenbar merklos vorübergegangen; er braucht konsensfähige Namen, um sich zu begeistern, braucht ein Label. Weshalb er sogar übersieht, was die Protagonisten sahen.
Aber ich kenne das eben schon, kenne es zum Abwinken und bis in den Abkotz. Es verletzt dennoch; kleine unentwegte Stiche, die einen schließlich verrückt machen können. An sich dürfte man kein Wort darüber verlieren, derart banal ist es. Aber man müßte dann empfindungslos sein, so geworden, wie es so viele andere, eben auch dieser, offenbar wurden. Damit ginge einem aber der Kunstgrund verloren.
Doch ja, Du hast recht: Ich bin nicht der erste, dem es widerfährt, so etwas, unausgesetzt, und ich bin nicht der einzige. Nur daß niemandem von uns dieses Wissen hilft. Wie ich vorhin schon >>>> dort notierte, mit Marx, kommt‘s darauf an, nicht nur, wie er schrieb, die Welt zu verändern, sondern die poetische und die reale Welt ineinander zu vermitteln: σύνθεσις. Es gibt eine konkrete Realität des Imginären; wir merken’s stets an den Folgen – indem sie Materialisierungen sind.
Ein Kollege schickte mir zur Durchsicht einen Essay, an den er mir Fragen stellen möchte. Vorher aber die letzten 53 Seiten >>>> Witzel, dessen Frankfurtmainer Lesung übrigens sehr gut verlaufen sei. Ich wäre gerne dabeigewesen. Immerhin, er wird im Studio LCB auftreten. Vom >>>> Literarischen Colloquium direkt bekam auch ich gestern Nachricht: Man möchte dort die Berliner Premiere des >>>> Traumschiffs haben. Es geht nun nur noch um den Termin. Mit dem Traumschiff werde „alles“ sich ändern, sagen die Freunde, sagen auch – soweit sie diesen Text kennen – Bekannte. Dennoch, ich zweifle. Das liegt auch an den kleinen Verletzungen, die man über die Jahre einstecken muß, Mißachtungen dessen, was man erarbeitet hat. So die Kritik – ich stelle sie >>>> dort unter der Veranstaltungsanzeige ein – auf die Frankfurtmainer Lesung, die ich mit Dath und Popp hatte. Man erwähnt mich quasi nebenbei; kein Wort von der Kraft des >>>> Wolpertingers, seiner Geschöpfe, ihrer Lebendigkeit. Als wär das alles nicht. Zweifellos war Daths Text grandios; den erzählerischen Teil bestritt aber ich – was der Applaus sehr deutlich reflektiert hat. An dem Herrn Scholz ist das offenbar merklos vorübergegangen; er braucht konsensfähige Namen, um sich zu begeistern, braucht ein Label. Weshalb er sogar übersieht, was die Protagonisten sahen.
Aber ich kenne das eben schon, kenne es zum Abwinken und bis in den Abkotz. Es verletzt dennoch; kleine unentwegte Stiche, die einen schließlich verrückt machen können. An sich dürfte man kein Wort darüber verlieren, derart banal ist es. Aber man müßte dann empfindungslos sein, so geworden, wie es so viele andere, eben auch dieser, offenbar wurden. Damit ginge einem aber der Kunstgrund verloren.
Doch ja, Du hast recht: Ich bin nicht der erste, dem es widerfährt, so etwas, unausgesetzt, und ich bin nicht der einzige. Nur daß niemandem von uns dieses Wissen hilft. Wie ich vorhin schon >>>> dort notierte, mit Marx, kommt‘s darauf an, nicht nur, wie er schrieb, die Welt zu verändern, sondern die poetische und die reale Welt ineinander zu vermitteln: σύνθεσις. Es gibt eine konkrete Realität des Imginären; wir merken’s stets an den Folgen – indem sie Materialisierungen sind.
Alban
„Diablerien“. Ich habe es mir zueigen gemacht, jeden Festtag nachzulesen, den wir als einen arbeitsfreien Feiertag begehen (fällt für Künstler selbstverständlich aus; schon deshalb muß nachgelesen werden): Nicht den Bezug verlieren, sondern in Kenntnis sein. So eben zu Himmelfahrt; Abgrenzung von des Nazareners österlicher „Auferstehung“, die eine Fahrt ins Unterste ist, Chisti Höllenfahrt eben, zur Himmelfahrt, die eine Erhöhung. Und immer wieder dann lerne ich ein Wort, lerne einen Begriff, lerne eine Legende; in diesem Fall sind es Diablerien, nämlich Auseinandersetzungen Jesu mit dem Teufel, derart konkrete, daß sie in mittelalterlichen Prozessionsspielen für derb humoristische Einlagen sorgten. Ich sehe das Dorf, die Bühne auf dem Schaustellerwagen und davor die Johlenden, die sich über den und/oder die verzweifelten Teufel amüsieren. – Dies hat mir den Tag eben bunt gemacht.
(Eine Gedichtserie Diablerien nennen?)