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ANH, 29.8.2015
Amelia/Tr.
ANH, 29.8.2015
Amelia/Tr.
Das Literarische Weblog, gegründet 2003/04 von den Fiktionären.<BR>Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop.
Siehe
Herbst hat sich in der letzten Zeit hinsichtlich realpolitischer Themata zurück, um nicht zu sagen spröde gehalten. Dass er jetzt hineingezogen wird kann für ihn kein illiteratisches Hemmnis sein. Denn der agonale Charakter dieses Dichters giert gewissermassen nach solchen Herausforderungen. Man denkt an die Physik des Gasdruckes: mit dssen Steigerung erhöht sich der Gegenstück direkt proportional.
@tom Ich habe mich keineswegs zurückgehalten; gerade die Einträge der letzten Tage waren ausgesprochen deutlich. Parallel hing ich aber in der Beschäftigung mit Pound, und es war keine (für mich) durchaus angenehme; immer wieder mußte ich bei der Lektüre eigene Positionen überdenken, mußte mich auch fragen, was einen solchen Geist dem Faschismus zutrieb, oder besser: zuwedelte, mußte an Benn denken, mußte mir Fragen stellen, die ich mir nicht stellen wollte usw. Die „Dinge“ sind schrecklich kompliziert; ich mußte realisieren, daß, was ich selbst immer schrieb, mehr Realitäts“wert“ hat, als ich mir eingestehen wollte. Mußte dazu einen miesen Angriff der ZEIT verarbeiten (mehr dazu wahrscheinlich morgen), eine Art Diffamierung – es ist echt nicht leicht, als Einzelperson mit diesem Bashing klarzukommen (ökonomisch unabgesichert)… aber mit dem Gasdruck haben Sie recht: Solange ich nicht aufgebe, einfach ablasse und gehe, so lange wird mein Gegendruck größer. Es fragt sich, wer mehr Kraft, innere ich, äußere andere, hat. Ich frage mich. Mit vierzig war es nicht so schwer.
@tom (2). Ich fürchte, Sie haben recht. Ich habe nachdenken, vor allem erstmal nachschlagen müssen („agonal“). Sie haben recht, aber ich habe das nicht gewollt, nicht gewünscht, geschweige ersehnt. Ich wollte angenommen sein, möchte es noch immer, aber nicht um den Preis einer Unterwerfung, sondern als pares inter pares. Dies ist mein Ideal und meine Wunschfigur.
Es wurde mir nicht zuteil. Ich will (und werde) mich einer Hierarchie nicht beugen, will (und habe es immer wieder getan) anerkennen, will aber auch für meine Leistung anerkannt sein. Daß ich dies offen schreibe, gilt bereits als Skandal (wiewohl es Banalwissen ist). Ich will den Schein nicht mitscheinen, mir geht es um das Innerste (oder um ein Innerstes – um das, was wir nicht auch verkaufen würden, wenn der Preis nur gut genug ist). Damit bin ich zu einem Skandalon geworden, einem auch ganz persönlichen (meine Bücher liest eh kaum jemand). Genau das hat mich „agonal“ werden lassen; man kann fast von Nötigung sprechen. Ich lege jetzt immer die Hand auf die Wunde und sage: Da ist sie. Und die Welt sagt: Aber das ist doch alles heil. Damit sie mit den Schröders (oder Merkels, oder Obamas, völlig einerlei) auf deren Kosten Schnittchen futtern darf (und sich dennoch kritisch dünken).
Aber imgrunde wollte ich nichts als dazugehören, einfach nur in meiner Arbeit und meinem Sein so, wie ich bin, anerkannt sein und in die Arme genommen. Das ist alles.
Es ist docht schon wesentlich in Ihrem Werk begründet, das sich der Ueberantwortung an den Markt als schiere Handelsware per Definitionem sperrt und widersetzt. Dass Sie daran fest halten und Ihr Talent nicht zur Beliebigkeit verwenden….. ist ein schwerer Herkulesdienst.
Schiller ist am frühen Morgen der Beendigung seines Wallenstein in Ansehung der ungeheuren Größe dieses Werkes physisch zusammengebrochen. Ab einem bestimmten Moment wird einem das Werk auch zum Schicksal.
Waren Sie dabei, als Schiller zusammengebrochen? Vielleicht lags auch an den faulen Äpfeln, die er immerzu aß?
lachend @Goethes Torwarthandschuh (dem linken): Gegessen hat er sie wohl nicht, aber oft dran geschnuppert. Ina Seidel wiederum habe zur Inspiration einen alten Strumpf gebraucht, der auf der Heizung lag.
Ich vertraue da den zwischen Jena und Weimar oszillierenden Quellen. Vertrauen ist die Strategie mit der grösseren Reichweite.
@tom Du mußte nur die Laufrichtung ändern, sagte die Katze.